Beitrag
Mo., 05.03.2018, 18:44
Das was Du da - in Deinem ersten Post an mich von den vielen - beschreibst Stern ist aber so in keinster Weise neu. Das praktizieren Pädagogen schon seit Ewigkeiten so.
Bisher wurden dafür nur keine "Bezeichnungen" verboten oder Regeln im Sinne von "Du darfst nur alle oder keinen aus der Klasse zu Dir nach Hause einladen wenn Du Geburtstag hast" aufgestellt. Die Kinder wurden einfach auf unterschiedlichste Weise angeregt ihren Aktionsradius in Richtung anderer Kinder zu erweitern und sich allen Kindern gegenüber kameradschaftlich zu verhalten. Es gab sogar "Zeugnisanmerkungen" zum "Sozialverhalten". Das, was neu ist, ist diese "Wortpolizei" und der Eingriff in die Privatsphäre der Kinder. Und das braucht es einfach nicht um dieses Ziel - einen erweiterten Aktionsradius - zu erreichen. Wenn Du den Doppelpack mal "trennen" möchtest musst Du ihn auch nicht "in der Schule komplett zerschneiden" sondern es reicht wenn Du die beiden besten Freunde immer wieder mal unterschiedlichen Teams oder Gruppen zuteilst. Zumal auch ein Doppelpack nach außen nicht hermetisch verriegelt sein muss.
Meine beste Freundin und ich waren in der 8ten und 9ten Klasse zB. auch nicht "allein" zu haben innerhalb der Schule, trotzdem hatte wir guten Kontakt zum Rest der Klasse und zu anderen Kindern/Jugendlichen. Bei Kindern/Jugendlichen in dem Alter ist das einfach auch was, was die eigene Identität stärkt. So haben wir zB. phasenweise fast identische Klamotten getragen (ich hatte den Pullover halt mit V-Ausschnitt, sie mit Rundhals), hatten ähnliche Frisuren, teilten uns ein Ohrringpaar usw. usf., das war einfach eine Phase die sich von selbst wieder gelegt hat. Und wir waren auch bei weitem nicht die einzigen bei denen das so war und es ging nicht zu Lasten des Wir-Gefühls der Klasse und hat auch nicht dazu geführt dass wir uns "abgeriegelt" hätten. Diejenigen die eher Außenseiter waren (so richtig krasse Außenseiter gab es bei uns nicht) dass waren jene Mitschülerinnen die kaum an "privat" veranstalteten Aktionen teilnahmen oder gar nicht. So haben wir zB. häufiger Grillfeiern mit Übernachtung und so gemacht und das hat natürlich noch mal "zusätzlich" den Klassenverband gestärkt (aufgrund der gemeinsamen privaten Erlebnisse), zu diesen Grillfeiern kamen aber nicht alle, obwohl alle ausdrücklich eingeladen waren und wir sie sogar regelmässig zu überreden versuchten. Manche wohl, weil sie nicht durften, manche wohl, weil sie keine Lust dazu hatten. Das hat aber auch zu keinem Ausschluss aus dem Klassenverband geführt bei uns, es wird sich aber schon ein wenig "ausgegrenzt" angefühlt haben für diejenigen die nicht dabei waren, weil eben nicht mitgeredet werden konnte bei gewissen Themen weil sie nicht dabei waren. Dafür konnten wir aber nix da wir niemanden ausgegrenzt haben und jeder willkommen war. Zumal es ja jetzt auch nicht so wild ist, wenn man nicht bei allem dabei ist. Kann man sich ja auch erzählen lassen, wenn man möchte.
Nach den Vorgaben des "Experiments" hätten wir diese Sachen aber wahrscheinlich gar nicht veranstalten dürfen, weil nicht alle dran teilgenommen haben sondern nur 90%... Und ich glaube wenn das so gewesen wäre, dann wären wir sauer geworden auf die, die nicht mitmachen wollten oder durften. Denn an denen wäre es dann ja sozusagen "gescheitert".
Diese tollen "Gleichstellungsgedanken" hätten also Konflikte zwischen uns eher befeuert und nicht für stärkere Integration gesorgt.