Wie geht es nach einer Gesprächstherapie weiter

Kliniken u.a. in Deutschland (keine generellen Fragen)
Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Do., 28.09.2017, 14:14

isabe hat geschrieben: Do., 28.09.2017, 14:06 Wie gesagt: War nur ein Tip an Baerchen.
Da braucht man ja echt noch ein Schauspielstudium vorneweg. :lol: Ich frage mich gerade wie man telefonisch Desinteresse zeigt ohne das direkt aufgelegt wird.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Werbung


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Do., 28.09.2017, 14:22

Ja, das ist in der Tat nicht so einfach. Aber letztlich sind die meisten Menschen wohl grundsätzlich auf mehreren Ebenen ansprechbar und aktiv unterwegs. Manchmal schiebt man den Verstand vor und manchmal das Gefühl. Manchmal weiß man vorher, welche Ebene gefragt ist: Wenn ich mich auf einen Job bewerbe, nützt es nichts, dem Chef zu sagen: "Ich brauche den Job, weil mich ja sonst niemand nimmt". Du hast den Zweifel vielleicht trotzdem in dir, aber du darfst ihn nicht zeigen.

Beim Therapeuten wird es tricky, weil einerseits Offenheit erwünscht ist, andererseits sind das auch nur Menschen mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Narzissmus. Da spielen viele Faktoren rein (Ausnahmen werden Ersttherapien bei Junggemüse sein), und es wird abgewogen: "Wenn ich die Alte als Patientin nehme, wie viel Erfolg bringt mir das?" (vereinfacht gesagt und NICHT auf jeden so zutreffend). Es wäre töricht, diese Faktoren zu leugnen.

Natürlich rate ich Baerchen nicht, deshalb zu lügen und auf "erfolgreicher Jungakademiker" zu machen; aber es wäre sicher nicht wirklich erfolgversprechend, dem Therapeuten in den Probesitzungen zu erzählen, wie bedürftig man ist.

Ich spreche, wie gesagt, weniger von meiner Therapie (da hatte ich wirklich Glück), sondern davon, was man registriert, wenn man sich aufmerksam umschaut...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Baerchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 34
Beiträge: 1065

Beitrag Do., 28.09.2017, 14:22

danke für deinen rat, isabe.

ich habe letztens ein paar therapeuten eine email gesendet, als anfrage wegen eines erstgespräches.

auf jedenfall fasste ich in der email neben der anfrage auch kurz meine seelischen schwierigkeiten zusammen, was ich mittlerweile bereue.

mich schrieb ein therapeut an, dass er einerseits zurzeit keine therapieplätze frei hat, mir aber etwas auf dem weg geben will. und zwar meinte er, dass es vielleicht besser ist, wenn ich meine email mit der zusammenfassung kürzer darstelle und weniger ausdrücke, wie verzweifelt ich bin. dann meinte er auch, dass er mich damit nicht kränken will, dass es nur als gut gemeinter rat gemeint ist.

finde es sehr nett, dass er sich die mühe machte und mir das mitteilte.

nur ich selbst verstehe es nicht, dass ich als patient nicht ausdrücken darf, dass es mir gerade sehr schlecht geht, ich dachte, darin sind therapeuten ausgebildet.

sicher, therapeuten sind auch nur menschen, aber suche sie ja nicht, weil es mir gut geht.

verstehe auch, dass es vielleicht wirkt, als würde ich mit der langen email mit der türe ins haus fallen, aber es ist für mich ein rätsel, weshalb ich nicht erklären darf, wie verzweifelt ich bin.
Zuletzt geändert von Baerchen am Do., 28.09.2017, 14:26, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Baerchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 34
Beiträge: 1065

Beitrag Do., 28.09.2017, 14:26

vermute bei mir ein bestimmtes seelisches krankheitsbild, das heißt, ich finde mich in einem sehr wieder.
und bei dem krankheitsbild ist es wirklich der fall, dass es passieren kann, dass genau deshalb nicht jeder theraepeut mit mir arbeiten will.

Werbung


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Do., 28.09.2017, 14:34

Da hat der Therapeut in etwa, denke ich, dasselbe gemeint wie ich: Es schreckt Menschen ganz automatisch ab, wenn man so an sie herantritt, dass man am liebsten sofort emotional dort einziehen möchte. Ich bin damals quasi als Therapieobdachlose zu meinem jetzigen Therapeuten gekommen, und er hat mich damit so angenommen. Ich halte das aber für eine Ausnahme bzw. einen Zufall (den es bei dir natürlich auch geben kann). Ich hatte damals noch so viel Restvertrauen in die Institution der Psychotherapie. Heute kann ich das niemandem mehr raten, weil sich kaum ein Therapeut "so jemanden" ans Bein binden will (das fängt beim Misstrauen des Patienten an, bei seiner Angst vor dem Verlassenwerden, bei eventuellen Zweifeln des Therapeuten ("wieso hat es beim Kollegen nicht geklappt? Lag es doch an der Patientin?"), und es geht weiter bei der Antragstellung, auf die es früher oder später hinauslaufen wird).

Wenn also ein Therapeut überhaupt Interesse an deinem Fall entwickeln soll, dann wird er das nur tun, wenn du eine gewisse "Neugier" wecken kannst; sobald er das Gefühl hat, du willst "jetzt aber" noch mehr als vorher, wird er zurückschrecken; das ist menschlich.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Do., 28.09.2017, 14:40

isabe hat geschrieben: Do., 28.09.2017, 14:22 Beim Therapeuten wird es tricky, weil einerseits Offenheit erwünscht ist, andererseits sind das auch nur Menschen mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Narzissmus. Da spielen viele Faktoren rein (Ausnahmen werden Ersttherapien bei Junggemüse sein), und es wird abgewogen: "Wenn ich die Alte als Patientin nehme, wie viel Erfolg bringt mir das?" (vereinfacht gesagt und NICHT auf jeden so zutreffend). Es wäre töricht, diese Faktoren zu leugnen.
Da werde ich mal drauf achten, wenn ich nach einer Therapie suche. Momentan tue ich es mal wieder nicht. Oder meinst du das jetzt auf Analytiker bezogen? Da hätte es bei mir zweimal auf Anhieb geklappt. Allerdings war ich da auch studierend. :lol:

Ansonsten: Nee, ich schreibe in Sachen Therapie nie Mails. Da bin ich wohl auch schon zu neugierig auf die Stimme und lege auf, wenn mir das schon nicht paßt.

Und Diagnosen würde ich selber auch nie aufstellen und damit zum Therapeuten gehen. Der fragt sich dann noch warum er dich therapieren soll Bärchen. Ist dir denn die Fugue nicht schon ausreichend genug? Ist doch schon schlimm genug, wenn man immer schlafen muß!

LG candle
Now I know how the bunny runs! Bild


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Do., 28.09.2017, 14:46

Wenn eine lange Pause zwischen den Therapien ist, ist es sicher leichter, als wenn man "frisch verwitwet" ist. Du trittst dann ja nicht als "Gescheiterte" auf ;)

Außerdem bist du ja jemand, wenn ich nicht irre, für den es in der Therapie nicht so sehr um die Bindung zum Therapeuten geht; dann "reicht es", wenn du einfach du selbst bist. Ansonsten gilt, grob gesagt: "Wenn du nicht verlassen werden willst, tu so, als würde dir das Ende nichts ausmachen" - wie gesagt: ist alles menschlich; ist vielleicht einfach nur ein bisschen tragisch. Letztlich tut man sich damit aber auch selbst was Gutes, wenn man sich nicht so reinhängt, weil man dann auch die eigenen erwachsenen Anteile in sich spürt.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Baerchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 34
Beiträge: 1065

Beitrag Do., 28.09.2017, 14:48

fühle mich jetzt nur seltsam, einerseits habe ich in meiner analytischen therapie erfahren, dass ich frei heraus sprechen darf, wie es mir geht und was mich beschäftigt, mache dann aber auch die erfahrung, dass andere therapeuten mich ablehnen, wenn ich ehrlich bin.

das manche menschen mich und meine zum teil sehr schwer verständlichen anteile (nenne es einfach mal anteile) ablehnen, verstehe ich, meine auf der zwischenmenschlichen ebene.

aber nicht, wenn ein therapeut mich ablehnt und es mir nicht erklärt.

wenn er mich ablehnt, weil er erkennt, dass ich beispielsweise nicht in sein fachbereich falle, habe ich dafür verständnis. finde ich auch sehr fair, wenn er mir das ehrlich mitteilt, dass er mir wahrscheinlich nicht helfen kann und will.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Baerchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 34
Beiträge: 1065

Beitrag Do., 28.09.2017, 14:57

generell sehne ich mich danach, dass ein patient einen termin zum erstgespräch ausmachen kann und da alles ansprechen darf, was in ihm ist und genau die erfahrung durfte ich in meiner letzten therapie machen.

aber die erfahrung kann ich nicht bei jedem therapeuten machen und mich erschreckt das gerade.


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Do., 28.09.2017, 15:01

Ein Therapeut ist einfach nur ein Mensch, bevor er mit dir arbeitet. Und auch später, wenn ihr angefangen habt, bleibt er das. Nur MUSS er da seine eigene Unlust usw. reflektieren. Wenn ihr noch keine Beziehung habt, kann er sich vorher frei entscheiden, dich abzulehnen.

Ich hatte in laufender Therapie 2x so was wie "Supervision" in Anspruch genommen: Einmal ging es mir relativ gut dabei und ich strahlte offenbar so was wie "Erotik" (sagte der Therapeut) aus. Er lobte meine Ressourcen und Fähigkeiten und - auch wenn eine Therapie bei ihm nicht zur Debatte stand - sah unheimlich viel Potential in mir für analytische / therapeutische Arbeit (obwohl ich schon längst keine Jungfrau mehr war). Ein anderes Mal ging es mir schlecht, und ich bekam zu hören, dass es ja nun auch mal gut sein müsse und dass bei manchen Leuten Therapie halt nicht hilft und ob ich nicht stattdessen mein Übergewicht reduzieren wollte und Psychopharmaka schlucken möchte (beides waren Lehranalytiker).

Ich kann ziemlich sicher behaupten, noch immer dieselbe zu sein - nur war ich einmal offenbar optimistisch unterwegs und einmal niedergeschlagen (wie gesagt: Ich wollte bei denen keine Therapie machen, sondern nur wissen, wie es überhaupt weitergehen könnte).

Ich hab mir dann gedacht, dass ich erstens am besten selbst weiß, wer ich bin und was ich brauche und dass jemand, so angesehen er auch sei, der mich kaum kennt, das nicht beurteilen KANN. Und dass es zweitens einen immensen Unterschied macht, ob man sich bereits in einer ausreichend guten Beziehung zum Therapeuten befindet oder ob man sich bei einem neuen Therapeuten vorstellt. Der Therapeut, der den Patienten kennt, wird Krisen mit einem durchstehen und einen idealiter nicht fallenlassen; suchst du aber einen neuen Therapeuten, wird er jemanden wählen, von dem er sich selbst etwas verspricht. Das kann man ungerecht finden; aber es ist so.


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Do., 28.09.2017, 15:02

Ich hab mich gefragt, ob du nicht noch zum Alten Kontakt aufnehmen magst? Ihr habt euch ja nicht einmal verabschiedet. Hat er dir denn gar nichts bedeutet?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Baerchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 34
Beiträge: 1065

Beitrag Do., 28.09.2017, 15:02

mein letzter therapeut hat keine kassenzulassung mehr, kann die stunden nicht selbst finanzieren.
Zuletzt geändert von Baerchen am Do., 28.09.2017, 15:09, insgesamt 1-mal geändert.


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Do., 28.09.2017, 15:09

Wenn für dich das Selbstzahlen vollkommen ausfällt, bleibt dir nur ein Verfahrenswechsel. Oder du wartest zwei Jahre.

Soweit ich weiß (hab ich aber nicht in Anspruch genommen), gibt es Beratungsstellen, die dir ggf. eine Therapieform vorschlagen oder ggf. freie Plätze vermitteln.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15211

Beitrag Do., 28.09.2017, 15:10

isabe hat geschrieben: Do., 28.09.2017, 14:46 tu so, als würde dir das Ende nichts ausmachen"
Komisch, gerade DAS hatte ein Therapeut mal moniert, dass mir das Ende nicht viel ausmachte. Das war jetzt aber kein Thema in der Therapie, das wurde erst festgestellt als er so richtig Abschied "feiern" wollte in der letzten Sitzung.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Do., 28.09.2017, 15:12

Eben: Das hat er moniert; aber nur, weil du das nicht wolltest... Hättest du ihm jahrelang erzählt, wie groß deine Angst vor dem Ende ist, hätte er ziemlich sicher den Abschied nicht feiern wollen - jedenfalls nicht in deiner Gegenwart ;)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag