Wenn Therapeuten 'Ich mag Sie' und Ähnliches sagen...

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RoboCat
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Beitrag Do., 01.06.2017, 09:35

Ta_Ra hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 09:25
Wenn ichs richtig verstanden habe, bist du erst am Anfang der Therapie mit dieser Therapeutin, oder?
Dann gibts ja da durchaus noch Entwicklungspotential.
Hallo Ta_Ra,

nein, das ist leider nicht der Fall. Es sind aber noch genügend Stunden bis etwa Ende des Jahres vorhanden. Also ein bisschen was kann man schon noch machen, denke ich.

Du fragtest, was ich gut annehmen könnte. Nun, ein ehrlich gemeintes, authentisches Kompliment könnte ich gut annehmen, oder eine ergänzende Erläuterung zur tollen Frau. Diese schlug ja bereits fehl und ich denke eben, dass sie dafür halt auch einfach kein Händchen hat und das nicht so auf die Reihe bekommt, was sie mal in einem Lehrbuch als hilfreich für den Patienten gelesen hat (meine Vermutung).

Über Komplimente und Co. haben wie so dezidiert nicht gesprochen bisher, ich werde deine Nachfrage aber mal als Anlass nehmen, es zu einem Thema zu machen. Danke dir! :)
:axt:

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candle.
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Beitrag Do., 01.06.2017, 09:37

Naja, es ist eben doch nicht so synthetisch. Das ist auch ein Arztbesuch nicht, auch wenn man danach keine Beziehung führt. Es soll ja im Außen helfen. Tut rs das? Es nützt ja wirklich nichts, wenn du außerhalb von Therapie die Erfahrungen nicht machst, damit sie sich positiv intensivieren. Bzw. wenn in dir im Leben das Mißtrauen bleibt?

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Ta_Ra
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Beitrag Do., 01.06.2017, 09:46

Die Aussage "ich liebe Sie, aber nicht so sehr, wie Sie sich das erhoffen" finde ich sehr übergriffig wenn sie so quasi aus dem nichts kommt - und die hat m.M. nichts in der Therapie verloren.

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ephraima
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Beitrag Do., 01.06.2017, 09:49

RoboCat hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 09:29 Hallo ephraima,

Nun ja. Er liebt dich!!!

(Aber nicht, so wie du dir das erhoffst). Wie denkst du darüber? War das für dich eine ehrliche, authentische Aussage? Oder eben eine rein therapeutische?

Mir geht es mit meinem Beitrag auch darum, die Wahrhaftigkeit von Komplimenten, Lob und Sympathiebekundungen abzuklopfen, wenn sie im Rahmen einer Therapie stattfinden. Komplimente (bezogen zB auf das Fortkommen innerhalb der Therapie) finde ich total okay und hilfreich. Aber Sympathiebekundungen? Oder gar Liebesbekundungen?
Liebe RoboCat,

ich hab das ja oben schon einmal ausfürlicher geschrieben: mir geht es genau umgekehrt. Komplimente als wertende Äusserungen finde ich problematisch. Bekundungen der Zuneigung (oder auch Wut) an richtiger Stelle geäussert, als wichtig für den Therapieprozess.

Für mich war das authentisch. Ich hab auch mal gesagt, ich hätte die Fantasie, dass er vor unseren Terminen im Kreis läuft und hofft, dass ich nicht komme, weil es eine Weile sehr schwer war. Und er: "es ist wirklich schwierig mit Ihnen gerade, ja."

Ich habe mitgenommen, dass ich auf Ehrlichkeit bauen kann bei ihm, und, dass er weiss, wann etwas gesagt werden muss. Sozusagen "ausreichend gut" im Sinne einer Elternliebe. Auch wenn dass mit erotischer (das Wort mag ich nicht) Liebe vermischt ist, meinerseits, vielleicht auch mal seinerseits. Aber ich kenne solche Therapiegespräche auch, in denen man sich eben verarscht vorkommt, weil es gestelzt wirkt. Ich denke, dass muss man eine Weile beobachten und dann seinem eigenen Gefühl vertrauen. Aber wenn da hin und wieder eine künstliche Reaktion dazwischen ist, wäre das ja auch verzeihlich. In meinem Job muss ich auch manchmal Pflicht wählen statt Kür. Mich hat das mal gekränkt als ich den Eindruck hatte, da kommt ne Lehrbuchfloskel. Aber auch das war dann ein spitzen Thema zum Reden. :)

Das alles war sehr wertvoll für mich und da hab ich daraus lernen dürfen.

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RoboCat
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Beitrag Do., 01.06.2017, 10:48

Danke für deine Erklärung, ephraima!

Ich merke anhand deiner Ausführungen, dass die therapueitsche Situation in einer Analyse auch noch mal eine ganz andere ist, als in einer TfP. Dass man sich auf erstere *wirklich* vollkommen und ganz einlassen muss, damit sie funktioniert. Inklusive des Zulassens (und womöglich Verbalisierens) erotischer Gedanken zum Therapeuten. Ich könnte das nicht, aber ich habe davor Respekt.

@candle: Ja, du hast vielleicht recht: Letztlich ist es womöglich gar nicht so synthetisch, wie ich das vielleicht "gerne hätte". Tatsächlich habe ich, als ich mich zu dieser Behandlung entschied, die Vorstellung von einem "klinisch reinen Verfahren" gehabt. Also dass da halt einfach nüchtern geschaut wird, was los ist. Meine erste Entäuschung trat diesbezüglich ein, als es hieß, es gebe in erster Linie gar keine konkreten Diagnosen zu stellen (was in der VT wohl noch mal anders ausschaut).

Meine Vermutung ist, dass ich noch immer zu vieles abwehre, was ich lieber einfach mal zulassen sollte. Dann ist es vielleicht einmal peinlich, unangenehm oder was auch immer, aber dann ist es eben auch gut. Hoffentlich gelingt mir das noch.
:axt:


mio
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Beitrag Do., 01.06.2017, 11:11

RoboCat hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 10:48 Meine Vermutung ist, dass ich noch immer zu vieles abwehre, was ich lieber einfach mal zulassen sollte. Dann ist es vielleicht einmal peinlich, unangenehm oder was auch immer, aber dann ist es eben auch gut. Hoffentlich gelingt mir das noch.
Es kann helfen, darüber zu sprechen, dass Du diesen Eindruck hast. Manchmal kommt man so wohin im Gespräch und der Therapeut erhält auch eine wichtige Information, wo sich das "ansetzen" und "dranbleiben" lohnen würde.

Will sagen, sowas geht auch "schleichend" oder durch "die Hintertür" meiner Erfahrung nach. Also falls Du die Vorstellung haben solltest, dass müsse gleich "ganz und gar" funktionieren, dem ist nicht so. Manches geht auch oder vielleicht sogar besser langsam und Stückchenweise. :)

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ephraima
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Beitrag Do., 01.06.2017, 11:39

RoboCat hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 10:48 Danke für deine Erklärung, ephraima!

Ich merke anhand deiner Ausführungen, dass die therapueitsche Situation in einer Analyse auch noch mal eine ganz andere ist, als in einer TfP. Dass man sich auf erstere *wirklich* vollkommen und ganz einlassen muss, damit sie funktioniert. Inklusive des Zulassens (und womöglich Verbalisierens) erotischer Gedanken zum Therapeuten. Ich könnte das nicht, aber ich habe davor Respekt.

@candle: Ja, du hast vielleicht recht: Letztlich ist es womöglich gar nicht so synthetisch, wie ich das vielleicht "gerne hätte". Tatsächlich habe ich, als ich mich zu dieser Behandlung entschied, die Vorstellung von einem "klinisch reinen Verfahren" gehabt. Also dass da halt einfach nüchtern geschaut wird, was los ist. Meine erste Entäuschung trat diesbezüglich ein, als es hieß, es gebe in erster Linie gar keine konkreten Diagnosen zu stellen (was in der VT wohl noch mal anders ausschaut).

Meine Vermutung ist, dass ich noch immer zu vieles abwehre, was ich lieber einfach mal zulassen sollte. Dann ist es vielleicht einmal peinlich, unangenehm oder was auch immer, aber dann ist es eben auch gut. Hoffentlich gelingt mir das noch.
Ich denke, das ist in einer TfP ganz ähnlich - der Faktor ist doch eher die Zeit, da eine PA viel länger angesetzt ist, ist viel mehr Zeit, so ein Vertrauen herzustellen. Aber grunsätzlich sehe ich da keinen Unterschied.

Ein Kompliment kommt einem ja gerne weniger persönich vor. Aber das kann sehr grenzverletztend sein. Nach dem Motto: "Nein, Frau Müller, sie sind nicht dumm, Sie sind sogar sehr hübsch!" :)


Ta_Ra
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Beitrag Do., 01.06.2017, 11:41

RoboCat hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 09:35 Über Komplimente und Co. haben wie so dezidiert nicht gesprochen bisher, ich werde deine Nachfrage aber mal als Anlass nehmen, es zu einem Thema zu machen. Danke dir! :)
Ja, mach das wirklich mal zum Thema.
Ich glaube nämlich, darin liegt möglicherweise auch der Schlüssel, ob sich diesbezüglich für dich was klären oder auflösen lässt.
Sollte es gelingen, das gut zu besprechen und solltest du dich danach besser "auskennen", glaube ich, wirst du deine restlichen Stunden auch noch gut nutzen können.


mio
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Beitrag Do., 01.06.2017, 11:56

ephraima hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 11:39 Ich denke, das ist in einer TfP ganz ähnlich - der Faktor ist doch eher die Zeit, da eine PA viel länger angesetzt ist, ist viel mehr Zeit, so ein Vertrauen herzustellen. Aber grunsätzlich sehe ich da keinen Unterschied.
Also ich denke schon, dass es da auch einen "technischen" Unterschied gibt. Ich spreche mit meiner Thera da ab und an drüber, gerade wegen dem kürzeren Zeitfaktor und irgendwann meinte ich mal, dass ich befürchte, dass ich da dann gar nix sagen würde. Woraufhin sie nur meinte: Frau mio, da haben sie dann 300h Zeit, da können Sie dann auch einfach die ersten 50h schweigen...

Meint, ich denke dass die "Beziehungsgestaltung" sich bereits dahingehend unterscheidet, dass in einer TfP der Therapeut "aktiver" ist als in einer Analyse, wo ja möglichst alles sozusagen "von selbst" aus dem Patienten kommen soll.

Mal zB. in Bezug auf das Schweigen gesehen so würde ein Analytiker da wohl erst mal gar nicht so viel machen. Schweige ich mal längere Zeit in der Therapie, dann versucht meine Thera ziemlich schnell "wieder mit mir ins Gespräch" zu kommen. Dh. das sie dann eher aktiv versucht mich da wieder rauszuholen, wohl auch, damit das nicht zuviel Zeit in Anspruch nimmt, weil da dann ja eher "wenig" passiert bzw. "sehr langsam" und bei mir halt auch die Gefahr besteht, dass ich dann dissoziiere was eher nicht im Sinne des Erfinders ist.

Außerdem scheint ja in Analysen weit häufiger "Ergebnisoffen" oder "Ergebnisoffener" gearbeitet zu werden, dh. ohne klar umrissenes Therapieziel. Ich habe sowohl vor meiner ersten Therapie als auch jetzt vor der zweiten (bei der gleichen Thera) das Thema was bearbeitet werden soll klar umrissen. Und da wird dann auch dran gearbeitet. Und wenn ich es mal ein bisschen "verliere", dann sorgt sie dafür, dass wir zum Thema zurückfinden. Auch da würde ein Analytiker wahrscheinlich weniger in den Prozess eingreifen.

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ephraima
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Beitrag Do., 01.06.2017, 12:14

mio hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 11:56
ephraima hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 11:39 Ich denke, das ist in einer TfP ganz ähnlich - der Faktor ist doch eher die Zeit, da eine PA viel länger angesetzt ist, ist viel mehr Zeit, so ein Vertrauen herzustellen. Aber grunsätzlich sehe ich da keinen Unterschied.
Also ich denke schon, dass es da auch einen "technischen" Unterschied gibt. Ich spreche mit meiner Thera da ab und an drüber, gerade wegen dem kürzeren Zeitfaktor und irgendwann meinte ich mal, dass ich befürchte, dass ich da dann gar nix sagen würde. Woraufhin sie nur meinte: Frau mio, da haben sie dann 300h Zeit, da können Sie dann auch einfach die ersten 50h schweigen...

Meint, ich denke dass die "Beziehungsgestaltung" sich bereits dahingehend unterscheidet, dass in einer TfP der Therapeut "aktiver" ist als in einer Analyse, wo ja möglichst alles sozusagen "von selbst" aus dem Patienten kommen soll.

Mal zB. in Bezug auf das Schweigen gesehen so würde ein Analytiker da wohl erst mal gar nicht so viel machen. Schweige ich mal längere Zeit in der Therapie, dann versucht meine Thera ziemlich schnell "wieder mit mir ins Gespräch" zu kommen. Dh. das sie dann eher aktiv versucht mich da wieder rauszuholen, wohl auch, damit das nicht zuviel Zeit in Anspruch nimmt, weil da dann ja eher "wenig" passiert bzw. "sehr langsam" und bei mir halt auch die Gefahr besteht, dass ich dann dissoziiere was eher nicht im Sinne des Erfinders ist.

Außerdem scheint ja in Analysen weit häufiger "Ergebnisoffen" oder "Ergebnisoffener" gearbeitet zu werden, dh. ohne klar umrissenes Therapieziel. Ich habe sowohl vor meiner ersten Therapie als auch jetzt vor der zweiten (bei der gleichen Thera) das Thema was bearbeitet werden soll klar umrissen. Und da wird dann auch dran gearbeitet. Und wenn ich es mal ein bisschen "verliere", dann sorgt sie dafür, dass wir zum Thema zurückfinden. Auch da würde ein Analytiker wahrscheinlich weniger in den Prozess eingreifen.
Da gebe ich Dir in beiden Punkten recht. Aber ein wichtiger Grund für die andere Technik ist eben der Zaitfaktor. In meiner PA ging es sehr oft wenig psychoanalytisch ab. Da fand ich dann widerum am schlimmsten daran, dass mir das der Therapeut dann "ganz psychoanalytisch" nicht gesagt hat, was er steuert (was ja wieder nicht psychoanalytisch ist). Aber man bleibt da ja immer in einem Rahmen, der zur jeweiligen Problematik passt.

Aber stimmt: Ich hab mich auch deshalb für PA entschieden, weil ich bis dahin (ich war da 36) mein ganzes Leben unter Druck war. as war schon heilend, dass ich bestimmt 50 Stunden nur da war. Und nicht viel sagen konnt. Dafür schwitzte, zitterte oder manchmal einfach nur müde schwieg.


mio
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Beitrag Do., 01.06.2017, 12:44

ephraima hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 12:14 Da gebe ich Dir in beiden Punkten recht. Aber ein wichtiger Grund für die andere Technik ist eben der Zaitfaktor. In meiner PA ging es sehr oft wenig psychoanalytisch ab. Da fand ich dann widerum am schlimmsten daran, dass mir das der Therapeut dann "ganz psychoanalytisch" nicht gesagt hat, was er steuert (was ja wieder nicht psychoanalytisch ist). Aber man bleibt da ja immer in einem Rahmen, der zur jeweiligen Problematik passt.
Ich glaube es ist eher umgekehrt, also dass der höhere Zeitfaktor der weniger "invasiven" Technik geschuldet ist. Gesteuert wird denke ich in beiden Fällen, nur eben unterschiedlich. Meine Thera steuert sehr offen, dh. sie spricht da viel mit mir drüber. Teilt mir also zB. unverzüglich mit warum sie mich jetzt hat schweigen lassen oder auch eben nicht. Natürlich sicher auch nicht immer, aber eben sehr häufig. Mir tut das gut, weil ich mich so "sicherer" fühlen kann, wenn ich weiss, was warum gemacht wird.
ephraima hat geschrieben: Do., 01.06.2017, 12:14Aber stimmt: Ich hab mich auch deshalb für PA entschieden, weil ich bis dahin (ich war da 36) mein ganzes Leben unter Druck war. as war schon heilend, dass ich bestimmt 50 Stunden nur da war. Und nicht viel sagen konnt. Dafür schwitzte, zitterte oder manchmal einfach nur müde schwieg.
Ich denke auch, dass es einfach persönlich passen muss. Wenn es für Dich erleichternd ist mal nicht unter Druck zu sehen oder Erwartungen erfüllen zu müssen bzw. eben körperlich zu spüren und zu erfahren was dieses "Nichtstun" in Dir lostritt, dann ist das ja eine gute Selbsterfahrung. Und irgendwann hast Du wahrscheinlich "gelernt" dass "nichts passiert" wenn Du keine "Leistung" erbringst und dieses "das aushalten können" wird innerlich was verändert haben in Bezug auf das Druckgefühl.

Für mich wäre das eher der blanke Horror, weil ich mich wohl "verlassen" fühlen würde und das tickt halt zu viel "traumatisches" an bei mir. Dh. das wäre wahrscheinlich eher retraumatisierend für mich als heilsam. Ich kann mir auch wirklich überhaupt nicht vorstellen in der Therapie dauerhaft zu liegen, wenn dann ginge das für mich nur modifiziert im Sitzen und mit "aktiverem" Therapeuten. Bei allem anderen würde ich wahrscheinlich automatisch "aussteigen". Ich kann mich normalerweise noch nicht mal wirklich anlehnen in der Therapie, weil einigen Teilen das zu "gefährlich" ist. Ich hab das versucht, beim ersten mal habe ich auch nur gezittert und wie wild "um mich geschlagen", bei zweiten Mal war es etwas besser, aber es fühlt sich einfach "falsch" und "zu unsicher" an für manche im Inneren. Allerdings habe ich neulich auch mal einen Teil "erleben dürften" der sich nicht nur ohne Problem zurücklehnt, sondern auch noch die Beine übereinanderschlägt, die Arme vor der Brust verschränkt und herausfordernd mit den Füssen wippt. War durchaus spannend... :lol:

So hat eben jeder seine Art, wie sich "Selbsterfahrung" besser und "verträglicher" gestalten lässt. Je nach Ausgangssituaiton und Problematik. Und normalerweise sollen Therpeuten ja auch prüfen, ob sie die Therapieform für geeignet und Erfolgsversprechend halten. Auch wenn ich befürchte, dass das häufig nicht so ganz passiert in der Realität. Bei mir war es allerdings so und da bin ich auch sehr froh drum.


ziegenkind
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Beitrag Do., 01.06.2017, 13:24

mio, vieles von dem, was du über deine anteile und deren schwierigkeiten sich anzulehnen sagst, kannte ich auch. durch die analyse hat sich das aber geändert. und darüber bin ich sehr froh, nicht weil ich mich dauernd anlehnen will und muss, sondern weil ich die chance haben möchte, mich zu entscheiden und mir meinen entscheidungsspielraum nicht dauerhaft durch eine in traumatischen erfahrungen wurzelnde angst und unsicherheit einengen lassen will. das ist ja irgendwie auch sehr anstrengend.

die frage ist, wie so ein wandel zustande kommt. ja, ich brauchte dafür auch eine aktivere analytikerin, die sich ganz langsam mal getraut hat, mich zum mich anlehnen einzuladen. das war aber nur der halbe weg. für mich war es ganz wichtig, mein anlehnungsbedürfnis selber artikulieren zu können. erst als ich das konnte, hatte ich die traumafolge überwunden.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


mio
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Beitrag Do., 01.06.2017, 13:52

Ziegenkind, ich kann mich schon anlehnen "im normalen Leben", es ist also kein "durchgängiges" Problem, sondern betrifft nur bestimmte Teile die im "normalen Leben" gar nicht so "aktiv" sind, außer sie werden zu sehr getriggert, was aber nicht so häufig der Fall ist, die in der Therapiesituation aber halt anwesend sein müssen damit ich diese "triggernden Situationen" in den Griff bekommen kann langfristig. Denn "entgehen" kann ich denen nicht vollumfänglich und auf lange Sicht werde ich eher häufiger als bisher damit konfrontiert sein, weil sie mit dem "Sterben" zusammenhängen und die inneren Schutzmechnismen greifen nicht mehr so gut, wie vor dem "Zusammenbruch".

Das macht es einerseits zu einem nicht so großen Problem, andererseits aber auch "schwieriger" in der Bearbeitung, weil ich das nicht wirklich beeinflussen kann (auch nicht mit Stückweise ausprobieren, das habe ich ja bereits versucht und sie hat mich da auch immer wieder mal eingeladen dazu, das zu tun, aber es funktioniert auf dem Weg einfach nicht, die "brauchen" was anderes, die Teile) bzw. auch die Thera nur sehr bedingt. Rauszufinden was die bräuchten ist eher das Problem, auch wenn ich da schon so meine Ideen dazu habe, aber die sind manchmal leider auch falsch, weil ich es nicht vollumfänglich oder fehlerhaft sehe.

Aber das führt im Grunde vom Thema jetzt ein wenig weg, wichtig finde ich eben sich klar zu machen, dass es immer verschiedene Möglichkeiten gibt um ans "Ziel" zu kommen und manchmal braucht es da eben auch den "Umweg" über das aktive Benennen und Besprechen des "Widerstandes" sozusagen.

Also wenn ich übertragen gesehen auf dem 10 Meter Brett stehe und merke, dass ich Angst davor habe zu springen, dass es dann wenig Sinn macht einfach wieder vom Turm zu steigen und zu denken: Kann ich halt nicht. Sondern dass das reine Aussprechen der Angst die Lösung sein kann. Der "Bademeister" kann dann zB. sagen: Ok, wo ist denn konkret das Problem? Haben Sie Angst zu springen? Dann üben wir jetzt erst mal vom Rand und steigern uns langsam nach oben. Oder aber: Liegt es an der Höhe? Dann trainieren wir die Höhe... Oder aber: Liegt es daran, dass Sie nicht schwimmen können, dann lehre ich Sie zuerst schwimmen...so ungefähr.

In Bezug auf die Schwierigkeit damit Kompliment annehmen zu können würde ich also auch versuchen hinzuschauen, was dem genau zu Grunde liegt und erst mal die Schwierigkeit damit ansprechen.

Also woran liegt es jetzt genau, dass ich das nicht glauben kann? Ist es wirklich nur die mangelnde emotionale Botschaft? Und wenn: Warum brauche ich die emotionale Botschaft um etwas zu glauben? Warum "reicht" mir nicht der nüchterne Inhalt? Kenne ich das eventeuell aus anderen Lebenslagen? Wann und in welchen Kontext passiert mir das? Ist das überhaupt "schlimm" für mich oder eigentlich gar nicht so wichtig? Warum stört es mich? Was löst es in mir aus? Etc. pp.

Also im Grunde genau das, was hier im Thread besprochen und versucht wurde mit in die Therapie zu nehmen und offiziell als Thema auf den Tisch zu legen. Nicht, um es direkt "lösen zu können" sondern um es einfach klar und deutlich auf dem Tisch zu haben und so auch "betrachtbar" zu machen.

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Krümmelmonster
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Beitrag Do., 01.06.2017, 15:45

Ich habe jetzt vieles so schnell verflogen, würde aber noch was interessieren.
Wenn ich das Kompliment annehmen kann, im Kopf und im Gefühl. Nur meine eigene Wahrnehmung täuscht mich.
Wenn ich die Person anschaue und dann nehme ich was anderes wahr. Was gesprochen wurde, ich mag dich.
Von den gesagten her und von der Person ist alles identisch, das spüre ich auch. Nur meine eigene Wahrnehmung nimmt was anders wahr. Angst! zum Beispiel! Was kann man, denn da machen.
Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt und geschrieben und habe mich angestrengt.I


ziegenkind
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Beitrag Do., 01.06.2017, 15:49

krümelmonster, immer wieder darüber reden, versuchen rauszukriegen, was die angst ist. mir hat das geholfen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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