Dilemma Alkohol

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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LinaMP
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 07:27

Mmh,und was soll ich jetzt tun? Sie meinte das ja im Sinne von "es öffentlich "machen? Klar hab ich großen Respekt vor einem Rückfall,das hab ich ja geschrieben.

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Nico
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 07:39

Meiner Meinung nach solltest du dich intensiv mit dieser Krankheit beschäftigen und zwar am besten einerseits durch lesen einschlägiger Lektüre und andererseits durch regelmäßigen Kontakt mit anderen betroffenen.
Diese Krankheit ist sehr heimtückisch und vor allem sehr sehr langatmig, nur wenn du alle ihre Facetten kennst und dir umfangreiche Strategien zurechtlegst hast du langfristig Chancen sie in Schach zu halten.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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LinaMP
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 07:47

Deshalb gehe ich jede Woche zur Gruppe und hab regelmäßig Gespräche mit der Ärztin und der Therapeutin. Lektüre hab ich noch keine gelesen. Ich stehe halt grade ganz am Anfang und das es wohl ein schwerer Weg wird ist mir absolut bewußt. Ist nicht meine erste Sucht leider,die ich hinter mir lassen möchte. Aber hoffentlich die allerletzte.

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Nico
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 07:56

Ich kann dir nur raten, gerade in Zeiten in denen du dich wunderst wie problemlos und leicht alles geht, besonders vorsichtig zu sein.
Wenn es dir mies geht ist dir klar dass du Alkoholkrank bist, wenn es dir gut geht kommt sofort der Hintergedanke " na vielleicht doch nicht..."
Jeder w e i ß dass es zu Rückfällen kommen kann, aber erst wenn man z.B. in der Gruppe miterlebt wie es einen offensichtlich stabilen und gefestigten Menschen urplötzlich wieder voll aufstellt, verinnerlicht man wie fragil das alles ist.
Praxis geht vor Theorie und schützt vor Verdrängung und Vergessen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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LinaMP
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Beitrag Mo., 26.06.2017, 08:05

Den Rat nehme ich gerne an. Ich beschreibe hier auch natürlich immer nur die "ist"-Situation. Heute hab ich keinen Suchtdruck,heute geht es mir gut,heute bin ich voll motiviert....etc.
Aber eins kann ich für mich sagen: Ich will! aufhören.

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Ysp.
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Beitrag Di., 27.06.2017, 01:57

Guten Morgen LinaMP,

zuerst einmal zu Deiner Frage: ja ich lebe seit 11 Jahren eigentlich allein, obwohl ich einen Freund/Lebensgefährten (im Nov. sind es 14 Jahre habe) und auch Kontakt zu meiner Mutter (Vater verstarb leider 2013) und dem kleinen Rest der Verwandtschaft. Ich habe auch einen kleinen, aber feinen Freundeskreis, denn ich am Anfang meiner Teenagerzeit kennenlernte (so wie ich es beurteilen kann, hat jeder mal etwas probiert, aber ich fand eben einen "hinterlistigen" Rückhalt in diversen Substanzen). Problem ist, dass all diese Personen 350-450 km entfernt wohnen... Im Studium war es noch näher (110-180 km) und ich hatte natürlich Kommilitonen, mit denen ich ein sehr enges Verhältnis hatte. Beim Wechsel in den Beruf tat ich mich doch etwas schwer Anschluss zu finden, der nicht auf Arbeitskollegen beruht (aufgrund der Fernbeziehung sind Mannschaftssportarten auch blöd, da man am Wochenende - Spiel-/Tunierzeit - eigentlich nie wirklich verfügbar ist). Habe dennoch Anschluss gefunden, aber eigentlich nur einen Kumpel. Der Rest sind "Party-People", die man zwar gerne trifft, aber...
Was ich sagen möchte: das Alleine-Leben hat definitiv dazu beigetragen, dass ich alle meine Süchte/schlechte Angewohnheiten erst so recht etablieren konnte. Teilweise war das Allein-Leben irgendwo auch erst recht ein weiterer Auslöser.
Habe auch Haustiere (was definitiv) immer ein Lichtblick ist. Da ich aber geschäftlich auch immer wieder mal 2-4 Tage unterwegs bin, habe ich nur Tiere (Reptilien, Amphibien, Weichtiere und einen Zwerghamster*für den Plüsch-Effekt*), die aufgrund der Terrarieninstallation, Liebesbedürfnis (eigentlich nicht vorhanden) & Fressverhalten mit dieser Zeit ohne Einbußen klarkommen. Ein Hund wäre natürlich das höchste aller Dinge, aber in meiner jetzigen Situation niemals umsetzbar (es sei denn, man sch**ßt auf das Wohl des Tieres)...

Nichtsdestotrotz, möchte ich wirklich versuchen, mich nun aktiv aus Deinem Thread zurückzuziehen. Das sollte niemals heißen, dass ich Dir (und Deiner hoffentlich überwiegend/überaus positiven Entwicklung) nicht mehr folgen möchte oder auch nicht werde. Ich sehe es einfach nur als kritisch an, sich weiterhin mit Menschen (mir) auseinander zu setzten, die nicht so weit sind wie Du.
Und da möchte ich definitiv auch Nico zustimmen: Rückfälle geschehen dann, wenn Du es am wenigsten erwartest. Denn genau in diesen Moment glaubst Du, dass Du so stark bist, das Dir "so Etwas" nie wieder passiert - und genau dann wirst Du "schwach" und sagst: "Einmal ist keinmal, weil ich bin ja inzwischen ganz anders drauf".
Siehe dazu meine Antwort in folgendem Thread: Rückfall Kokain nach knapp 4 Jahren
Das Problem war/ist, dass ich bis heute immer wieder mit Leuten in Kontakt kam, die zwar niemals, total "abgerockt" oder auch nur annähernd so labial wie ich, aber gewissen Substanzen nie abgeneigt waren. Und auch wenn man temporär clean ist und sich stark und unabhängig fühlt, haben mich solche Kontakte immer wieder letztendlich zum erneuten Substanzmissbrauch getriggert. Und genau aus diesem Grund möchte ich mich langfristig nicht mehr aktiv beteiligen an Deinem Thread (außer evtl. bei einem Rückfall, die hatte ich zur Genüge), denn Du bekommst diese unterschwelligen Botschaften - die sich Dein Gegenüber auch in keiner Weise bewusst ist, aber trotzdem sendet - überhaupt nicht mit. Bis Du dann einen schönen Tage doch wieder Deiner Sucht nachgibst. Und genau als solch eine unbewusst-beeinflussende Person schätze ich mich momentan ein.

Und was ich auch noch unterstützen möchte ist Nicos Aussage:
Meiner Meinung nach solltest du dich intensiv mit dieser Krankheit beschäftigen und zwar am besten einerseits durch lesen einschlägiger Lektüre und andererseits durch regelmäßigen Kontakt mit anderen betroffenen.
Je mehr Informationen Du über Deine Sucht sammelst/aufnimmst, desto leichter fällt es Dir zu erkennen, ob Du wieder in irgendein suchttypisches Muster verfällst/zu verfallen drohst.
Ich muss zugeben, dass ich ziemlich gut informiert bin, aber, dass es immer noch (wie anfangs schon erwähnt) immer noch am eigenen Willen/Leidensdruck fehlt. Da dieser Faktor aber nun bei Dir eingetreten zu sein scheint, denke ich, dass Du wirklich gute Chancen hast auch diese letzte Sucht abschließend "auszurotten". Aber ich schätzte es wird ein sehr langer harter Weg, auf dem die Versuchung immer wieder lauernd am Wegesrand steht.

Wie gesagt alles Gute und beste Grüße,
Ysp.
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LinaMP
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Beitrag Fr., 30.06.2017, 10:54

Huhu Ihr Lieben,gestern war ich nun zum ersten Mal in der Gruppe.Ich muß sagen,dass die 3 Stunden echt schnell rum waren. Die Leute dort sind sehr okay,nachdem was ich bisher so mitbekommen hab. Ich bin ganz überrascht von mir selbst,dass ich den Austausch dort gut finde.

Was mir momentan am meißten zu schaffen macht ist,dass ich seitdem ich abstinent bin kaum noch durchschlafen kann.Die ersten Nächte war ich totmüde und war selbst nach 10 Stunden Schlaf noch müde,aber nun ist es so,dass ich recht spät einschlafe,was noch okay ist,aber dann spätestens nach 3 Stunden aufwache und mindestens 1 Stunde lang nicht mehr einschlafen kann. Dann komme ich zwar nochmal in den Tiefschlaf,aber bin wieder nach 2-3 Stunden wach und stehe dann sehr früh auf. Dennoch muß ich sagen,dass ich trotzdem halbwegs fit bin,da sich mein Körper ja nicht mehr mit dem Abbau von Alk rumplagen muß.

Und mir fehlt fast vollständig der Appetit. Alk hat mich immer sehr hungrig gemacht,aber seit zwei Wochen kriege ich kaum was runter,was meine latente Esstörung vollständig angetriggert hat. Aber all das,wie der wenige Schlaf,das wenige Essen etc. ist mir im Verhältnis zu dem Wunsch weiterhin abstinent zu bleiben komplett egal. Ich bin weiterhin optimistisch.

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Nico
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Beitrag Fr., 30.06.2017, 11:04

Mach nicht den Fehler und sehe in allem den ( fehlenden) Alkohol als Grund.
Natürlich kommen manche Sachen davon aber sicher nicht alles, würdest du noch trinken, würdest du halt nicht bzw. weniger darauf achten weil andere Probleme überwiegen würden.
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Beitrag Fr., 30.06.2017, 11:10

Nein natürlich nicht. Mir geht es trotz allem wesentlich besser als zu meiner Trinkzeit. Meine Stimmung ist gelassener,mein Verstand klarer. Schlafen konnte ich allerdings mit Alk besser,wobei es ja immer so eine Art Erschöpfungsschlaf war. Ich bin ja trotzdem halbwegs fit. Ich versuche eigentlich gar nicht großartig drüber nachzudenken.Mein Bedürfnis nach Alk ist nicht mehr oder weniger als noch vor zwei Wochen,da versuche ich aufmerksam zu sein. Trotzdem bin ich einfach grade auch sehr froh,dass es mir weniger fehlt als gedacht.Da waren die ersten 3 Tagen schon heftig dagegen.

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Beitrag Sa., 01.07.2017, 17:44

Wochenenden sind echt blöd. Ich brauche echt einen Plan gegen Langeweile :neutral: . Dabei mache ich sogar recht viel. Hab meine Wohnung neu umgeräumt,spiele viel mit meinen Katzen,telefoniere... Zum verabreden hab ich keine Lust. Wetter ist auch sch******.
Und ich denke viel zu oft an das was ich nicht mehr will :hammer: :hammer: :hammer: .

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Ysp.
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Beitrag Sa., 01.07.2017, 23:40

Nabend LisaMP,

kann dies alles gut nachvollziehen. Wochenenden sind immer am härtesten. Teilweise hat es mir geholfen eine kleine Tee-Zeremonie abzuhalten. Auch Basteln, Nähen, Heimwerken, Kochen kann helfen... Blöd ist, dass man natürlich viele abendliche Tätigkeiten mit dem Konsum von Alkohol verknüpft hat und dieser dann natürlich fehlt - sozusagen eine sehr schlechte Gewohnheit oder sogar Konditionierung.
Was evtl. auch helfen könnte, ist ein gutes Buch zu lesen. Ich selbst kann dann total in den Roman eintauchen und vergesse alles um mich herum - so könnte man die Zeit bis zum Schlafengehen erfolgreich totschlagen. Natürlich weiß ich nicht, ob Du überhaupt gerne liest, aber auch wenn Du es bisher nicht getan hast, könnte es einen Versuch Wert sein, denn dann hast Du diese Tätigkeit definitiv noch nicht mit Alkohl verknüpft. Also erst einen schönen Tee aufgießen, es sich dann bequem machen und dann in das Buch eintauchen...

Wünsche Dir weiterhin viel Stärke und beste Grüße,
Ysp.
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Beitrag So., 02.07.2017, 08:12

Guten morgen :-> . Ja,alles an Ablenkung hilft schonmal die Zeit zu überbrücken.Ich habe noch fast 5 Stunden gezeichnet. Allerdings war immer so eine "latente" Langeweile im Hintergrund. Aber es hat dann gut funktioniert und irgendwann bin ich einfach schlafen gegangen. Ich war ganz überrascht als ich von vielen Leuten aus der Gruppe gehört habe,dass dieses "Leeregefühl" teilweise noch nach Monaten vorhanden ist. Die meißten dort sind alle schon mindestens 8 Monate und länger trocken und haben trotz allem öfter das Gefühl,es fehle was. Mir hat es auch geholfen einfach dran zu denken,dass die ja auch alle da durch müssen ;-) ,dann war es auch leichter.
Heute früh ist "alles wieder gut". Da ich dieses Gefühl die letzten zwei Wochen fast gar nicht hatte(außer in den ersten 3 Tagen) werde ich nun auch etwas vorbeugen. Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag.

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Nico
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Beitrag So., 02.07.2017, 08:25

Ja man muss bzw. sollte es lernen, dass der Kopf und " das Gmüat" ruhig ein bissl arbeiten dürfen und man das aushalten kann ohne gleich wieder alles betäuben zu müssen.
Das ist extrem wichtig um nicht in eine Suchtverlagerung zu rutschen nur um "es" nicht aushalten zu müssen.

Ich hab mich damals oft ganz bewußt einfach hingesetzt und gewartet bis es vorübergegangen ist und das ist es immer irgendwann, manchmal früher manchmal später und nach jedem Mal wird es ein bisserl weniger dramatisch.
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Ysp.
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Beitrag So., 02.07.2017, 08:51

Ich denke, dass Nico da sehr wahre Worte schreibt und auch diese Strategie auf Dauer wohl am hilfreichsten ist.
Wie gesagt, ich habe eine Sucht immer nur mit einer anderen ersetzt (und erkannte es bisher immer leider erst, wenn sich diese manifestierte).
Zudem sind die Abende immer am schwersten, aber man kann sich am nächsten Morgen umso mehr freuen, wenn man es geschafft hat. Denn letztlich kommen einem am nächsten Morgen die ganzen Sucht-Schwächen und Gedanken des Vorabends immer irgendwie lächerlich und unverständlich vor.

Schönen Sonntag,
Ysp.
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Beitrag So., 02.07.2017, 09:02

Nico hat geschrieben: So., 02.07.2017, 08:25

Ich hab mich damals oft ganz bewußt einfach hingesetzt und gewartet bis es vorübergegangen ist und das ist es immer irgendwann, manchmal früher manchmal später und nach jedem Mal wird es ein bisserl weniger dramatisch.
Okay,dass mit dem bewußtmachen oder bewußt aushalten versuche ich mal. Ich habe nämlich krampfhaft versucht mich abzulenken :roll: . Und dabei irgendwann echt schlechte Laune gekriegt :lol: .

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