Das wurde nie für alle Psychopharmaka behauptet und stimmt auch nicht.
Neuroleptika z.B. bei Schizophrenie helfen sehr wohl und sind absolut notwendig, und auch die Wirkung von Benzos dürfte deutlich über dem Placeboeffekt liegen.
Lediglich bei den Antidepressiva gab es mal die Behauptung, sie würden nur bei schweren Depressionen wirken und nicht bei leichten. Doch diese Metaanalyse, die das behauptet hat, war fehlerhaft (falsch interpretiert) und wurde dann von der Presse als "Skandal" hochstilisiert.
Hier eine Meinung dazu: http://www.aerztezeitung.de/medizin/kra ... enzen.html
Letztendlich muss das jeder für sich sehen, ob ihm ein Medikament hilft, d.h. eben ausprobieren, ggf. auch mehrere weil man nicht jedes verträgt und nicht jedes gut wirkt, das ist individuell.Möller: Meta-Analysen sagen wenig über die Realität aus. Wenn man sämtliche Studien zusammenführt, gute und schlechte, dann bekommt man natürlich ein großes statistisches Rauschen, dann wird der Abstand zwischen Verum und Placebo reduziert. Jeder Arzt mit klinischer Erfahrung weiß aber, wie groß die Wirksamkeit der Antidepressiva bei vielen Patienten ist.
Ärzte Zeitung: Weshalb machen sich dann diese Effekte in den einzelnen Studien nicht deutlicher bemerkbar?
Möller: Ein Grund ist etwa, dass es immer viele Patienten gibt, die sehr gut, und solche, die sehr schlecht ansprechen. Ich kann also nur im Einzelfall sagen, dass das Antidepressivum gut wirkt. Und Aussagen über den Einzelfall kriegt man viel besser, wenn man Responder-Analysen macht, also schaut, wie viele der Patienten auf die Therapie ansprechen. Da bekommt man eine Differenz von etwa 20 Prozentpunkten zwischen Verum und Placebo. Das entspricht einer Number-Needed-to-Treat von 5 und damit einer mittelstarken bis starken Wirksamkeit. Das ist im Bereich dessen, was internistische Arzneien leisten.
Jedenfalls finde ich es ziemlich gefährlich, ständig den Leuten ihre Medikamente ausreden zu wollen.
Aber wichtig ist auch, dass Medikamente nicht die einzige Therapie bleiben dürfen. Gerade bei Angstzuständen, wo ich die Atemnot mal einsortieren würde, muss man auch lernen, damit umzugehen, zu lernen, Angst auszuhalten, um sie dadurch zu verlieren, Entspannungsmethoden lernen usw.
Oder je nach Therapieform nach den Ursachen suchen.