was mache ich in der Therapie (PA) falsch?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

montagne
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 14:47

@saffiatou
Ich finde es nichtmal bestürzend, was der Therapeut dir da sagte, sondern einfach eine Frechheit. Es war ja nicht nur eine ungeschickte Äußerung, sondern mehrere Unverschämtheiten. Manches mag zwar in Ansätzen inhaltlich richtig sein, aber für Sachinformationen braucht niemand eine Therapie. Sein Job ist es, im Gegensatz zu einem Buch, dich auf DEINEM Weg zu begleiten, dich erstmal da abzuholen, wo du JETZT stehst. Das ist bei deinen Sorgen und Nöten und das ist erstmal Beziehungsarbeit zu dir zu leiten. Wenn ein gutes Vertrauensverhältnis und Arbeitsbündnis besteht, kan man auch nochmal anders sprechen.

Ich wundere mich allerdings darüber wie du damit umgehst. Mich wundert welchen Raum und welche Macht du diesem Mann, diesem Therapeuten einräumst, den du nur 7 Stunden kennst und der dir offensichtliche Frecheiten und Distanzlosgkeiten auch sagt.
Das klingt für mich nicht duldsam, sondern verstrickt. Du bist eine erwachsene, reife Frau, trotz allem, wne deine Altersangabe stimmt. Er ist nicht dein Vater und nichtmal dein Lehrer, mit dem du dich über Jahre hinweg arrangieren müsstest (auch das hat ja Grenzen).
Warum setzt du dich mit ihm innerlich so auseinander? Warum überlegst du noch wieder hinzugehen? Zumal du hast ja schon Therapieerfahrungen! Du weißt doch, wie Therapie funktioniert, bzw. was du da brauchst.

Es gibt sehr einfache Mittel, wie man einem Klienten auch in probatorischen Sitzungen schon etwas geben kann, damit er sich erleichtert und erstmal besser fühlt. das ist nicht mehr als ein Trostpflaster, aber auch ein solches tut ja erstmal gut und trägt zur Vertrauensbildung bei. Diese simple Sache, die jeder nach einem WE-Seminar über Coaching (oder mit gesundem Menschenverstand) drauf hat, kann oder will er dir schon nicht geben. Wie soll es da weiter gehen?
amor fati

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Tilda
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 14:53

saffiatou hat geschrieben:
Tilda hat geschrieben:mir kommt nur eines in den Sinn, wenn ich mir deine Erlebnisse mit dieser zweifelhaften Person durchlese: NICHTS WIE WEG! Offen gestanden leuchtet es mir auch nicht ein, was es da noch zu überlegen gibt. Mich schockiert es sehr, dass ein Fachmann dir solche Antworten vor den Latz knallt...!!
Weil ich einfach zu unsicher bin in meiner Wahrnehmung, ob ich wieder alles falsch verstanden habe und er es gut mit mir meint, oder ob er wirklich kein guter Therapeut ist
Ich glaube deine starken Zweifel, die du hier äußerst, weisen dir schon den richtigen Weg...
Wenn er ein guter Therapeut wäre, hättest du die wohl eher nicht (oder nicht in dem Maße).

Alles Gute,
Tilda

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 15:09

saffiatou hat geschrieben:
Tilda hat geschrieben:mir kommt nur eines in den Sinn, wenn ich mir deine Erlebnisse mit dieser zweifelhaften Person durchlese: NICHTS WIE WEG! Offen gestanden leuchtet es mir auch nicht ein, was es da noch zu überlegen gibt. Mich schockiert es sehr, dass ein Fachmann dir solche Antworten vor den Latz knallt...!!
Weil ich einfach zu unsicher bin in meiner Wahrnehmung, ob ich wieder alles falsch verstanden habe und er es gut mit mir meint, oder ob er wirklich kein guter Therapeut ist


Wie kommst du auf die Idee, dass jemand der sich dir gegenüber umempathisch und autoritär verhält, sowie dir ziemliche Nonsensaussagen überstülpen will es mir dir "gut meinen" könnte?

Wie kommst du auf die Idee, dass ein Mensch, der sich so verhält den Beruf des Psychotherapeuten qualifiziert ausüben kann?


Ausserdem, "gut gemeint" bedeutet eben nicht automatisch gut. Selbst wenn jemand etwas gut meint kannst du es selbstverständlich ablehnen, wenn es nicht in dein Lebenskonzept passt.

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schneeweiß
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 15:37

Es fällt mir schwer das auszudrücken, was ich sagen möchte..

@Stern : Stimme dir völlig zu, dass Gefühle IMMER Berechtigung und Grund haben!!

Aber (beziehe mich auf gefühlte Ohnmacht, Hilflosigkeit, ein ausgeliefert Sein..) heute gibt es bei mir km realen Leben keine Auslöser..

Sprich : das, was ich dann fühle (auch außerhalb von Flashbacks) : ein auf mich Überschwappen eben genannter Emotionen ist ganz real gefühlt (!), aber das sind Gefühle von früher, die durch gewisse Themen, Gedanken etc. Ausgelöst werden können.

Und hier setzen Distanzierungsübungen an.. Die vorher reflektiert und geübt werden können..

Das meint dann in etwa (gut, wenn es derjenige für sich passend selbst formuliert) :

In der Gegenwart bin ich erwachsen und kein Kind mehr. Ich erlebe dieses oder jenes (je nach Person) gerade nicht, ich sitze hier in xy etc..

Es ist ein Unterschied, ob jemand Gefühle abtut (so als wären sie nicht existent oder hätten keine Berechtigung), oder ob der Fokus von alten, schwer aushaltbaren Gefühlen weg gelenkt werden soll.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 16:53

schneeweiß hat geschrieben: In der Gegenwart bin ich erwachsen und kein Kind mehr. Ich erlebe dieses oder jenes (je nach Person) gerade nicht, ich sitze hier in xy etc..
l.

Tja, aber wenn man aufgrund der in der Kindheit erlebten Geschehnisse überhaupt nie eine gesunde, stabile Erwachsenen-Identität entwickelt hat, dann ist der Apell an das "Erwachsensein" doch wenig zielführend.


Igelkind
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 17:39

@Münchnerkindel:
Was Schneeweiss meint, nennt man "den Patienten in der Gegenwart orientieren".
Da sagt man Sätze zum Patienten wie: sie sind jetzt hier, sie sind so und so alt, XY ist nicht da, es ist vorbei...usw.
Das sagt mein Therapeut jeweils, wenn ich hyperventilierend und zitternd in einer Ecke seines Zimmers kauere und keinen Plan mehr habe, was da gerade läuft.
Dann sage ich mir das auch selbst, wenn ich zu hause in einem Flashback bin um mir da raus zu helfen.

@Schneeweiss:
Bitte korrigiere mich, wenn es nicht das ist, was du gemeint hast.
Und soweit ich verstanden habe, siehst du es auch wie Stern (und ich auch), dass diese Sätze DIESES Therapeuten hier, nicht in dieser Funktion benutzt wurden, das beschrieb ja auch die TE selbst.
Aber es gibt eben diese Sätze, und sie können helfen.

LG Igelkind

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stern
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 18:02

schneeweiß hat geschrieben:Es fällt mir schwer das auszudrücken, was ich sagen möchte..
ich glaube schon, dass ich nachvollziehen kann, was du sagen willst. Nur habe ich den Einwand, dass es ums Weinen ging (und nicht im eine Flashback- oder meinetwegen auch Realitätskontrolle/Reorientierung):
hat er immer gefragt warum ich weine und daß es doch eigentlich keinen Grund gibt, denn ich bin jetzt erwachsen.
Und das finde ich tatsächlich etwas seltsam... denn damit spricht man dem Weinen die Berechtigung im Hier und Jetzt ab... jemand weint, obwohl es (jetzt) eigentlich keinen Grund gibt... heikel, heikel...

Darum ging es dem Therapeuten zwar nicht... aber ich tue mal so als wäre es so gemeint gewesen. Und auch das finde ich heikel...
Aber (beziehe mich auf gefühlte Ohnmacht, Hilflosigkeit, ein ausgeliefert Sein..) heute gibt es bei mir km realen Leben keine Auslöser..
... es gibt ein paar Leute, die das so sehen... hast du DBT-Erfahrung? Aber es gibt auch einige Leute, die das nicht so strikt getrennt sehen, soweit ich weiß. Denn wer sagt, dass nicht doch eine Teil der Gefühle ins Hier-und-Jetzt gehören? Dem spricht man dann wiederum die Berechtigung ab, wenn man sagt, im realen Leben gibt es keine Auslöser. Auch bei dem, was die Tiefenpsychologie "Übertragung" nennt, sieht man es im allgemeinen so, dass i.d.R. ein Teil dabei ist, der in die Gegenwart gehört. Auch erwachsene Menschen kennen Hilflosigkeit (oder Weinen)... als normale menschliche Gefühlsregungen. Ich würde mich tatsächlich dagegen wehren, mich so therapieren zu lassen... denn wie soll man z.B. eine missbräuchliche Beziehung erkennen können, wenn man dann jedes Mal sagt: In meinem Leben gibt es heute keinen Auslöser mehr, das sind Gefühle von früher. Sondern wichtig ist doch u.U. auch wahrzunehmen: Ah, ich fühle jetzt so und so... das kenne ich, aber vielleicht ist jetzt etwas nicht in Ordnung.

Wie unterscheidest du, ob das deine Gefühle keinen Grund im Hier und Jetzt haben oder ob sie vielleicht doch (zumindest teilweise) einen Grund haben und damit auch beachtlich sind?

Indem der Analytiker sagt, gibt doch keinen Grund, sieht er wohl auch keinen Grund, sich damit auseinandersetzen zu müssen.

Nun, vielleicht tue ich ihm sehr Unrecht und er meinte das ganz anders (kann gut und gerne sein)... nur wollte ich als Patient sicher gehen, was er genau aussagen will, wenn soetwas sagt.
Und hier setzen Distanzierungsübungen an.. Die vorher reflektiert und geübt werden können..
Und bleibt es dabei? Oder was kommt danach? Oder (ich treibe das jetzt mal etwas auf die Spitze?) betreibt man da solange, bis man sich von seinen Gefühlen und dem Leben distanziert hat?
Liebe Grüße
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mio
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 18:33

Hallo Münchnerkindl,
münchnerkindl hat geschrieben: Tja, aber wenn man aufgrund der in der Kindheit erlebten Geschehnisse überhaupt nie eine gesunde, stabile Erwachsenen-Identität entwickelt hat, dann ist der Apell an das "Erwachsensein" doch wenig zielführend.
in dem Moment wo ich es als "fordernden Appell" verstehe bzw. es so formuliert wird vielleicht nicht. Aber in dem Moment, wo klar wird, dass dieses "Erwachsensein" viele Chancen, Freiheiten und Handlungsmöglichkeiten/Verhaltensänderungen beinhaltet bekommt es etwas zielführendes. Es ist eine Frage der eigenen Perspektive, meiner Meinung nach. Zu diesem Perspektivswechsel muss ich natürlich bereit sein. Ich hatte allerdings weniger den Eindruck, dass Saffia sich daran stört, dass ihre Gefühle als "kindlich" gesehen werden, sondern eher daran, dass der Analytiker nicht zu verstehen scheint, dass sie da keinen Einfluss drauf hat in manchen Momenten und seine Reaktionsweise ihre kindlichen Gefühle eher noch verstärkt als gemildert hat, was wahrscheinlich eher die Absicht gewesen sein dürfte von seiner Seite aus. Für mich ein Zeichen, dass ein solches Vorgehen für Saffia nicht hilfreich ist. So etwas kann besprochen werden und es kann eine große Chance für einen Patienten sein, solche unpassenden Vorgehensweisen zu thematisieren und gemeinsam mit einem Therapeuten herauszufinden, was passender und hilfreicher wäre. Erst wenn ein Therapeut da dann völlig stur reagieren würde und nicht bereit wäre mit mir darüber zu sprechen, würde ich sagen, dass es keinen Sinn macht mit so jemandem arbeiten zu wollen und dass es besser ist, sich jemand anderen zu suchen.

Zu sagen: "Ich bin aber an der Stelle nicht erwachsen und deshalb kann ich mich auch nicht erwachsen verhalten. Punkt." halte ich für wenig zielführend, zielführender finde ich es zu schauen, was ich brauche um mich auch in schwierigen Situationen erwachsener verhalten zu können (und damit meine ich so Dinge wie Selbstfürsorge, Eigenverantwortung, Grenzen setzen).
Sowas können wie ja bereits von Schneeweiss erläutert Distanzierungsübungen sein, aber auch Skills, Achtsamkeit in bestimmten Situationen etc. Entscheidend finde ich, dass ich für mich die Zusammenhänge verstehe und dass ich "Werkzeuge" an die Hand bekomme die mich handlungsfähiger werden lassen. Solche "Werkzeuge" können sich auch vermitteln indem ich in der Therapie Verhaltensweisen übe, die mir schwer fallen. Wie zB. laut und deutlich sagen, wenn mir etwas nicht passt. Oder aber überhaupt erst mal emotional damit in Berührung kommen, wie es sich anfühlt wütend zu sein und trotzdem angenommen zu werden. Aber auch die "stabil bleibende Beziehung zum Therapeuten", ein verinnerlichtes Bild des Therapeuten. Die Liste dürfte endlos sein. Je nachdem was eben individuell gebraucht wird.

Ich finde das Vorgehen, das Saffia hier geschlildert hat seitens des Analytikers auch grenzwertig, sehe darin aber noch keine absolute Unfähigkeit oder so was. Für mich liest es sich wie gesagt eher nach Test oder Provokation. Und sowas kann angesprochen werden, also dass das als unpassend erlebt wird und wenig hilfreich ist. Um es weitergehend beurteilen zu können müsste mir die Reaktion des Analytikers auf die Kritik und den Wunsch nach Veränderung vorliegen. Unter Umständen ist seine Arbeitsweise schlicht zu konfrontativ und provokativ für Saffia, was aber nicht bedeutet, dass sie das für jeden anderen Patienten auch ist. Unter Umständen könnte diese Arbeitsweise - so sie jetzt nicht auf Dauer so krass angewandt wird - auch hilfreich sein für Saffia, da sie ja schreibt, dass sie lernen möchte selbstbewusster zu werden und nicht immer nur "auszuhalten". Da wäre dann eine klare Rückmeldung zu diesem offensichtlich unangemessenen, verletzenden, "untherapeutischen" Verhalten ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ein erstes "Kontra geben" lernen im Sinne eines klaren Einstehens für die eigenen Bedürfnisse.

Von außen lässt sich das sehr schwer beurteilen und deshalb auch nur schwer was raten, finde ich.

Lieben Gruss,

mio

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saffiatou
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 18:36

Hallo Ihr Lieben,

ich bin von einer sehr aufbauenden Therpiestunde zurück. Es gibt sie also noch, die guten Therapeuten!

In das Thema bin ich mit der gleichen „Sache“ eingestiegen, wie gestern, dem RLS und dass ich da ein Medi bekommen habe. Da er die Problematik ebenfalls gut kennt, hat er dem Medi zugestimmt.

Dann habe ich von der Reaktion des Therapeuten (nennen wir ihn X) gestern berichtet und wie ich die Stunde erlebt habe.
Mein Thera (Herr A), meinte, fragte viel, wie es mir ginge, was ich da geantwortet habe. Etc.
Er meint ich bin nicht manipulativ sondern dass Thera X sich so verhalten hat. Ich habe gefragt, ob er vielleicht Gründe für sein Verhalten hat, das meinte er, sicher hat er Gründe, genau wie meine Eltern, nur darum geht es nicht, für ihn ist allein ausschlaggebend, wie schlecht es mir in der Stunde und auch jetzt noch geht, und dass Herr X das nicht hätte machen dürfen.
Auch er hat Parallelen zu meinem Elternhaus gesehen.
Er meinte noch, es wäre vollkommen egal, ob der Therapeut es vielleicht gut meinen würde, so handelt kein Therapeut, so geht kein Therapeut mit seinen Patienten um.
Wir werden noch intensiver an meiner Wahrnehmung arbeiten und an der Wut. Er fragte ob da endlich mal Wut da ist und ja, so vorsichtig macht sie sich bemerkbar.

Ich habe ihm gesagt, dass ich eigentlich noch eine Stunde habe, aber so wie ich ihn verstanden habe, hält er es nicht sinnvoll, dass ich da nochmal hingehe, nur ich soll selbst meine Entscheidungen treffen.

Herr A hat gesagt, es ist eine Frechheit, wenn ich erzähle, dass ich nicht schlafen kann und wie sehr es mir zu schaffen macht und er das abtut, indem er meint ich sehe ja nicht müde aus. Er hat nicht viel dazu gesagt, dass Herr X zu mir sagte, dass er ebenfalls traumatisiert ist, war aber schon „erstaunt“

Was ich ja noch nicht angemerkt habe (aber Herrn A davon erzählt), dass in den ersten Stunden, die ich bei Herrn X war, hat er mir ständig Komplimente gemacht („ ich mag Sie“; „ Sie sind mit sehr sympathisch“; Sie sind sehr intelligent“, „Sie sind so kompetent“) Das kenne ich von meinem eher nüchternen Herrn A nicht und war irritiert und fühlte mich auch manipuliert, weil zu Hause wurden solche positiven Dinge über mich nur erzählt, wenn man etwas von mir wollte, was mir nicht gut tat.
Jetzt lese ich erst Mal Eure Antworten und melde mich dann darauf.
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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 18:57

mir sind drei Aussagen aufgefallen, die, wenn sie so stattgefunden haben, unseriös sind.
saffiatou hat geschrieben:
Als ich dem neuen Therapeuten, davon erzählte, meinte er Restless-Leg-Syndrome wäre genauso eine Erfindung wie ADHS.
Das wäre alles nur psychisch ....
richtig ist, dass man die Ursache dieses Syndroms bisher nicht kennt. Es zählt zu den neurologischen Erkrankungen und man kann weder sagen, dass es eine rein psychische Ursache hat, noch, dass es nicht auch eine psychische Komponente hat.
saffiatou hat geschrieben: er könnte meine SvV in 7 h heilen, ....

ja, und bestimmt kann er auch Schizophrenie, MS, Aids und Ebola in 7 Stunden heilen

saffiatou hat geschrieben:Irgendwann meinte er, daß er genauso einen Dachschaden hätte wie ich und auch ein Trauma hinter sich.
Persönliches von sich erzählen ist zu recht ein no-go
Zuletzt geändert von Mia Wallace am Mi., 30.09.2015, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.

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saffiatou
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 18:58

@ Montagne
montagne hat geschrieben:Sein Job ist es, im Gegensatz zu einem Buch, dich auf DEINEM Weg zu begleiten, dich erstmal da abzuholen, wo du JETZT stehst. Das ist bei deinen Sorgen und Nöten und das ist erstmal Beziehungsarbeit zu dir zu leiten. Wenn ein gutes Vertrauensverhältnis und Arbeitsbündnis besteht, kan man auch nochmal anders sprechen.
So habe ich auch immer Therapie verstanden, aber ich kenne "nur" TfP und bisher hatte ich keine Analyse.
montagne hat geschrieben:Ich wundere mich allerdings darüber wie du damit umgehst. Mich wundert welchen Raum und welche Macht du diesem Mann, diesem Therapeuten einräumst, den du nur 7 Stunden kennst und der dir offensichtliche Frecheiten und Distanzlosgkeiten auch sagt.
Ich brauche dringend noch Therapie, mein Therapeut, mit dem ich lange und gut zusammengearbeitet habe, möchte, daß ich mal einen anderen Therapeuten eine Chance gebe und er meint er hat eben auch seine Grenzen und kann nicht in jedem Bereich gleich gut helfen (was ich auch so ok finde, auch wenn der Abschied schwer wird!)

Ich hatte ja bei einigen Therapeuten probatorische Sitzungen und er war derjenige, mit dem ich mir eine Arbeit am besten vorstellen konnte. Ich habe hier nachgefragt, weil ich unsicher bin, ob PA wirklich so läuft, weil ich nicht sicher bin ob ich vielleicht etwas nicht verstanden habe und die Intervention ist ok.Ich wollte nicht gleich weglaufen, manchmal ist der erste Reflex eben doch nicht richtig. Dann kam er mit der "Berühmten Abwehr"...

Ich habe eben auch Sorgen, keinen Therapeuten zu finden, einige haben als sie PTBS gehört haben, gleich abgewunken, daher war ich dankbar jemanden gefunden zu haben, dem ich vertrauen konnte.


Was ich eben auch nicht verstanden habe, warum sich das so fundamental geändert hat, ich habe ein wenig das Gefühl, daß ich in ihm irgendetwas ausgelöst habe...
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stern
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 19:06

mio hat geschrieben:Zu sagen: "Ich bin aber an der Stelle nicht erwachsen und deshalb kann ich mich auch nicht erwachsen verhalten. Punkt." halte ich für wenig zielführend, zielführender finde ich es zu schauen, was ich brauche um mich auch in schwierigen Situationen erwachsener verhalten zu können (und damit meine ich so Dinge wie Selbstfürsorge, Eigenverantwortung, Grenzen setzen).
Na, das hat niemand geschrieben, dass es darum geht, zu erwidern "ich mich auch nicht erwachsen verhalten. Punkt." Sondern mir ist bis jetzt nicht klar, wie er saffi bei ihren Themen fördern kann.... z.B. nicht wieder in missbräuchlichen Beziehungen zu landen. Herr A arbeitet das vielmehr heraus:
Wir werden noch intensiver an meiner Wahrnehmung arbeiten und an der Wut. Er fragte ob da endlich mal Wut da ist und ja, so vorsichtig macht sie sich bemerkbar.
So gehört sich das auch. Je nach Stand kann man als Patient "seine Themen" bereits benennen... andernfalls sind sie in der Therapie erst herauszuarbeiten. Die Distanzierungsübungen, die Schneeweiß beschrieben hat, sind ja schön und gut... nur ob das wirklich das Analiegen des Analytikers war, hmmmmmmmm. Mir scheint vielmehr, es wird noch nicht einmal ernst genommen, was eingebracht wird... z.B. die Schlafstörungen. Dazu gibt es ja auch keinen Grund. Patientin sieht ja nicht müde aus. Dabei ist es auch fürsorglich, indem man versucht Abhilfe zu schaffen, indem man einen Arzt aufsucht oder in ein Schlaflabor geht.
Liebe Grüße
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 19:15

saffiatou hat geschrieben: Was ich ja noch nicht angemerkt habe (aber Herrn A davon erzählt), dass in den ersten Stunden, die ich bei Herrn X war, hat er mir ständig Komplimente gemacht („ ich mag Sie“; „ Sie sind mit sehr sympathisch“; Sie sind sehr intelligent“, „Sie sind so kompetent“) Das kenne ich von meinem eher nüchternen Herrn A nicht und war irritiert.

Hört sich in der Tat an wie ganz banales anschleimen, damit du den Köder schluckst und wenn du emotional am Haken bist kann er dann mit den Frechheiten kommen.

Wie gesagt, der prügelnde Partner gibt dem Opfer auch nicht gleich beim ersten oder zweiten Treffen eine Ohrfeige sondern ist da ganz nett und charmant um das Opfer einzuseifen.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Mi., 30.09.2015, 19:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mi., 30.09.2015, 19:15

@ Stern
stern hat geschrieben:Denn wer sagt, dass nicht doch eine Teil der Gefühle ins Hier-und-Jetzt gehören? Dem spricht man dann wiederum die Berechtigung ab, wenn man sagt, im realen Leben gibt es keine Auslöser. Auch bei dem, was die Tiefenpsychologie "Übertragung" nennt, sieht man es im allgemeinen so, dass i.d.R. ein Teil dabei ist, der in die Gegenwart gehört. Auch erwachsene Menschen kennen Hilflosigkeit (oder Weinen)... als normale menschliche Gefühlsregungen. Ich würde mich tatsächlich dagegen wehren, mich so therapieren zu lassen... denn wie soll man z.B. eine missbräuchliche Beziehung erkennen können, wenn man dann jedes Mal sagt: In meinem Leben gibt es heute keinen Auslöser mehr, das sind Gefühle von früher. Sondern wichtig ist doch u.U. auch wahrzunehmen: Ah, ich fühle jetzt so und so... das kenne ich, aber vielleicht ist jetzt etwas nicht in Ordnung.
genau so denke ich auch, ich muss darüber reden dürfen, ohne daß es ständig abgewehrt oder bagatellisiert wird, ich muss verstehen und erkennen, wenn diese Hilflosigkeit auftritt, erkennen, daß ich nicht mehr in so eine manipulative Situation komme.In dem mir immer wieder gesagt wird, daß es alte Gefühle sind, wird meiner Meinung nach, mein Gefühl als nichtig erklärt.


@ Mio
mio hat geschrieben:in dem Moment wo ich es als "fordernden Appell" verstehe bzw. es so formuliert wird vielleicht nicht. Aber in dem Moment, wo klar wird, dass dieses "Erwachsensein" viele Chancen, Freiheiten und Handlungsmöglichkeiten/Verhaltensänderungen beinhaltet bekommt es etwas zielführendes. Es ist eine Frage der eigenen Perspektive, meiner Meinung nach. Zu diesem Perspektivswechsel muss ich natürlich bereit sein. Ich hatte allerdings weniger den Eindruck, dass Saffia sich daran stört, dass ihre Gefühle als "kindlich" gesehen werden, sondern eher daran, dass der Analytiker nicht zu verstehen scheint, dass sie da keinen Einfluss drauf hat in manchen Momenten und
Ich habe gar nichts dagegen, wenn mir klargemacht wird, daß da auch kindliche Gefühle sind, oder ich gerade wie ein Kind reagiere. Das macht mein jetziger Tehra ja auch und wir haben so Strategien, daß ich wieder in die Realität zurück komme und Zugang zur erwachsenen Saffia habe.
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mio
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Beitrag Mi., 30.09.2015, 19:17

Hallo Stern,

ja, die Wut ist ja jetzt auch da (eben weil der Analytiker sich so unterirdisch verhalten hat...) . Und dass das gut ist scheint ja auch der jetztige Therapeut von Saffia so zu sehen. Ich denke halt, dass es da forschere und nicht so forsche Therapeuten gibt und dass je nach Patient und "Störungsbild" sowas gut oder verheerend wirken kann. Was allerdings schon wichtig ist, ist in den direkten Kontakt mit den "unfühlbaren" Gefühlen zu kommen und im Rahmen eines eh leicht störanfälligen Vertrauensverhältnisses in der Therapie wird's noch schwieriger den Patienten wütend zu machen (so der alles tut um zu vermeiden wütend zu werden) ohne die "Basis" zu zerstören. Wenn jemand aber stark in die Richtung arbeitet, dann ist es doch nicht verkehrt, das vorher abzuprüfen, ob das mit dem zukünftigen Patienten funktioniert oder nicht. Besser in der sechsten Prob-Sitzung, wo kaum Bindung da ist, als in der 50sten regulären, wo es dann viel verheerendere Folgen haben kann für den Patienten.

Lieben Gruss,

mio

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