Na ja. Auf die eigene Unsicherheit zu hören und sie als Warnsignal zu verstehen halte ich jetzt nicht für unbedingt zielführend. Ich behauptet mal, dass jede normal verlaufende Therapie zu einer fundamentalen Verunsicherung führt, da in einer Therapie am Selbst(Bild) gearbeitet wird. Man kennt sich selbst nicht mehr (wieder) - wie soll dieses Gefühl ein Wegweiser sein? Und du, chaosfee, tritt umständehalber bereits mit diesem Gefühl tiefster Verunsicherung an, deine Stütze ist dir ja weggebrochen. Wie kannst du da auf dich hören und dich (in dieser Hinsicht) auf dich selbst verlassen?
Ich sehe es wie du - du brauchst einige objektivierbare Größen. Es geht aber weniger darum, ob die Therapeutin gut oder schlecht ist, sondern eher, welches Therapieverständnis sie hat. Zum Beispiel erzählt du, dass die Therapeutin Forschungsarbeit betreibt und anscheinend viel und ehrgeizige Projekte im Blick hat. Sie tritt dir dabei mit Macht und autoritären Anspruch entgegen: sie benutzt die Klienten für Videoaufnahmen, die nicht freiwillig sind, sie herrscht dich an, weil du einen Vortrag von ihr besuchst und fragt nicht, warum du das gemacht hast und was es in dir ausgelöst hat.
Das alles sind objektive Verhaltensweisen, die sehr viel über ihr Menschenbild und ihre Vorstellung vom Verhältnis zwischen Therapeut und Klient aussagen. Ich glaube nicht, dass sie unbedingt schlecht therapiert. Du musst dich aber selbst fragen, ob du selbst in eine solche Therapeutische Konstellation passt oder ob du möglicherweise in der Therapie ein kleineres Machtgefälle wünschst (und vielleicht eine andere Therapieart oder eine Therapeutin mit einem anderen Selbstverständnis brauchst).
Gute und schlechte Therapeuten
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@ Leslie
Passung wurde ja bereits zum Threadbeginn als Kriterium genannt, auch von mir. Chaosfee meinte jedoch, dass sie genau sowas nicht meint und sucht.
Ich sehe das jedoch wie du, es muss passen. Aber: Auch dieses Kriterium hilft nicht dabei zu entscheiden, ob es tatsächlich passt oder nicht. Wenn man nicht bei sich selbst bleibt und nicht auf eigene innere Warnsignale achtet, dann kann man auch nicht entscheiden, ob die therapeutische Konstellation passt oder nicht. Wenn der Therapeut sagt "Widerstand gegen die Therapie" und es stimmt tatsächlich, dann passt die therapeutische Konstellation. Stimmt es nicht, der Therapeut bleibt jedoch bei seiner Wahrnehmung, dann passt die therapeutische Konstellation nicht. Um sagen zu können, ob sie passt oder nicht, muss man bei sich selbst bleiben und sich selber fragen, wessen Wahrnehmung stimmt, die des Therapeuten oder die eigene.
Gewiss sind das objektive Verhaltensweisen, aber keine allgemeingültigen Kriterien für einen guten bzw. schlechten Therapeuten Denn sie sagen nichts darüber aus, ob der Therapeut generell gut oder schlecht ist. Und sie sagen nicht darüber aus, ob der Therapeut für den einzelnen Klienten gut oder schlecht ist. Es wird auch Klienten geben, die kein Problem damit haben gefilmt zu werden oder dass die Therapeutin Forschungsarbeit betreibt.Das alles sind objektive Verhaltensweisen, die sehr viel über ihr Menschenbild und ihre Vorstellung vom Verhältnis zwischen Therapeut und Klient aussagen.
Dem stimme ich zu. Die Frage ist, ob eine therapeutische Konstellation passt. Passt sie, dann ist der Therapeut für den jeweiligen Klienten ein guter Therapeut, passt sie nicht, dann ist der Therapeut für den jeweiligen Klienten ein schlechter Therapeut.Du musst dich aber selbst fragen, ob du selbst in eine solche Therapeutische Konstellation passt
Passung wurde ja bereits zum Threadbeginn als Kriterium genannt, auch von mir. Chaosfee meinte jedoch, dass sie genau sowas nicht meint und sucht.
Ich sehe das jedoch wie du, es muss passen. Aber: Auch dieses Kriterium hilft nicht dabei zu entscheiden, ob es tatsächlich passt oder nicht. Wenn man nicht bei sich selbst bleibt und nicht auf eigene innere Warnsignale achtet, dann kann man auch nicht entscheiden, ob die therapeutische Konstellation passt oder nicht. Wenn der Therapeut sagt "Widerstand gegen die Therapie" und es stimmt tatsächlich, dann passt die therapeutische Konstellation. Stimmt es nicht, der Therapeut bleibt jedoch bei seiner Wahrnehmung, dann passt die therapeutische Konstellation nicht. Um sagen zu können, ob sie passt oder nicht, muss man bei sich selbst bleiben und sich selber fragen, wessen Wahrnehmung stimmt, die des Therapeuten oder die eigene.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Es ist eher so, dass es Patienten (Klienten ist keine Begrifflichkeit der Therapie, aus gutem Grund) gibt, die nicht die Folgen eines solchen Versuchspersonentum einschätzen können und folgsam "ja" sagen, auch im Zuge von zuviel Vertrauen zu jemanden, der den Titel Therapeut trägt.Jenny Doe hat geschrieben: Es wird auch Klienten geben, die kein Problem damit haben gefilmt zu werden oder dass die Therapeutin Forschungsarbeit betreibt.
Es ist schlicht unethisch, Patienten in einer solchen sensiblen Situation wie der Therapie filmen zu wollen und diese Filme dann vor Studis o.ä. aufzuführen, um dann über den Patient zu sprechen, als sei er das Versuchhäschen aller.
Das ist das Ende der Anonymisierung von Fallbeispielen, die im Zuge der Emanzipationsbewegungen seit den 1960er Jahren durchgesetzt wurde.
Das Argument "davon merkt Patient doch aber nichts" zieht da auch nicht und ist zudem auch eine Herabsetzung, wenn dazu auch gehört, dass davon ausgegangen wird, dass Patienten und Studis und andere Experten aus dem Psychokreis sich nie aus anderen bezügen kennen, da die Welten ansonsten eh unterschiedlich seien.
In der Art Forschungsarbeit zu betreiben im Rahmen der Psychotherapie ist eine BAD IDEA.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
Ich glaube, das kann man auch nicht abschätzen... dazu müsste man vielmehr hellsehen können. Ich bin bisher immer so vorgegangen: Sobald ich bereits von Anfang an Bedenken hatte, so habe ich das gelassen. Auch auf das Risiko hin, dass das kein valides Urteil ist. Aber ich kenne Gedankenschleifen wie: Bewerte ich den Aspekt jetzt vielleicht über... und vielleicht passt es ja doch, usw. Da ginge es bei mir dann evtl. gar nicht nur um den Punkt Aufzeichnung ja/nein. Sondern wenn ich kein Veto geben darf, ob ich verwertet werde (und stimme ich nicht zu, gibt es keine Therapie), so empfände ich das als recht kompromisslos. Oder wenn jemand auf Bedingungen besteht, die fundamentale Rechte, die ich habe, beschneiden, so empfinde ich das als autoritär... mehr noch, aber mir fehlt eine gute Bezeichnung. Ich weiß natürlich nicht, ob sich jemand in anderen Situationen genauso verhalten würde. Aber allein, dass es so sein könnte und ich weiß, dass ich damit nicht gut kann, würde ausreichen, davon Abstand zu nehmen.Ja, ich hatte starke Bedenken wegen der Aufzeichnungen, aber ich konnte anhand dieses Konfliktes zwischen der Therapeutin und mir nicht auf ihre Therapie, ihre Arbeitsweise und ihre Prioritäten schließen und anhand dessen eine kluge Entscheidung für oder gegen die Zusammenarbeit treffen. Ich war nicht in der Lage einzuschätzen, ob das schon wichtig genug war für eine Absage.
Liebe Grüße
stern
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»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Die Frage nach Widerstand ja/nein, hat aber meiner bescheidenen Meinung nach nicht direkt mit dem eigenen Selbstbild zu tun. Sondern das, was die Therapeutin als Widerstand überstülpen will, könnte ja schlichtweg Reaktion einer Patientin auf eine unpassende Intervention sein. Wenn ein Therapeut dann auch noch darauf beharrt anstelle das zu hinterfragen, ob er evtl. tatsächlich Anlass dazu gegeben haben könnte, so ist Verunsicherung des Patienten zwar folgerichtig, aber wiederum war die Vorgehensweise ziemlich unpassend, um nicht zu sagen: untherapeutisch.Leslie hat geschrieben:Ich behauptet mal, dass jede normal verlaufende Therapie zu einer fundamentalen Verunsicherung führt, da in einer Therapie am Selbst(Bild) gearbeitet wird.
Ich würde schon sagen, dass sich ein guter von einem schlechtem Therapeuten darin unterscheidet, ob er v.a. über Platten wie "Wahrnehmungsstörung" und "Widerstand" argumentiert oder ob er auch schaut, ob eine Reaktion eines Patienten durchaus auch mit seinem eigenen Verhalten zu tun haben könnte bzw irgendwo in der Interaktion begründet ist.
Liebe Grüße
stern
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@ pandas
Die Frage, ob man etwas möchte oder nicht, bezieht sich ja nicht nur auf Filmaufnahmen. Ich musste z.B. heute in meiner Therapie entscheiden, ob ich mich auf eine bestimmte Therapiemethode sowie eine bestimmte Körper-Übung einlassen möchte. Bei beiden verspürte ich starke Unsicherheit, aufgrund meiner Therapie-Vorerfahrungen. Ich habe überlegt, was mir meine Unsicherheit sagen will: will sie mich davon abhalten mich mit mit meinen Problemen zu konfrontieren oder will sie mich vor weiteren Schaden schützen? Durch das Hören auf meine Unsicherheit und das Hinterfragen dieser war ich in der Lage zu sagen: Therapiemethode nein, die schadet mir. Übung ja, auch wenn ich Angst habe, aber sie könnte mir helfen.
Wenn man zu einem Therapeuten in die Ambulanz einer Universität geht, wird man auch zu Forschungszwecken benutzt. Ebenso wenn Therapeuten in Ausbildung oder in Fortbildung sind, müssen diese Falldokumentationen machen und ihre Klienten für ihre eigene Ausbildung "benutzen". Offensichtlich gibt es Klienten, die damit kein Problem haben. Gäbe es keine, dann hätte wir keine ausgebildeten Psychotherapeuten und Studien.Es ist schlicht unethisch, Patienten in einer solchen sensiblen Situation wie der Therapie filmen zu wollen und diese Filme dann vor Studis o.ä. aufzuführen, um dann über den Patient zu sprechen, als sei er das Versuchhäschen aller.
Zustimm. Darin sehe ich das eigentliche Problem. Deshalb habe ich mich bemüht Chaosfee - die ja Unsicherheiten verspürte - Tipps zu geben, wie sie damit umgehen könnte, wenn sie Unsicherheiten spürt, aber nicht weiß ob der Therapeut Recht hat oder ihre Unsicherheit sie vor einem schlechten Therapeuten warnt.Es ist eher so, dass es Patienten (Klienten ist keine Begrifflichkeit der Therapie, aus gutem Grund) gibt, die nicht die Folgen eines solchen Versuchspersonentum einschätzen können und folgsam "ja" sagen, auch im Zuge von zuviel Vertrauen zu jemanden, der den Titel Therapeut trägt.
Die Frage, ob man etwas möchte oder nicht, bezieht sich ja nicht nur auf Filmaufnahmen. Ich musste z.B. heute in meiner Therapie entscheiden, ob ich mich auf eine bestimmte Therapiemethode sowie eine bestimmte Körper-Übung einlassen möchte. Bei beiden verspürte ich starke Unsicherheit, aufgrund meiner Therapie-Vorerfahrungen. Ich habe überlegt, was mir meine Unsicherheit sagen will: will sie mich davon abhalten mich mit mit meinen Problemen zu konfrontieren oder will sie mich vor weiteren Schaden schützen? Durch das Hören auf meine Unsicherheit und das Hinterfragen dieser war ich in der Lage zu sagen: Therapiemethode nein, die schadet mir. Übung ja, auch wenn ich Angst habe, aber sie könnte mir helfen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Jetzt haben sich meine beiden Threads thematisch etwas überschnitten. Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich zu betreffender Therapeutin, deren Vorgehen auch hier erwähnt wurde, in meinem anderen Thread weitergeschrieben habe (nur, falls es wen interessiert, wie die Geschichte ausgegangen ist).
Zu diesem eher theoretischen Threadthema, was für mich jetzt am Ende richtig interessant wurde (und nun schon eher in die Richtung dessen geht, was ich mir hier erhofft hatte), werde ich mich auch noch äußern, später, wenn mein Kopf frei dafür ist.
Zu diesem eher theoretischen Threadthema, was für mich jetzt am Ende richtig interessant wurde (und nun schon eher in die Richtung dessen geht, was ich mir hier erhofft hatte), werde ich mich auch noch äußern, später, wenn mein Kopf frei dafür ist.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno
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