Psychosomatik verstehen - das ICH entdecken

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.

mio
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Beitrag Fr., 15.05.2015, 00:59

Hallo SoundOfSilence.
SoundOfSilence hat geschrieben:Allerdings: nutzen sie der Traumaverarbeitung auf Körperebene auch dann, wenn man den Zusammenhang nicht erkennt? Magst Du genauer erklären, was dieses körperbezogene Traumaverarbeitung ist (machst du Körpertherapie?)?
hmmm? schwierige Frage, wie ich finde. Ich denke mal, sie können so oder so nutzen, aber ob das ohne Verständnis geht???

In Bezug auf meine eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass ich sozusagen "über" den Körper erst so wirklich rankommen konnte. Wobei ich das nur bedingt empfehlen kann, weil es echt "hartes Brot" ist, dass einen da erst einmal "überfällt" und so man dann "niemanden" findet, der dieses "harte Brot" sozusagen "adäquat" mit einem aufarbeitet/aufarbeiten kann landet man meiner Meinung nach schnell in der schlichten und simplen "Medikation", so man nicht ganz genau "aufzupassen" vermag in manchen Momenten.

Körpertherapie per se erachte ich als etwas sehr sinnvolles, sie sollte allerdings meiner Meinung nach "achtsam" durchgeführt werden.

Ich wär da mittlerweile zB. vorsichtig, so sich wer anmasst "innerhalb kürzester Zeit" DIE Veränderung erreichen zu können. Die "Veränderung" wird dann in der Tat vielleicht erreicht, nur: Mit dieser "Veränderung" musst Du im Zweifel auch erst einmal klarkommen.und das kann einen ganz schön raushauen.

Was mir im (verantwortungsorientieren) "körpertherapeutischen Setting" sehr geholfen hat, war, dass ich plötzlich "erkennen/fühlen" konnte, in welchen Momenten ich "innerlich" abhaue. Mein Körperthera hatte da eine sehr angenehme Art, "mich" da hin zu "bringen". Das war dann immer so ein "Hmmm, bleib bei mir (dem, was seine "Hände" in meinem Körper gerade berührten) und er hat das immer gespürt, wenn ich ihm sozusagen in den "Kopf" abhaute". Fand ich sehr "faszinierend" und hat mich auch echt was "gelehrt". Ich kann das nur schwer "beschreiben".

Ich denk mal, da gibt es kein "richtig" oder "falsch", sondern nur ein "achtsam", dass gegeben sein sollte.

Ich persönlich orientier mich da nach wie vor an den Worten meiner sozusagen ersten - problembewusst aufgesuchten - Körperthera (die mir zwar nur sehr bedingt weiterhelfen konnte, es aber gerade deshalb extrem tat):

"Versuchen Sie einfach auf alles zu achten, was Ihnen entspricht. Und folgen sie dem."

Lieben Gruss,

mio

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LynnCard
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Beitrag Fr., 15.05.2015, 07:27

SoundOfSilence hat geschrieben:Wie (habt) macht ihr das übrigens (gemacht), so ohne Gefühle? Seid ihr entscheidungsfreudig? Legt ihr euch - begründbare - Gefühle zu Recht für euren Alltag? Ich war vor der Therapie sehr entscheidungsfreudig, hab einfach immer das Logischtste gemacht Aber sei ich entdeckt habe, dass ich oft etwas anderes WILL versuche ich eben auch, Gefühle dazu zu entdecken...
Also OHNE Gefühle ist es ja nicht ...

Ich dachte noch länger über den Thread nach und verglich meine Erkenntnisse mit alten Tagebuch-Einträgen. Vor 2 Jahren war ich nahe dran bei der Angst, allerdings eher als Symptomverlagerung auf Atemnot etc. Obwohl es unangenehm war, löste diese Phase einige positive Veränderungen aus in meinem Leben, weil mir einfach klar wurde, was mir wirklich wichtig ist und was nicht. So ähnlich läuft das jetzt wieder ab, wobei ich dem Zentrum des Traumas und der Angst nun schon offener und vor allem gefühlvoller begegnen kann. Es löst aber wieder dieselben Neuausrichtungen aus. Mir war das vor 2 Jahren nicht so bewusst, was da genau abläuft, aber jetzt lichtet sich der Nebel. Das möchte ich noch eine Weile festhalten. Deshalb lasse ich es erstmal sickern, was wir hier so aufgeworfen und besprochen haben. Es hat mir sehr viel gebracht, danke! Ich möchte es aber jetzt nicht zerreden, gerade weil es so viel ausgelöst hat in mir.
LG Lynn

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 15.05.2015, 16:50

SoundOfSilence hat geschrieben:Mmh - und zum Thema Krankheitsgewinn: Kimba scheint auch keinen sekundären zu haben, nach Zuspruch aus dem sozialen Umfeld und "umsorgt werden weil krank" hörte sich das jedenfalls nicht an... Oder tue ich dir da jetzt unrecht, Kimba?
Ja das stimmt, ich habe keinen Krankheitsgewinn.
Ich selber bin ja der Meinung, dass meine Symptome körperlich (eventuell durch Autismus bedingt) sind.
Es sind die Ärzte, die immer meinen, wenn sich keine Ursache finden lässt, dann sind Symptome automatisch psychisch bedingt.
Das glaube ich bei mir nicht. Bei Dir, SoundOfSilence, hört sich das schon so an bzw. Du sagst es ja auch selbst.

Ich bin einfach ein Mensch, bei dem einiges anders ist und das akzeptieren die meisten Mitmenschen nicht.
Deshalb kann man bei mir definitiv nicht von Krankheitsgewinn sprechen !
Im Gegenteil: Dadurch, dass ich zu müde war zur Schule zu gehen (Eigenverdacht auf chronisches Erschöpfungssyndrom eventuell in Kombination mit hypoaktivem ADS), ist die Beziehung zwischen mir und meinen Eltern immer schlechter geworden.
Ich bin also für meine Krankheit mit Liebesentzug und später mit unnötiger ! Psychiatrisierung bestraft worden.


Ich würde schon sagen, dass das mein Leben zerstört hat.
Jedenfalls habe ich, seit ich 12 bin, keine Gefühle mehr für meine Eltern obwohl ich das nicht möchte.
Aber es geht anscheinend nicht.
Zum Therapeuten brauche ich gar nicht erst zu gehen, denn die nehmen meine Erkrankungen eh nicht erst. Das einzige was ich immer gehört habe war, dass ich an Depressionen leiden würde und diese behandelt werden müssen, dann würde auch die Müdigkeit weggehen.
In meiner Verzweiflung habe ich dem zugestimmt, aber es wurde nichts besser, obwohl ich dran geglaubt habe.

Nach vielen medikamentösen und psychotherapeutischen Versuchen, die alle nichts brachten, zumindest nicht für die Körperbeschwerden, habe ich jetzt von Therapeuten die Schnauze gestrichen voll.
Das schlimme ist, dass viele dieser selbstverliebten Menschen mir noch Schuldgefühle machten, indem sie gesagt haben, dass sie alles für mich getan hätten und es dann wohl an mir liegen müsse, dass ich nicht gesund werde. Angeblich wolle ich nicht gesund werden, weil ich die Symptome für etwas bräuchte !


Aber es gibt für mich keinen Krankheitsgewinn. Anscheinend gehen die Menschen, die so über mich denken, davon aus, dass ich masochistisch bin und es als Kind so wollte, dass meine Eltern mich mit Liebesentzug bestraft haben.
Denn, wenn ich normal funktioniert habe, habe ich alles bekommen was ich wollte und brauchte.
Nur, wenn ich wieder zu krank war fingen die Drohungen an wie: "Wenn Du Dich nicht bald zusammenreißt bringen wir Dich in ein Heim für Schwererziehbare."

und:

"Wenn Du nicht freiwillig in eine Kinder- und Jugendpsychiatrie gehst (weil ich aufgrund von Übermüdung die Schule verweigert habe, zum Selbstschutz, immerhin bin ich versehentlich manchmal auf dem Rückweg schon über eine rote Ampel gegangen, aus Übermüdung !!!!), dann lassen wir einen Krankenwagen rufen und die Krankenwagenfahrer packen Dich dann in eine Zwangsjacke, damit sie Dich in die Klinik kriegen."


Zu lang, Teil 2 folgt....

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 15.05.2015, 16:52

Teil 2, weil der erste Teil zu lang war:


Und das alles nur weil ich (trotz gutem Schlaf) permanent übermüdet war, autistisches Verhalten habe, Konzentrationsstörungen habe, chronische Schmerzen habe und einfach versucht habe mich für mein Recht einzusetzen.
Das war meinen Mitmenschen zuviel.
Vor allem hat ihnen dabei nicht gepasst, dass ich keinerlei Schuldgefühle wegen meiner Schulverweigerung hatte.
Ich war zwar damals in psychotherapeutischer Behandlung, aber auch diese Menschen halfen mir nicht. Ich hatte gefälligst zu funktionieren. Da ich das nicht tat und mich dabei noch erdreistete trotzdem fröhlich zu sein, kam ich letztendlich mit Gewalt in psychiatrische Behandlung.
Seitdem bin ich nahezu ununterbrochen dort.
Durch die vielen Fehlbehandlungen ergaben sich immer mehr psychiatrische Diagnosen, die zwischenzeitlich sogar gestimmt haben, weil man mich so versucht hat in dieses Schema reinzupressen, dass ich mich teilweise wirklich so verhalten habe wie z.B. eine Borderlinerin, obwohl ich nie eine war.


Nachts habe ich immer noch häufig Albträume und Flashbacks von oben beschriebenen Situationen, allerdings habe ich mittlerweile keine Gefühle mehr dabei.
Es ist, als ob ich über eine mir fremde Person schreiben würde.
Auch meine Eltern sind für mich so etwas wie Bekannte, Nachbarn oder Ähnliches.
Es ist wirklich schade um die Beziehung, aber ich musste das damals so machen, es kam mehr oder weniger automatisch.
Ich wurde dann meine eigene Mutter und mein eigener Vater und bin das heute immer noch.


Deswegen; Nein, einen Krankheitsgewinn habe ich wahrlich nicht.

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LynnCard
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Beitrag Fr., 15.05.2015, 22:13

@Kimba&Blacky
Hast Du denn auch schon alles abgeklärt? Da fallen mir spontan Schlaflabor, Psychosomatik, Autismus-Experte ein. Tut mir leid, was Dir widerfahren ist. Dass Du trotzdem noch innerlich so aufrecht und selbstbewusst bleiben kannst, finde ich toll! Lass Dich nur nicht unterkriegen. Vielleicht findest Du doch noch die richtigen Fachleute.
LG Lynn

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SoundOfSilence
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 09:09

Guten Morgen!!
So, nachdem ich gestern mal so richtig durchgeknallt bin und nicht wirklich kommunikationsfähig war, melde ich mich auch wieder zu Wort - bitte seht es mir nach

Lynn, DANKE für deine Anregungen, Ideen, Erklärungen, Links - ich finde das unheimlich wertvoll! Und Du hast recht, dass man an irgendeinem Punkt das für sich wirken lassen muss und nicht zerreden/zerdenken darf.
Ich finde es immer wieder schön, wenn sich aus dem "Input" neue eigene Bilder ergeben, die helfen sich selbst besser zu verstehen (und manchmal hilft ja auch das, worin man sich eben nicht wiedererkennt) - deshalb auch dieser Thread. Ich entdecke bei jeden durchlesen etwas neues, interessantes - da haben wir wirklich Brainstorming betrieben

Kimba - ich finde das furchtbar, was Du beschreibst!!! Schrecklich, dass Du so wenig Unterstützung und Hilfe erleben durftest, und das gerade obwohl Du ja sogar genau dorthin gekommen bist, wo man diese Hilfe eigentlich erwartet. Von der Reaktion der eigenen Eltern abgesehen (die ist ja häufig geprägt durch eigene Störung - unterstelle ich jetzt einfach in diesem Fall mal), hatte ich in letzter Zeit oft den Gedanken, wie viel mir hätte erspart werden können, wenn frühzeitiger jemand auf die "Hilferufe" reagiert und mir tatsächlich geholfen hätte, mit den Folgen einer Vergangenheit fertig zu werden, die mich selber eben überfordert... Ich weiß, dieses hätte/wäre/wenn führt zu nichts, aber ab und zu kann ich darüber Schmerz spüren, und vielleicht will ja auch diese Trauer gelebt werden, bevor sie vergeht... Nur, wenn ich höre, wie Du das erlebt hast, dann scheint ja auch eine Kinder- und Jugendpsychiatrie nicht gerade eine Garantie für echte Hilfe zu sein. In irgendein Schema gepresst zu werden - und klar, als kindliche Anpassungsleistung dem dann auch zu entsprechen (da können wir vermutlich alle ein Lied von singen) - das genau sollte Psychiatrie eigentlich erstmal nicht sein... Erst recht nicht, wenn die Schemata krankhaft sind.
Prima, dass Du für dich kämpfst! Ich gebe bei soetwas leider schnell auf... Und mit soetwas meine ich, wenn es um mich geht, nicht um Andere... [MEMO an mich selber: Bin ich ein soetwas??]
Und wenn Du überzeugt bist, dass deine Probleme nicht psychisch bedingt sind, dann musst Du auf den möglichen Untersuchungen bestehen, bei Ärzten denen du vertraust! Das ist erstmal das Wichtigste, dass Du Untersuchungen findest, denen Du auch vertraust!! Nur dann kann entweder eine Ursache gefunden - und behandelt! - werden, oder Du selber könntest zu dem Schluss kommen, dass die Ursache doch im psychischen liegt. Und nur wenn Du selber das glauben könntest/würdest, würde ja eine Therapie überhaupt Sinn machen... Aber dich, gegen deinen Willen, in eine Therapie zwängen, und dir dann noch mangelnde Motivation vorwerfen, also Schuld zuschreiben, das ist doch wirklich das Letzte. Ich muss sagen, dass ich bei dem Thema mit meinem Thera wirklich gute Erfahrungen gemacht habe, der sieht seine Aufgabe im Zweifelsfall nicht darin, etwas auf Biegen und Brechen zu therapieren, sondern erstmal dafür zu sorgen, dass Einsicht und Motivation entstehen können - ohne SCHULDGEFÜHL (im Zweifelsfall auch, indem man eben diverse Untersuchungen wiederholt, oder auf einen späteren, besseren Zeitpunkt wartet). Naja, Schuldgefühle bringen die Meisten ja ohnehin auch selber schon genügend mit in eine Therapie...
Also, Krankheitsgewinn werde ich aus meinem Wortschatz streichen, da schwingt zu viel mit, und nach einigem Nachdenken muss ich sagen, dass auch das, was ich sozusagen als "mein Krankheitsgewinn" bezeichnet hatte, bei genauerem Hinsehen ja auch nur eine maladaptive Anpassung an eine frühere Belastungssituation ist, die heute nicht mehr besteht und daher das hier-und-jetzt eigentlich besserer Strategien bräuchte, wenn ich sie nur endlich lernen könnte. Sprich: Wenn ich früher eine Rechtfertigung brauchte, um mich aus einer Überlastung zurückzuziehen, weil schlichte Überlastung für meine Eltern kein legitimer Grund war, mir eine Pause zu gönnen, dann ist Somatisieren um für diesen berechtigten Rückzug zu sorgen eine ziemlich gute Anpassungsleistung. Nur heute unnötig und unadäquat - es mag ein positiver Nebeneffekt bleiben, der aber überhaupt nur nötig ist wegen einem gestörten Umgang mit mir selber. Das möchte ich wirklich nicht als Krankheitsgewinn bezeichnen. Vielleicht noch als Kompensation... Als unzureichende, wie mir scheint, denn die Gewinn-und-Verlustrechnung zeigt eben doch eine rote Zahl als Ergebnis.
[Sorry Leute, wenn das alles total daneben ist. Bin irgendwie nicht ganz ich selber heute]
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SoundOfSilence
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 09:11

Mio, vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung. Es hat mir ein bischen Angst gemacht, zu lesen, dass dein Körpertherapeut noch vor dir bemerkt, dass Du abhaust (so hab ich es jetzt verstanden), weil ich ja immer bemüht bin, das zu verstecken - andererseits ist es toll, wenn dir ein Thera so helfen kann, das zu verhindern!! Und dafür muss er es natürlich auch bemerken.
Darf ich zu den körperl. Abreaktionen noch etwas fragen? Wenn so etwas passiert, bist Du dann psychisch noch einigermaßen bei dir, bzw im hier-und-jetzt, oder verlierst du den Kontakt zur Wirklichkeit (im Sinne einer Derealisation)? Ich kenne das von mir, dass ich manchmal (selten) über mein normales Maß hinaus dissoziiere, und dann kann es tatsächlich zu körperl. Symptomen kommen, die nicht in mein "übliches" Repertoire gehören (Schüttelfrost, Zittern, Ohrensausen, Kreislauf...) also weniger Schmerzbetont sind - und ich überlege, ob es sowas ist.

Bumpam - ich hoffe es geht dir besser

Liebe Grüße - und einen schönen Samstag,
Silence
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Kimba&Blacky
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 13:40

LynnCard hat geschrieben:@Kimba&Blacky
Hast Du denn auch schon alles abgeklärt? Da fallen mir spontan Schlaflabor, Psychosomatik, Autismus-Experte ein.
Ich war mit 18 im MRT (Magnet-Resonanz-Tomographen), war angeblich unauffällig.
Als Kind war ich in einer psychosomatischen Kurklinik, dort wurde aber nichts festgestellt.
Um Autismus diagnostiziert zu bekommen wirke ich zu unautistisch. Aber ich werde dafür kämpfen, dass es anerkannt wird.


LynnCard
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 13:47

Also Schlaflabor ist nicht dasselbe, außerdem ist 18 lange her, auch was die Psychosomatik-Klinik angeht (gerade wegen Deinem Chronic Fatigue Syndrom, klingt jedenfalls danach für mich). Da würde ich nochmal ansetzen. Und was den Autismus betrifft, würde ich mich in einem Autismus-Forum beraten lassen, die kennen die richtigen Adressen, denn dafür braucht es besondere Experten, welche sich besonders gut auskennen.
LG Lynn


LynnCard
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 13:58

@SoundofSilence
Das mit dem Krankheitsgewinn sehe ich genau wie Du. Das hast Du sehr gut in Bezug auf Dich bilanziert. Also dafür, dass Du noch etwas schwächelst, kriegst Du die Sätze aber sehr gut zusammen, auch in Bezug auf Kimba&Blacky, besser könnte ich es nicht ausdrücken, genau meine Gedanken!
LG Lynn


mio
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 14:36

Hallo Silence,
SoundOfSilence hat geschrieben: Es hat mir ein bischen Angst gemacht, zu lesen, dass dein Körpertherapeut noch vor dir bemerkt, dass Du abhaust (so hab ich es jetzt verstanden), weil ich ja immer bemüht bin, das zu verstecken - andererseits ist es toll, wenn dir ein Thera so helfen kann, das zu verhindern!! Und dafür muss er es natürlich auch bemerken.
mir ist das darüber erst so richtig "bewusst" geworden, dass ich tatsächlich oft einfach meinen "Körper" verlasse. Ich hatte viele Jahre vorher schon mal was in körpertherapeutische Richtung versucht (was nicht funktioniert hat) und der Thera damals sagte das auch häufiger, dass ich nicht "da" wäre. Ich für meine Begriffe dachte damals immer nur: Du weisst gar nicht, wie sehr ich da bin...und habe schlicht nicht verstanden, was er überhaupt meinte.

Bei dem jetzigen war es aber auch wirklich "am" Körper (und bei dem ersten nur "mit" dem Körper) weshalb es ja auch logisch ist, dass er das dann merkt, wenn ich sozusagen "energetisch" plötzlich körperlich weg bin. Angst hat es mir nicht gemacht, was aber wohl auch daran lag, dass ich nicht gleichzeitig darüber reden musste was in mir vorging - zumal ich das oft erst Tage später klar bekam. Das hab ich dann immer lieber bei meiner Psychothera gemacht...

SoundOfSilence hat geschrieben:Darf ich zu den körperl. Abreaktionen noch etwas fragen? Wenn so etwas passiert, bist Du dann psychisch noch einigermaßen bei dir, bzw im hier-und-jetzt, oder verlierst du den Kontakt zur Wirklichkeit (im Sinne einer Derealisation)?
Komplett den Kontakt zum Jetzt und Hier verliere ich glücklicherweise nie und ich würde von den Momenten, wo das am kritischsten war auch sagen, dass es keine reinen Abreaktionen sondern eher eine Mischung aus Abreaktion und so einer Art Flashback gewesen sein dürften.

Die "Abreaktionen" sind im Grunde erst mal wirklich rein körperliche Reaktionen, also zB. dieser Würgereiz. Mir ist nicht schlecht, ich hab teilweise noch nicht mal was gegessen, aber ich k*tze mir sozusagen die Seele aus dem Leib. Meine Thera hat mir das eben so erklärt, dass das was ist, was noch im Körper sozusagen "feststeckt" und gelöst werden muss. Psychisch macht das mit mir nicht unbedingt etwas, sondern nur dann, wenn ich gleichzeitig im Kontakt mit einer "Erinnerung" bin. Dann kann das schon über das Mass hinausgehen, dass ich "normalerweise" kenne.

Ich hab zum Beispiel mal bei Autofahren völlig grundlos angefangen am ganzen Körper zu zittern und konnte mir das absolut nicht erklären, da nichts war oder so und es mir psychisch auch top ging in dem Moment, ich also in keiner Paniksituation oder so war. Aber dennoch hatte die Situation was "angetickt" und mein Körper reagierte.

Lieben Gruss,

mio

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Bumpam
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Beitrag So., 17.05.2015, 05:34

Hallo in die Runde,
ich wäre jetzt wieder da - das müsste dann heissen, es geht mir besser, oder?
Habe gerade versucht, alles nochmal zu lesen - ich finde ja den Aspekt den mio eingebracht hat mit den Abreaktionen sehr spannend - aber ich gebe ehrlich zu, es gruselt mich gewaltig bei der Vorstellung, dass mich jemand nicht nur berühren könnte (das in sich ist schon erschreckend genug....), sondern dann auch noch was darüber erfahren könnte "wer" gerade anwesend ist...
Silence, ich danke Dir für den Blumenstrauß - und für die Anmerkung, dass das Wort "Krankheitsgewinn" am besten zu streichen ist - das ist eigentlich das einzig Wahre! Dieses Wertende, das da drin ist, passt wirklich nicht zu dem was es ist.
Trotzdem muss ich zugeben, dass ich im Moment ganz gerne körperliche Schmerzen hätte - die würden es mir bedeutend leichter machen, in der jetzigen Realität zu bleiben.
Das liest sich für mich selber jetzt auch ziemlich bescheuert - kann irgendwer was damit anfangen?
Ganz liebe Grüße, Bumpam

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SoundOfSilence
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Beitrag So., 17.05.2015, 09:56

Guten Morgen in die Runde!!

Liebe Bumpam - ich verstehe dich gut. Schön, dass Du wieder da bist - das bedeutet auf jeden Fall, dass Du bereit bist, einen vorsichtigen, durch anonymisierte IP-Adressen vermittelten Kontakt mit der Außenwelt zu versuchen; ich würde das auf jeden Fall als Besserung betrachten [optimistischguck]

Sicher ist es grausam, Schmerzen zu haben, aber nicht bei sich zu sein, oder gar überhaupt nicht mehr zu wissen ob es dieses "sich sein" noch gibt, ob sich nicht alles längst schon aufgelöst hat - das ist auch furchtbar, und wen man dem Schmerz nicht entkommen kann, dann gibt es wenigstens etwas (sozusagen statt "ich denke also bin ich" ein "ich fühle also bin ich")... Wenn Fühlen nicht klappt und denken auch nicht mehr geht was bleibt dann von einem Menschen übrig? Ach, wie schade, dass sich diese große Fähigkeit zur Dissoziation der Kontrolle entzieht... Dass es eben auch die unpassenden Situationen trifft, dass man so viel vom Leben verpasst, dass man selber nicht weiß ob dieses Auflösung in Einzelteile (diesmal auch wieder) ein Ende haben wird. Andererseits: der Schmerzpatient, der "in seinem Schmerzkörper gefangen ist", der verpasst eben auch viel Leben, nicht war? Und wenn der Körper in seinen Flashbacks/Abreaktionen gefangen ist, wie viel Leben verrinnt in solchen Momenten un-nutzbar im Sand? Denn um das Leben voll mitzunehmen, es ganz zu haben, dazu muss man wohl auch ganz gesund sein, Psyche, Körper- eben psychosomatisch ein Ganzes, ein Heiles...

Manchmal denke ich (zugegeben, in depressiven Momenten), dass ich vom Leben ein so großes Stück Bitterkeit abgebissen habe, dass ich immer noch mit Kauen beschäftigt bin, und von den süßeren Teilen nun nicht probieren kann... Wenn mir doch das Herunterschlucken endlich gelingen würde, oder das Herauswürgen endlich fertig wäre - dann könnte es einmal weiter gehen. Oder wenn ich doch endlich dran erstickte...
Bumpam hat geschrieben: aber ich gebe ehrlich zu, es gruselt mich gewaltig bei der Vorstellung, dass mich jemand nicht nur berühren könnte (das in sich ist schon erschreckend genug....), sondern dann auch noch was darüber erfahren könnte "wer" gerade anwesend ist...
Ja, das ist phänomenal: ich fand es gruselig, habe aber glatt mal überlesen, dass der Körpertherapeut den Patienten BERÜHRT - das erschreckt mich fürchterlich, wenn ich daran denke. Ich wäre wahrscheinlich gar nicht in der Lage, dabei zu bleiben... Und trotzdem stelle ich mir vor, dass es tatsächlich eine große Unterstützung bei den körperlichen "Reaktionen" und deren Interpretation wäre, wenn sozusagen jemand mitfühlen würde. Mio - vielleicht bin ich irgendwann so weit, dass so etwas "gehen" würde, dann werde ich das ausprobieren und an dich denken!! Denn das ist ja durchaus bemerkenswert, wie vielfältig nicht nur die psychischen, sondern auch die körperlichen Reaktionen in diesem psycho-somatischen Zusammenspiel sind.
Es kommt mir so vor, als würde mal der Körper in der Vergangenheit stecken, mal die Seele - und wenn ich beides "zusammen" haben möchte, dann ist es entweder nicht auszuhalten (dann bin ich ganz im damals, d will ich nicht sein) oder es gelingt mir nicht (ganz im jetzt)... Und gleichzeitig - das im Leben überhaupt etwas gelingt, dass ich überhaupt genug funktioniere, um ein Leben "zu FÜHREN" , das verdanke ich wohl dieser Trennungs-Fähigkeit... Wie es sich dreht - die Lösung liegt im Problem, das Problem ist die Lösung
Und noch etwas fällt mir gerade auf: Bumpam und ich finden die Vorstellung, dass jemand von AUßEN bemerkt, dass wir diss. (!!AN unserem Körper!!) beängstigend - um Gottes willen, es soll keiner mitkriegen was los ist - dabei dissoziieren wir ja in gewisser Weise alle bereits dann, wenn der Körper Symptome bzw Schmerzen hat/ausdrückt/produziert (welches Wort passt an diese Stelle?) - und das LÄSST sich nicht verstecken. Vielleicht dissoziieren wir dann aus dem Schmerz weg, damit wir uns "nicht verraten"...? Aus der Scham heraus, sichtbar zu sein?
Apropos: Wie handhabt ihr das Sichtbarsein eurer Symptome? Verstecken? Was, wenn das nicht mehr geht? Zeigen? Erklären?
Ich versuche es so lange wie möglich zu verstecken, dann herunterzuspielen, dann zu erklären. Und es ist sogar bei "eingeweihten" (sogar mein Thera) so, dass ich schlecht sagen kann "jetzt habe ich furchtbare Magenschmerzen"... Irgendwie "ist der Punkt etwas zu sagen" immer schon überschritten, wenn ich bereit wäre etwas zu sagen. Deshalb sage ich nichts... Hinterher - da kann ich erzählen

So, ihr Lieben, da Lynn mir sooooo viel Selbstbewusstsein gegeben hat , verabschiede ich mich ausnahmsweise OHNE mich für meine Wortwahl zu entschuldigen...

Einen schönen Sonntag!!
Hello darkness, my old friend...

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Bumpam
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Beitrag So., 17.05.2015, 10:19

Huhu Silence,
ja, das Zurücktasten hierher ist wohl wirklich ein Schritt in die richtige Richtung. Ich wollte übrigens Schmerzen und sich ihnen nicht entziehen können auf gar keinen Fall irgendwie klein reden oder so - und ich HASSE es wie verbittert ich in meinem posting klinge - und morgen sitze ich dann in der Therapiestunde und bespreche alles als hätte ich die Welt und mich komplett im Griff....
ich werde jetzt etwas Produktives tun - und sei es auch nur, ein Mittagessen zu kochen - sonst wird das hier alles nichts...
Und dann bin ich hoffentlich wieder etwas konstruktiver!
Ganz liebe Grüße, bumpam


LynnCard
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Beitrag So., 17.05.2015, 13:18

Hallo ihr Lieben!

Die von vielen Patienten als hilfreich bezeugte Körpertherapie wäre mir persönlich auch zu viel körperliche Nähe zum Arzt, wenn es irgendwie persönlicher wäre als z. B. beim medizinisch ausgebildeten Chiropraktiker. Da wäre für mich der klinische Charakter sehr wichtig. Was ich jedoch dazu las, ist das teilweise schon sehr persönlich und eben therapeutisch gehalten, was mich zu intim erreichen würde, weil gleich körperliche UND seelische Nähe hergestellt wird. Solange es NUR körperlich ist oder NUR seelisch, kann ich ausreichend Distanz für mich schaffen, aber beides gleichzeitig ist mir zu nah. Hat sicher auch mit den Körpererinnerungen zu tun.

Ich hab mir in den letzten Tagen überlegt, was ich tun müsste, um der durch das Trauma erzeugten Angst etwas entgegenzusetzen. Ich gehe entweder in den Rückzug oder trete die Flucht nach vorne an, wobei die Flucht nach vorne mich weiterbringt als der Rückzug. Deshalb versuche ich nun, diese Flucht nach vorne mehr zu fördern, wenn schon ein instinktives Fluchtverhalten, denn das aktiviert mich trotz Schmerzen. Vielleicht geht das auch bei euch in den Dissoziationen, um euch zurückzuholen, d. h. zum Beispiel die Vorstellung, sich jetzt verteidigen zu müssen im Jetzt. Mir hilft es z. B. zu wissen, dass ich mich ausreichend rechtlich absichere und mir da zu helfen weiß. Mit diesem Gedanken will ich jetzt auch wieder mehr aktiv werden, auch wenn ich dabei Schmerzen empfinde.
LG Lynn

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