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Mo., 30.11.2009, 06:58
Das Gefühl ist, als will irgendetwas (wirklich: ETWAS! Ich nenne es tatsächlich "Es") aus mir raus, als sei es in mir gefangen. Ich finde für "es" keine Worte, noch nie. "Es" ist wie eine Art namensloses Grauen. Ich kann "es" nicht einmal mir selbst klarmachen, geschweige denn in Worte formulieren. Ich weiß nicht, was "es" ist, warum es da ist und woher "es" kommt. Ich kann mich an nichts erinnern, ich sehe aber was "es" seit fast schon zwei Jahrzehnten mit mir macht.
Ich weiß nur, dass "es" gewaltig ist, eine Macht über mein Leben hat wie ich es mir höchstens für Gott vorstellen könnte. Es gab eine Zeit von 23 bis 26, da kämpfte ich gegen "es", dann kam eine Zeit für ein, zwei Jahre, da resignierte ich völlig und ließ "es" alles machen, "es" schüttelte mich sogar und quälte mich, ich kämpfte nicht und ließ "es" alles mit mir tun was "es" will. "Es" hat völlige, absolute Macht über mich, eine unkontrollierbare Naturkraft. "Es" kommt wie es will, manchmal (selten!) hat "es" keine Lust mich zu quälen, meist aber ist "es" angriffslustig und grausam.
Nicht selten geschieht es, dass eine dritte Macht sich meldet und meine Schwäche nutzen möchte, um Kontrolle über mich zu haben. Doch ich bin stärker, und dass zeige ich dem auch, nur gegen "es" habe ich keine Chance, "es" kann alles tun was es will, ich bin hoffnungslos ausgeliefert, keinerlei Gegenwehr möglich. Wenn "es" kommt bin ich verloren, bis "es" vorüber gegangen ist. Ich bin mir auch völlig bewusst dass diese Mächte keine ontologische Realität zukommt und nur in mir existieren, ich benutze sie quasi therapeutisch und symbolisch. Dennoch kommt es vor, dass wenn "es" mich schüttelt und quält diese dritte Macht in mich eindringen will und mir ihren Willen aufzwingen, ein Satan, ein Dämon der mich beherrschen will, und ich mich schnell von allen Menschen zurückziehen muss um den Kampf gegen "es" und das andere aufzunehmen. "Es" will nichts von mir, "es" quält mich einfach nur, "es" hat keine Absichten. Doch die dämonische Macht will mich zu etwas bringen. Es will mich benutzen. Ich weiß nicht, wofür, und bisher war es nur ein kleiner Dämon, den ich leicht durchschaut habe und der schwach ist, doch vorgestern kam ein großer Kollege, der hatte einige üble Tricks drauf und folterte mich regelrecht mit Einsichten die ich nie haben wollte bis ich darum flehte es soll aufhören. Nach etwa 20 Minuten war der Spuk vorbei und ich war sehr geschwächt und fertig. Nur "es" bleibt, "es" bleibt immer auch wenn die Dämonen gehen.
Sollte ich "es" jemals loswerden... Ich wäre so frei, etwas hätte sich so stark in meinem Leben geändert, dass ich gerade starke Hemmungen habe, "es" zu verlieren. Das ist in etwa so, wie wenn man ein Zootier, das sein ganzes Leben in Gefangenschaft verbracht hat, nun aus dem Käfig in die Freiheit entlässt. Das ist eine zu gewaltige Freiheit für einen einzigen Augenblick.
Wenn "es" bricht, würde ich mich kotzen befreien, oder zitternd zusammenbrechen, oder mir in die Hose machen, oder in einen nicht enden wollenden Lachanfall Erleichterung finden. Wenn "es" bricht käme der ganze Dreck, die ganzen Fäkalien, der ganze Schmerz und das ganze Leiden heraus, die "es" so lange Zeit in mir gespeichert hat, gestaut, bis ich fast platzte. Ich habe Angst vor dem Brechen, denn die Abreaktion wäre gewaltig. Wenn der Staudamm bräche... ich wüsste nicht, was dann mit mir passiert. Ich vermute, es könnte mein Leben verändern. Ich könnte vielleicht frei sein.
Aber ich habe mein Leben so an "es" arrangiert, dass ich mir gerade nicht vorstellen kann was passiert, wenn sich die Tür öffnet, die Mauer zerfällt, die Blockade fällt. Was kommt dahinter? Was liefert die Freiheit? Mir fehlt ein ganzes Leben, wie sollte ich nun, mit Ende Zwanzig, das alles nachholen?
Ich wäre Anfänger in der Profiliga vom Spiel des Lebens...
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!