Therapeut feuchte Augen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 08:23

StillesMeer hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 16:21
Das Verrückte: Selbst wenn ich es zum Thema machte, würde ich wieder nur darüber reden.
Es ist doch schön, so einen emotional schwingungsfähigen Therapeuten zu haben, dass er sogar mitweinen kann.
Ich vermisse häufig emotionale Reaktionen an meiner Therapeutin. Im Nachgang würde ich sogar sagen, dass dadurch ein dickes kommunikatives Problem zwischen uns entstanden ist. Ich rede, rede und rede.. erzähle immer wieder von traumatischen Erlebnissen und gehe dadurch immer sehr erschöpft aus den Stunden. Auch sie hat sich erst nach einem Jahr Therapie getraut zu sagen, wie sehr sie wiederum meine langen und agitierten Reden erschöpfen. Ich wusste selbst nicht, warum ich mich nicht zurück nehmen konnte. Später wurde mir klar, dass ich eigentlich auf der Suche nach Resonanz bin.
Ich kann nicht beurteilen, woran es liegt, dass keine Resonanz entsteht. Kann grds. an Patient u/o Therapeut liegen (oder beiden), d.h. das Problem ist nicht notwendigerweise, dass der Therapeut nicht schwingungsfähig ist. Also ein Therapeut kann ja auch nur das aufgreifen, was ein Patient verbal oder nonverbal aufgreift.
Nur ein paar Überlegungen. Wenn der Rededrang als Barriere/Schutz dient, dienen soll und die Therapeuten (offensichtlich) auch Störgefühle bemerkte (Erschöpfung), finde ich fragwürdig, warum sie das erst nach einem Jahr thematisiert. :staun: Würde ich Anbetracht begrenzter Therapiezeiten als grobes Versäumnis sehen. Insofern kann ich mit der Aussage von atalan schon etwas anfangen.
Kann auch sein, dass unterschiedliche Ziele verfolgt werden, ohne dass das beiden bewusst ist. Z.B. Patient sucht Resonanz, Therapeut will Lösung finden und so erlebt der Therapeut den Rededrang dann u.U. als hinderlich. In letzterem Fall passt vllt. die Art der Therapie nicht, wenn Patient und Therapeut unterschiedliche Ziele verfolgen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 10:24

Paar Erfahrungen von mir.
StillesMeer hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 07:38 Ich sehne mich viel mehr nach „nur“ erst mal „Gesehenwerden“ und Akzeptanz.
Das kenne ich sehr gut. Auch ich habe/hatte oft einen Rededrang. Weil ich dachte, der andere muss mich doch erstmal richtig kennen, damit er eine Chance hat, mich richtig zu sehen/wahrzunehmen.
StillesMeer hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 15:46 ich suche in meinem Gegenüber eine haltgebende, mitfühlende emotionale Reaktion, aber da kommt nichts und dadurch werde ich noch unruhiger, noch agitierter, „bedürftiger“ könnte man fast sagen.
Meine Erfahrung ist die, dass dieser Rededrang durchaus weniger werden kann. Ich will extrem reden, wenn ich das Gefühl habe, ich komme nicht an beim Gegenüber.

Als Beispiel eine Klinikerfahrung. Die Einzeltherapeutin war eine absolut kalte, steife Person. Dennoch erzählte ich. Und erzählte und erzählte. Es bedeutet mir nichts. Vielleicht auch weil SIE mir nichts bedeutete, ich nichtmal ansatzweise Sympathie für sie hegte. Andere Personen in der Klinik waren mir sympathisch, da bemerkte ich auch Reaktionen auf meine Erzählungen, da bedeutete es mir selbst mehr. Mein Erzählen war kein reines Erzählen.
Und dann gab es da eine einzige Mitarbeiterin (keine Therapeutin), die ich sehr mochte. Sie war von der Art her ganz anders. Sehr freundlich, zugewandt und nah. Sie war die einzige, bei der ich erzählen wollte UND es mir etwas bedeutete UND mir das wahnsinnige Angst machte (ich wollte aber trotzdem). Und SIE war die einzige, von der so Sachen kamen wie: "Es wird näher zwischen uns. Macht Ihnen die Nähe zwischen uns Angst?"
Sie lächelte, sie war freundlich, da saß nicht diese beißend kalte Wand vor mir, da bewegte sich etwas in mir.
Da wurde auch der Rededrang weniger, da kamen die Ängste, Befürchtungen, das weh tun... Ich wollte da immer hin - und wäre gleichzeitig gern weggerannt.

StillesMeer, vielleicht kannst du etwas damit anfangen, vielleicht geht es völlig an deinem Empfinden vorbei. Wollte es dir dennoch da lassen. Und die Frage an dich stellen, ob du jemals mit einem Menschen einen andere Erfahrunge gemacht hast? Gibt es einen Menschen, wo du weniger Erzähldrang hast, mehr dabei fühlst, wo dir das Reden etwas gibt, etwas leichter macht?

Mir wurde der Kontakt in der Klinik dann sozusagen "verboten" mit der Aussagen, "ich solle das zu der Therapeutin tragen und nicht zu der anderen Mitarbeiterin".....
Da fällt mir nur ein: Witzbolde. Klar, ich soll eine Beziehung, die ich mit der einen habe mal kurz auf einen ganz anderen Menschen übertragen und da das Gleiche empfinden.... Wohlgemerkt, es war Pflicht täglich zu dieser anderen Mitarbeiterin zu gehen. Ich tat da nichts außerhalb der Reihe. Auch Gespräche dort waren Pflicht.
Hat denen eben nicht gepasst, dass es da erheblich besser klappte, als mit der Therapeutin... so scheint mir.
Als ob man bei der einen Person das Gleiche fühlt wie mit der anderen. "Was mit der Mitarbeiterin passiert, soll mit der Therapeutin passieren". Absurd.

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 13:15

Ich habe intimem meiner Klinikaufenthalte sehr ähnliche Erfahrungen gemacht: mit der Psychologin, die meine Therapeutin war wurde ich nie warm. Sie anscheinend mit mir auch nicht. Ich saß da immer nur völlig angespannt auf dem Sessel und erzählte irgendein „Pflichtprogramm“.
In ihrem Urlaub war ich bei einer anderen Therapeutin, mit der konnte ich sofort, ohne Worte. Ich hatte da wie von selbst so viel Zugang zu mir, habe viel geweint und ganz viel über mich gelernt.

Das wurde nicht gern gesehen. Meine Psychologin stellte mich sogar zur Rede, was mir einfällt, dass ich mit ihrer Kollegin viel intensiver spreche. Ich fühlte mich dafür schon schuldig.

Daher ist es mit Sicherheit mit das Wichtigste, den Therapeuten zu finden, der zu einem passt. Und ich finde, dass man das meist auch spürt.

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 13:37

Gespensterkind hat geschrieben: Mi., 29.06.2022, 13:15
Das wurde nicht gern gesehen. Meine Psychologin stellte mich sogar zur Rede, was mir einfällt, dass ich mit ihrer Kollegin viel intensiver spreche. Ich fühlte mich dafür schon schuldig.
Hart.

Das mit dem Weinen kenne ich auch.
Bei der Therapeutin ganz selten geweint (oder nie? weiß ich nicht mehr).
Dann mal vor einer anderen Person gesessen, die ich nur 1x vorer gesehen hatte. Sie sagte einen bestimmten Satz - und ich heulte wie ein Schlosshund

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candle.
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 13:39

Gespensterkind hat geschrieben: Mi., 29.06.2022, 13:15 Daher ist es mit Sicherheit mit das Wichtigste, den Therapeuten zu finden, der zu einem passt. Und ich finde, dass man das meist auch spürt.
Nur stationär wird das wohl nicht immer so einfach sein. Die Therapeuten haben dann für eine Zeit ihr festes Klientel. Und ein Wechsel bringt jetzt auch nicht immer den Erfolg. Die Zeit ist einfach auch zu kurz.
Ich denke, das läßt sich mit einer ambulanten Therapie nicht wirklich gut vergleichen.

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Montana
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 13:52

Nicht zu wechseln kann aber bedeuten, dass man auch gleich nach Hause fahren kann. Ich habe mal erlebt, wie alle Patienten einer bestimmten Therapeutin wechseln wollten. Ich selbst hatte eine tolle Therapeutin, lernte besagte aber kennen, als der Gruppentherapeut Urlaub hatte und sie ihn vertrat. Sie tat dann das, was in ihren Einzeltherapien bemängelt wurde, nämlich nichts. Die saß ausschließlich schweigend rum. Auch dann, als die Gruppe völlig eskalierte. Die war einfach nicht da. Es gibt also echt Therapeuten, die für niemanden passend sind, sondern ungeeignet für den Job. Da finde ich es besonders schlimm, wenn Patienten mit diesem Problem alleingelassen werden. Denn sie können es nicht lösen. Das muss dann schon die Klinik tun.

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candle.
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 13:59

Montana hat geschrieben: Mi., 29.06.2022, 13:52 Nicht zu wechseln kann aber bedeuten, dass man auch gleich nach Hause fahren kann.
Das kann aber auch bedeuten sich mal mit Menschen, die man nicht sympatisch sind auseinanderzusetzen. Muß man im alltäglichen Leben ja auch. Und wieso gibt man dem keine Chance? Da kann es doch auch gut werden?
Ich vermute auch mal, dass die Therapeuten sich absprechen und ihren Grund haben keinen Wechsel zuzulassen.
sondern ungeeignet für den Job.
Das ist dann wieder etwas anderes. Und da sollte man sich auch beschweren. und ja, eine Lösung bekommen, wobei es organisatorisch vermutlich nicht sofort funktioniert.

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Montana
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 14:53

Wenn einem ein Therapeut auf Anhieb extrem unsympathisch ist, dann wird das nichts. Es ist erwiesen, dass die Beziehung ein entscheidender Faktor ist. Und es liegt nicht in der Verantwortung des Patienten, dann eben mit jedem A* eine tolle Beziehung herzustellen. Das können ja gesunde Menschen schon eher schwer. Und bei begrenzter Zeit ist dieser Anspruch an einen Patienten auch völlig überzogen. Es ist seine Therapiezeit, die da verschwendet wird damit, sich mit dem Therapeuten zusammenzuraufen.

Beschwerden haben meiner Erfahrung nach eher Erfolg, wenn es wirklich so ist, dass Patient und Therapeut einander unsympathisch sind. Dann ist ein Wechsel organisatorisch relativ leicht. Schwer wird es dann, wenn einer wirklich unmöglich ist und Mist baut, und wenn deswegen praktisch alle auf einmal wechseln wollen. Dann geht nämlich Umverteilen nicht. Da gibt es dann keinen tieferen Sinn dahinter, dass Wechseln verweigert wird. Und Patienten, die einigermaßen guten Kontakt zu anderen Patienten haben, wissen dann auch schnell, wo der Hase langläuft.

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candle.
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 15:13

Montana hat geschrieben: Mi., 29.06.2022, 14:53 Wenn einem ein Therapeut auf Anhieb extrem unsympathisch ist, dann wird das nichts. Es ist erwiesen, dass die Beziehung ein entscheidender Faktor ist.
Das ist ja richtig, aber in einer Klinik sind doch ganz andere Bedingungen von daher greift das eben nicht so wie in einer ambulanten Therapie. Oder warst du mal Jahre stationär? Vielleicht gibt es das ja? Ansonsten hoffe ich, dass du mir theoretisch folgen kannst? Es hat hier ja keiner unrecht!
Das können ja gesunde Menschen schon eher schwer.
Das stimmt doch gar nicht! Und wissen kannst du das auch nicht! Im Job mußt du auch mit schwierigen Menschen umgehen als Beispiel. Privat kannst du ja alle auf den ersten Blick unsympatischen Leute ablehnen. Man kann sie auch kennenlernen und merken, dass auch die ein Herz haben.
Man muß auch nicht immer in die Massenschublade springen, weil ein Klient nicht klarkommt und andere "infiziert".

Und bei begrenzter Zeit ist dieser Anspruch an einen Patienten auch völlig überzogen. Es ist seine Therapiezeit, die da verschwendet wird damit, sich mit dem Therapeuten zusammenzuraufen.
Oder man kann lernen selber sensibler und offener allen Menschen gegenüber zu werden.
die einigermaßen guten Kontakt zu anderen Patienten haben, wissen dann auch schnell, wo der Hase langläuft.
Genau und da ist meine Meinung ganz klar: Dumme Leute!
Da wollen sie alle besonders besonders sein und rennen einem der laut schreit wie ein Schaf hinterher. Aus solchen Mechanismen fände ich es klug auch auszubrechen. Vermutlich trauen die sich einfach nicht sich alleine damit auseinander zu setzen.

Soviel zum Hasen. Ich mag diese negativen Gruppendynamiken ohne Sinn und Verstand einfach gar nicht.

Geht auch nicht gegen dich persönlich Montana. Aber so sehe ich eben den Hasen laufen.

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Montana
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 15:37

Hast du mein Beispiel gar nicht gelesen? Es war eine Thepeutin, die grundsätzlich nicht sprach. Gar nicht. Da haben Patienten die ersten Stunden noch gedacht, sie hätten etwas falsch gemacht. Und es war eine Erleichterung, festzustellen, dass die immer so war. Aber alle anderen Therapeuten nicht. Da erwartest du ernsthaft, diese Patienten sollen versuchen, diese Therapeutin irgendwie zu ertragen, anstatt sich darum zu bemühen, dass tatsächlich Therapie stattfindet?
Wie gesagt, ich habe die in der Gruppe erlebt. Die hat Doppelstunden Gruppe einfach schweigend im Raum gesessen. Die war nur zum Auf- und Abschließen des Raumes gekommen. Ein Patient wurde verbal ausfallend zu uns anderen und die reagierte nicht mal darauf.

Wenn ich in einer Klinik bin, dann habe ich andere Probleme, als an einem unfähigen Therapeuten zu lernen, offener für unsympathische Leute zu werden. Natürlich kam ich mit solchen auch auf der Arbeit schon in Kontakt. Aber es ist etwas anderes, mit so jemandem eine Therapie zu machen. Andere Bedingungen gibt es dafür in einer Klinik auch nicht. Einzel ist Einzel.

Es mag etwas anderes sein bei Patienten, die generell Schwierigkeiten in sozialen Kontexten haben und die eigentlich jeden doof finden. Auch solche trifft man in Kliniken an, wie den oben genannten Herrn, der permanent ausfallend wurde. Aber die meisten (und auch ich) sind eher überangepasst.

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candle.
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 15:43

Montana hat geschrieben: Mi., 29.06.2022, 15:37 Hast du mein Beispiel gar nicht gelesen? Es war eine Thepeutin, die grundsätzlich nicht sprach. Gar nicht.
Doch, aber ich kann mir eine niemals nicht sprechende Therapeutin einfach nicht vorstellen.

Eine Gruppentherapie ist auch was anderes als eine Einzelsitzung. Was denn nun?
Ein Patient wurde verbal ausfallend zu uns anderen und die reagierte nicht mal darauf.
Da sollen ja auch die anderen Patienten drauf reagieren. Was erwartest du?

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Montana
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 16:09

candle. hat geschrieben: Mi., 29.06.2022, 15:43 Da sollen ja auch die anderen Patienten drauf reagieren. Was erwartest du?
Nein, sollen sie in solch einem Fall nicht. Der Patient gab Anlass zu diversen Maßnahmen zum Schutz der anderen, wurde wiederholt von Gruppenangeboten ausgeschlossen und schließlich nach Hause geschickt. Die Gruppentherapie hat er gesprengt, wir anderen verließen jedes Mal den Raum und saßen dann zusammen im Flur vor der Tür, während diese Therapeutin mit ihm immer noch schweigend im Raum saß.

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StillesMeer
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Beitrag Do., 30.06.2022, 14:45

Gespensterkind hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 12:09 Sprecht ihr denn darüber, dass Du Dich schon automatisch versteckst und Du hinterher dann das Gefühl hast, gar nicht das gesagt zu haben, was Du wolltest?
Und sprecht ihr darüber, was Du Dir wünschen würdest?
Therapeuten sind keine Hellseher. Und Therapeuten warten oftmals auch erst ab, was Du willst und was von Dir kommt.
Wenn es ein Schutzmechanismus ist macht es oft wenig Sinn, den zu durchbrechen, sondern erst mal gemeinsam zu schauen, vor was genau Du Dich schützen musst und was Du brauchst, um auf den Schutz stückweise verzichten zu können.
Liebes Gespensterkind!

Du schreibst / erkennst etwas sehr Wesentliches. Dieser Schutzmechanismus ist sehr stark und bremst mich geradezu aus und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Ich war als Kind ca. 5 Jahre sehr hartnäckig von Mutismus betroffen, d. h., ich war in der Öffentlichkeit, eigentlich praktisch außerhalb der eigenen Familie nicht dazu in der Lage zu sprechen bzw. mich überhaupt lautlich/ mimisch verständlich zu machen. Das muss man sich wie eine Angstlähmung vorstellen. Diese Angstlähmung spüre ich auch in Gegenwart meiner Therapeutin, wenn mein Innerstes in Teilen berührt ist, die ich als „sehr verletzlich“ bezeichnen würde. Fragt sie mich, wie es mir dann gerade geht oder spricht es direkt an, bricht regelrecht Panik in mir aus. Letztes Mal hatte ich dann plötzlich einen Hustenanfall und brauchte dringend ein Glas Wasser. Der Stresspegel geht dann gefühlt auf 100 Prozent, mir wird schwindelig, Kreislaufprobleme (kamen neulich auch noch hinzu ), ich kann dann praktisch auch organisch gesehen, keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Meine Therapeutin sagte letzte Stunde auch zu mir: „ Ich merke, dass Sie instabil sind und das macht mir richtig Sorgen“. Ich denke daher, dass Sie auch aus Vorsicht nicht weiter geht.

Was ich bräuchte, ist ein noch viel sicherer Rahmen, engere Termine und vielleicht mal Emailkontakt zwischendurch (sie hat viel zu viele Patienten, auch Schwerkranke, macht auch Hausbesuche).Ich traue mich nicht, ihr das zu sagen/ zu schreiben, weil ich weiß, dass sie nicht wirklich etwas ändern können wird.

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candle.
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Beitrag Do., 30.06.2022, 14:50

StillesMeer hat geschrieben: Do., 30.06.2022, 14:45 Was ich bräuchte, ist ein noch viel sicherer Rahmen, engere Termine und vielleicht mal Emailkontakt zwischendurch (sie hat viel zu viele Patienten, auch Schwerkranke, macht auch Hausbesuche).Ich traue mich nicht, ihr das zu sagen/ zu schreiben, weil ich weiß, dass sie nicht wirklich etwas ändern können wird.
Das würde ich schon versuchen ihr so mitzuteilen.

Ich hatte auch mal ein paar Monate so eine intensive Betreuung mit Hausbesuchen und es hat mir wirklich gut geholfen. Als ich stabiler war, haben wir dann langsam wieder zurückgedreht auf den "normalen" Therapieverlauf.

LG candle
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Sydney-b
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Beitrag Do., 30.06.2022, 14:51

Wenn du einen intensiveren Rahmen/Kontakt brauchst:
Hast du schon mal über eine Tagesklinik nachgedacht?
Um dann anschließend die Therapie bei ihr fortzuführen?

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