Traumaexposition - Was hat Euch am besten geholfen?

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 31.12.2013, 00:57

schneeweiß hat geschrieben: Auf der Trauma Station WOLLTE ICH REDEN.. ICH WOLLTE, ES LOS WERDEN, DASS KIR JEMAND ZU HÖRT, DASS ICH ENDLICH! NICHT MEHR ALLEIN BIN DAMIT!!!
Diese Einsamkeit hat alles zugeschnürt in mir..
Und dann.. WIEDER EIN REDEVERBOT VON AUSSEN.. Die Therapeuten dort haben mir VERBOTEN, darüber zu reden.
Ich wäre nicht stabil genug.. Es wäre retraumatisierend für mich zu reden.. Das war wie ein Schlag ins Gesicht.
..aber ich kann nur sagen, was das in mir ausgelöst hat.. Es hat mir den Boden unter den Füßen weg gezogen und ich hab mich gefühlt wie die kleine damals. Ich bin der Überzeugung, dass DAS retraumatisierend für mich war.
…Meine Meinung daher: gebt dem Patienten mehr Mitspracherecht und vertrauen.. Nicht Stabilisierung über alles stellen. Das kann genau in die verkehrte Richtung gehen
Sehe ich genauso bei mir.
schneeweiß hat geschrieben: Diese unendliche Sehnsucht, es endlich nicht mehr ALLEIN tragen zu müssen. .. Ich weiß nicht, wie es dir/euch geht.. Aber diese Einsamkeit damit, die ist für mich sehr zentral. Kennst du das?
Jau, kenne ich genau.

Bei unsereins hat´s auch einen Thera gebraucht, der sich das anhört, der das aushält, an meiner Seite ist und bleibt, der mit mir dorthin geht, wohin ich gehe/gehen will. Und wenn´s auch die Hölle ist.
Ich hab eher den Eindruck (bei meiner Ex war es dann auch so und bei etlichem, was ich hier im Forum lese, verstärkt sich dieser Eindruck), das viele Theras die Trauma-Konfrontation scheuen, weil sie selber nicht stabil genug sind, es auszuhalten, sich das anzuschauen. Vielleicht auch, weil es vielleicht etwas an ihrem Weltbild rüttelt. Ganz manchmal hatte ich auch bei meinem Thera den Eindruck, dass was er an Stabilisierung in einer bestimmten Situation vorschlug/machte, war eher für ihn, sich abgefangen/geerdet zu bekommen, als für mich. Ich hatte schon genügend Selbstvertrauen in mir, dass ich es gebacken bekomm.
Gruß
Wandelröschen

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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Di., 31.12.2013, 01:22

Nochmal @ Psychodologia, dann sind wir und ja eingig. So sehe ich das weitgegend einig, so sehe ich das auch. Aber genau dieses Hineinschubsen ist das was "Tiefenspychologen" und "humanistische Psycholologen" meist machen, da Sie keinem offenen direktiven Anweisungen geben dürfen ( die ja ein Schutz des für den Patienten ist, weil dadurch dass eine Anweisung vom Gehirn als solche erlannt wird, diese auch potentiell abgelent werden kann ) sondern Sie machen es hinterum z.B. durch Suggestiv-Fragen. Erkennt man das hinterher als Anweisung die man eigentlich hätte ablehnen wollen ist es bereits zu spät und man hat dieser "Anweisung" Folge geleistet. Das erklärt für mich auch warum Analytiker/Tiefenspychologen mit Trauma-Zusatz-Ausbildung Konfrontation/Exposition erst man vermeiden wollen, da Sie keine andere Technik gelernt haben, das ist meine Theorie. Hier noch mal Martin Sack mit einen Froßteil des Buchem wo ich auch nur rein gelesen habe, aber es wird schon am Anfang erklärt:

http://books.google.de/books?id=rWcuFK8 ... &q&f=false

Gerade bei Leuten die nicht gleich berreit sind in die Traumaexposition zu gegen sollte man auch konfrontativ arbeiten, sofort, aber eben nicht direkt am eigentlichen Trauma sondern an den Traumafolgestörunge, also wenn Phobien, Zwänge etc. vom Trauma gespeist werden dann sollte eine klassische Expositionstherapie an diese Phobien gemacht werden, so habe ich das versatanden, evantuall wirkt sich diese Exposition ja auch auf den eigentlichen Traumakomplex aus. Mal angengenommen an der Projektionstheorie ist was dran, und die Traumaängste werden auf andere Dinge projeziert wo man dann phobisch gegen ist. Vielleicht wird damit auch die eigentliche Trauma-Angst abgebaut?
Klar Exposition ist was anderes als reine Konfro. Wenn ich eine Agoraphobie damit abbaue werde ich ja nicht nur mit meinen Ängsten Konfrontiert sondern auch mit einen Erfolgserlebnis und den Erlebnis meine Freiheit wieder genissen zu können. Tiefenspychologische "Wiederdurchleben" ist m.E. reine Konfro mit Negativem, kann dadurch als Lernverstärker wirken und die Störung verschimmern.
Noch etwas: Der Schulenstreit wird von Missverständnissen geprägt, die verschiednen Denskstile verstehen unter den selben Wörten und Erklärungen etwas ganz anders. Z.B. meinen viele Psycholoanalytiker und deren Anhänger Verhaltenstherapeuten hätten ein ganz einfaches Menschenbild! Das ist aber ein Missverständnis: Solche Vehaltenstherapeuten spekulieren nicht öffentlich, sondern erzählen nur das was empirisch erwiesen ist, dass die Forschung eher am Anfang steht und Menschen tatsächlich viel komplizierte sein dürften denken und wissen die meisten VTs schon, nur machen Sie darüber keine Aussage da es unseriös ist über nicht richtig erforschte Bereiche diese zu machen. Genau diese Vorwürfe gegen VTler fallen immer wieder und wieder, nur ist das ein Missverständniss!
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus

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stern
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Beitrag Di., 31.12.2013, 01:30

Wandelröschen hat geschrieben:Bei unsereins hat´s auch einen Thera gebraucht, der sich das anhört, der das aushält, an meiner Seite ist und bleibt, der mit mir dorthin geht, wohin ich gehe/gehen will. Und wenn´s auch die Hölle ist.
Ich hab eher den Eindruck (bei meiner Ex war es dann auch so und bei etlichem, was ich hier im Forum lese, verstärkt sich dieser Eindruck), das viele Theras die Trauma-Konfrontation scheuen, weil sie selber nicht stabil genug sind, es auszuhalten, sich das anzuschauen.
ja, würde ich auch so sehen... habe ich mich auch schon ein paar mal gefragt, ob es z.T. auch daran liegen könnte.

Zu Klinikzeiten (anderer Stand) gab es bei mir für die Gruppe eine Themeneinschränkung (einerseits nachvollziehbar, ein ungünstiges Signal setzte das aber auch bei mir. Redeverbot möchte ich es nicht nennen, faktisch-inhaltlich war es wohl eines). Ich hielt mich auch daran... es war aber auch nicht wirklich ein Anliegen von mir, manches ausgerechnet in einer Gruppe zu thematisieren.

Mein Thera gab mir aber ein eingegrenztes Thema vor, worüber ich in der Gruppe berichten sollte. Auch dem Auftrag kam ich nach (würde ich ich heute hoffentlich in der Form nicht mehr machen). Effekt: Mir ging damit nicht gut... eine Mitpatientin benötigte ebenfalls eine Krisenintervention. Die Therapeutin dieser Patientin fragte dann in der Gruppe auch noch, wie es dieser Patientin aufgrund meines Beitrags ergangen ist (wie gesagt: diese Idee ist nicht einmal auf meinem Mist gewachsen... und ich sparte eh manches aus, ich empfand es auch zunächst als nicht sonderlich inhalts-schwer). DAS und noch ein bis zwei weitere Aspekte fand ich fast noch schlimmer als die Themenbegrenzung... das Gefühl, auf einer Ebene von meinem Thera (der die Gruppe leitete), etwas allein gelassen zu werden, hatte ich ebenfalls... obwohl ich "redete". Zusätzlich ein schlechtes Gefühl wegen der anderen Patientin. Heute könnte ich hoffentlich anders darauf reagieren. Also den Stabilitätsaspekt kann ich auch nicht ganz von der Hand weisen, für meinen Teil, damals... aber das therapeutische Vorgehen finde ich mittlerweile auch ziemlich fragwürdig... Minimum kann ich sagen: DAS war für mich nicht gut.

Was passend ist, kann man mMn nach nur indivuell ansehen... unter Einbezug der Vorstellungen des Patienten... aber Garantie, dass es das passende ist, gibt es wohl nicht. Schlichtweg meine Sicht. Es nutzt mMn nur bedingt, in einem Katalog zu blättern, was welches Vorgehen bei Störung xy und unter Berücksichtung von (standardisierte) Umständen f, g und p als passend erachtet wird. Das kann ein Anhaltspunkt sein... individuell gesehen ist es aber vielleicht dennoch nicht passend.
Zuletzt geändert von stern am Di., 31.12.2013, 01:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag Di., 31.12.2013, 01:32

Wandelröschen hat geschrieben: Auch gab es nicht Ewigkeiten nur Skills aus der DBT oder stabiliseirende Maßnahmen/Techniken. Denn das wäre für mich nur das Signal gewesen: Mensch, der traut mir ja gar nichts zu, ich muss ja ein totales Weichei sei, wenn ich mir nicht die Traumata anschauen darf/bearbeiten darf.

Ich denke auch, dass ständig nur skills nicht so das Wahre sind, da muss dann mehr passieren, wobei ich die Modiarbeit zu Überwindung der Spaltung sehr interessant finde ( mehr noch: das istz DIE Erfindung die mir Hoffnung gibt ). Aber greade am Anfanf denke ich würde ich von diesen Skills prophetieren, m.E. sind die für sich bestimmt nicht schlecht, man sollte aber nicht damit stehen bleiben.
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Jenny Doe
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Beitrag Di., 31.12.2013, 04:17

@ schneeweiß,

hier gibts es keine Möglichkeit auf "Danke" zu klicken, deshalb:
schneeweiß schrieb:
Auf der Trauma Station WOLLTE ICH REDEN.. ICH WOLLTE, ES LOS WERDEN, DASS KIR JEMAND ZU HÖRT, DASS ICH ENDLICH! NICHT MEHR ALLEIN BIN DAMIT!!!
Diese Einsamkeit hat alles zugeschnürt in mir..
Und dann.. WIEDER EIN REDEVERBOT VON AUSSEN.. Die Therapeuten dort haben mir VERBOTEN, darüber zu reden.
Ich wäre nicht stabil genug.. Es wäre retraumatisierend für mich zu reden.. Das war wie ein Schlag ins Gesicht.
..aber ich kann nur sagen, was das in mir ausgelöst hat.. Es hat mir den Boden unter den Füßen weg gezogen und ich hab mich gefühlt wie die kleine damals. Ich bin der Überzeugung, dass DAS retraumatisierend für mich war.
Du bringst das so treffend auf den Nenner! Ich kann dass voll und ganz unterstreichen.
Ich finde das unmöglich von Psychotherapeuten ihren Klienten zu sagen, dass sie sich ja nicht mit ihren Ängsten konfrontieren sollen, dass es besser für sie ist, wenn sie weiterhin vermeiden und dass sie ihnen einreden, dass eine Konfrontation sie retraumatisieren würde. So manche Theras scheinen noch nie was von einer Selbsterfüllenden Prophezeiung und vom Nocebo-Effekt gehört zu haben.

@ Wandelröschen
Ich hab eher den Eindruck (bei meiner Ex war es dann auch so und bei etlichem, was ich hier im Forum lese, verstärkt sich dieser Eindruck), das viele Theras die Trauma-Konfrontation scheuen, weil sie selber nicht stabil genug sind, es auszuhalten, sich das anzuschauen. Vielleicht auch, weil es vielleicht etwas an ihrem Weltbild rüttelt.
Das Problem sehe ich auch. Ich hatte echt Probleme gehabt, eine Therapeutin zu finden, die Angst- und PTBS-Konfrontation anbietet.

Studien bestätigen übrigens deinen Eindruck:
(...)
Ergebnisse: Über ein Drittel der befragten Therapeuten setzten Vorstellungsübungen zur Stabilisierung und Distanzierung ein. Interventionen der dialektisch-behavioralen Therapie (DBT) wurden hingegen kaum angewendet.
(...)
Versorgungsrealität bei der Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung
http://psycontent.metapress.com/content ... 02741n122/
Bei Patienten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTB) und zusätzlicher komplexer Thematik erfolgt in Deutschland im stationären Setting überwiegend eine Stabilisierung. Angenommen wird dabei, dass die erfolgreich Stabilisierten in einer ambulanten Folgetherapie mit einem traumakonfrontativen Verfahren behandelt werden. Die hier vorliegende Arbeit hat zwei Ziele:
Erstens soll eine quantitative Literaturübersicht zum Thema Stabilisierung und Konfrontation bei komplex Traumatisierten gegeben werden. Hier zeigte sich, dass Stabilisierung überwiegend kleine bis mittlere Effekte erzielt und dass kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen insgesamt erfolgreicher erscheinen. Zweitens soll die Inanspruchnahme von Folgebehandlungen nach stationärer Stabilisierung erfasst werden. Dazu wurden 147 sexuell traumatisierte Frauen, die eine stationäre, vorwiegend stabilisierende integrative Behandlung erhielten, nachuntersucht. Während sich die allgemeine psychische Belastung am Ende des stationären Aufenthalts stark verbesserte, zeigten sich nur kleine bis mittlere Effekte im Bereich der posttraumatischen Symptomatik. Nur ein geringer Teil der Stichprobe erhielt eine Traumakonfrontation in den vier Jahren nach der stationären Behandlung. Daraus und aus der Literaturübersicht kann abgeleitet werden, dass das stationäre Setting für Traumabearbeitung genutzt werden sollte.
Was passiert nach der stationären Stabilisierung mit komplex traumatisierten PTB-Patientinnen?
Die Bedeutung von Stabilisierung und Konfrontation für die Behandlung traumatisierter Frauen
http://www.psycontent.com/content/l1qn812476g1106j/
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag Di., 31.12.2013, 04:55

@ stern
Also den Stabilitätsaspekt kann ich auch nicht ganz von der Hand weisen
Ich greife dieses Zitat jetzt mal so auf, hoffe du bist mir nicht böse.

Ich sehe das Problem weniger in der Konfrontationstherapie an sich als vielmehr in der Inkompetenz mancher Therapeuten, eine Konfrontation vernünftig durchzuführen. Eine vernünftige, effektive und nicht retraumatisierende Konfrontation bedeutet nicht nur einfach "ich konfrontier den Patienten jetzt mal". Eine hilfreiche Konfrontation bedarf von Seiten des Therapeuten Vorbereitung und Planung. Sie sollte stabilisierende Elemente beinhalten, die auf den jeweiligen Pateinten individuell abgestimmt sind. Bsp. meine Thera, die sich vor der Konfrontation überlegt hat, was sie meinen negativen Erinnerungen (auf mich persönlich abgestimmt) stabilisierend entgegenbringen kann. In einer Gruppe Konfrontationstherapie durchzuführen finde ich persönlich bedenklich.
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(e)
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Beitrag Di., 31.12.2013, 08:10

Ich persönlich finde es wichtig, da in Abständen ranzugehen. Wenn der Patient bereit dazu ist, dann IST er auch wirklich bereit und genug stabil. Man sollte dem Patienten auch etwas zutrauen und ihm dann auch die Selbstverantwortung lassen. Nur ist die Dosis das A und O.
Lieben Gruß
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Waldschratin
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Beitrag Di., 31.12.2013, 08:54

pseudologia hat geschrieben:@IBT=Integrative Körperpsychotherapie?
Genau.
Jenny Doe hat geschrieben:Eine hilfreiche Konfrontation bedarf von Seiten des Therapeuten Vorbereitung und Planung. Sie sollte stabilisierende Elemente beinhalten, die auf den jeweiligen Pateinten individuell abgestimmt sind. Bsp. meine Thera, die sich vor der Konfrontation überlegt hat, was sie meinen negativen Erinnerungen (auf mich persönlich abgestimmt) stabilisierend entgegenbringen kann.
So hat das mein Traumathera auch gemacht.Er ist dem gefolgt,was ich eh anzubieten hatte.War oftmals ein ganz schönes Hin- und Hergespringe zwischen Distanzierungs- und Steuerungstechniken (geht ja nicht nur ums Distanzieren,sondern auch,wie man sich das wieder herholen kann,wenn man dran arbeiten will,ohne daß es einen "schluckt"),"Versorgung" der aufkommenden Gefühle aus dem Trauma,Skills überhaupt,"praktischen" Übungen aus der VT und tieferen Einsteigen (Er hatte ne Hypnotherapieausbildung) verbunden mit "anders erleben" im Hier und Jetzt.

Ich hab das übrigens auch so erfahren,daß manch ein Thera schlichtweg mit Traumainhalten überfordert ist.Solange es "abstraktes" Ansprechen ist,gehts meist noch,aber wenn die Gefühle aus dem Trauma mitkommen,dann steigt manch ein Thera manchmal aus.
Kann ich ja auch nachvollziehen.Aber dann bitte mit klarer Kommunikation zum Klienten.
Mich hat das retraumatisiert (Wo sich mein Innerstes eh als Monster und "Vernichter" sieht),als mein Traumathera,als es in Richtung der Foltersachen ging,innerlich ausstieg und sich nicht weiter mittraute.Es aber so darstellte,daß ich keine Therapie weiter brauchte erstmal.

Mein jetziger Thera ist TfP-ausgerichtet,der sagte von Anfang an,daß Traumatherapie nicht seins ist.
Er hat zwar gemeint,erzählen dürfe ich alles,aber an den Foltersachen ist er dann auch gescheitert.Hat das aber nach einiger Zeit "Drumrumreden" auch mal zugegeben.
Daraufhin bin ich damit zu nem Seelsorger aus ner Gemeinde gegangen,der sich dem gewachsen fühlte - ging ja "nur" ums mal aussprechen und "teilen",so wie schneeweiß das beschrieben hat - und er war es auch.Das war ein wichtiger und erleichternder Schritt für mich.

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hope_81
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Beitrag Di., 31.12.2013, 09:01

Was ich erlebt habe ist, dass aufgefordert wird zu reden und redet man dann, dann wird gesagt, dass man es nicht aushalten kann.
Gut, dann eben nicht. Merkwürdig das viele das aushalten müssen und es auch überleben, also die Betroffenen.
Es sind doch nur Worte?
Horrorfilme schauen sie gern. Die Erzählungen sind doch auch nichts anderes.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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(e)
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Beitrag Di., 31.12.2013, 09:12

Mm, dasselbe wie ein fiktiver Horrorfilm ist es natürlich schon nicht. Das nicht ...

Vielleicht findest Du andere Betroffene, die halten das nicht nur aus, sondern verstehen es sogar.
Lieben Gruß
elana

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stern
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Beitrag Di., 31.12.2013, 14:53

In einer Gruppe Konfrontationstherapie durchzuführen finde ich persönlich bedenklich.
Es sollte auch keine sein... ich hatte für Themen/Beiträge in der Gruppe eine Themenbeschränkung... für besagten Beitrag hat er das nochmals wiederholt und sogar noch etwas enger eingegrenzt. Reichte aber bereits aus, dass es in die Hose ging. Offensichtlich nicht nur für mich, sondern für eine weitere Patientin ebenfalls . Ich will es allerdings an dieser Stelle nicht detaillieren. Wie angedeutet: Aus meiner Sicht lief in dem Zusammenhang von Therapeutenseite aus manches blöd, zumindest war dieses Dingens echt nicht gut für mich (aus meiner subjektive Wahrnehmung heraus).
Jenny Doe hat geschrieben:Ich greife dieses Zitat jetzt mal so auf, hoffe du bist mir nicht böse.

Ich sehe das Problem weniger in der Konfrontationstherapie an sich als vielmehr in der Inkompetenz mancher Therapeuten, eine Konfrontation vernünftig durchzuführen. Eine vernünftige, effektive und nicht retraumatisierende Konfrontation bedeutet nicht nur einfach "ich konfrontier den Patienten jetzt mal". Eine hilfreiche Konfrontation bedarf von Seiten des Therapeuten Vorbereitung und Planung.
Warum sollte ich, nöö. Sicher kann es auch an der Vorbereitung scheitern, keine Frage. Natürlich kann ich im Zweifel nur für mich sprechen... aber es soll in der Tat so sein, dass es nicht für jeden das passende ist. Also wenn es blöd läuft führt es eher zu einer Verschlimmerung (worst case). Im besseren Fall ist es sehr effektiv (insbes. auch im Hinblick auf so manche Symptomatik). Bringt mMn jedoch nur etwas, wenn man es dann auch verarbeiten kann... whatever this means. Das ist (für mich) der point (der auch in dem Zusammenhang in der Literatur erörtert wird.

Ich meine diesbzgl. schon Unterschiede zu erkennen... teilweise dass ich den Eindruck hatte (wiederum nicht detailliert dargelegt): war schwer, aber ging.... andere Male, dass ich den Eindruck hatte, etwas ging eher in die Hose (aber nicht wissend, ob es vielleicht doch irgendetwas brachte... geschlossen aus meine Eindrücken kann dabei nicht so viel "rumgekommen" sein... im noch ungünstigeren Fall wurde dann wieder mal die Stabilität diskutiert ... wovon ich nicht angetan bin, aber die Sinnhaftigkeit kann ich nachvollziehen).

Boa, wo hatte ich das mal gelesen... war es Sachse, hmm, der führte auch mal auf, dass vieles, was Therapeuten für eine gelungene Konfrontation halten, faktisch doch bloss eine reinen Retraumatisierung gleich kommt. Frag' mich jetzt nicht nach genauen Abgrenzungskriterien... aber das ist wohl ein immanentes Risiko.

Und insofern KANN ich NUR besten Wissens und Gewissens aus eigener Erfahrung sagen: Man kann es nicht pauschalisieren, was passend ist... man muss auf den Einzelfall abstellen (und selbst dann kann man nicht alles antizpieren - Hellseher ausgenommen). Wenn man es machen kann, ist es gut... aber ich weiß auch, wie es mir ergangen ist, wenn die Stabilität nicht ausreichte (die man nun auch nicht wie mit einem Fieberthermometer oder Maßband messen kann). Zu unterschätzen ist das nicht. Für wiederum einen anderen (ich bin da auch sehr bei schweeweiß), ist ein Redeverbot das Abschusskriterium.

Gut fand ich, dass ich bisher regelmäßig in den Entscheidungsprozess einbezogen wurde (von den Therapeuten ausgehend)... und meine eigene Einschätzung abgeben "durfte", was auch berücksichtigt wurde. Wurde ich das in (selteren Fällen) nicht, so habe ich dann durchaus meinen Senf dazu gegeben und mitgewirkt.. oder auch mal gemeckert . Also das finde ich (für meinen Teil) auch wichtig.

Wie immer in diesem Theater: Ohne Verallgemeinerungsanspruch.
Zuletzt geändert von stern am Di., 31.12.2013, 15:33, insgesamt 4-mal geändert.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Di., 31.12.2013, 15:19

Ich sehe das Problem weniger in der Konfrontationstherapie an sich als vielmehr in der Inkompetenz mancher Therapeuten, eine Konfrontation vernünftig durchzuführen.
Noch ein Nachtrag, dass das nicht einseitig-missverständlich ankommt, was ich meine: Allerdings hatte ich mich ebenfalls manchmal schon gefragt, ob es teilweise am Therapeuten (und weniger an Stabilitätsgründen des Patienten liegt), wenn jemand die Konfrontation vermeidet... sei es, dass er es sich auch persönlichen Gründen nicht zutraut, sei es aus fachlichen Gründen (nicht jeder ist dafür gut aus- bzw. fortgebildet) oder dass er (wie manche ja auch) schreiben selbst nicht damit umgehen kann. Beides wird es geben... nur halte ich nichts davon, ein manual anzukreuzen, was diese für Patient xy sagt. Das sind vielleicht Anhaltspunkte... aber keine ultimativen Wahrheiten.
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Lotosritter
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Beitrag Di., 31.12.2013, 15:21

Etwas zum Redeverbot. Mir hat man nie eins erteilt. Hätte man es mir erteilt, hätte ich es bestimmt gebrochen, weil ich beinahe zwanghaft Gebote durchbreche. Ich hatte mir hingegen 40 Jahre selbst ein Redeverbot auferlegt. Und als ich eine erste Psychotherapie (Gesprächstherapie) begann, konnte ich auch noch gar nicht darüber reden. Und als ich es dennoch versuchte, konnte ich nur in Allgemeinplätzen über mein Trauma sprechen. Damit aber verschloss ich es nur weiter in mir. - Was ich damit sagen möchte, ist, dass ich für mich stets diese zweite Verschlüsselung des Traumas durch seine konforme Besprechung auf fürchtete. Wenn überhaupt wollte ich klar und nicht stereotyp darüber sprechen. So erlebte ich in mir zwar einerseits den unglaublichen Drang das Trauma aus mir herauszuschreien und zum anderen gerade die starke Hemmung es nicht tun zu können (speechless terror), eben keine Worte für den durchlebten Schrecken zu haben oder wenn doch, dann nur ein schlagwortartiges Bellen.

Während der Traumaexpositionen (Strukturierte Traumaexposition nach Weinberg) war es mir dann erstmals möglich, das bislang Unaussprechbare zu beschreiben. Es führte zu einer merklichen Reduzierung der Intrusionen, der Schrecken steigt insgesamt seltener als gegenwärtige seelische Übermannung auf, sondern wird vielmehr gedacht und dabei eher mit "Stimmungen" unterlegt, dies können Gerüche, Gefühle und schwache Bilder wie bei normalen Erinnerungen auch sein. Insofern ist meine PTBS milder geworden. Vergangen ist sie noch nicht, da die Assoziationen alltäglichen Geschehens mit den traumatischen Ereignissen, nach wie vor meinen gesamten Tag beherrschen. Allerdings bin ich dahingehend eben durch die Erfahrung der Linderung durch die Exposition zuversichtlich, dass sich das traumatische Geschehen irgendwann als ein zwar bedeutender aber mich nicht mehr aktuell belastender Abschnitt meines Lebens modifiziert.

Ich weiß selbst, welches Glück ich hatte, so zeitnah zum Ausbruch meiner PTBS eine qualifizierte Therapeutin zu finden. Und ich bereue meine Wahl, eine Anfängerin statt einer bereits erfahrenen Therapeutin genommen zu haben, zu keinem Augenblick; schließlich ist die Therapeutin durch die engmaschige Supervision sensibilisiert und zudem durch keine berufserfahrenen Vorurteile belastet.
Ich bin hier, weil es letztlich kein Entkommen vor mir selbst gibt ...
Mein Blog: http://lotoskraft.wordpress.com

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 31.12.2013, 16:13

Jetzt sehe ich gerade, es ist irgendwie mein 3. Post an Waldschratin und Jenny Doe verschwunden – wohl in den unendlichen Weiten des I-Nets, na ja, ist mir wohl ein Fehler unterlaufen, schreibe ich halt noch mal, hoffe ich bekomm´s nochmal hin.
Waldschratin hat geschrieben: Ich hatte das Glück,nen Traumatherapeuten zu haben,der frisch von der Leber weg "gemixt" hat,was ihm für mich dienlich schien.Dabei aber immer in erster Linie drauf aus war,daß ich selber es lerne,meine Gefühle "gehalten" zu bekommen,auch wenn sie direkt aus dem Trauma mich geschwemmt haben.
Und daß ich lerne,das Vergangene ins Gegenwärtige zu bekommen.Also dieses "Es ist vorbei" nicht nur vom Kopf her zu begreifen,sondern grade "mitten im Trauma" verinnerlicht zu bekommen.
Ja, so einen Thera habe ich auch, der genau schaut, was mir dienlich sein könnte, mich weiterbringt, und dann aus allem Möglichen „wild mixt“.
Gerade als es darum ging, sich den Traumata anzunähern, mal wirklich Hinzugucken, Exposition und so, schlug er mir auch verschiedene Möglichkeiten vor, die wir zuvor idR besprachen, Und so gab es was, wo ich sagte ne, trau ich mir nicht zu oder wo ich sagte ja, könnte ich mir vorstellen es auszuprobieren, Vorgehensweise/Bedingungen auszuhandeln… also mit in den Entscheidungsprozess mit einbezogen werden, wie Stern auch schrieb:
Stern hat geschrieben: Gut fand ich, dass ich bisher regelmäßig in den Entscheidungsprozess einbezogen wurde (von den Therapeuten ausgehend)... und meine eigene Einschätzung abgeben "durfte", was auch berücksichtigt wurde.
Also Kontrolle behalten, wie bei mir.
Mein Thera ist ja kein Trauma-Therapeut und wenn er an seine aktuellen Grenzen kam gab er auch zu, dass er sich da und dort noch nicht so auskenne (!, blieb authentisch, versteckte sich nicht hinter dem Kostüm des „perfekten“ Theras), sich aber schlau mache (Schulung, kompetentere andere Theras um Rat fragen…).

@Jenny Doe,
vieles, von dem du schreibst, kenne ich selber auch und sehe ich auch so.
Gruß
Wandelröschen

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candle.
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Beitrag Di., 31.12.2013, 16:24

Hallo schneeweiß!
schneeweiß hat geschrieben: Aber gefühlsmäßig ist folgendes bei mir angekommen. Da ist wieder jemand. Ein Mann. Der dir verbietet, darüber zu reden . verstehst du, was ich meine?
Ja, das kann ich gut verstehen. Das hast du doch hoffentlich gesagt wie du dich damit fühlst? Das finde ich ganz wichtig um verstanden zu werden.
Diese unendliche Sehnsucht, es endlich nicht mehr ALLEIN tragen zu müssen. .. Ich weiß nicht, wie es dir/euch geht.. Aber diese Einsamkeit damit, die ist für mich sehr zentral
Kennst du das?
So kenne ich es nicht, nein. Da sind wir wohl sehr unterschiedlich. Ich habe auch nie alles alleine tragen müssen. Einsamkeit kenne ich so massiv auch nicht, OK in den ganz schlimmen Phasen ein wenig. Bei mir gab es schon eher den Rückzug, dass ich zeitweise ganz froh war alleine damit zu sein irgendwie.

Viele Grüße!
candle
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