Was wird euch erklärt (Psychoanalyse)?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

leberblümchen
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Beitrag So., 27.10.2013, 15:09

Das sind doch die Dinge um die es geht
Sorry, aber ursprünglich ging es gar nicht darum, was alles an Risiken einstürzen kann auf den Patienten, sondern es ging schon um den analytischen Prozess als solchen. Also durchaus auch um so vermeintliche Kleinigkeiten wie das Entwickeln von libidinösen Wünschen - die NATÜRLICH nicht so dramatisch sind wie ein Selbstmordversuch und eine drastische Symptomverschlechterung.

Mir ist nur die Verschiebung des eigentlichen Themas aufgefallen: von der Aufklärung über den eigentlichen Prozess hin zum Aufklären über Suizid und SVV. Muss ja nicht 'falsch' sein, aber es ist eben nicht so, dass es ursprünglich darum ging...

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pandas
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Beitrag So., 27.10.2013, 15:18

Woher habt Ihr eigentlich, dass während einer Psychoanalyse das erhöhte Risiko zur Entstehung von Selbstmordabsichten besteht?
Das habe ich noch nie so gehört; sondern nur, dass PA nicht dafür geeignet ist, bei VORHER vorhandenen Selbstmordgedanken die notwendige Stabilisierung zu gewährleisten.
Deswegen gehört das doch ohnehin zur Anamnese und nicht zur Aufklärung. Bei der Aufklärung geht es ja um die Methodik und deren Grundlagen. Als auch um Anfordungen, die der Analytiker an den äusseren Rahmen stellt. Dass es nach meiner Erfahrung in der Praxis tatsächlich auch einen inneren Rahmen gibt, in denen die Bemühung zur Herausbildung von verbalisierbaren libidinösen Gedanken, Phantasien und Träumen zum Analytiker gehören, stimmt allerdings auch, eine Aufklärung darüber VORHER ist nicht üblich, obwohl die Praxis mittlerweile längst gezeigt hat, dass dies bei weitem nicht bei allen Patientinnen der Fall ist.
Dies ist ja auch die Krux innerhalb meiner PA. Meiner wird schon wieder bissig, weil ich da nichts fühle (währenddessen die Gefühle in anderen sozialen Kontexten stimmiger wurden, was für mich ein positiver Therapieeffekt ist).
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


pandas
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Beitrag So., 27.10.2013, 15:47

Eine Psychotherapie sei eine „hoch asymmetrische Beziehung“, warnte Linden. Dabei kann das Reden über Probleme, ohne Lösungswege zu suchen, mitunter dazu führen, dass sich PatientInnen hinterher schlechter fühlen und Ängste weiter geschürt werden, statt abzuklingen.
So etwas wird beispielsweise als innerpsychisches Risiko gesehen.

Quelle: http://www.taz.de/Abhaengigkeit-vom-Psy ... en/!93611/
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Tränen-reich
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Beitrag So., 27.10.2013, 15:57

@leberblümchen Zitat: Naja, man kann schon verlieren - den Partner zum Beispiel.

Das schon... also mir fällt dieser Vergleich jetzt ein wenig schwer. (Ich hab hier immer Sorge jemanden misszuverstehen
Ich denke einfach nur, eine Therapie kann meinen Zustand nicht wirklich schlimmer machen als es eh schon ist. Wenn ich Magenschmerzen habe, vertraue ich auch darauf, dass der Arzt mir hilft, schlägt eine Therapie vor, die ich natürlich annehme, weil ich Hilfe brauche, daraus resultiert dann ein Grundvertrauen, das ich haben müsste. Von daher, ein Therapeut hält auch mehr aus als ein Partner "draußen", wenns hart auf hart kommt und sich Schwierigkeiten ergeben (sollten) sitzt der Thera immer noch vor mir. Hach, ich habs auch echt schwer, ob ich andere hier auch wirklich verstehe und ich mich unvermissverständlich auszudrücken kann, will ja niemanden hier nahetreten . Ich hatte mich dann auch eher auf den besseren Ausdruck verschränkt: eine Chance, dazu muss ich mich Einlassen (können).

@ziegenkind zitat: was kann man verlieren, was ist das risiko?

Nichts, wenn man zur Therapie geht, hat man doch schon "was verloren", sich selbst - schlimmer gehts (für mich) nicht mehr, danach können Schwierigkeiten in einer Therapie (die nicht vorhersehbar sind) mit der Thera durchgestanden, besprochen oder bearbeitet werden, ich könnte da doch was wiederfinden... Ich kenne da keine Risiken, außer dass die Therapie scheitern könnte, weil ich beispielsweise überhaupt nicht rede - oder so...doch da heißt es "finden wir heraus, woran es liegt" - das Wort Risiko ist irgendwie (wieder nur für mich - bitte "falsch"? Wenn ich beispielsweise vorher aufgeklärt bekäme, dass die Therapie scheitern könnte, aus dem und dem Grund.... hätte ich das Gefühl, mein Thera glaubt von vornherin nicht an mich.... und ich belaste ich mich womöglich mit etwas, was noch gar vorhanden ist... Manchmal hilft auch Unvoreingenommenheit....

Also, ich bin jetzt hier auch raus....weil mir das Gefühl hoch kommt, man dreht sich ein Stück auch im Kreis - ich zumindest...

P.S. habe die nachfolgenden Beiträge nicht mehr gelesen....

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pandas
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Beitrag So., 27.10.2013, 16:02

Tränen-reich hat geschrieben: Ich kenne da keine Risiken, außer dass die Therapie scheitern könnte, weil ich beispielsweise überhaupt nicht rede - oder so...doch da heißt es "finden wir heraus, woran es liegt" - das Wort Risiko ist irgendwie (wieder nur für mich - bitte "falsch"? Wenn ich beispielsweise vorher aufgeklärt bekäme, dass die Therapie scheitern könnte, aus dem und dem Grund.... hätte ich das Gefühl, mein Thera glaubt von vornherin nicht an mich.... und ich belaste ich mich womöglich mit etwas, was noch gar vorhanden ist... Manchmal hilft auch Unvoreingenommenheit....
Zusammengefasst könnte man sagen: Das Risiko ist, dass es nicht ausgeschlossen werden kann, dass es einem nach der Therapie noch schlechter gehen kann, Symptome verstärkt etc.
Und darüber könnte (im Zuge mit anderen Dingen) aufgeklärt werden.

Genau wie der Chirurg vor einer OP sagt (und man es auch schriftlich unterschreibt):

"Kann sein, dass das Problem neu entsteht (=hier gutartige Störenfriede). Wie sich die Narbe danach genau abbildet, kann ich ihnen auch nicht sagen."

Nichtsdestotrotz,

im Threadtitel geht es eher darum, wie und ob die Methodik in den Vorgesprächen erklärt wird, welches ich eine interessante Frage finde.

Übrigens erklärt der Chirurg sein Vorgehen auch vorher, was wird wie herausgeschnitten, geöffnet etc.
Zuletzt geändert von pandas am So., 27.10.2013, 16:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Solage
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Beitrag So., 27.10.2013, 16:03

@pandas

In meinem Fall war es so, dass ich in meiner damaligen Therapie einen sexuell übergriffigen Therapeuten hatte.
In meiner jetzigen Therapie wird diese u. a. versucht aufzuarbeiten. Deshalb hat mir mein jetziger Therapeut gesagt, dass es eben in meinem Fall und meiner Problematik zu Symptomverschlechterungen wie evtl. Depression oder Suizidgedanken kommen KANN und er deshalb besonders vorsichtig mit mir umgeht. Das heißt natürlich nicht, dass eine allgemeine Suizidgefahr in jeder Therapie besteht. Meiner hat es halt angesprochen, weil er es in meinem Fall für wichtig erachtete. Das hat mich zuerst sehr erschrocken. Im nachhinein bin ich aber froh und passe auf, wieweit ich mich in diesen Aufarbeitungsprozess einlassen kann. Da kommt bei mir halt auch Selbstzerstörerisches hoch. Ich war aber weder vor der Therapie suizidal und bin es bis jetzt auch nicht. Das wird jeder Therapeut individuell handhaben.


pandas
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Beitrag So., 27.10.2013, 16:06

@ Solage

Ah, das habe ich so wohl nicht mitgelesen ... gut, dass klingt nach einer sensiblen Aufklärung. Ist diese Therapie die Psychoanalyse?
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Solage
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Beitrag So., 27.10.2013, 16:11

Es ist eine psychoanalytische Therapie.


ziegenkind
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Beitrag So., 27.10.2013, 16:27

schade, hier wird ja schon wieder lustig gewusst, was wohin gehört, wie aufklärung auszusehen hat, worauf analyse zielt und worauf nicht, welche risiken sein dürfen und welche eigntlich nur anzeigen, dass man ja eigentlich gar nicht analyse machen darf, jawoll aber auch.

genau das passiert, wenn menschen mal hier und mal da ein bisschen quer lesen. das wird dann gerne um längen dogmatischer als freud in seinen kühnsten träumen ahnen konnte.

warum ist das so schwer, einfach mal neugierig zuzuhören, wie das bei anderen ist, was denen hilft, was die brauchen? ist das bedrohlich? kommt da gleich die angst, oh gott, bei mir ist das nicht so, deshalb läuft bei mir was falsch?

kann das nicht sein, dass es bei dem einen um das aussprechen von libidinösen phantasien geht und bei dem anderen um das aushalten von schlimmen erinnerungen und um den ab- und umbau von mechanismen, die man entwickelt hat, um sich die vom leib zu halten? kann es nicht sein, dass analyse für beide gut sein kann - auch und gerade WEIL sie immer anders aussieht und funktioniert?

es soll sogar vorkommen, das man sachen fühlt, erlebt, erleidet, die in der literatur noch nicht beschrieben sind. auch wenn von denen hier, wohl mit gutem grund, noch gar nicht die rede war. der raum, um hier wirklich über erfahrungen zu sprechen, wird immer enger. schade. wirklich schade.

tränen-reich, das ist ein wichtiger gedanke: verloren habe ich mich doch schon vor der therapie. das war mir vor meiner analyse auch klar, was ich alles verpasse, was ich mir verbiete, wie sehr ich mir gewalt antue. was mir nicht wirklich klar war, war, wie funktional all diese dysfunktionalen strategien auch waren. was mir nicht klar war, war, wie sehr ich durch die gegend gewirbelt werde, wenn ich all das NICHT MEHR mache, einfach, weil ich zu oft und zu offen drüber gesprochen habe, gleichzeitig das neue NOCH NICHT wirklich funktioniert. (beispiel: meiner thera sachen unterschieben, die ich selber bei mir nicht aushalte und die mir gleichzeitig erlauben, sie mir vom leib zu halten. nach ein paar mal richtig genau hingucken, konnte ich das beim besten willen einfach nicht mehr machen. die funktion war zu durchsichtig geworden. in der folge hatte ich die selbstabwertungen laut in meinem eigenem kopf und meine thera in einer situation, in der ich mich eh schon eklig und monströs fühlte, auch noch gefühlt mit ihrem atem in meinem nacken. ganz schwer auszuhalten)

In diesem niemandland zwischen nicht mehr und noch nicht ist mir manche tretmiene um die ohren geflogen. einen lageplan von diesen tretmienen kann einem niemand vorher geben. aber darauf hinweisen, dass die da liegen und das wir die eine nach der anderen vorsichtig zum explodieren bringen, das war für mich ziemlich wichtig. nicht immer. klar, die macht der explosion war dann doch wieder eine überraschung.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


Tränen-reich
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Beitrag So., 27.10.2013, 17:20

ziegenkind hat geschrieben:einen lageplan von diesen tretmienen kann einem niemand vorher geben. aber darauf hinweisen, dass die da liegen und das wir die eine nach der anderen vorsichtig zum explodieren bringen,
Ja, wenn man weiß, dass da welche liegen, bräuchte man nicht dazu auch ihre Namen (z. B. Enttäuschung, aufkeimender Hass, Übertragungsliebe, Scheitern, etc)? Und da fängt es ja (für mich) irgendwie...die Relation ist schwierig, manches kann einem vorher verrückt machen, manches aber auch helfen...da bin ich wieder bei der Individualität des Menschen, der individuell eine Therapie erhält.

Meine Thera hat mir auch erst neulich gesagt, dass sie nicht versprechen kann und auch selbst nicht weiß, was am Ende der ganzen Analyse für mich herauskommt. Falsche Hoffnung, brauche ich nun nicht... Sie kann mich nur motivieren, mich den unangenehmen und schweren Dingen des Lebens zu stellen um damit besser zurechtzukommen. Das ganze Leben ist eine stetige Entwicklung. D. h. nicht, dass ich geheilt aus der Therapie komme und alles ist schön... Dies wäre ein Aufklärungspunkt, der hat sich aber nicht VORAB, sondern INMITTEN der Therapie ergeben....
Jedenfalls hat mich ihre Aussage ein Stück enttäuscht, traurig gemacht. Sie gibt mir keine Garantie und das setzt mich wiederum unter Druck... härter an mir zu arbeiten, weil die Krankenkasse vermutlich nicht ewig zahlt.... Ich hab schon ein Ziel, wahrscheinlich ein zu hohes sogar... Bin ich jetzt irgendwie vom Thema abgekommen?

Eine Analyse kann sehr auf wirbeln, doch im Grunde sehe ich das Risiko nur bei der KK: Sie zahlen meine Therapie nicht mehr, dann steh ich erstmal da.


ziegenkind
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Beitrag So., 27.10.2013, 17:29

tränenreich, meine thera hat mal genau daselbe gesagt in etwa, dass sie nicht weiß, ob mir die analyse wirklich helfen wird. es kann auch schief gehen, hat sie gesagt. komisch. mich hat das in dem moment unheimlich erleichtert, obwohl ich vor der antwort eigentlich angst hatte. sie macht es sich nicht einfach, hab ich mir gedacht. und sie ist ehrlich. ich kann das glauben, was sie sagt.

wieder ein beispiel dafür, dass wir auf daselbe unterschiedlich reagieren. ich hab übrigens auch eine ganz andere schlussfolgerung daraus gezogen wie du. sie weiß nicht so genau, hab ich mir gedacht, da macht es dann nicht so viel, dass ich auch nicht so genau weiß. wir werden uns einfach beide mühe gebe. mehr geht eh nicht.

von wegen benennung der tretmienen. ein paar haben wir schon benennen können. in der anamnese wurde doch einiges klar. ich war mir meiner abwehrmechanismen auch selber ziemlich bewusst. sie konnte dann ein bisschen was dazu sagen, was passieren könnte, wenn wir die kaputt machen.

ansonsten: ich hab das immer mal wieder zwischendrin: ein bisschen aussteigen aus der analyse, auf einen kleinen turm steigen und gemeinsam von oben drauf gucken. ich brauch das. sonst würde ich irre. mittlerweile bitte ich darum auch ganz offen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


Tränen-reich
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Beitrag So., 27.10.2013, 17:40

ziegenkind hat geschrieben:komisch. mich hat das in dem moment unheimlich erleichtert, obwohl ich vor der antwort eigentlich angst hatte.
...dieses Gefühl hätte ich mir an mir auch gewünscht...Erleichterung....
Inzwischen spornt es mich aber an, das hat auch einige Zeit gedauert und war oft Thema... aber sie beruhigte mich auch wieder "...sie werden auch nach der Therapie weiterlernen müssen und das ist ein Prozess der heißt LEBEN". Andere die keine Therapie machen, müssen auch im Leben kämpfen. Dies meinte sie so in dem Sinne.. von daher
ziegenkind hat geschrieben:ich hab das immer mal wieder zwischendrin: ein bisschen aussteigen aus der analyse,
Inwiefern meinst du ein bisschen aussteigen? Der Realität ins Auge blicken?? Sorry, falls ich was nicht verstehe... komm mir anscheinend nicht nur in der Therapie grotten dämlich vor....


ziegenkind
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Beitrag So., 27.10.2013, 17:54

was meine ich mit aussteigen? schwer auf den punkt zu bringen. es fängt mittlerweile damit an, dass ich drum bitte, dass wir beide anders sitzen, an einem tisch, uns gegenüber. das hilft mir beim modus wechseln, nicht im prozess drin sein, sondern über den prozess reden. meine thera spiegelt dann auch nicht. sie antwortet klarer auf fragen, sie positionert sich, spielt nicht nur die bälle zurück. keine ahnung, das sind so kleine krisengipfel. da taucht dann auch regelmäßig die frage auf, ist das noch gut für mich? was passiert da grad? sie fragt ganz detailliert nach bestimmten sachen - schlafen, essen, schneiden. sie erklärt auch mal, warum sie dieses so oder so gesagt hat. es ist irgendwie viel mehr ein gespräch auf augenhöhe.
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Tränen-reich
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Beitrag So., 27.10.2013, 18:12

ziegenkind hat geschrieben:es ist irgendwie viel mehr ein gespräch auf augenhöhe.
oh, das ist schön. Grob beschrieben...muss ich sagen, dass ist bei mir auch in etwa so. Sie bringt sich auch ein, möchte authentisch sein. Ich bekomm nicht alles zurückgeworfen.

Ok. Aussteigen...in diesem Sinne, verstehe....
Ich sitze im Schneidersitz gerade auf der Couch, kann aber auch auf die Sessel. Für mich hat sie ihre Sitzposition auch total geändert, mit ein bisschen Möbelrücken. Dies zum einen.
Zum anderen: Meine Thera hatte selbst erst gesagt "....ich bin flexibel und geduldig, doch so, wie ich mit ihnen arbeite, arbeite ich sonst nicht - ich merke aber, dass es für uns beide gerade nützlich und auch förderlich ist und dass es ja nicht heißt, dass es so bleiben muss". Ich hatte nämlich ein schlechtes Gewissen, das sie mir schnell wieder ausreden wollte... Sie bezog das nicht nur aufs Möbelrücken Ich fühlte mich schon sehr geschmeichelt und was sie da für mich gerade tut, ist mir schon unangenehm, weil es über meine Erwartung geht... Damit gewinnt sie mich und ich habe es leichter mich zu öffnen.

Gespiegelt werde ich auch nicht, wir haben gerade mit sehr vielen Missverständnissen zu kämpfen, das ist gerade unsere Krise, aber sie verlangt nicht nur von mir zu gucken, wie man so etwas umschifft. Eher, dass sie mich um etwas bittet, damit sie mich besser versteht... Das finde ich sehr schön, das sie da so flexibel auf mich wirkt...und keine Lehrbuchtherapie betreibt.


ziegenkind
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Beitrag So., 27.10.2013, 18:23

krass, wieder ganz ähnliche worte, aber andere wirkung. meine analytikerin, der ich gerne mal vorwerfe, sie ließe mich in schweigelöchern verrecken, hat mal gesagt, sie würde bei mir eh schon viel mehr reden als sonst. hat mich tief gekränkt. kam ich mir richtig behindert vor.

das mit dem auf augenhöhe: ich brauch das, ab und zu. weil ich asymmetrie unheimlich schwer auszuhalten finde. aber nur das, wär auch schrecklich. zum einen will ich ja was neues lernen. zum anderen habe ich mittlerweile auch so eine sehnsucht nach dem gewisper und geraune, dem leisen flüstern, das bei diesen metagesprächen auf augenhöhe eher nicht vorkommt. und doch: manchmal halte ich auch grad das gewisper gar nicht aus.

will heißen: manchmal brauche ich erklärung, manchmal brauche ich kognitiv, aber ganz oft auch gar nicht.

auch da: kann viel schief bei gehen, kann auch was kaputt gehen. kann ich manchmal auch verdammt schief liegen mit dem, was ich glaube zu brauchen. hat sie aber auch schon mal schief gelegen. hat sie mal zu viel gewispert. das war eine situation, an der ich fast gestorben bin. da war suizid ganz dich auf meinen pelz gerückt. wie das passiert, kann niemand vorhersehen. dass das passieren kann, kann man wissen. und ich würde das immer wieder orher wissen wollen. wenn ich weiß, was kommt, kann ich besser aushalten, ressourcen mobilisieren.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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