Definitionsmacht und Psychotherapie / @EinTherapeut

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lonely69
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Beitrag So., 29.09.2013, 14:52

Méabh hat geschrieben: Mein Stiefvater und meine Schwägerin sind Therapeuten, meine Schwägerin ist ständig überarbeitet und mein Stiefvater - Therapeut in einer psychosomat. Klinik - ist wegen Burnouts selber in einer Klinik.

Zudem - warum sollte man neidisch sein, man könnte - so man wollte - mit Abi Therapeut werden, über Med. oder Psych. - Studium, oder ansonsten über den Heilpraktiker - Weg. Kann man unterschiedlich sehen, aber ich meinte damit nur:
Therapeut (also, wohl Psychotherapeut) ist doch nun nichts Unerreichbares, wovon man als Normalbürger nur träumen könnte?

Ganz ehrlich: Ich beneide Menschen, die im Zeichnen und Erfinden von Graphic - Novels oder als Schriftsteller/innen erfolgreich sind *seufzzzz* - aber keine Therapeuten.
Also ich stelle mir vor, dass man als Therapeut einen der wenigen Arbeitsplätze hat, wo man selbstbestimmt sein persönliches Talent zum Wohle der Gemeinschaft einsetzen kann. Darum kann man schon beneiden. Ich hätte jedenfalls auch gern solche Möglichkeiten.
Auch denke ich, dass Therapie weniger als andere Arbeitsplätze von Arbeitsverdichtung bedroht ist.

Dass es in den Kliniken schlechter zu geht, als in den Praxen, glaube ich auch - aber das es bis zum burnout kommt, wundert mich. Dachte, es gäb da systemische und individuelle Selbst-Sicherungen. Méabh, magst Du dazu was sagen?

Lonely

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Méabh
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Beitrag So., 29.09.2013, 14:54

Ja, kann gut sein, dass meine Analogie hinkt. (Da ich von Autokonzernen und Jaguar Null Ahnung habe, nehme ich dann lieber Abstand von Vergleichen.) Dann schreib ich halt bloß: Wenn ich auf Missstände in der Psychiatrie hinweisen möchte, würde ich mich anders nennen.
aber ist doch grad wirklich spanend, oder?
Hm?

edit - lonelys post jetzt gelesen

lonely, ich hab keinen weiteren konkreten Einblick in die Arbeit meines Stiefvaters, da ich ihn vielleicht drei Mal im Jahr sehe und wir dann nicht viel über seinen Arbeitsplatz reden. Ich habe nur die Info bekommen, dass er wegen Burnouts krank geschrieben war und in eine Klinik gegangen ist. Und dass er gesagt hatte, dass er das alles langsam nicht mehr aushält (er ist über 60 und arbeitet schon lange dort).
Aber - so weit ich weiß, meinte er damit nicht seine Patienten, sondern die Zu - und Missstände in der Klinik, in der er arbeitet. Tja. Passt zum Thema von EinTherapeut.
Zuletzt geändert von Méabh am So., 29.09.2013, 14:59, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag So., 29.09.2013, 14:58

Tigerkind hat geschrieben:Gegen diesen Wunsch ist ja auch nichs einzuwenden, wer es tun will soll es tun.
Es vorzugeben, ohne es wirklich zu sein, ist jedoch strafbar. Gerade wenn jemand bereits eine fertige Psychologie-Ausbildung hätte, würde er darauf wert legen, dass solche Titel geschützt sind, weil er ja den Titel besäße und andere nicht. Dafür sind diese Titel da, um eine entsprechende Ausbildung zu belegen und auszuweisen. Wenn jemand mit dieser angeblichen Ausbildung jedoch keinen Wert darauf legt, liegt es daran, dass er sie vermutlich nicht besitzt.
Lieben Gruß
elana

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ziegenkind
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Beitrag So., 29.09.2013, 14:59

das hinken der analogie, da bin ich mir sicher meabh, hat mit intimen kenntnissen der autoindustrie gar nix zu tun. man kann das übrigens auch aus der vergleichenden diktaturforschung lernen: die wahrscheinlichkeit, das ein regime zusammenbricht, steigt mit der beteiligung von regimeinsidern an protesten.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Beitrag So., 29.09.2013, 15:13

ziegenkind hat geschrieben:ja klar, e, hochstapler gibt es überall.also jetzt wahrscheinlich eher weniger unter den straßenbahnfahrerinnen. obwohl, wer weiß? in zeiten von hartz 4. aber in so einem forum ist das doch v.a. das problem des hochstapelnden, oder?

was ich schlimm fände, ist wenn einer sich hier als therapeut anmeldet, um zu üben und - wie widow so schön gesagt hat - mit uns als gliederpuppen zu spielen. aber so wie ich das verstanden hab, ging es um so was wie mobilisierung gegen oder sensibilisierung für misstände in der psychartrie. ich glaub nicht, dass das so funktioniert. aber ich falle auch nicht um vor empörung.

...
wenn ich zum protest gegen die psychartrie aufrufen will, macht es schon sinn, mich als in der psychiatrie arbeitender zu erkennen zu geben.
Die Misstände in den Kliniken sind hinlänglich bekannt. Das erzählen doch die Patienten dauernd, wie schlimm es gewesen sei auf ihrer Station, wobei ich in Fachbüchern las, dass offenbar bewusst Sonderwünsche von bestimmten Patientengruppen nicht erfüllt werden dürfen laut Therapieplan, es also auch Strategie sein kann, Patienten nicht auf Rosen zu betten, je nach Diagnose, was mir einleuchtet.

Jemand, der sich als Psychiatrie-Geschädigter empfindet, ist mit aller Wahrscheinlichkeit nach ein Patient und kein Therapeut. Was ist dabei, sich vor einem Vorgesetzten ausweisen zu müssen? Das ist selbstverständlich und auch absolut notwendig, gerade wenn jemand in Ausbildung ist.
Lieben Gruß
elana

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hawi
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Beitrag So., 29.09.2013, 15:17

Steht es hier schon? Was ich jedenfalls jetzt grad lese, zeigt mir, dass sogar der, der für sich Nicknamen definitionsmachtig erdenkt, nicht die Macht hat, zu bestimmen, was andere aus dem Namen rauslesen. Den, den es grad trifft, dem kann so was sicher schnell auch auf den Zeiger gehen. Grad wenn er sich was gedacht hat, was andere partout so nicht verstehen wollen, können.

Allgemein jedoch mich sehr beruhigend. Oft halt nicht weit her mit der Macht (wenn die andern nicht mitspielen).

@ e
Therapeut ist keine geschützte Berufsbezeichnung, jedenfalls nicht in Deutschland! Anders als z.B. Ergotherapeut, Psychotherapeut , Physiotherapeut etc.
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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Beitrag So., 29.09.2013, 15:28

@hawi: Sich Psychologe FSP (er kommt aus der Schweiz) und Psychotherapeut (in Ausbildung) zu nennen, was EinTherapeut getan hat, ist jedoch illegal und verstößt gegen die Psychologen- und Psychotherapeutenverbände der Schweiz, wenn er sich nicht belegbar ausweisen kann, schau mal hier.
Lieben Gruß
elana

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hope_81
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Beitrag So., 29.09.2013, 15:29

lonely69 hat geschrieben: Also ich stelle mir vor, dass man als Therapeut einen der wenigen Arbeitsplätze hat, wo man selbstbestimmt sein persönliches Talent zum Wohle der Gemeinschaft einsetzen kann. Darum kann man schon beneiden. Ich hätte jedenfalls auch gern solche Möglichkeiten.
Auch denke ich, dass Therapie weniger als andere Arbeitsplätze von Arbeitsverdichtung bedroht ist.

Dass es in den Kliniken schlechter zu geht, als in den Praxen, glaube ich auch - aber das es bis zum burnout kommt, wundert mich. Dachte, es gäb da systemische und individuelle Selbst-Sicherungen. Méabh, magst Du dazu was sagen?

Lonely
Na das ist schon ein sehr romantisches Bild von Psychotherapeuten, oder?
Selbstbestimmt sind sie sicher nicht, wenn ich an die ganzen Dokumentationen, Berichte etc. denke.
Methodische Vorgaben haben sie auch und immer dient sie nicht dem Wohl, manchmal geht Psychotherapie auch
schief und das nagt natürlich auch am Therapeuten.

Die Selbstmord- / Scheidungsraten sind auch nicht zu unterschätzen und im Übrigen ist bei einem zum Teil recht hohem Arbeitspensum ein Burnout zwangsläufige Konsequenz. Besondere Selbst- Sicherungen hin oder her.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
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Beitrag So., 29.09.2013, 15:34

@hopeless

Da gebe ich Dir Recht, es kommt auch vor, dass ganze Abteilungen geschlossen werden und das gesamte Personal trotz guter Ausbildungen arbeitslos wird. Mein Therapeut erzählte mir gerade kürzlich davon, weil es mich interessierte. Er arbeitet ja auch in einer Klinik, muss aber aus diesem Grund in eine andere wechseln. Zum Glück fand sich für ihn gerade eine vergleichbare Stelle (eigentlich sogar bessere) in einer anderen Klinik.
Lieben Gruß
elana

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hope_81
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Beitrag So., 29.09.2013, 15:39

@ Elana, ja sehr richtig und viele, viele Psychologen/ Psychotherapeuten sind arbeitslos,
arbeiten halbtags, weil kaum Stellen oder zu schlechten Konditionen.

Also alles was glänzt ist nicht immer Gold.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Beitrag So., 29.09.2013, 15:45

Also wenn ich Psychologin werden wollte (was ich nicht will!), würde ich in die Forensik gehen, da wär wenigstens etwas Spannung. Außerdem interessiere ich mehr für Rechtspsychologie, weil ich immer wieder damit zu tun habe in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Mein Thera nervt sich manchmal, weil ich so wenig Interesse für seinen Beruf habe und ständig über die Rechtswissenschaften spreche. Obwohl er Prof. ist, macht das so gar keinen Eindruck bei mir. DAS würde ich mir nie freiwillig antun, musste ich schon genug als Angehörige. Ich bin nicht lebensmüde!
Zuletzt geändert von (e) am So., 29.09.2013, 15:46, insgesamt 1-mal geändert.
Lieben Gruß
elana

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hawi
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Beitrag So., 29.09.2013, 15:46

e,

ich hatte erst mal nur den Nicknamen im Sinn.
Soweit EinTherapeut sich hier darüber hinaus z.B. Psychologe FSP genannt hat?
Hab ich gar nicht mitbekommen! Weiß jetzt grad auch nicht, was in der Schweiz genau geregelt ist. Was ich jetzt eben kurz mal im Netz las, klingt sehr nach dem, was auch in Deutschland gilt. Die Berufsbezeichnung ist im Rahmen der Berufsausübung geschützt. Nicht darüber hinaus. Sprich, solange EinTherapeut hier privat schreibt, kann er auch ohne passende Abschlüsse schreiben, er sei dieses oder jenes, ohne gegen die jeweiligen Berufsregeln zu verstoßen.
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Beitrag So., 29.09.2013, 15:50

@ Elana,
das amüsiert mich gerade.
Na ja, ich finde den Beruf schon sehr schön, aber er ist
unglaublich anstrengend und streckenweise sehr belastend.
Freiwillig in einer geschlossenen Psychiatrie würde ich nicht arbeiten wollen,
da wäre ich nach einem Jahr selbst ein Fall für eine solche...

Rechtspsychologie ist ein sehr spannendes Gebiet, aber davon habe ich kaum eine Ahnung.
Allerdings könnte ich es nicht mit mir vereinbaren Täter zu therapieren, geht einfach nicht.
Geschweige denn ein Gutachten für solche, dass sie nicht mehr gefährlich sind oder so...
Nee, dass wäre nicht meins.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
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Beitrag So., 29.09.2013, 15:52

@hawi: Das stimmt so nicht, auch nicht in D. Wenn ich hier jetzt schreiben würde, ich wäre Dr. med., und beginnen würde, medizinische Ratschläge zu geben im Forum, was EinTherapeut unter dem Siegel Psychologe FSP/Psychotherapeut (in Ausbildung) getan hat, würde ich mich strafbar machen. Der FSP-Titiel ist übrigens privatrechtlich geschützt, das gilt also auch für den Privatbereich. Solche geschützten Titel sind grundsätzlich geschützt, auch im Privatbereich und in Foren. Ohne Belege darf sich niemand solche Titel zulegen.
Lieben Gruß
elana

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Sunny75
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Beitrag So., 29.09.2013, 15:55

hopeless81 hat geschrieben:viele Psychologen/ Psychotherapeuten sind arbeitslos,
arbeiten halbtags, weil kaum Stellen oder zu schlechten Konditionen.
Na ja, aber um sich über die schlechten Konditionen beschweren zu können, müsste der TE (ET) ja erstmal eine Stelle als Psychotherapeut haben - und dafür wiederum fehlt ihm die Ausbildung!
Ich hab ihn auch eher so verstanden, dass er sich über die - seiner Meinung nach - erschwerte Ausbildung beschwert, und darüber, dass seit April 2013 sich in der Schweiz nicht mehr jeder Hunz und Kunz Psychotherapeut schimpfen darf.
Was er mit seinem Anliegen in einem Psychotherapieforum erreichen will, ist mir jedoch schleierhaft - sollte man Beschwerden über Ausbilder oder Ausbildungsstellen nicht lieber bei der Schweizer Charta für Psychotherapie deponieren?!?

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