analytische Therapie im Alter 50+

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2256

Beitrag Do., 08.08.2013, 14:01

Mein Ex arbeitet als Therapeut in einer Privatklinik und erzählt auch immer wieder ganz stolz, wen er schon alles behandelt hat. (Verstößt damit wahrscheinlich gegen die Schweigepflicht, auch wenn die schon tot sind.) Und er sucht sich, soweit er kann, möglichst gebildete und interessante Patienten für seine Gruppentherapien aus. Plaudert mit denen in Einzelgesprächen auch gerne über Literatur etc. Ich frage ihn manchmal, ob er die überhaupt irgendwie therapiert.

Werbung

Benutzeravatar

Maika
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 43
Beiträge: 226

Beitrag Do., 08.08.2013, 14:02

titus2 hat geschrieben: Ich meinte das hier: http://www.aging-alive.de/begegnung.html
Danke, den Text kannte ich nicht.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Do., 08.08.2013, 16:10

Meine Mutter hat ja mal im Krankenhaus gearbeitet - in einer rein medizinischen Abteilung, als Sekretärin. Und ganz oft kam sie nach Hause mit einem: "Rate mal, wer heute da war!" - ich weiß jetzt, welcher Politiker mal Blasenkrebs hatte und wer einen Tinnitus

Nun ist meine Mutter bekannt für ihre Neugier und ihre Unfähigkeit, Geheimnisse zu behalten. Aber ich glaube, es ist schon auch irgendwie menschlich, das teilen zu wollen.

Erinnert mich gerade an 'The King's Speech'.

Benutzeravatar

ENA
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 9807

Beitrag Do., 08.08.2013, 16:26

Ich hänge irgendwie noch so ein bisschen an der Intelligenzsache. Ich meine, wenn Leute, die intelligenter sind, eher zu einer PA gehen, warum bekommen sie dann mehr Stunden? Würde es nicht eher Sinn machen, denjenigen mehr Stunden zu geben, die weniger intelligent und reflektionsfähig sind (und deshalb vielleicht andere Therapieformen machen), so dass die auch mehr Zeit haben, ihre Themen zu lösen? Eigentlich, so vom Verstand her, müssten ja dann die Leute, mit weniger Intelligenz und Reflektionsfähigkeit länger für ihre Therapie brauchen. Demnach müssten die, je nach Krankheitsbild, doch auch mehr Stunden bekommen!!!

Werbung

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 24538

Beitrag Do., 08.08.2013, 17:29

ENA hat geschrieben:Eigentlich, so vom Verstand her, müssten ja dann die Leute, mit weniger Intelligenz und Reflektionsfähigkeit länger für ihre Therapie brauchen. Demnach müssten die, je nach Krankheitsbild, doch auch mehr Stunden bekommen!!!
Ja, kann man wohl so sehen, dass derjenige mit stärker eingeschränkter Reflexionsfähigkeit bzw. Intelligenzminderung insoweit tendenziell "gestörter" ist als derjeniger Patient mit passabler Reflexionsfähigkeit und mindestens durchschnittliche Intelligenz (und mithin evtl. einen höheren Therapiebedarf haben können. Nichtmal PT ist unbedingt sozial gerecht. Die Kontigentfrage ist zudem ein leidiges Thema.).

Patientengruppen, die als Young, Attractive, Verbal, Intelligent, and Successful (vgl. auch hopelife) eingeschätzt werden, erhalten mitunter leichter Zugang zu Therapie als die schwerer gestörten Patienten bzw. die sog. Hounds: Homely, Old, Unsuccessful, Nonverbal, and Dumb, vgl.:
YAVIS (sometimes "YAVIS Syndrome") is an acronym based on the words "Young, Attractive, Verbal, Intelligent, and Successful";... it was coined by University of Minnesota professor William Schofield[3] in his 1964 book "Psychotherapy: The Purchase of Friendship" in which he claimed to have demonstrated that mental health professionals often have a positive bias towards clients exhibiting these traits; such a bias in turn may predispose the professional to work harder to help such clients.[1] Such a predisposition, although often or even mostly unconscious, was thought to be driven by an expectation that clients with such traits would be motivated to work harder in therapy, thereby increasing the therapist's hope that the treatment would effect a successful outcome (and thereby, in part, enhance the therapist's experience of him/herself as effective in their job).

Some commenters have begun using the acronym HOUND as an antonym (Homely, Old, Unsuccessful, Nonverbal, and Dumb).
http://en.wikipedia.org/wiki/Yavis
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

hopelife
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1430

Beitrag Do., 08.08.2013, 17:34

danke Stern Erfolgreich-successful
war das, nicht social, hab ich schon gewundert, hat irgendwie keine Sinn gemacht.
Naja, obwohl eine gute soziale Einstellung schadet in der Therapie auch nicht.

ich habe ja eine Bekannte, die arbeitet als Therapeutin, seh sie nur einmal im Jahr, eigentlich ist sie Psychiaterin. Die erzählte mir sogar mal nebenbei, dass der AB auch nach Ansprache, Ausdrucksvermögen whatever abgehört wird. also wer dann einen Termin oder einen Rückruf bekommt bei Therapeutensuche
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

Benutzeravatar

Fify
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 391

Beitrag Do., 08.08.2013, 19:31

Es wäre schön, wenn alle die eine analytische Therapie machen möchten und die sie brauchen, sie auch machen könne, egal wie alt jemand ist.
Bei mir ist es grad so, dass ich mir sorgen mach, ob meine Analytikerin nach ihrem Urlaub auch eine Umwandlung beantragt, da ich bis jetzt "nur" eine Kurzzeittherapie mache und sie bald um sein müsste und ich jetzt Angst hab, dass ich dann alleine da stehe, weil es doch viele Menschen geht, die viel größere Probleme haben als ich und ich auch den Eindruck habe, dass es nicht schaffe alles zu erzählen.

Gerecht ist unsere Welt leider nicht. Was bedeutet überhaupt Gerechtigkeit bei der Psychotherapiefrage? Ich denke, dass man da zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann.

Ich hab übrigends einen tollen Artikel gelesen über eine Psychoanalytikerin, die in Zentralamerika arbeitet.
http://blog.tagesanzeiger.ch/berufung/i ... nd-bohnen/


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Fr., 09.08.2013, 00:18

Das hängt mit dieser Resilienz-Theorie zusammen, die seit ein paar Jahren en vogue ist.
Danach darf man jetzt die fördern, die eben nicht so abgehängt sind wie andere, die mehr "Resourcen" bereits mitbringen ... angeblich sollen die gestärkt werden, damit sie sozusagen wieder resilient werden oder es bleiben.
Währenddessen man am unteren Ende teilweise die Hoffnung aufgegeben hat oder man sagt, da gebe es ja andere Möglichkeiten als Psychotherapie .... wie eben sozialpsychiatrische Betreuung etc.

Ich habe auch gehört, dass "sozial schwache" Menschen teilweise keinen Therapieplatz finden können, weil alle Therapeuten abweisend reagieren, wenn sie um ein Gespräch bitten.

Schlimm. Ich vermute schon, Therapeuten, die ja oft selbst durchaus eher gut bestellt sind, wollen desöfteren eher mit Menschen arbeiten, die sie nicht ganz so abseits ihrer Schicht verorten. Oder die attraktiv sind o.ä.

Wobei es sicher auch Therapeuten gibt, die von vorneherein benachteiligten Menschen wirklich helfen wollen. Es scheint aber weniger zu werden.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Benutzeravatar

ENA
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 9807

Beitrag Fr., 09.08.2013, 10:25

Naja, es gibt ja auch noch einen Unterschied bzw. etwas zwischen hochintelligent und minderintelligent, zwischen "sozial stark" und "sozial schwach" und zwischen benachteilten, bevorteilten und durchschnittlichbeteilten Menschen.

Hier war ja anfangs die Rede davon, dass Analyse eher was für Menschen ist, die gut reflektieren, älter, gebildet und ein gewisses höheres Maß an Intelligenz haben. Von dieser Logik ausgehend würde ich sagen, dass grade diese Menschen doch schneller mit ihrer Therapie fertig werden könnten, als Leute, die weniger gut reflektieren, jünger, weniger gebildet und über ein geringeres Maß an Intelligenz verfügen (wobei mich das zugegebener Maßen beim Lesen immer noch wütend macht, weil das, so wie ich es am Anfang las, auf mich wirkte, als wäre Analyse, die sich richtig mit der Scheiße auseinander setzt, nur was für Leute, die privat und beruflich weit gekommen sind, reflektionsfähiger und intelligenter als andere sind...und die anderen Therapien? Sind nicht so hochwirksam wie Analyse und eher etwas für die durchschnittlich oder minder-begabten? Ich weiß, dass das teilweise hinterher revidiert wurde, aber so etwas in der Art in Zusammenhang mit PA lese ich halt hier ímmer wieder mal...und da gruselts mir schon manchmal, wo da Leute hingestellt zu werden scheinen). ...und ich finde das dann, wenn das so ist, dass die intelligenteren und reflektionfähigeren Menschen in der Analyse sind, doch grade die Leute in den anderen Therapierichtungen, mehr Stunden bekommen müssten, als die Analyse-Leute. Rein von der Logik her.

Irgendwo hier stand auch, dass es bei der Analyse ja um Leute ginge, die nicht psychosoziale Probleme haben, sondern Probleme mit sich selbst.
Ja, wird denn geglaubt, dass Leute, die "nur" normal- bis durchschnittlich intelligent sind, die eine andere Therapieform machen, die vielleicht auch trotz ihrer normalen bis guten Reflektionsfähigkeit sich für eine andere Therapierichtung als die hochgelobte PA entscheiden, die haben nur psychosoziale Probleme und keine mit sich selbst? (Wobei Probleme mit sich selbst auch psychosoziale Probleme bedingen können und anders herum auch).
Ich brauch da auch gar keine Antwort drauf. Mich beschleicht nur manchmal ein ungutes Gefühl, wenn ich davon lese, dass PA eher was für reflektionsfähige Menschen mit ner gewissen Intelligenz ist, wenn es nur in der PA ans Eingemachte und die wirklichen Themen geht, etc. . ...weil das für mich so nicht stimmt und die Therapierichtungen runter macht, die durchaus ihre Wirkung haben können, weil es die Menschen herunter macht, die eine andere Therapieform machen und weil es auch den Leuten nicht gerecht wird, die sich trotz hoher Intelligenz, Reflektionsfähigkeit,... nicht dafür entschieden haben, eine PA zu machen und dennoch für sich weiter kommen, auch mit ner anderen Therapieform.

Benutzeravatar

ExtraordinaryGirl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 4193

Beitrag Fr., 09.08.2013, 10:39

Ganz ehrlich: Mir persönlich geht das eh zu weit, VIEL zu weit, wenn man eine Therapieform derart propagiert, wie in diesem Thread wieder einmal geschehen.

Wenn die PA jemandem hilft - bestens. Das freut mich sehr und da werde ich kein Wort gegen sagen.

Aber dass man sich selbst und eine Therapieform derart aufwertet (und dadurch natürlich andere abwertet), und das dann als allgemein gültig zu vermitteln versucht und nicht als subjektives Empfinden (das ja jedem gegönnt wird) ... Da weiss ich nicht mehr, ob ich lachen soll und das als putzige Marotte, als niedlich ("Guck 'mal, wie sehr die sich aufplustert.") ansehen sollte oder ob es nicht schon bedenklich ist.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

Benutzeravatar

**AufdemWeg**
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 3753

Beitrag Fr., 09.08.2013, 10:48

So ist das mit dem vermeintlichen Elitedenken.

Ist doch völlig egal.

Aber so was von.

Wie das heisst: PA, TFP, VT
hauptsache es hilft.

Zieht euch doch nicht jeden Schuh an
der euch angeboten wird
zumal wenn er euch nicht passt.
Offline

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2256

Beitrag Fr., 09.08.2013, 10:51

Dass Leute, die eine PA machen, häufig zu den Gebildeteren und zur "Intelligenz" gehörten, erlaubt ja nicht den Umkehrschluss, dass diejenigen, die keine PA machen, ungebildet und unintelligent sind. Logisch, oder? Deshalb verstehe ich die ganze Aufregung nicht wirklich ...

Benutzeravatar

ExtraordinaryGirl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 4193

Beitrag Fr., 09.08.2013, 10:59

Irgendwie schon, oder, Tristezza?

Wenn gebildete und intelligente Menschen häufig eine PA machen, was ist dann mit dem Rest dieser Gruppe, der zu einer anderen Therapieform greift?

Und was ist mit all den anderen? Die PA ist ja nun bei Gott nicht die einzige Therapieform, die einen hohen Patientenanteil aufweist - und eine hohe "Erfolgsquote". Was sind denn all die Patienten, die anderen Therapieformen machen (von der Restgruppe der Gebildeteren und Intelligenten, die keine PA machen, 'mal abgesehen)?

Ich sehe nicht ein, weshalb es überhaupt nötig ist, eine Therapieform besonders hervorzuheben.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2256

Beitrag Fr., 09.08.2013, 11:08

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Wenn gebildete und intelligente Menschen häufig eine PA machen
Die These lautet umgekehrt: Diejenigen, die eine PA machen, sind häufig gebildet und/oder intelligent. Ich schätze, die meisten Gebildeten/Intelligenten wählen trotzdem eine andere Therapieform, weil sie einfach keine Zeit für oder Lust auf eine so intensive Therapie haben oder weil bei ihrer Problematik PA einfach nicht indiziert ist.

Benutzeravatar

leapy
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 62
Beiträge: 104

Beitrag Fr., 09.08.2013, 11:12

Hallo pinguin pit,
in dem, was du schreibst, wird etwas deutlich. Hättest du 1000 Stunden mehr PT, wären alle deine Probleme gelöst. (Das war jetzt ironisch gemeint)
Das ganze Analysieren hat dich scheinbar nicht weiter gebracht. Wie kannst du hoffen, dass nach so langer PT-Zeit der Durchbruch zu einem authentischen Menschen kommt?
Ich möchte dir mal einen anderen Weg empfehlen: Einen Gestalttherapeuten/in aufzusuchen. Da muss man zwar selbst bezahlen, aber der Ansatz ist ein anderer.

Gruß
leapy

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag