Was sind deine Beweggründe, diese Frage so zu stellen? Authentisch bedeutet für mich (was das Vorgehen in der Therapie angeht), dass mir in Phasen der Selbstunsicherheit und Selbstzweifel, in Zeiten in denen ich mich selbst nicht mehr mündig fühle, mir der Therapeut so gut er kann vermittelt, dass ich dennoch mündig und erwachsen und fähig bin. Auch die Sicht zu erweitern, dass es jedem auch noch so glückliche wirkenden Menschen schlecht ergehen kann. Dass Leiden nicht meine Persönlichkeit ist, sondern lediglich etwas, das ich erfahre. Und mich stärkt, dem Leid Ausdruck zu verleihen, und zwar genauso, wie ich es brauche.Ulrich hat geschrieben:Lou Salome hat geschrieben: Hallo in die Runde!
Ganz spontan kam mir in den Sinn, dass es vielleicht ein Zeichen von Gesundung und Heilung ist, sich nicht mehr so wohl in einer rein therapeutischen Beziehung zu fühlen, die ja bestimmt ist von einer klaren Rollenverteilung und den eingesetzten Therapiemethoden und Ablauf je nach Auffassung der jeweiligen Krankheitslehre.Ulrich hat geschrieben:Es hängt von der Haltung bzw. der Strategie des Therapeuten ab, ob dieser Punkt, dass man sich in einer Therapie nicht mehr wohl fühlt jemals erreicht wird. Ein Therapeut, der so ähnlich behandeln will wie ein Zahnarzt, der ist froh, wenn der Patient ihn nicht mehr braucht. Das ist relativ unabhängig von der Therapiemethode. Aber es gibt auch Therapeuten, die es gar nicht mögen, wenn der Patient Anstalten macht ihn zu verlassen, "bloß' weil es ihm besser geht. Diese Haltung hat seinen Grund teils in ökonomischen Zwängen (ein Patient, der nach schnell erfolgter Heilung weggeht bedeutet, dass "Zahlungsausfall") und teils in persönlichen Problemen des Therapeuten begründet, der Patienten als so eine Art Ersatz für Freundschaften benutzt und der unglücklich ist, wenn er von einem Freund verlassen wird.
Das hört/liest sich für mich so, als ob es selbstverständlich wäre, dass ein Patient unmündig ist und die Richtung, der Ablauf und auch das Ende (insofern es eines sein soll) ausschließlich vom Therapeuten instruiert werden und den therapeutischen Qualitäten wird auch noch eine gewisse Boshaftigkeit und ein bewusstes Abhängigmachen unterstellt. Hätte ich so ein Bild von Psychotherapie in meinem Kopf, wäre ich vermutlich nie zu einer gegangen. Ich verstehe aber durchaus den Ansatz, Therapien zu hinterfragen und eine kritische Sicht darauf ist sogar unbedingt notwendig. Alerdings ist es auch nur möglich klar zu sehen, wenn man selbst nicht allzu negativ behaftet diesbezüglich ist. Definitiv ist jedoch gesundes Misstrauen angebracht. Und wie du richtig erwähnst, verleiten ökonomische Misstände tatsächlich Menschen dazu, sich unprofessionell zu verhalten. Das gilt ohnehin für alle Bereiche in der Wirtschaft. Ziemlich prikär wird es halt bei sozialen Dienstleistungen; und nichts anderes ist eine Psychotherapie.
Lou Salome hat geschrieben: Meines Erachtens findet man nur sehr spärlich Therapeuten, die bereit sind, von ihrer Rolle ein wenig Abstand zu nehmen und als Mensch mit Persönlichkeit zum Vorschein zu treten; also selbst das zu geben, was letzten Endes das angestrebte Ziel der Therapie sein sollte.Ulrich hat geschrieben:Authentisch sein ist also das Ziel einer Therapie? Was bedeutet das nun genau? Dass man jemandem nichts vorspielt, oder das man jemandem besonders gut was vorspielt?
Danke übrigens für die anregenden, berechtigten Fragen. Über einige brüte ich noch und sitze sie noch aus.
Und das mit dem Zitieren hab ich noch nicht raus..was für ein Durcheinander..wie im echten Leben
so, jetzt ist es lesbarer