stern hat geschrieben:Bei einem übergriffigen Körperkontakt wie insbes. sexuellen Missbrauch (der natürlich nicht o.k. ist und den ich auch nicht meine, wenn ich mich auf Körperkontakt beziehe) würde dem Therapeuten (rechtlich) sogar die alleinige Verantwortung zugesprochen werden, da ein Abhängigkeitsverhältnis angenommen wird. Insofern kann man die Machtverteilung auch unter Schutzgesichtspunkten betrachten.
ja, kann man. und ich denke, kaum ein therapeut ist so bekloppt, seinen guten ruf oder ggf. seine approbation auf's spiel zu setzen, weil er "die süsse klientin/den attraktiven klienten" auf eine art berührt, die dem therapeutischen prozess zuwider läuft, wohl wissend oder billigend inkauf nehmend, dass das so ist oder so sein könnte.
alles andere unterliegt seiner verantwortung und seinem anspruch, erfolgreich zu arbeiten. und die methoden sind vielfältig...
es kann z.b. seine aufgabe sein, die therapeutische beziehung herzustellen und zu vertiefen. dafür eignen sich berührungen wie z.b. eine umarmung mitunter gut.
es kann auch seine aufgabe sein, bedürfnisse des klienten zu frustrieren, z.b. das bedürfnis, vom therapeuten berührt zu werden, um das vordringen in tiefere seelenbereiche und das offenbarwerden von verdrängtem nicht per kurzschluss zu verhindern.
und es kann ebenso sein, dass die fehler, die er dabei macht, sich später als vorteile für die therapie und für den prozess herausstellen, ebenso wie sich herausstellen kann, das das, was er eigentlich "richtig" gemacht hat, falsch war.
mE kommt es darauf an, dass er einer inneren linie folgt und seiner intuition, anstatt sich ganz überwiegend auf eherne gesetze seiner therapierichtung zu verlassen, die der individuellen situation oder der konstitution seiner immerhin ebenfalls individuellen klienten letzten endes nicht gerecht werden.
da die erfahrungen aller menschen ganz wesentlich auch mit berühren/berührt werden in zusammenhang stehen, ebenso mit anderen sinnesmodalitäten wie dem hören oder sehen, würde ich es merkwürdig finden, wenn in einer therapie, die ja immer (auch) diese (z.t. sehr frühen) erfahrungen zum gegenstand hat, bestimmte sinne kategorisch ausgeschlossen würden.
ein generalverdacht, therapeuten berührten zu ihrem eigenen vergnügen, unterstellt, dass diese ihre klienten immer auch attraktiv finden, was sicher nicht so ist, und erscheint mir manchmal mehr ein verschobenes, projiziertes wunschdenken zu sein oder teil einer generellen, gesellschaftlich verbreiteten sexualisierung aller lebensthemen.
andererseits sind natürlich auch therapeuten teil dieser gesellschaft..
zum thema 'macht in der therapeutischen beziehung':
Freud sagte: "das unbewusste des therapeuten erkennt das unbewusste des patienten." ....aha ...!
ich denke, das gilt auch umgekehrt.