Wahre Freundschaft?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.

Snoozie
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Beitrag Do., 28.05.2015, 14:59

Enttäuschte Freundschaft kann so schmerzlich wie eine enttäuschte Liebe sein. Wir haben Warnstimmen überhört, haben selbst gegeben und Hoffnung auf Erfüllung unserer eigenen Sehnsucht nach Vertrauen und Vertrautheit hineingelegt; es tut weh, wenn das entsprechende Echo ausbleibt.

Ich sehe es so, was wir zu geben bereit sind in einer Freundschaft, das es einfach schön wäre, dies auch zurückzubekommen. Wenn wir dauerhaft unter einem Mangel leiden, ist das nicht der Fall; dann sollten wir von der Beziehung Abstand nehmen - ähnlich wie wir es auch bei einer Liebe, die uns nie erfüllt, tun würden.

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Eremit
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Beitrag Do., 28.05.2015, 18:25

Rabbit hat geschrieben:die machens ja genauso nicht nur ich.
Ist es deswegen gut? Weil es die Anderen auch so machen?
Rabbit hat geschrieben:das macht nunmal freundschaft aus....
Na, dann passt ja alles, oder nicht?
Snoozie hat geschrieben:Enttäuschte Freundschaft kann so schmerzlich wie eine enttäuschte Liebe sein.
Für mich bedingt Freundschaft Liebe – freundschaftliche Liebe.
Snoozie hat geschrieben:Ich sehe es so, was wir zu geben bereit sind in einer Freundschaft, das es einfach schön wäre, dies auch zurückzubekommen. Wenn wir dauerhaft unter einem Mangel leiden, ist das nicht der Fall; dann sollten wir von der Beziehung Abstand nehmen - ähnlich wie wir es auch bei einer Liebe, die uns nie erfüllt, tun würden.
Die meisten Menschen haben nicht nur in Bezug auf Freundschaften Probleme damit, sich von schädigenden Einflüssen bzw. Personen zu trennen. Da hapert es anscheinend ganz gewaltig bei den meisten Menschen …


Snoozie
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Beitrag Do., 28.05.2015, 20:36

Ja, ich habe hier die partnerschaftliche Liebe von der freundschaftlichen getrennt - um zu verdeutlichen, wie ich es sehe. Aber im Grunde stimmt es:
Für mich bedingt Freundschaft Liebe – freundschaftliche Liebe.


Honigsues
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Beitrag Fr., 29.05.2015, 21:08

Ich kenne die Situation nur zu gut. Ich hab bei meinen Freunden auch oft das Gefühl, dass immer ich diejenige bin, die den Kontakt aufnehmen muss und von denen kommt einfach wenig. Ich würde mir auch wünschen mal wieder nen bisschen mehr "belästigt" zu werden einfach. Aber ich habe zunehmend das Gefühl, dass das bei so lang anhaltenden Freundschaften sogar eher passieren kann, dass man sich irgendwie trotz den vielen Dingen, die man zusammen durchgemacht hat, plötzlich richtig entfremden kann und oberflächlich wird. Vielleicht liegt es auch daran, dass man sich aneinander gewöhnt hat und sich als selbstverständlich ansieht und dann irgendwie letztendlich doch seinen eigenen Weg geht, was der/die Freundin vielleicht auch nicht nachvollziehen kann, dass man sich in gewisser Weise verändert. Aber eigentlich sollte eine gute Freundin einem wirklich beistehen und unterstützen, egal was man tut. Leider ist es manchmal echt schwierig mit der Freundschaft.

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Harmonia
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Beitrag Mo., 01.06.2015, 10:10

Ich möchte etwas berichten, was mich sehr irritiert hat: ein Bekannter, früher dachte ich Freund, erzählte, dass er Sportsfreunde zu sich eingeladen hätte inkl. Anhang. Alle hatten zugesagt, auch die Frauen. Jetzt war es so, dass dann 2 Frauen ( Anhang) nicht erschienen sind. Eine war krank und die andere ist übers Wochenende spontan weggefahren. Das fand nun dieser Bekannte so unmöglich, dass er seither diesen Kreis von Sportsfreunden nicht mehr einlädt. Ich weiß jetzt leider nicht, wie groß dieser Kreis ist. Aber irgendwie fand ich die Reaktion sehr kleinkariert bzw. Deswegen beleidigt zu sein irgendwie übertrieben. Oder sehe ich das jetzt zu locker?
Herzliche Grüße
Harmonia


Snoozie
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Beitrag Mo., 01.06.2015, 10:39

Finde seine Reaktion auch arg übertrieben. Er fühlte sich wohl geschnitten von den beiden Frauen und missachtet.

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Christine Gohl
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Beitrag Mo., 01.06.2015, 19:33

vielleicht wollte er hauptsächlich diese beiden Frauen um sich haben und hat auf diese Art eine Abfuhr erhalten (ich weiß, das war böse von mir...)
Statt uns vom Leben formen zu lassen, könnten wir die Gestalter unseres Lebens werden (G. Hüther)

Lachen macht das Leben schöner

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Harmonia
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Beitrag Di., 02.06.2015, 11:07

Es beruhigt mich, dass meine Betrachtung nicht ganz so fernab ist.... Dieser Bekannte hat übrigens selbst eine Frau...
Herzliche Grüße
Harmonia


Eremit
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Beitrag Di., 02.06.2015, 15:01

Christine Gohl hat geschrieben:vielleicht wollte er hauptsächlich diese beiden Frauen um sich haben und hat auf diese Art eine Abfuhr erhalten
Das war auch mein erster Gedanke.

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Apatride
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Beitrag Di., 02.06.2015, 21:46

Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich mich einklinke.
Und zwar bin ich hier bei der Größer-Kleiner-Beziehung hängen geblieben.
Harmonia hat geschrieben:Manchmal braucht man im Leben ja nun mal Hilfe. Manche verwechseln dies dann eben. Man läuft eben leicht Gefahr sich kleiner machen zu lassen, wenn man wirklich in einer mieslichen Lage ist. Und dann zu erkennen, dass man in einer Größer-Kleiner-Beziehung steckt, geschieht mitunter nicht frühzeitig.
Kurz gesagt bin ich der Meinung, dass ich mich in einer freundschaftlichen Beziehung klein gemacht habe beziehungsweise zugelassen habe, dass ich klein gemacht wurde.
Dabei wurde mir auch Hilfe angeboten, die ich angenommen habe, aber nicht so umsetzen konnte, wie es erwünscht war.
Insgesamt endete das Ganze im ziemlichen Chaos und einer mehr oder weniger noch vorhandenen rudimentären Beziehung. Prinzipiell sehe ich aber immer noch Potential und von der anderen Seite her wohl eher auch, da wir sonst den Kontakt komplett eingestellt hätten.
Mittlerweile denke ich, dass ich besser verstehen kann, wieso es so abgelaufen ist und was meine Anteile waren.
Nun gehe ich mitunter davon aus, dass es auch viel damit zu tun hatte, dass ich mich so klein und dadurch stellenweise auch erniedrigt gefühlt habe.
Jetzt habe ich aber immer noch das Gefühl, dass so eine Größer-Kleiner-Beziehung in gewisser Weise noch vorhanden ist und dass ich nur wieder wirklich anerkannt werde, wenn ich mich ihren Erwartungen nach verhalte.

Da mir diese Freundschaft wichtig ist, möchte ich das gerne auflösen, weiß aber nicht wirklich, ob es empfehlenswert ist so etwas direkt anzusprechen.

Deswegen wollte ich nachfragen, ob jemand von euch vielleicht ähnliches erlebt hat oder ob es vielleicht wichtige Sachen gibt, die man dabei beachten sollte?
Und wenn man so etwas nicht ansprechen sollte, wie ist es möglich sich wieder auf Augenhöhe zu begegnen?


Snoozie
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Beitrag Mi., 03.06.2015, 11:53

Es direkt anzusprechen, würde sehr wahrscheinlich nur erstaunte Abwehr hervorrufen ("Aber wie KOMMST du darauf?! NAAAAAAIIN, das ist doch gar nicht so!"), also was hättest Du davon, außer nachher noch blöd dazustehen?

Löse es für Dich auf, es ist ja auch DEIN Problem. Das kannst Du genauso gut oder besser ohne dem Betreffenden. Wenn Du es allein nicht hinbekommst, so vielleicht im psychologischen Gespräch.

Ich hatte auch mal so eine Sache, bei mir hat diese Freundschaft nicht gehalten.

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Harmonia
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Beitrag Mi., 03.06.2015, 18:30

Hallo Apatride,

ich sehe es so wie Snoozie. Ich habe zuletzt solch einen Kontakt konsequent aufgelöst. Ich habe eine ganze Zeit versucht eine Position auf Augenhöhe zu gewinnen bzw. mir gedacht, dass ich die "kleiner Position" ertragen könnte und es nicht an meinem Selbstwert rütteln könnte. Unterm Strich ist es einfach so, dass das Gegenüber ja eben dieses Thema in sich trägt, ebenso, dass man selbst es zulässt, dass man in der "kleiner Position" steckt. Ich sehe es heute so, dass von Beginn an in einem Kontakt die Augenhöhe gegeben sein sollte, ansonsten kann man es gleich vergessen. Man kann eben nicht erwarten, dass der andere sich für einen ändert. So etwas geht vielleicht max., wenn überhaupt, in einer Partnerschaft, aber nicht in einer Freundschaft.

LG Harmonia
Herzliche Grüße
Harmonia

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Apatride
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Beitrag Do., 04.06.2015, 12:17

Vielen Dank für eure Antworten!

Bei einer direkten Aussprache hätte ich mir so eine Art Metakommunikation vorgestellt, aber da habt ihr sicherlich Recht, dass das eher nicht gelingen wird.
Da wir uns vorher eine lange Zeit auf Augenhöhe befanden, bevor es abgerutscht ist, habe ich die Hoffnung, dass es sich wieder dahin ändern kann.
Ich merke auch, dass mir der Abstand hilft, um diese Sache besser zu verstehen.

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Harmonia
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Beitrag Sa., 20.06.2015, 07:20

Ich würde gerne mal erfahren, wie ihr das beurteilt. Ich hatte mehrere Erfahrungen und zuletzt eben verstärkt Erfahrungen, die mich wirklich an die Möglichkeit von Freundschaft haben zweifeln lassen.

1. In der Kindheit hatte ich eine Freundin, in deren Bruder ich mich als frischer Teenager (12) verliebt hatte. Das wurde dann irgendwann gegen mich verwendet. Und dann gab es zweite Situation, wo ich zu ihr sagte: du hast einen schönen Pulli an und sie antwortete darauf: du bist ja nur neidisch

2. Zuletzt hatte ich einer Freundin meine Zukunftpläne offeriert, Ideen, Möglichkeiten. Und sie hat dies dann abgeschmettert und versuchte statt dessen mich in eine Art Märtyrerrolle zu stecken wollen, was sie bereits wiederholt tat.

3. Selbige Freundin fing auch beispielsweise an zu lachen oder bekam eine versteinerte Miene, wenn mir die Tränen kamen.

4. Ich äußerte bei selbiger Freundin meinen Wunsch nach Partnerschaft (so ungefähr jedenfalls)und darauf auch nie eingehen konnte oder das verstehen konnte. Bei unserem nächsten Treffen war es dann so, als ihr Partner nach Hause kam, dass sie ihn im Gegensatz zu sonst zu sich holte mit Luftküssen. Das Treffen insgesamt war seltsam.

5. Eine Freundin erzählte mir, dass sie mit jemandem zusammengekommen ist, der seit Jahren ihr "bester Freund" ist. Für mich war das irgendwie eine Überraschung und ich reagierte verhalten, da ich auch fand, dass die sie nicht zusammenpassten. Das Ganze hielt dann auch nur für vier Wochen. Eine weitere Freundin war dann auch gerade in einer frischen Beziehung und ich sagte darauf dann: ach Mensch, jetzt seid ihr alle vergeben, nur ich nicht. Irgendwann rieb sie mir dies in einer Konfliktsituation unter die Nase.

6. Ich äußerte bei einer anderen Freundin meine Zweifel bzgl. meiner mathematischen Fähigkeiten. Sie sagte dann, dass das Ganze überhaupt nicht so schwer wäre.

7. Ich äußere eigentlich regelmäßig Komplimente, wenn mir bei anderen etwas auffällt. Mir ist aufgefallen, dass andere dies bei mir nie tun (meine Geschwister interessanterweise aber schon). Z.B. dichtete ich etwas für jemanden zum Geburtstag (in der Karte). Ich erhielt darauf nie ein Feedback. Oder auch in Hochzeitszeitungen erhielt ich nie ein Feedback vonn den Leuten.

Stimmt jetzt etwas nicht mit mir oder stimmt etwas nicht mit den Leuten? Für mich sind das alles Verhaltensweisen, die nichts mit Freundschaft zu tun haben....

Danke für euer Feedback!
Herzliche Grüße
Harmonia

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Harmonia
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Beitrag Do., 13.08.2015, 08:13

Ich möchte nochmal gerne etwas beisteuern. Bislang habe ich ja die Erfahrung gemacht, dass das Thema Freundschaft irgendwie schwierig ist. Mein Therapeut versucht mich disebzgl. zu ermuntern, dass es Menschen gibt, die es auch mit einem gut meinen, und das dies in Freundschaften eigentlich so üblich ist. Ich kann inzwischen ganz gut den Hass der Menschen spüren, d.h. ihre mangelnde Liebe zu sich selbst, und wie diese Menschen die Erlösung bei anderen Menschen gesucht haben, weil sie ihre Schwächen nicht akzeptieren können und die Perfektion im Anderen suchen. Wenn man jetzt also annimmt, dass jeder Mensch mehr oder weniger unter mangelnder Selbstliebe leidet und Schwächen in unserer Gesellschaft verpönt sind, ist es verständlich und nachvollziehbar, dass man keine Menschen findet, mit denen man sich wirklich anfreunden kann, da sie eben unter einem gehörigen Selbstwertdefizit leiden, dies aber bei sich und auch bei anderen nicht tolerieren können.
Herzliche Grüße
Harmonia

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