Wutausbrüche in der Therapie...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 05.02.2016, 20:58

Ich habe vor 8 Jahren ein einziges Mal meinen Psychotherapeuten alles mögliche an den Kopf geworfen, er brach dann die Sitzung nach 25 Min. ab, wahrscheinlich um nicht selber zu explodieren, vermute ich.
Ich habe ihn nie wieder so behandelt.

Vor einigen Wochen sprach ich mit ihm über diesen Vorfall, der mir die Verletzlichkeit meines Psychotherapeuten zeigte, er hatte es vergessen.

In den vergangen Jahren habe ich gelernt, jemanden unangenehme Sachverhalten und meinen Ärger zu vermitteln ohne mein gegenüber zusätzlich zu verletzten, so das sie es annehmen können.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Landkärtchen
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Beitrag Fr., 05.02.2016, 22:01

Liebe Forumteilnehmerinnen,

Danke für eure zahlreichen Rückmeldungen.

Also tätlich angegriffen habe ich sie nicht. Doch trotzdem habe ich das Gefühl ich ging viel zu weit. Sie sagte öfters, dass hier bei ihr ein Raum sein soll für meine Wut. Doch auch da gibt es meines erachtens Grenzen. Natürlich müssten wir zusammen schauen, was hinter dieser Wut steckte. Ich glaube ganz viel Misstrauen, Einsamkeit, Verzweiflung und Angst, dass ich bei ihr kein freier Mensch mehr sein darf.

Ich denke aber auch, dass es einerseits von meiner Seite her berechtigte Kritikpunkte gibt, die ich so nur äußern konnte. Andererseits kam ganz viel Altes aus einer Kindheit zum Vorschein. Doch in dem Moment, in dem die Wut ausbrach, konnte ich nicht mehr A von B unterscheiden. Ich hörte auch nicht auf, als sie Stop sagte.


Ziegenkind: seit Kindesbeinen bin ich (manchmal) ein Rumpelstilzchen. Ich weiß, dass das zu mir gehört und ich werde auch für mein Verhalten die Verantwortung übernehmen. Wenn sie die Therapie beenden möchte kann ich das verstehen. Denn das Schlimme ist, dass ich noch nicht einmal weiß, ob mir das nicht in einem halben Jahr wieder passiert. Ich möchte da an mir arbeiten, dass das nicht eintritt, aber ich weiß gerade gar nicht wie das gehen kann. Alles voller Fragezeichen.

Quatsch: ich glaube es ist eine Frage der Dosierung. So hemmungslos sich zu verhalten finde ich rücksichtslos und zerstörerisch. Ich kann da gerade nichts Gutes daran sehen.

Leslie: ja, ich denke auch, dass es nötig ist gemeinsam diesen Wutausbruch sich anzusehen. Ob ich das nächste Woche bereits kann weiß ich noch nicht. Ich habe Angst, dass ich nochmal so reagiere.

AufdemWeg: mich konnte gestern gar nichts mehr in den Funktionsmodus bringen. Obwohl sie mich einmal anschrie das ich damit aufhören soll. Ganz im Gegenteil ich wurde noch heftiger.
"Heute weiss ich, dass ich diese Wut auf sie hatte weil ich nie bei ihr wirklich landen konnte."
Ja, und ich bin am Überlegen, ob das bei mir mit auch ein Grund sein könnte. Das sie mich in bestimmten (wichtigen) Punkten nicht versteht oder annehmen kann. Ein Beispiel: ich vermute, sie ist was die Gesundheit betrifft sehr schulmedizinisch eingestellt. Zumindest habe ich das in Zusammenhang mit meinen Bauchschmerzen so erlebt. Da ich der Schulmedizin eher skeptisch gegenüber bin (obgleich ich eine schulmedizinische Ausbildung habe) und u.a. naturheilkundlichen / alternativen Herangehensweisen gegenüber aufgeschlossen bin, spürte ich öfters ihre Skepsis in dem wie ich handelte.
Bis jetzt spüre ich nicht, dass mein Ausbruch das Ende einläutet, doch ich denke das hängt von der kommenden / den kommenden Stunden ab, falls es die noch geben sollte.

Stern: wir haben nur darüber gesprochen das ich alles sagen darf in der Therapie. Doch ich merke gerade, dass das nicht mit Inhalt gefüllt ist. Darf ich sie mit Worten beschimpfen wenn ich wütend auf sie bin? Und welche sind dann passend? Geht es in solch einer Situation überhaupt noch passende Wörter auszusprechen?

Tränen-reich: ich weiß nicht ob sie damit umgehen kann. Bereits bei einem viel harmloseren, kleinen Anfall war sie total geschockt. Sie hat mir damals auch rückgemeldet was das in ihr auslöste. Wie verletzend das für sie war und das sie das Gefühl hatte ich möchte sie zerstören. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen was sie damals sagte, und trotzdem passierte es mir wieder.

LG Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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stern
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 09:59

Nun, ich finde schon, dass es etwas Glorifizierung ist, wenn man sagt, Kontrollverluste machen eine gute Therapie aus. Soweit ich weiß, stehen Therapeuten eher drauf zu reden und weniger auf Taten (das kann auch therapieschädlich sein und wird daher auch teilweise so eingeordnet. Wut an sich zuzulassen ist natürlich ggf. wichtig)... höchstens geht das noch nicht immer, nicht zu agieren. Ich denke daher, das muss/wird nicht das Ende bedeutet. Dass wünsche ich dir zumindest... und dass ihr das besprechen könnt. Vielleicht gelingt es ihr, sich nicht zu sehr davon angegriffen zu fühlen (angenehm ist sowas sicher nicht... manche können das besser, andere weniger gut). Ich denke, dir ist etwas die Kontrolle darüber entglitten... und vielleicht gibt es hier auch einen Ansatzpunkt. Denn du fändest es ja auch besser, das etwas mehr in der Hand zu haben, wie du reagierst.
Liebe Grüße
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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 10:04

Noch kurz zur Klarstellung:

nicht meine TFP hat danach das Ende eingeleitet sondern ICH.

Zusammen mit der Analytikerin konnte ich für mich gut und stimmig herausarbeiten
warum es immer wieder zu diesen Wut Situationen und schliesslich zu diesem Eklat kam- unbewusst war mir das in der TFP klar aber nicht greifbar und vor allem mit der TFP nicht veränderbar.

Jetzt in der Analyse "brauche" ich das einfach nicht mehr.

LG
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ziegenkind
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 10:41

Bei vielen führt der Weg vom agieren über das reden hin zum erkennen. Ich hätte es ohne das Agieren nie Geschafft zu sehen, wie destruktiv ich oft gedacht habe. Ins handeln übersetzt hab ich diese destruktivität nur in der Therapie. Das hat mir ganz viel gezeigt.

Die richtige Arbeit geht natürlich danach los.

Ich glaib es gibt nichts schlimmeres und langfristig zum scheitern verurteilteres als wohltemperiert und belanglos vor sich hinplätschernde Therapie .
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Beitrag Sa., 06.02.2016, 10:48

naja zwischen totalem Ausflippen / Agieren und Hinplätschern gibts ja noch was dazwischen.


Ich bin jedenfalls froh mich auf diese Art und Weise NICHT mehr ausagieren zu müssen
und endlich REDEN zu können...geht jetzt aber nur deshalb weil auch endlich jemand DA
ist der ZUHÖRT.

Ich muss nicht mehr ins Nichts Brüllen und (Be)-schimpfen weil ein Boden da ist
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mio
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 10:53

ziegenkind hat geschrieben:Ich glaib es gibt nichts schlimmeres und langfristig zum scheitern verurteilteres als wohltemperiert und belanglos vor sich hinplätschernde Therapie .
Allein das Wort "wohltemperiert" (Im Sinne: Was schätzt der Therapeut? Was darf ich?) beinhaltet für mich, dass es sich nicht um eine "echte" Therapie handelt. In einer Therapie steht der Patient im Mittelpunkt des Geschehens und wenn der Patient sich nur über "agieren" wirklich zeigen kann, dann wird das für einen professionell arbeitenden Therapeuten "Material" sein und kein "Angriff".

Und ein Therapeut wird seine persönlichen Grenzen zu wahren wissen, da muss und sollte sich der Patient erst mal keine Gedanken zu machen. Erst wenn das "Agieren" nicht deutbar gemacht werden kann - und damit veränderbar - dürfte es schwierig werden.

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Beitrag Sa., 06.02.2016, 11:03

Erst wenn das "Agieren" nicht deutbar gemacht werden kann - und damit veränderbar - dürfte es schwierig werden.

Das ist der Kernsatz!
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stern
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 11:04

stern hat geschrieben:Nun, ich finde schon, dass es etwas Glorifizierung ist, wenn man sagt, Kontrollverluste machen eine gute Therapie aus. Soweit ich weiß, stehen Therapeuten eher drauf zu reden und weniger auf Taten (das kann auch therapieschädlich sein und wird daher auch teilweise so eingeordnet. Wut an sich zuzulassen ist natürlich ggf. wichtig)... höchstens geht das noch nicht immer, nicht zu agieren. (...) Dass wünsche ich dir zumindest... und dass ihr das besprechen könnt.
Vielleicht lässt es sich so leichter lesen. Das ich es als Glorifizierung sehe, wenn man Kontrollverluste als Zeichen einer guten Therapie sieht, heißt nicht, dass ich es als Zeichen einer guten Therapie sehe, wenn diese dahinplätschert.
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ziegenkind
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 11:48

Wie immer ist es wohl einfach bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich. Bei mir war das ziemlich heftige agieren auch ein Zeichen dafür, dass ich langsam angefangen habe zu vertrauen. Außerdem musste ich danach einfach reden, weil ich mich unbedingt entschuldigen und erklären wollte. Dieser Drang hat es mir erlaubt, Dinge zu sagen, die ich ohne das nie gesagt hätte, weil sie zu beschämend waren. Aber das kann bei anderen ganz anders sein. Ich will nur sagen, es kann eine Chance sein, an Dinge ranzukommen, die gewöhnlich von tausend anwehrmechanismen geschützt sind. Meine Therapeutin hat einmal in mein gewüte ganz verschmitzt und liebevoll hineingesägt: sie tricksen sich gerade selber aus ...
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 12:02

Wenn ein Boden da ist, dann funktioniert das auch so, das glaube ich sofort und das berichtest du ja auch, ziegenkind.

Bei der TFP und mir sah es anders aus: ich wütend, sie zurück, ich wieder auf sie zugegangen, mich angepasst: sie NIX
und so ging es immer weiter und weiter und weiter...war unser Muster.

Das war bei mir kein Austrickens um reden zu können sondern pure VERZWEIFLUNG.
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Tränen-reich
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 13:09

Landkärtchen hat geschrieben:Doch in dem Moment, in dem die Wut ausbrach, konnte ich nicht mehr A von B unterscheiden. Ich hörte auch nicht auf, als sie Stop sagte.
Ja, wie soll auch was ankommen, wenn man in Rage ist? Das war bei mir auch so. Solange ich in einem Dialog in Wut badete, stießen Worte bzw. Grenzen meiner Thera lange "auf taube Ohren". Da half nur die Geduld meiner Therapeutin und immer wieder und wieder nur Grenzen zu setzen und zeitgleich das Gefühl zu bekommen, verstanden zu werden. Denn ICH muss erkennen, das unter solchen starken Gefühlen ein "verstehendes" Gespräch wenig fruchtet.
Landkärtchen hat geschrieben:ich weiß nicht ob sie damit umgehen kann. Bereits bei einem viel harmloseren, kleinen Anfall war sie total geschockt. Sie hat mir damals auch rückgemeldet was das in ihr auslöste. Wie verletzend das für sie war und das sie das Gefühl hatte ich möchte sie zerstören. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen was sie damals sagte, und trotzdem passierte es mir wieder.
Ich lese viel raus, dass du dich sehr mit der Sorge beschäftigt bist - nein, sogar Angst hast, dass es wieder knallen könnte. Ich fände das für mich persönlich etwas hinderlich, um mit der Thera durch die Wut gehen zu können.
Könnte es sein, dass du in solchen Momenten dir auch mehr Sicherheit wünschst?
Dann, dass du ihre Rückmeldung zwar nachvollziehen kannst, heißt noch lange nicht, dass von dir erwartet werden kann, dass ab jetzt alles schick läuft. Sowas kann echt dauern, ist auch ein Prozess und hat evtl. auch was mit Verstandenwerden oder Gesehenwerden wollen zu tun. Vertrauen spielt schon auch eine Rolle. Wenn eine Thera um solche Ausbrüche weiß, woher sie kommen und Zusammenhänge sieht, dürfte sie ne Menge aushalten können.
Ihre strikten Grenzen damals empfand ich als Abweisung, als Strafe, als würde sie auch nicht mehr wollen und mich raußschmeißen. Aber das war NUR MEIN Gefühl - ich trug damals ne ganz schräge Brille.
Vielleicht ist dir selbst wichtig, herauszufinden, ob deine Thera viel aushalten kann und du versuchst das mit ihr zu klären, um dir die Angst vor dem nächsten Ausbruch zu nehmen. Wäre das ne Option für dich?
Ich weiß ja nicht wie es bei dir ist, aber mir war schon wichtig, wie meine Thera zu mir stand, weil nach Ausbrüchen auch Schuldgefühle kamen, die sie mir in klärenden Gesprächen genommen hat. Und sowas funktioniert halt in in etwas ruhigeren Stunden.

Vielleicht liest sich das jetzt völlig chaotisch, aber ich erlebe solche Stunden - jetzt im Rückblick - als ziemlich komplex. Soviel könnte miteinander verwoben sein - und all das ist auch sehr individuell.


Landkärtchen
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 14:54

ziegenkind, gestern hatte ich auch mal kurz den Gedanken, dass das ein indirekter "Vertrauensbeweis" ihr gegenüber sein könnte. Quasi eingewickelt in einer "Bombe". Doch irgendwie habe ich mehr das Gefühl, dass ich mich ihr auf diese Art entledigen wollte. Mir wurde alles zu nah und ich hatte Angst meine Autonomie zu verlieren. Auslöser war von ihr in der vorherigen Stunde eine Aussage, dass sie sich darauf eingestellt hat lange mit mir zu arbeiten. Da bekam ich Angst das sie mich "umkrempeln" möchte.

Ich werde mich in der nächsten Stunde bei ihr entschuldigen, doch ob ich erklären kann was in mir vorging? Ich habe Angst. Angst, dass ich wieder ausfallend werde. Angst, dass ich im totalen dissoziierten Zustand vor ihr sitze. Angst, dass ich keinen Zugang zu mir und ihr bekomme. Angst, dass ich den Raum sprachlos verlasse.

LG-Landkärtchen
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Vincent van Gogh


Landkärtchen
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 15:15

Tränen-reich: ganz vielen Dank für deinen Beitrag. Ich fühle mich total gesehen von dir. Wort für Wort.

Welche Grenzen hat sie dir denn gesetzt?

Ja mir fehlt weiterhin die Sicherheit in der Therapie und in sie als Therapeutin. Die äußeren Rahmenbedingungen (Therapiezeiten, Zuverlässigkeit, Beantragung von neuen Stunden ...) sind bei mir klar und sicher. Da arbeitet sie sehr transparent.
Mir fehlt die innere Sicherheit. Wobei das auch schon neu ist so zu schreiben, denn in meinen vorherigen Therapien habe ich die Sicherheit nie vermisst, weil ich keine tiefere Beziehung zur Therapeutin hatte.
Nun sitzt da mir jemand gegenüber bei der ich die Sicherheit nicht fühlen kann, ich mich aber gleichzeitig danach sehne, doch wenn ich sie fühlen würde, würde ich sie zerstören. Es ist wie verhext.

"Vielleicht ist dir selbst wichtig, herauszufinden, ob deine Thera viel aushalten kann und du versuchst das mit ihr zu klären, um dir die Angst vor dem nächsten Ausbruch zu nehmen. Wäre das ne Option für dich?" Ja Tränen-reich - eindeutig!

LG-Landkärtchen
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Tränen-reich
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 15:51

Huch, damit hab ich ja nicht gerechnet, aber schön, wenn du das so empfindest. War mein Beitrag nicht umsonst.

Welche Grenzen?
Hm. Das kann ich dir nicht punktgenau sagen, es war immer so situations- und themenbedingt. Also, das "zwischen uns".
Vielleicht mal ein Beispiel: ich hatte mich hin und wieder an meiner Wortwahl vergriffen. Sie fragte mich in etwa, ob sie mit mir auch so rede, was ich natürlich verneinen musste. Da fehlte ein Stück weit Respekt meinerseits. Auch über meinen lauten Tonfall, den ich eigentlich selbst von anderen überhaupt nicht vertragen kann, hieß es von ihr, dass "wir" uns auch anders unterhalten können, ohne dass die Wut dabei geschluckt werden muss. Erst dachte ich, wie soll das denn gehen, ohne brüllen wütend zu sein? Aber das geht wirklich, weil ich einfach auch erkannt habe: die Wut (gleich mein Hass, gleich meine Traurigkeit) ist mein Ding.
Allgemein also: sie ließ sich ganz besonders meinen Ton nicht gefallen, wies ständig darauf hin, selbst war sie - wie eine Mutter es sein sollte - da Vorbild für mich. Wut, Enttäuschung, Ärger anders auszudrücken. Das durfte ich lernen. Bis das ging mussten wir beide über mehrere Berge gehen.

Dann pack das Thema Sicherheit (nochmal) auf den Tisch. Ich weiß jetzt nicht so, was für Erfahrungen du bisher mit deiner Thera gemacht hast. Nach jedem Rumpoltern stellte ich im Laufe der Zeit fest, dass sie mich tatsächlich nicht verließ. Dazu brauchte es leider eine Reihe von Rumpolterei, aber das war dann wohl auch ein unbewusstes Austesten.
Auch wenn sie mir oft sagte, ihre Tür steht immer offen, auf Worte wollte ich nicht bauen. Ihr Verhalten deckte sich mit dem und ich gewann mehr Sicherheit.

LG Träne

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