Selbstliebe - ist das möglich?

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UncleK
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Beitrag So., 30.03.2008, 14:14

Interaktion schließt per se nicht aus, daß die beteiligten Akteure identisch sind.

Just my little poopy
UncleK

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Gast
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Beitrag So., 30.03.2008, 14:18

@ thorn,
Das kann ein Insasse in der Todeszelle mit seinem Nachbarn oder den Gefängniswärtern in der Regel auch nicht. Trotzdem kann er eine Beziehung zu ihnen aufbauen oder es lassen.
Das Beispiel hat mir gefallen. Was das Können angeht, da bin ich anderer Ansicht. Er muss, es bleibt ihm nichts anderes übrig.

@ all,
eine nette Geschichte, die vom Biographen des Logikers und (Sprach-)Analytikers L. Wittgenstein berichtet wird, die ich an dieser Stelle nicht ganz unpassend finde . W. regte sich über jemanden fürchterlich auf und rief wütend: Dem werde ich Logik beibringen! Worauf sein Freund ihm seelenruhig antwortete: Und er wird dir Psychologie beibringen.

LG
Anastasius
Zuletzt geändert von Gast am So., 30.03.2008, 14:31, insgesamt 1-mal geändert.

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thorn
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Beitrag So., 30.03.2008, 14:29

expat hat geschrieben:Weil Liebe eine Interaktion ist.
Hm. Wie definierst du Interaktion? Wie ist Liebe zu Dingen möglich?

UncleK hat geschrieben:Interaktion schließt per se nicht aus, daß die beteiligten Akteure identisch sind.
Nicht?

Anastasius hat geschrieben:Was das Können angeht, da bin ich anderer Ansicht. Er muss, es bleibt ihm nichts anderes übrig.
Hast wahrscheinlich Recht.

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UncleK
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Beitrag So., 30.03.2008, 14:38

thorn hat geschrieben:
UncleK hat geschrieben:Interaktion schließt per se nicht aus, daß die beteiligten Akteure identisch sind.
Nicht?
Nein, thorn. Landläufig denkt man bei Interaktion an etwas, bei dem zumindest zwei verschiedene Handelnde beteiligt sein müssen. Es gibt aber eine Menge Dinge, die ihren Antrieb in Dir finden und wo Du als Handelnder an Dir selbst agierst. Wenn Du Dich z.B. wäschst, interagierst Du mit Dir selbst.

LG
UncleK
Zuletzt geändert von UncleK am So., 30.03.2008, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.

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expat
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Beitrag So., 30.03.2008, 14:43

thorn hat geschrieben:
expat hat geschrieben:Weil Liebe eine Interaktion ist.
Hm. Wie definierst du Interaktion? Wie ist Liebe zu Dingen möglich?
Halte ich auch schon für einen Grenzbereich. Aber ich habe da so ein Gefühl bei Bachscher oder Beethovenscher Musik, das etwas davon hat. Interaktion ist eine Art Kommunikation. Die Musik oder ein Bild (von van Gogh z.B) sendet Signale zu mir, auf die ich mit positiven Gefühlen und Zuwendung reagiere.
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Torsade_de_pointes
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Beitrag So., 30.03.2008, 14:46

anastasius,
Meines Erachtens, es liegt wirklich an der Betrachtungsweise - und zwar dessen, der zum Arzt geht.
M. E. ist ein Gang zum Doktor auch (also zusätzlich) aus Liebe zu sich selbst denkbar. Ebenso aber auch "nur" aus dem Motiv schlichter funktionaler Selbsterhaltung. Von außen sieht`s gleich aus.
so meinte ich das ja auch......

man ißt und trinkt ja auch nicht bloss aus selbstliebe, sondern weil es ein primäres bedürfnis ist und zum überleben notwendig ist. ein trieb sozusagen. der überlebenstrieb.

lg

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expat
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Beitrag So., 30.03.2008, 15:03

lichtstrahl hat geschrieben:
man ißt und trinkt ja auch nicht bloss aus selbstliebe, sondern weil es ein primäres bedürfnis ist und zum überleben notwendig ist. ein trieb sozusagen. der überlebenstrieb.
Das ist nun aber sehr deutsch gedacht. Ein Italiener oder Franzose würde nun aber die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Denen würde ich unter Umständen sogar zugestehen, dass sie aus Liebe zu sich essen, einfach um ihnen nicht den Appetit zu verderben. Im Grunde ist es aber wohl bei denen eher eine besser entwickelte Fähigkeit zu Genießen.
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Torsade_de_pointes
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Beitrag So., 30.03.2008, 15:08

klar expat, den kulturellen aspekt hab ich nicht mit einbezogen.

ich stelle mir einen italiener oder franzosen genauso "deutsch" vor, wenn man ihm in der wüste aussetzt, und er findet nach einigen tagen was zu trinken oder zu essen.....

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thorn
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Beitrag So., 30.03.2008, 15:56

expat hat geschrieben:Interaktion ist eine Art Kommunikation. Die Musik oder ein Bild (von van Gogh z.B) sendet Signale zu mir, auf die ich mit positiven Gefühlen und Zuwendung reagiere.
Naja, ich bezweifle, dass das Bild oder die Musik irgendwas tun ... Da finde ich es "interaktiver", wenn ich z.B. mit mir selbst diskutiere, in mir Antworten oder Impulse suche (als ob ich in einem Buch noch einmal etwas nachlesen würde).

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Torsade_de_pointes
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Beitrag So., 30.03.2008, 16:04

ich finde auch, ein bild macht aktiv nichts, löst aber in einem selbst etwas aus, wodurch das entsteht, was UncleK meinte:
Interaktion schließt per se nicht aus, daß die beteiligten Akteure identisch sind.

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sino
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Beitrag So., 30.03.2008, 16:15

expat hat geschrieben:Ich habe den Eindruck, dass euch damit die Therapeuten verscheißern, und ihr merkt es nicht.
expat hat geschrieben:Ich habe hier im Forum noch nie eine Beschwerde abgegeben und auch noch nie ein Member angegriffen. Dieses hier ist ein Plauderthread, wo niemand in Not ist. Warum soll man nicht plaudern?
expat hat geschrieben:Wegen eines Sprachproblems lohnt sich doch der ganze emotionale Aufwand kaum, der hier betrieben wird.
Alles nur ein Sprachproblem?

Na gut zu wissen.
You were born. And so you're free. So happy birthday. Laurie Anderson

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expat
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Beitrag So., 30.03.2008, 16:19

sino hat geschrieben: Alles nur ein Sprachproblem?

Na gut zu wissen.
Was möchtest du denn sagen?
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Gast
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Beitrag So., 30.03.2008, 16:28

thorn schrieb:
Naja, ich bezweifle, dass das Bild oder die Musik irgendwas tun
Das sehe ich auch so. Und wenn sie etwas (im landläufigen Sinne) täten , wüsste ich nicht, was sie tatsächlich tun. Was ich tue, schon viel eher, ich nehme wahr. Und meine Rede (und nicht nur meine): Wahrnehmen ist Handeln! - In diesem Sinne ließe sich etwa sagen: Ich mache das Bild schön und die Musik ergreifend.

Mir scheint, dass ein Gutteil der Differenzen zum Thema, ob Selbstliebe möglich ist, darin liegt, wie Einstein es so schön und kurz ausdrückt, dass die Theorie bestimmt, was wir sehen.

LG
Anastasius

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expat
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Beitrag So., 30.03.2008, 16:41

Anastasius hat geschrieben:....., dass die Theorie bestimmt, was wir sehen.
Das ist sehr gut.
Das war's
Wo jeder Widerspruch gelöscht wird, scheint alles klar.

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UncleK
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Beitrag So., 30.03.2008, 16:59

@thorn, lichtstrahl
thorn hat geschrieben:Naja, ich bezweifle, dass das Bild oder die Musik irgendwas tun
lichtstrahl hat geschrieben:ich finde auch, ein bild macht aktiv nichts, löst aber in einem selbst etwas aus, wodurch das entsteht, was UncleK meinte:
Interaktion schließt per se nicht aus, daß die beteiligten Akteure identisch sind.
Gemälde sind für die Interaktion mit sich selbst sind ein weniger gutes Beispiel. Wenn wir in ein Museum gehen und ein Bild von van Gogh sehen, geschieht (so wir empfänglich sind) schon eine Interaktion mit van Gogh. Wie das? Van Gogh ist sicherlich tot, aber das heißt ja nicht, daß er als Handelnder nicht existiert hat. Er steht nur heute nicht mehr zur Verfügung. Gehandelt hat er, und er kommuniziert über die Bilder mit uns. Nur ist diese Kommunikation einseitig. Er hat uns ein Zeugnis seines Innenlebens hinterlassen, seiner Eindrücke, die er auf Leinwand gebannt hat, und übermittelt uns - quasi zeitversetzt - seine Botschaft.

Mit Musik verhält es sich ähnlich. Nur mit dem Unterschied, daß wir dort Vermittler haben: die Musiker und evtl. Dirigenten, die überdies einen eigenen Eindruck vom Werk vermitteln. Die Musik, die wir im Konzert oder auf CD hören sind allesamt Interpretation eines Stücks, das etwa Beethoven selbst im Einzelfall so nie hätte spielen lassen. Musik in dieser Form ist wesentlich weniger unmittelbar als etwa Gemälde. Allenfalls das Lesen einer Partitur und die Vorstellungskraft des (geübten) Lesers, erlauben einen direkteren Zugang zu Beethovens Stück, als wir es durch Musiker vermittelt bekommen. Aber auch beim Partiturenlesen (und der Musikimagination) kommuniziert Beethoven zeitversetzt mit uns. Er hat uns eine Botschaft übermittelt.

In beiden Fällen gibt es also doch verschiedene Akteure. Nun kann ich aber auch Bilder oder Musik bewußt in mir selbst, vor meinem "geistigen Auge" erzeugen - eben in einem schöpferischen Akt - und diese können wiederum eine Wirkung auf mich haben. Ich kann auch unbewußt schöpferisch sein, in Träumen nämlich.

Ein weitaus besser ins Auge springendes Beispiel für die Interaktion mit sich selbst ist etwa Onanie. (Was die Männer betrifft: es geht hoffentlich nicht ins Auge. ) Und die kann auch durchaus geradezu den gewollten Ausschluß eines zweiten Handelden bedeuten: man hält sich unabhängig von den Zärtlichkeiten anderer und "bedient" sich bei sich selbst.

LG
UncleK

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