Fallstricke der 'gewaltfreien' Kommunikation

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leberblümchen
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 08:32

Debussy, das stimmt! (ich weiß, solche Antworten sind doof, aber ich will das trotzdem sagen dürfen.)

Eine gewaltfreie Kommunikation, in der offiziell geschrien werden darf, ist natürlich NICHT gewaltfrei. Denn Schreien IST Gewalt. Man kann sich nicht alles so zusammenbiegen, dass es ins eigene Weltbild passt.

Es gibt nur wenige Menschen, die gewaltfrei sind, und ich finde das sehr gut, keine Frage. Aber wenn ich für mich erkenne, dass ich nicht frei von Aggressionen bin, dann möchte ich auch nicht so tun, als sei das der Fall. Denn damit ist man nicht wahrhaftig.

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montagne
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 08:50

Es scheint mir auch darum zu gehen, ob man verstehen und aushalten, annehmen aknn, das Interessen durchsetzen an einem bestimmten Punkt immer gegen die Interessen anderer ist. Ist normal.

Wenn ich meine Interessen durchsetze muss ich damit Leben können, das es anderen auch mal nicht passt. Es gibt nicht immer einen Kompromiss. Andersrum ist es natürlich auch so. Ich muss auch mal hinten anstehen. Es gibt diverse "Techniken", die versuchen diesen Umstand zu beschönigen oder zu verschleiern und das ist es, was mich daran so unwillig macht, wie GFK angewendet wird.
Jemand versucht seine Interessen durchzusetzen, will aber nicht dazu stehen, dass er damit eben dies ist: expansiv. "Wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht naß. Ich will meine Interessen durchsetzen, will aber trotzdem, dass mich alle lieb haben und anerkennen. ich ziehe mein ing durch,a ber sei bloß bitte nicht böse auf mich. Und wenn, dann ist das natürlich irgendwie dein Problem, darüber können wir ja mal sprechen."

So ein abwürgen von normaler, gesunder Aggressivität im anderen, bei gleichzeitiger verleugnung eigener (an sich gesunder) Agressivität. DAS macht mich aggressiv.

Nein ich weiß nicht ie GFK "wirklich" ist. Ich sehe es nur des öfteren in der real existierenden Anwendung und die gefällt mir nicht. Und letzlich muss sich jedes Konzept ja an der Praxis messen lassen.
amor fati

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hawi
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 08:58

Wie meist, erst mal kann und sollte ich schreiben, dass ich weiß, dass ich nicht weiß!

Zwar habe ich meine Kommunikationserfahrungen, aber kaum fundiertes Wissen, wenn es darum geht, Kommunikation als Fachbegriff zu nehmen.

Klar, weil ich gern zu allem möglichen denke, nachdenke, tue ich das auch hier, das auch zu dem Thema hier.
Schreib ich dann aber was zur „gewaltfreien Kommunikation“ dann nehm ich diese Worte so, wie ich sie vor allem auch von den Worten, dem Wortlaut her verstehe.

Passiert das nicht auch anderen? Machen wir das alle nicht oft, nicht sogar überwiegend?
Ist das nicht die erste Kommunikationsgrundlage?

Worauf ich hinaus will:
Wer da mehr weiß, mehr wissen möchte, aus welchen Gründen auch immer, der beschäftigt sich halt damit, eignet sich mehr an, als andere, als all die, die das nicht machen. Er wird vor diesem Wissenshintergrund Kommunikation für sich sicherlich anders sehen, wohl auch nach und nach anders kommunizieren, beeinflusst von diesem Wissen kommunizieren.

Das wird für den einzelnen durchaus oft, meist Vorteile haben.
Wissen hat jedoch manchmal auch Nachteile. Grad in Sachen Kommunikation Nachteile.
Einerseits lässt sich jedes Wissen „mißbrauchen“, so einsetzen, wie es nicht eingesetzt werden sollte. Noch wichtiger finde ich aber, dass Wissensunterschiede Kommunikation nicht grad fördern. Wird mit zu verschiedenen Wissenshintergründen kommuniziert, fehlt ganz schnell mal die Grundlage, die Kommunikation, allseits verständliche Kommunikation benötigt.

Und ich glaube, schon das macht mich selber dann oft auch mal mindestens unzufrieden, wenn nicht aggressiv. Versucht jemand mit mir so zu kommunizieren, dass es zu weit von dem ist, woran ich gewohnt bin, womit ich kommunikationstechnisch noch zu Recht komme, worauf ich mich noch einstellen kann, dann läuft das früher oder später darauf hinaus, dass der der mich mal kann.

Egal welcher Stil nun grad gepflegt wird, wovon der einzelne überzeugt ist, für mich sind am Ende nicht diese Unterschiede so wichtig, so bedeutsam. Wichtig ist für mich, dass zueinander passend kommuniziert wird. Wenn da jeder nur bei seinem Stil bleibt, den nicht so pflegt, so einsetzt, dass der/die Kommunikationspartner auch was damit anfangen können und zwar ohne vorher Bücher dazu lesen zu müssen, dann macht grad der, der mehr weiß, was verkehrt.

Und damit meine ich jetzt nicht Tigerkind im speziellen, das find ich eher ganz allgemein bemerkenswert. Wissen, noch dazu wissen, von dem der einzelne sehr überzeugt ist, steht da oft mal im Weg. Manchmal auch mir.
Manchmal schon eine „Kunst“, trotz sehr verschiedener Wissensstände erfolgreich möglichst unaggressiv zu kommunizieren, vor allem den Kommunikationsparter - so wie er nun mal ist - überhaupt zu erreichen.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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debussy
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 11:23

Eine "Wolfsbotschaft" wäre: „Ich habe jetzt genug davon, Du hast Dir wieder mehr Kekse gegeben. Du bist so egoistisch!“ In "Giraffensprache" klänge das so: „Du hast Dir wiederholt mehr Kekse gegeben und ich bin sauer, denn es ist mir wichtig, dass Menschen sich zuvorkommend behandeln. Sagst du mir, ob Du das absichtlich gemacht hast?“ Hier werde deutlich, dass es darum geht, die eigenen Gefühle nicht zu unterdrücken, sondern auszudrücken – nur eben auf eine Weise, die der andere verstehen und nachvollziehen kann.
also nicht böse sein, aber bei der giraffensprache dreht es mir automatisch den magen um. ich glaube mein gegenüber müsste aufpassen, dass mir da nicht die hand ausrutscht, völlig gewaltfrei

ehrlich, so redet man nicht mit jemanden.

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Sabriel
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 11:50

Also in dem Beispiel finde ich beide Sprachen unpassend ... das "du bist so egoistisch" is bloed, aber bei der giraffensprache da kaem ich mir verarscht vor.

Warum nicht einfach sagen, "Hey, ich moechte genausoviele Kekse wie du." ?

Viele Gruesse
Sabriel
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montagne
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 12:14

Weil man dann genau dazu Farbe bekennen müsste und das fällt manchen schwer. Da versteckt man sich lieber hinter Kommunikationsregeln oder noch besser hinter übergeordneten normativen Ansprüchen, wie hier.

BTW: Das Beispiel kommt mir ziemlich bekannt aus der Praxis vor. Und ich denke oder dachte es ist einfach nur mies umgesetzt oder missbraucht. Aber wenn GFK genau so etwas vorgibt? Tut sie das?
amor fati

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hawi
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 12:31

Nee Sabriel, wenn ich wirklich sauer wäre, dann würde ich das durchaus zum Ausdruck bringen, bringen wollen.
Sabriel hat geschrieben:"Hey, ich moechte genausoviele Kekse wie du."
Wär mir wohl zu wenig!

Variationen fallen mir so einige ein. Z:B.: Gib jetzt mal mir mehr Kekse als dir. Bisher wars immer anders herum!

Der Wolf klingt für mich zu trotzig, zu vorwurfsvoll wehleidig und die Giraffe spiel ich bestimmt auch nicht. Die erklärt für meinen Geschmack viel zu viel, was eigentlich völlig selbstverständlich ist. Die Art würde ich allenfalls noch nehmen, wenn es ein Kind, ein Jugendlicher ist, irgendjemand, von dem ich annehmen muss, er weiß es (noch) nicht besser.
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Sabriel
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 12:38

Hawi,

dafuer gibt es ja auch Tonfall/Lautstaerke

Liebe Gruesse
Sabriel
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 12:45

Vor allem finde ich, das hat etwas mit Intelligenz zu tun, dass man beim 'Keks-Fall' in der Lage ist, spontan den richtigen Ton anzuschlagen und, je nach Stimmung und Auffassungsgabe des Gegenübers, eine Portion Ironie und Humor reinzubringen ("schön, dass es dir schmeckt" / "na, du musst ja ordentlich Hunger haben heute" / "gab's bei dir in der Kantine heute nichts zu essen?") - hab ich das nötig, über ein paar Kekskrümel zu diskutieren?

Auch bei Socken-Zahnpasta-Fernsehprogramm-Haushalts-Finanz-Problemen jeglicher Art verfügt ein durchschnittlich intelligenter Mensch über ein ausreichend großes Repertoire an Interventionen, um den Konflikt zu steuern oder zu beseitigen. Und wenn der Gesprächspartner keine Lust hat auf ein friedliches Miteinander, dann kann auch die gewaltfreie Kommunikation als Programm nichts ausrichten...

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Tigerkind
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 12:50

Ich habe nur sehr wenig Zeit,eins meiner Kinder ist krank,schrieb ich ja schon,darum nur ganz kurz: Es würde reichen zu sagen:Gibst Du mir bitte noch Kekse? Ich habe noch Hunger z.B..( Man kann es ja durchaus alltagstauglich gestalten und muß nicht therapeutisch wertvoll sprechen.)

@debussy:900 Euro würde ich niemals dafür ausgeben,ich habe niemals mehr als ca. 37 Euro dafür bezahlt,kann sein das es für Leute die den Trainerschein machen wollen wesentlich teurer ist, bei uns war es so, das es für Hartz 4 und Sozialhilempfänger noch günstiger war und der Trainer war sogar so nett der hat GFK-Bücher sogar verschenkt.Von Geschäftemacherei nichts zu spüren,er hat diese GFK gelebt und das erleben zu dürfen hat mich beeindruckt.( Ich glaube es waren 8 Euro.)

Woher hast Du diese Zitate,debussy?

Liebe Grüße

Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-


leberblümchen
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 12:55

Aber wenn man sagt: "Gibst du mir bitte noch Kekse?", dann setzt das doch voraus, dass man der Meinung ist, diese Kekse mehr verdient zu haben als das Gegenüber. Vielleicht hatte mein Partner aber einen anstrengenden Tag, kein Geld mehr auf dem Konto, Liebeskummer oder sonstige Gründe, um einfach mal mehr Hunger zu haben als ich.

So, wie du das formulierst, impliziert das: "Hey, ich bin hier derjenige der entscheidet, wie viele Kekse du und ich bekommen" - und das ist genau das Problem der gewaltfreien Kommunikation, dass Gewalt auch tiefgründig vorhanden sein kann, indem man eben meint, Forderungen stellen zu dürfen, die wiederum einen anderen Menschen 'belasten'.

Oh, Gott, er hat die Bücher verschenkt? Woran erinnert mich das bloß...? Und vor allem: Wie wertvoll ist etwas, was verramscht wird?

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Passat
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 13:01

titus2 hat geschrieben:Oh, Gott, er hat die Bücher verschenkt? Woran erinnert mich das bloß...?
Fundamentalismus? Salafismus? Christus?
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hawi
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 13:03

Sabriel hat geschrieben:dafuer gibt es ja auch Tonfall/Lautstaerke
Ja, hab ich beim Schreiben auch dran gedacht. Und ist natürlich oft auch etwas, das ich dann nutze. Hier drüber reflektiert, geschrieben, find ich das selber aber schon „suboptimal“. „Ich moechte“, das klingt immer noch ein wenig nach einer Bitte, zudem dann - wenn ich sauer bin - aber mein Tonfall womöglich nicht passt.

Nee, am besten finde ich, ich krieg ganz klar (und nüchtern) kommuniziert, wie sich etwas aus meiner Sicht darstellt. Wenn dazu der Ton passt, der nicht allzu emotional ist, hat mein Gegenüber noch „Spielraum“, um selber zu reagieren.
Vielleicht wars Absicht, vielleicht Gedankenlosigkeit, vielleicht hatte er Hunger oder ich hab beim Kekse essen das Gesicht verzogen und er hat mir aus purer Höflichkeit weniger Kekse gegeben. Kann ja alles sein! Zu früh zu viel Emotion? Steht halt im Weg, wenn es erst mal um Vernunft geht.

LG hawi
(alle weiteren Beiräge nach Sabriel noch nicht gelesen!)
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Bertrand Russell


leberblümchen
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Beitrag Mi., 30.05.2012, 13:07

Passat hat geschrieben:
titus2 hat geschrieben:Oh, Gott, er hat die Bücher verschenkt? Woran erinnert mich das bloß...?
Fundamentalismus? Salafismus? Christus?

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