Erbschuld, Wiedergutmachung?

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Nico
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:03

Du hast mich noch nie erlebt wenn ich mich aufrege, aber das kommt auch nur sehr selten vor.
Zur Zeit sitze ich jedenfalls sehr relaxed auf meiner Terrasse und ich merke nichts von Aufregen.

Du kennst das Unglueck von Kaprun wo viele Leute in einem Schraegaufzug verbrannt sind ?
Kaprun ist in Oesterreich und ich bin Oesterreicher.
Reicht eigentlich locker um voll schuldig zu sein oder ?

Ich bin voll einverstanden geraubtes Vermoegen zurueckzugeben, ich bin voll einverstanden ehemalige Zwangsarbeiter zu entschaedigen. Aber bitte durch jene Konzerne die sich damit eine goldene Nase verdient haben und nicht durch die Enkel einer Grossmutter die das Pech hatte damals zu leben und selbst nur mit Mueh und Not am Leben geblieben ist.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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leberblümchen
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:08

Nico, du versuchst schon wieder so eine merkwürdige Analogie: Die Nazis wurden gewählt vom deutschen Volk. Das ist der Unterschied. Und mich ärgert es in der Tat, wenn man versucht, so zu tun, als seien Hitler und die Nazis irgendwie völlig überraschend vom Himmel gefallen. Und nach dem 8.Mai fegt man deren Reste einfach zusammen, schmeißt sie in den Müll und hofft, dass das Thema damit erledigt ist? So kann man doch nicht mit Menschen umgehen - auch nicht, wenn sie tot sind.

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Phönixia
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:09

iner Grossmutter die das Pech hatte damals zu leben und selbst nur mit Mueh und Not am Leben geblieben ist.
Ja, da kommen wir wieder zum Punkt "Die Großeltern können ja nichts dafür" Man habe ja nur eifrig gewählt, und eifrig Hitler zugejubelt, und man hat von der Günstlingswirtschaft profitiert. Vielleicht hat man den einen oder anderen hohen Posten bekommen, wenn man ein eifriger Denunziant war. wer weiß. Aber man konnte ja nicht dafür.

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Nico
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:11

Und als Alternative findest du, den Menschen die jetzt tot sind ist sehr damit gedient wenn sich die naechsten 10 - 20 oder 50 Generationen schuldig fuehlen ???
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Phönixia
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:17

Und als Alternative findest du, den Menschen die jetzt tot sind ist sehr damit gedient wenn sich die naechsten 10 - 20 oder 50 Generationen schuldig fuehlen ???


Der Tod dieser Menschen ist nur dann nicht ganz sinnlos, wenn die Zukunft, die nachfolgenden Generationen daraus lernen. Das heißt Verantwortung zu übernehmen. Lernen tut man nicht, in dem man sagt, das ist halt einfach passiert und basta.


leberblümchen
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:20

Nico, zum ca. 34. mal: Ich fühle mich nicht schuldig.

Ich bin Deutsche und als solche 'Nachfolgerin' von anderen Deutschen, die ziemlich viel Unheil angerichtet haben. Das ist nun einmal so, ob es mir passt oder nicht. Und ich kann und möchte das auch nicht vergessen, und in dem Moment, in dem ich es nicht vergesse, fühle ich auch etwas dabei. Wenn ich also traurig bin, weil so viele Menschen vergast wurden (vielleicht muss man sich das einfach mal vorstellen! - Das dürfte ja wohl nicht zu viel verlangt sein), dann ist es doch wohl nur selbstverständlich, dass man dieses Gefühl nicht abwehrt mit irgendwelchen pseudorationalen Erklärungen. Was es den Toten hilft? Erstens haben auch tote Menschen eine Würde, und zweitens haben sie Nachkommen.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:20

Ich möchte 'mal eine Frage einwerfen: Wie viele, die der Wiedergutmachung kritisch gegenüber stehen, haben sich einmal ersthaft mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt? Damit, wie grauenvoll die entsprechenden Ideologien und die Taten waren? Damit, was die Opfer durchgemacht haben?

Und, was für mich das Wichtigste ist: Wie viele der Überlebenden, bzw. der Nachkommen Überlebender auch heute noch enorm leiden unter dem, was damals getan worden ist?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Nico
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:29

Ok titus du fuehlst dich also nicht schuldig, aber du bist ein grosser Fan der kollektiven Wiedergutmachung.und unter Wiedergutmachung verstehst du nicht, ein im Keim ersticken jeglichen Aufkommens nationalsozialistischer Gesinnungen oder ein oeffentliches im Gedenken halten der damaligen fuerchterlichen Greuel. Auch eine Rueckgabe von Beutekunst oder eine Abgeltung von Zwangsarbeit meinst du nicht, denn all das wurde hier niemals in Frage gestellt.
Was verstehst du denn dann unter Wiedergutmachung ?
Und warum kritisierst du mich weil ich sage ich fuehle mich nicht schuldig, wo du es doch angeblich selbst auch nicht tust. ?
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leberblümchen
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:38

...all das wurde hier niemals in Frage gestellt.
Dann solltest du dir vielleicht mal die geistigen Ergüsse von TwoFace durchlesen, der sich darüber aufgeregt hat, dass noch heute Wiedergutmachungszahlungen geleistet werden. Dieser Einstellung habe ich widersprochen. Was genau deine Haltung dazu ist, wer wieviel und wielange zu zahlen hat, ist mir nicht klar geworden. Ich denke jedenfalls nicht, dass es damit getan ist, wenn einige große Firmen, die Zwangsarbeiter eingestellt haben, Entschädigungszahlungen leisten. Schließlich betraf die Zwangsarbeit ja auch die Wehrmacht. Ich hab übrigens gerade mal nachgelesen:

Zwangsarbeiter

Schon alleine, wenn man liest, dass man die Kinder von schwangeren Zwangsarbeiterinnen in Heimen verhungern ließ, wird einem doch kotzübel. Wie kann einen so was kaltlassen, und wie kann man sich darüber aufregen, dass man dafür Wiedergutmachung zu leisten hat?! Nein, ich selbst habe niemanden verhungern lassen, aber das spielt gar keine Rolle. Es SIND Menschen gestorben, und zwar massenhaft. Und zwar dadurch, dass 'unsere Landsleute' das ermöglicht haben.

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Nico
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:49

Dann mach dich einmal an die Arbeit und finde raus was Menschen von denen du in irgendeiner Form abstammst seit der Generation " Adam u. Eva" alles angerichtet haben.
Oder gilt deine Moral einzig und alleine fuer die Generation Holocaust ?

Aber ich beende das hier jetzt, ich kann deinen Gedanken leider nicht wirklich folgen weil sie mir viel zu einseitig sind.
Tust du etwas gegen Assad, Kim jong un ? Hast du etwas gegen Gaddafi oder Saddam getan ?
Nein ?
Na dann haben deine Nachkommen ja jede Menge Wiedergutmachung zu leisten, ich hoffe du erinnerst sie beizeiten daran !
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Beitrag So., 25.03.2012, 15:52

Wenn du es beendest, dann antworte ich dir auch nicht. Ansonsten sag einfach Bescheid, dann bekommst du deine Antwort.

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Phönixia
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Beitrag So., 25.03.2012, 16:15

Und warum kritisierst du mich weil ich sage ich fuehle mich nicht schuldig, wo du es doch angeblich selbst auch nicht tust. ?
Du glaubst ja nicht einmal dass die Großelterngeneration schuld hat.
Als wären die Dinge halt geschehen ohne irgendjemandens zutun.
Man übernimmt tatsächlich die Schuld, man nimmt die Schuld als Volk auf sich, auch als nächste Generation, und zahlt deshalb Wiedergutmachung.

Mal anderes gesagt, es gibt auch historische Schuld in anderen Bereichen und Instituionen. Z.B der Kirche.
Ein Beispiel, wo eine historische Schuld nicht wirklich anerkannt wird.
Die Kirche hat in der Geschichte sehr viel Gräul an Menschen verübt. Und dennoch kann die Kirche sich nicht zu dieser historischen Schuld aufrichtig bekennen. Kein Pabst hat jemals öffentlich zu den Gräultaten Stellung genommen oder Gedenkstätten für ihre Opfer errichtet, keine Entschuldigung, nichts. Gerade mal Galileo Gallilei wurde nach 400 Jahren öffentlich rehabiltiert. Aber die Verbrennung von Gordano Bruno ist gerade mal ein Unrecht kein Verbrechen gewesen, laut Kirche. Die Kirche ist viel zu arrogant ihrere historische Schuld auf sich zu nehmen und sich dazu zu bekennen. Obwohl sie dann wahrscheinlich dadurch wieder glaubwürdiger wäre.
Man könnte jetzt auch sagen, was geht das denn alles den heutigen Papst an?
Aber die Folge einer solchen Haltung ist, dass auch heutige Verfehlungen der Kirche nicht als solche von ihr anerkannt werden. Z.B Massenhaften Kindesmissbrauch und Misshandlungen der Pfarrer weltweit.
Einmal Schuldunatastbar, niemals Schuldantastbar. Bis zum heutigen Tag.

Wie schändlich eine Schuld nicht anzuerkennen, auch wenn es die Vorfahren waren, und Wiedergutmachung zu leisten wo es möglich ist.
Vielleicht ist es an diesem Beispiel besser zu verstehen, weil man persönlich nicht so betroffen ist, weder Schuldiger noch als Opfer.

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Beitrag So., 25.03.2012, 17:26

Noch einmal ganz spezifisch an dich gerichtet, Nico: Hast du dich einmal ernsthaft mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt? Damit, wie grauenvoll die entsprechenden Ideologien und die Taten waren? Damit, was die Opfer durchgemacht haben?

Und, was für mich das Wichtigste ist: Damit, wie viele der Überlebenden, bzw. der Nachkommen Überlebender auch heute noch enorm leiden unter dem, was damals getan worden ist?
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Nico
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Beitrag So., 25.03.2012, 17:33

Ich schaetze einmal, dass ich darueber ziemlich sicher soviel weiss wie du EOG.
Ihr in der Schweiz habt ja durch den Holocoust auch nicht gerade draufgezahlt, aber Vorbilder der Wiedergutmachung seid ihr trotzdem nicht.
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Beitrag So., 25.03.2012, 17:39

Vielleicht nicht.

Aber meine Familie ist damals z. T. getötet worden. Andere konnten flüchten, eben in die Schweiz.

Und ich bezweifle, wenn ich deine Aussagen lese, dass du auch nur ansatzweise begreifen kannst, wie gross der Leidensdruck auch für die Nachkommen der Opfer ist, WIE schwer dieses Thema auf der Seele lasten kann, WELCHE Schmerzen man empfinden kann, WIE schwer es sein kann, die damaligen Ereignisse zu begreifen, zu akzeptieren und sie heute zu integrieren. So gut es eben geht, stabil zu sein.

'Mal ganz abgesehen von dem, was früher gestohlen wurde und vielen Familien heute noch fehlt. Und der Schwierigkeit, das Leben finanziell heute zu meistern.

Und in eben die, die heute Wiedergutmachung erhalten, solltest du dich auch nur ansatzweise einfühlen können, bevor du hier diesen unqualifizierten Blödsinn von dir gibst.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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