Den genauen Wortlaut und ob er "immer" sagte, weiß ich jetzt gar nicht mehr so genau. Auf jeden Fall meinte er, das sei wohl ein Muster bei mir.Also was mir hier auffällt ist die Pauschalisierung: "IMMER" gibst du anderen Menschen "die Schuld"
Ja, dass ich mehr Verantwortung für mein Leben übernehmen muss, sagte er auch. Und dass ich das wohl nicht so gern tue, Verantwortung übernehmen, weil das ja auch ein Stück weit unbequem sei . Ehrlich gesagt, fühlte ich mich da schon ertappt, das habe ich ihm auch gesagt.Erstens geht es nicht um Schuld. Es geht um Verantwortung.
Naja... seitdem ich da jetzt mal ein paar Tage drüber nachgedacht habe, sieht es schon so aus, zumindest in den letzten paar Jahren, also mit Beginn der Depression .Ich weiß nicht, wodurch ich dieses Denken bekommen habe, dass andere mich wegen meiner Depression zu schonen hätten, und immer wenn es mir schlecht ging, war also irgendjemand nicht schonend genug mit mir umgegangen, ich hatte da so eine Anspruchshaltung entwickelt, oder eben wirklich eine Schonhaltung. Aber ich glaube, während der schweren Depression konnte ich auch einfach gar nicht anders. Selbst Verantwortung zu übernehmen, dazu hatte ich wohl gar nicht die Kraft. Und dann muss dieses Denken, diese Haltung, wohl irgendwie zur Gewohnheit geworden sein.Ich denke mal nicht daß du in jeder Situation deines Lebens ausschliesslich die Verantwortung für Schiefgegangenes anderen Personen zuschiebst.
Von daher finde ich es wirklich gut, dass er das erkannt und mir gesagt hat. Den ersten Schock habe ich ja jetzt überwunden und angefangen, mit der neuen Erkenntnis zu arbeiten, und das fühlt sich auch gut an.
Das ist jetzt eigentlich tatsächlich das erste und was ganz wichtiges, was bei der Therapie für mich rausgekommen ist.
Naja, auch einem Therapeuten kann's ja mal zu blöd werden, außerdem fühle ich mich da schon auch ein Stück weit ausgeliefert, so dass ich mir dann auch wünsche, er möge mich sympathisch finden, weil er dann wahrscheinlich netter zu mir ist und nicht fies wird oder so. Also, dass ist tatsächlich eine reale Angst bei mir. Ich hab es ja in der Klinik erlebt, der Therapeut war wirklich ganz toll und konnte so richtig was, aber da er mich nicht leiden konnte, weil ich mich wie eine Wildsau benommen habe, kam ich nicht in den Genuss seiner "Kunst". Er steckte mich in die Schublade "impulsive PS" und machte sie zu, fertig.Naja, ein Therapeut ist ja nun ein Dienstleister, der sein Geld dafür bekommt daß er Hilfe bei einer Krankheit leistet, nicht irgendein Kaffeekränzchenonkel aus dem Bekanntenkreis, den man ggf tatsächlich vergrault wenn man zu wenig nett und pflegeleicht ist und mit zu vielen Problemen ankommt.
Auch ein Automechaniker wird mich irgendwann wegschicken, wenn ich ihn nicht das kaputte Getriebe reparieren lasse, sondern immer nur hier und da ein Fleckchen aus dem Lack poliert haben möchte.Der Automechaniker muss auch damit leben daß man in dem Beruf dreckig wird. Also wenn ein Therapeut nur pflegeleicht-weichgespülte Klineten toll findet und den Rest so schnell als möglich loswird hat er ganz einfach seinen Beruf verfehlt und man sollte sich schleunigst einen anderen suchen.
Ich glaube, mein Therapeut hat den Eindruck, ich lasse ihn nicht an die richtigen Baustellen ran, und dass er dann irgendwann frustriert ist, kann ich sogar verstehen.
Irgendwie finde ich es gerade selbst merkwürdig, dass ich ihn verteidige. Kann an meiner Tagesstimmung liegen, aber ich glaube, so ganz falsch liege ich trotzdem nicht damit.
Stimmt, das war mir sogar auch schon mal bewusst, hatte es aber vergessen.Ja, Narzissmus ist immer eine Bewältigungsstrategie für innere Unsicherheit.