Gutachter-Verfahren pro und kontra (aus: 2-Jahres Frist)

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leberblümchen
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 07:24

Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst. All das, was du schreibst, läuft meiner Meinung nach und so, wie ich das lese, immer darauf hinaus, dass du mir sagen willst: All das, was ein Analytiker kann, kann ein Verhaltenstherapeut auch. Und sorry, das würde ich doch mal ganz stark bezweifeln.

Es fing damit an, dass du nicht annehmen wolltest, dass die Ausbildung zum Analytiker umfangreicher ist (was nun mal unbestritten der Fall ist), dass sie nicht nur zeitlich aufwendiger ist, sondern dass sie auch psychisch intensiver ist - wenn das nicht so wäre, müssten sich auch VTler einer Lehranalyse unterziehen). Dagegen hast du argumentiert, dass du 'annimmst', dass die angehenden Therapeuten sicher auch freiwillig viel an Selbsterfahrung machen würden. Was aber übrigens nichts an den unterschiedlichen Ausbildungsstandards ändert.

Mir war diese Frage nur insofern wichtig, als in einer derartigen Ausbildung sicher sehr viel mehr wert gelegt wird auf Selbstreflexion und ich daher annehme, dass man daher auch weniger Probleme damit haben wird, einen Antrag zu verfassen - was sich ja zumindest teilweise auch darin widerspiegelt, dass es die Analytiker sind, die mehrheitlich keine Probleme mit diesem Verfahren zu haben scheinen.

Und dann versuchst du alle Besonderheiten einer analytischen Therapie zu relativieren, indem du sagst, das finde in einer VT gleichermaßen statt. Das kann ja nun wohl nicht sein, sag ich gerne noch mal, denn die Ansätze sind nun mal ganz anders. Beim einen steht das Ergebnis im Vordergrund, und beim anderen der Weg dahin - und damit zusammenhängend auch das Erlernen der Selbstanalyse. Wenn das bei der VT ebenso der Fall wäre, dann wäre die VT keine VT.

Ich hab das irgendwo schon mal verglichen mit einer Aufräum-Aktion in den eigenen vier Wänden. Eine VT zielt darauf ab, dass die Wohnung relativ zeitnah wieder in Ordnung ist und es wird dabei zügig aufgeräumt. Eine analytische Therapie lässt sich grundsätzlich mehr Zeit und setzt sich nicht das Ziel, dass nach einer bestimmten Stundenzahl die Bude wieder strahlt, sondern sie lässt es zu, dass man den ganzen Plunder auf den Boden schmeißt und erst mal in Ruhe schaut, was man da so alles angesammelt hat. Das setzt aber voraus, dass man das Chaos, welches man dabei angerichtet hat, ertragen kann. Eine VT setzt das nicht voraus, und im Rahmen einer VT wäre es auch hinderlich, erst mal Chaos zu veranstalten.

Wenn du persönlich einen Therapeuten gefunden hast, mit dem du so eine Misch-Form betreibst, dann ist das für dich ja auch gut. Andere Patienten - wie man hier auch immer wieder liest - wünschen sich klare Ansagen, bevor sie sich auf eine Therapie einlassen: Arbeiten wir in erster Linie die Vergangenheit auf oder gucken wir in erster Linie nach vorne? Auch in meiner Therapie gucken wir sehr oft nach vorne, aber der Fokus liegt nun mal auf der Frage: Wieso sind die Dinge so, wie sie sind? Und das interessiert nicht jeden, und nicht jeder kann was damit anfangen oder sich überhaupt darauf einlassen. Und also ist das auch nicht für jeden angezeigt. Und wieder andere - zu diesen Menschen gehöre ich - könnten gar nicht davon profitieren, dass ihnen jemand Hausaufgaben mitgibt, die darauf ausgerichtet sind, das Verhalten zielgerichtet zu ändern, weil mir persönlich das zu wenig wäre.

Wenn es so wäre, wie du sagst, dass eine VT nicht alleine oder primär bedeutet, dass man das Verhalten umlernt (was ich nicht glaube), dann ist es doch seltsam, dass man immer wieder liest (ich hab keine Quelle, gehe aber davon aus, dass das bekannt ist; ansonsten können wir gerne noch mal nachschauen), dass eine VT im allgemeinen kurzfristig messbare Erfolge aufweist, langfristig jedoch eher die alten Probleme wieder auftauchen - die dann wohl in einer analytischen Therapie eher beseitigt werden können, wenn der Patient sich darauf einlassen möchte und kann.

Zur Intensität der Gefühle: Das ist m.E. nicht nur eine Frage der Quantität, sondern ich vermute, dass die Beziehung sich auch qualitativ ändert, wenn man sich öfter sieht.

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montagne
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 08:22

@titus: das es alle eine Souce ist, habe ich nicht gesagt und meine ich auch nicht so. Und klar, sagte ich auch, wird es auf beiden Seiten Therapeuten geben, die streng nach ihrer Schule arbeiten, so wie sandrin es vllt. erlebt hat. Ein VTler kann nicht all das, was ein TFPler kann und umgekehrt,. das sagt hier auch neimand, damit überziehst du die Dinge, die stern und ich sagen. Mahlst schwarz/weiß, wo es eben wirklich Graustufen sind.

Aber ganz ehrlich, was ich von dir über VT lese, klingt wie angelesene Klischees. Darauf versteifst du dich und lässt nicht zu, was stern und ich als reale Erfahrungen aus der VT berichten. Warum?

Wenn du magst, wenns dich wirklich interessiert, kannst du meinen Bericht unter "Erfolgsberichte" lesen. Wird wohl allen Klischees widersprechen. Sowas gibts eben auch in der VT. Wobei ich eben damit gar nicht sagen will, dass es eben auch VTler gibt, die ihre Klienten nur dressieren wollen/können. Wie es eben auch TFPler gibt, die in irgen nem Unterbewusstsein rumstochern, obwohl es akute, handfeste Probleme zu lösen gäbe. Daher plädiere ich ja dafür sich den Therapeuten anzusehen, das mit ihm/ihr auszuhandeln, anzusprechen.
Problem kann natürlich werden, wenn man erstmal, so ging es mir lange, gar nicht weiß was einem wirklich fehlt und was man braucht. Ist ein Problem, klar.

Mir hat das zumindest so geholfen, dass es gerade am Anfang wohl eher ziemliche VT-Interventionen gab, gegen die manifesten Probleme. Damit bin ich echt hammer schnell wieder auf die Beine gekommen, habe meinen Alltag wieder in den Griff ebkommen, was bei mir zuvor leider entglitten war. Auch zwischen drin, bei Problemen, die mich psychisch belastet haben, die aber eher von außen kamen (mit denen man ja dennoch umgehen muss), war meine Therapeuten aktiv unterstützend.
Das war für mich neben der therapeutischen Beziehung das Fundament gewisse andere Dinge anzugehen. Die inneren Probleme eben, Verlassenheitsgefühle, Misstrauen, schlimme Erlebnisse in der Vergangenheit einschl. Trauma. Letzlich war und ist es, so sagt auch meine Therapeutin auch, ein ringen um Bindung. Das ist bei mir das zentrale Thema, die Bindung zu ihr, als Modell, als Beispiel für eine gute Bindung, die es gilt zu verinnerlichen.
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 09:09

Dem widerspreche ich doch nicht. Aber du hast ja selbst gesagt: Es ging erst mal darum, schnell auf die Beine zu kommen. Das ist nun mal der Unterschied. Und wenn ich das sage, heißt es, das sei ein Klischee...


montagne
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 09:48

Ja klar, erstmal.. das war vor Jahren... und das ging schnell, 3-4-5 Monaten, dann war das Thema durch. Seit dem geht es eben um die anderen Themen wie Bindung, Gefühle, Vertrauen. Ging es natürlich auch von Anfang an irgendwie. Bzw. sagte das meine Therapeutin zum Abschluss der probatorischen Sitzungen, dass es um Bindung, Beziehungaufbau und Vertrauen gehen könnte (sah ich damals anders ).

Weil es eben so ist, sehe ich auch so, eine reine Symptombeseitigung wird keinen langfristigen Erfolg bringen. Andererseits, wenn das reale Leben in Schieflage ist, gerade bei jüngeren Patienten, wie ich es damals war, dann kann man nicht Jahre rumtherapieren, bis sich Bindung, Vertrauen, Fühlen, Selbstwert usw. mal eingestellt haben und das Leben außer acht lassen. Oder darauf warten, dass sich das schon richtet.
Weil dann können wichtige Weichen für immer verstellt sein. Und ich denke auch, das eine hängt mit dem anderen Zusammen. Therapie hat mein leben stabilisiert, aber mein jetzt gutes leben stabilisiert auch schwierige therapeutische Prozesse.

Bei Klienten, bei denen das Leben nicht in so eklatanter Weise in Schieflage ist, kann man freilich die Phase des erstmal auf die Beine kommen überspringen. Hat aber eben auch wieder was mit dem Klienten zu tun, nicht der Methiode.

Ich würde mal behaupten, klar, meienrseits reine Spekulation, auch ein tiefenpsychologisch arbeitener Therapeut wird anders intervenieren. Wird nicht zusehen, wie ein Klient depressiv in der Eckle liegt und sein Leben vor die Wand fährt. dann wird das sicher wichtiger sein, als irgend eine aktive Beziehungsarbeit.
Wobei ja auch die noch so platteste VT-Intervention eine Beziehungsdimension hat, wenn man von einem depressiven Zombie zu einem lebenden Menschen wird... wie bitte soll das keine positiven Beziehungseffekte haben und indirekte Beziehungsarbeit sein? ich würde mal sagen, das ist ne heftige Beziehungsgeschichte, wenn man solch eine elementare Hilfe erhält.
amor fati

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leberblümchen
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 10:08

Ich würde mal behaupten, klar, meienrseits reine Spekulation, auch ein tiefenpsychologisch arbeitener Therapeut wird anders intervenieren. Wird nicht zusehen, wie ein Klient depressiv in der Eckle liegt und sein Leben vor die Wand fährt.


Aber er wird eben auch nur das machen, was er kann. Und niemand kann alles. Und als es mir nicht so gut ging, hat er gesagt, dass eine VT vielleicht besser wäre. Natürlich handhabt man das von Patient zu Patient unterschiedlich. Aber als ein 'Mädchen für alles' möchte ich meinen Therapeuten auch nicht sehen. Er hat sich halt auf etwas spezialisiert, was seinen Fähigkeiten, seinem Interesse und seinem Menschenbild entspricht - wie jeder andere eben auch. Und wenn das nicht passt, dann kann man auch nicht beliebig intervenieren, sondern muss vielleicht auch mal anerkennen, dass es für bestimmte Patienten angemessenere Therapieformen gibt.

Ich frage mich daher, ob das nur für die Analytiker gelten sollte?

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Tigerkind
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 10:11

Es ist so: Die größte Basis für den Therapieerfolg ist die Beziehung zwischen Therapeut und Patient, unabhängig von der Therapierichtung.


Liebe Grüße

Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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carö
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 10:21

hast du also angst titus, dass dein analytiker dich nicht therapieren kann, falls du in eine spezielle krise kommst, die konkrete hilfsmaßnahmen erfordert ?

ich komm gerade nicht mehr mit, worum es eigentlich geht...
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)


leberblümchen
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 10:27

Hallo, carö, du weißt doch, worum es geht das bezieht sich darauf, was vor einigen Wochen passiert ist. Mittlerweile hab ich das 'verarbeitet' und hab diese Angst nicht mehr.

Mir ging es jetzt darum, dass ich mich frage, wieso man sich immer über diesen 'Streit' aufregt, wenn man nicht anerkennen kann, dass es da Unterschiede gibt. Wie so oft im Leben, bin ich der Meinung, dass es nicht zum Frieden beiträgt, wenn man versucht, die Unterschiede zu negieren.

Und in dem Zusammenhang hab ich das halt erwähnt, dass nicht jeder alles behandeln kann - Beziehung hin oder her.

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Tigerkind
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 10:34

Das mit den verschiedenen Therapierichtungen ist wie mit den unterschiedlichen Religionen, jeder hat da so seinen Glauben, dem einen liegt dies näher, dem anderen das, auf den Therapieerfolg hat es keinen Einfluß.

Liebe Grüße

Tigerkind
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 10:37

Eben - dem einen liegt das Eine näher und dem Anderen das Andere. Beides hat seine Berechtigung und seinen Sinn. Aber die Dinge sind nicht austauschbar!

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stern
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 11:12

Es fing damit an, dass du nicht annehmen wolltest, dass die Ausbildung zum Analytiker umfangreicher ist (was nun mal unbestritten der Fall ist),
ich sehe da keine großen Unterschiede in der Ausbildung, sorry. Wenn jemand ärztlicher PA ist, umso weniger. Muss ich doch auch nicht, dass ich derartige Vergleiche anstelle, wie du sie aufziehen willst.
indem du sagst, das finde in einer VT gleichermaßen statt.
Wo schrieb ich gleichermaßen... ich behaupte keine Identität, habe ich auch nicht. ich finde es, sorry, mittlerweile zunehmend unverschämt, was du mir unterstellst, was ich geschrieben haben soll.

Weiß natürlich nicht, ob die Zahl genau stimmt: Laut Wiki um die 50 Einzel-Verfahren, die die VT in sich vereint (Tendenz wohl weiter steigend), die grds. Anwendung finden können (darunter auch "geschlossene", übergreifende Konzepte, die im Prinzip wie eine eigene Methoden anwendbar sind, aber der VT zugerechnet werden. Viele moderne Verfahren darunter). Was also ist DIE VT? Wenn ein Thera noch weitere Ausbildungen im Kasten hat, ist das Spektrum, was faktisch integriert werden kann, noch größer... sehe also eine hohe Flexibilität.

Ich kenne auch nur Teile, nicht das ganz Spektrum. Auch je nach unterschiedlichem konzeptionellen Vorgehen, können unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden, die mal beziehungsorientierter sind, mal emotionsorientierter, mal kognitiver, mal achtsamkeitsorientierter, mal klärender, mal aufdeckender, usw. Dermaßen viele Möglichkeiten:

Und die willst behaupten: Psychoanalyse ist tiefergehender. Auf die obige schwarz-weiße Gegenüberstellung gehe ich nicht ein... mir ist das echt zu klischeehaft, was du hier betreibst.

Ich stelle doch auch keine über PA auf, also warum machst du es dann? Was willst du damit aufzeigen?

Quantitative Unterschiede zur PA: Ja. Qualititative Unterschiede: Sehe ich nicht.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 29.02.2012, 11:19, insgesamt 1-mal geändert.
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leberblümchen
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 11:17

Hallo, stern, ich hab ehrlich gesagt keine Lust mehr, mich an dieser Diskussion zu beteiligen, denn ich finde sie sehr verkrampft. Du hast mir jetzt schon mehrfach unterstellt, ich hätte irgendwas falsch verstanden oder sei unverschämt - das finde ich nun wieder unverschämt, und das muss ich mir nicht antun.

Ich bin ein großer Fan von 'richtigen' Diskussionen, aber nicht, wenn es nur darum geht, dass man auf Teufel komm raus etwas verteidigt, ohne auf die Fragen und Ansichten des Anderen einzugehen.

Ich empfinde deine Beiträge recht... schwierig... Entweder du haust Statistiken auf den Tisch oder du bist abwehrend-aggressiv - beides hängt wahrscheinlich miteinander zusammen. Schade, dass du dich nicht darauf einlassen konntest oder wolltest.

Im Grunde hätte man meine Ansicht mit der simplen Frage bearbeiten können: "Was erzählst du einem Freund, der dich um Rat fragt, weil er eine Therapie machen will, wenn er dich nach Unterschieden fragt?" Darauf bist du nicht eingegangen, und das finde ich bezeichnend.

Du schreibst immer nur, dass ein VTler auch alles kann, was ein Analytiker kann - siehst also in der Qualität (= Beschaffenheit!) keinen Unterschied. Dann ist das für dich eben so. Wenn man anderer Leute Ansichten nicht zulassen möchte oder sich auf sie einlassen möchte, dann erübrigt sich jede Diskussion.


montagne
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 11:36

Und warum soll einem nicht beides gleich nah liegen? Warum kann ein Klient nicht von beiden profitieren? Natürlich gibt es Therapeuten und Klienten, denen liegt eins ganz nah und das andere ganz fern. Ist doch voll okay. Aber es gibt eben auch Therapeuten und Klienten, denen liegt und hilft beides gleichermaßen in der Arbeit. Mehr will ich doch gar nicht sagen. Das hat nichts mit Austauschbarkeit zu tun.

Ich würde mal behaupten, dass die meisten Therapeuten sich eh fachlich weiterentwickeln, über das hinaus, was sie in ihrer ursprünglichen Ausbildung mitbekommen haben. Weil es verpflichtend Weiterbildungen gibt und weil sie merken, dass die Probleme der Klienten, sich nicht wirklich an ihrer Methode orientieren, wie du ja auch schon gemerkt hast.
Und dann gibt eben Therapeuten, die setzen noch eine 2. oder 3. Methoden drauf, im laufe der Jahre. Kommt nicht so selten vor.


Titus, ich merke gerade wie destruktiv ich es finde (und muss mir mal an die eigene Nase fassen, mich da reinziehen zu lassen), dass du aus der reinen Anmerkung deines Theras, VT könne dir auch gut tun und er könne dir das nicht bieten, so extrem beharrst kein TFPler könne VT bieten und kein ursprünglicher VTler könne TFP bieten.
Natürlich gibt es genug Therapeuten, die das können. Fühlt sich (für mich) schon blöd an, wenn das beharrlich so negiert wird, obwohl man selbst das erlebt, dass es geht.

Und für dich ist es doch auch destruktiv, dich an sowas aufzuhängen. Es wird nie eine 100%ige Passung geben. Meine Therapeutin hat 3 Ausbildungen und trotzdem sagt sie, es gäbe anderes, was mir auch gut tun könne und was sie mir eben nicht bieten kann. na und? Ist nur eine Feststellung. Und wenn ich dann weiter machen würde, was sie mir aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur nicht geben oder vermitteln kann (was sie selbst so sagt), oh je mie nee....

Das alles heißt aber nicht, dass meine Therapeutin nicht gut genug für mich wäre oder dein Therapeut nicht gut genug für ich wäre. Es gilt halt auszuhandeln, rauszufinden, was braucht man, was geht und was nicht. Und dann kann man sich als Klient entscheiden trotzdem zu bleiben oder zu wechseln, beides legitim.
Beides hat Vor- und Nachteile.

Und natürlich gibt es sowas, das der eine Therapeut breiter und bunter aufgestellt ist als der andere. Was zum einen an der Berufserfahrung und am Alter liegen wird, zum anderen an der Persönlichkeit. Aber auch das finde ich nicht schlimm...
Manches entwickelt sich erst... ich bin mir ganz sicher, wenn ich an Gespräch aus dem ersten Jahr denken, das meine Therapeutin das auch nicht vorhergesehen hätte, wo es hingeht. Und das sie vllt. auch nicht geglaubt häte, das wir es zusammen so verdammt weit schaffen.

Hat dann letzlich mit Vertrauen in den Prozess zu tun, den man auch als Klient haben und stärken kann.
amor fati

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stern
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 12:20

@ Titus: Wie ich es schon mehrmals schrieb: Ich werde hier keine schwarz-weiß Diskussion betreiben, die Gründe habe ich mehrfach genannt. Wenn du dass bezeichnend findest, dass ich keine derartigen Gegenüberstellungen aufstellen werde, die dann nur sehr klischeehaft anmuten würden (wie deine Aufstellung eben)... nun ja...

Was wehre ich denn ab?

Wenn du mit den 50 Verfahren (darunter auch grds. geschlossen einsetzbarer Konzepte , die der VT zugerechnet werden) Statistik meinst, die ich betreibe: Das ist Fakt (die genaue Anzahl kann ich nicht überprüfen, sind aber wirklich einige, ich kenne auch nur Teile von manchen... Theras praktizeren i.d.R. nicht alle, sondern spezialisieren sich ggf.)... und macht es ungemein schwer, zu sagen: VT ist nur so und nicht anders. Und im Gegensatz dazu ist PA so. Abgesehen vom Verfahren prägt natürlich auch die Person des Thera, wie er die Therapie konkret ausgestaltet, z.B. Typ... best. Präferenzen. Die Beziehung.

Meine Erfahrung ist (auch bei Theras anderer ursprünglich mal ausgebildeter Verfahren): Darauf schauen, wie diese konkret arbeiten.

Wenn ich in einem Posting beschreiben sollte, wie meine TFP aussieht (die auch verschiedene Konzepte integriert, nicht alles sind. m.W. methodengebunden)... da würden andere TFP-Patienten vielleicht auch sagen: häää, läuft bei mir ganz anders. Da könnte ich btw. genauso schwer allgemeingültige Grundsätze aufstellen: Genau das ist TFP. Und das finde ich auch gut so, dass es es nicht nur 3 Schwarz-weiß-Zeichnungen gibt, die starr über alle gestülpt werden... sondern dass viel Raum für Flexibilät und individuelle Anpassung ist.
siehst also in der Qualität (= Beschaffenheit!) keinen Unterschied.
Worin ich exemplarisch keine qualitativen Unterschiede sehe, beschrieb ich in dem Vorposting. Damit sagte ich nicht, die VT ist wie die PA beschaffen (im Sinne methodischer Identität z.B.). Die Qualität (z.B. auch im Hinblick auf die Wirksamkeit): Kein großer Unterschied für mich. Ich sehe eher Unterschiede in der Quantität (Stundanzahl, Frequenz) als in der Qualität (die man btw. auch als Güte verstehen kann, je nach Definition).
Wenn man anderer Leute Ansichten nicht zulassen möchte oder sich auf sie einlassen möchte, dann erübrigt sich jede Diskussion.
Nun ja, wenn manche Ansichten klischeehaft sind dann stimmt es, dass ich da nicht so diskussionwillig bin... und mich nicht von fehlendem Tiefgang überzeugen lasse, wenn es wider meiner Erfahrung ist. Ich muss mich nicht auf alles einlassen, was mir quer geht...

aggressiv? mag so ankommen... Verägert, wenn ich jedes Mal lesen muss, was ich angeblich geschrieben hätte, ja, sehr sogar. Insofern sehe ich auch inicht so wirklich, dass die Diskussion viel bringt, die es auch nicht wirklich ist.

Viele Vorpostings noch nicht gelesen *nachhol*
--------------------
montagne hat geschrieben:Es wird nie eine 100%ige Passung geben.
Sehe ich bzw. erlebte ich ähnlich.

Oft gibt es nicht nur eine Möglichkeit des Zugangs (auch innerhalb einer Methode nicht), sondern verschiedene (hinzu kommt, dass in D das Denken in nur 3 Methoden nur wegen Finanzierungsfragen verstärkter ist)
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 15:52

Er hat sich halt auf etwas spezialisiert, was seinen Fähigkeiten, seinem Interesse und seinem Menschenbild entspricht - wie jeder andere eben auch. Und wenn das nicht passt, dann kann man auch nicht beliebig intervenieren, sondern muss vielleicht auch mal anerkennen, dass es für bestimmte Patienten angemessenere Therapieformen gibt.

Ich frage mich daher, ob das nur für die Analytiker gelten sollte?
Zu der konkreten Frage, die für mich wieder eher einer Antwort zugänglich ist:

Ja, auch VTler weisen mal mehr, mal weniger Spezialisierung nach der Ausbildung auf (z.B. Präferenz bestimmter Konzepte der VT, die übergreifender sein können, da sie auf verschiedene Wurzeln zurückgehen, vgl. z.B. montagne. Oder störungsspezifischer, etc.).

Meine Erfahrung aus Probesitzungen ist: Theras haben abgeprüft, ob ihre konkret praktizierten methodischen Umsetzungen, die sie bieten können kompatibel zu mir sind... und da gab es durchaus auch einige Bedenken zur Passung, was mir zusetzte... was nicht heißt, dass mir zwangsweise gesagt wurde: gehen sie zu einem Analytiker oder Vtler ... aber ich erkannte auch Offenheit für andere Verfahren (wenn sie denn als passend erachtet wurden... und glaube nicht, dass die Einschätzungen verschiedener Theras einheitlich sind à la: nur so und nicht anders passt es).

Sondern Theras schauten (bei mir): Passt das individuell zwischen Thera und Patient. Auch meine Thera behandelt manches nicht, wozu sie nicht so den Zugang, Erfahrung etc. hat... ein anderer TFPler könnte ihn aber sehr wohl haben. Bei der Suche war ich auch nicht sonderlich methodenfixiert (sondern relativ offen... wichtig war mir: geht es um Zugänge, die mir stimmig erscheinen. Eine war allerdings dabei, die wäre es auf Überstülpen von einem Vorgehen hinausgelaufen, was mir ganz klar nicht zusagte, zumal sie auf manches, was ich einbrachte, gar nicht einging... nee, danke).

Nur was heißt angemessenere TherapieFORM: Wenn man ansieht, welche Schwierigkeiten die verschiedenen Methoden grds. "packen" würden: Wirksamkeit der VT ist bei zB bei folgenden Störungen anerkannt:
Bei Erwachsenen bestätigt der WBP die Wirksamkeit der Verhaltenstherapie für zehn der elf untersuchten Anwendungsbereiche (Affektive Störungen, Angststörungen, Belastungsstörungen, Dissoziative, Konversions- und somatoforme Störungen, Essstörungen, Andere Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen, Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Krankheiten, Persönlichkeitsstörungen und Verhaltensstörungen Abhängigkeiten und Missbrauch, Schizophrenie und wahnhafte Störungen). Einzige Ausnahme ist der Bereich "Hirnorganische Störungen", für die der WBP die "Evidenzlage als noch ungenügend" erachtet. ...
Angesichts der Breite der Methoden, Verfahren und Techniken der Verhaltenstherapie darf sich die psychotherapeutische Ausbildung nicht auf einzelne Methoden, Techniken und Anwendungsbereiche beschränken."
http://www.dgvt.de/verein/details/artic ... 0b41dbe33a
Andere Verfahren für ein genauso breites Spektrum. Nicht jeder Thera behandelt alles. Insofern kann man schwer sagen: Methode xy packt Störungen/Schwierigkeiten xyz generell nicht... außer es bestehen klare Kontraindikationen (die sich insbes. für einzelne Konzepte ergeben können... aber evtl. gibt es andere Konzepte, die dafür zugeschnittener sind) oder wegen nicht nachgewiesener Wirksamkeit für Störungen (aber ALLE Verfahren haben Zugänge für die meisten Schwierigkeiten, die Menschen halt mal mitbringen).

Es hängt IMO eher davon ab: Kann das der Thera leisten und passt das zu den Vorstellungen des Patienten. WENN ich ein Suchtproblem mitbringen würde, worunter ich haupsächlich leide, und damit mein Leben zerschreddere (ich tue es nicht, nur fiktiv)... und Thera würde sagen: Keine Erfahrung... hm, da würde ich mich nicht gut aufgehoben fühlen (egal welcher Richtung der Thera angehört)

Klar kann das konkrete Vorgehen (und muss es wohl auch) innerhalb einer Methode teils abweichen, wenn jemand ein ausgewachsene Suchtproblem hat, der nächste eine Flugphobie, wiederum jemand eine PS... und jemand div. Komorbiditäten. Auch für die PA gibt es Kontraindikationen. Wenn jemand arg instabil ist, kann mitunter der amb. Rahmen generell in Frage gestellt werden (evtl. kann es eine höhere Frequenz abfedern, wenn der Thera sich auch in der Lage sieht stützender zu intervenieren, etc.)

Persönlich könnte ich mir auch eine PA vorstellen (i.M. hypothetisch)... aber es müsste für mich auch hier halbwegs gewährleistet sein, dass in Punkten, wo "Kollisionen" entstehen könnten, eine Übereinkunft hergestellt werden könnte, ob es für mich passt. Auch gibt es andere (nicht kassengetragene) Konzepte, denen ich viel abgewinnen könnte.
=>
Zuletzt geändert von stern am Mi., 29.02.2012, 16:47, insgesamt 1-mal geändert.
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