schwerste Retraumatisierung durch Therapeutin

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estelle
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Beitrag So., 29.01.2012, 12:57

Immerhin hat deine Therapeutin eine Diagnose gestellt, während ich während 300 Therapiestunden

keine einzige Diagnose von mir zu hören bekommen habe.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 29.01.2012, 13:44

Sie hat nach den probatorischen Sitzungen die Diagnose PTBS gestellt und gesagt, dass sie aber nicht weiß, welches der vielen Traumata diese ausgelöst hat und dann in jener besagten 8. Stunde dann plötzlich war ich einfach nur noch ein gestörter Borderliner.

Also hat sie irgendwie einen persönlichen Hass auf Borderliner weil sie diesen Begriff so als Abwertung verwendet? Weil das ist schliesslich auch nur eine ganz normale psychische Krankheit.

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intheair
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Beitrag So., 29.01.2012, 13:53

Liebe Therapietrauma,

ich verfolge Deinen Thread aufmerksam und interessiert. Auch darum, weil ich es knifflig finde den Anfang und die Folgen in Deiner Geschichte zu erkennen.
Wie Du geschrieben hast, weiss Deine Therapeutin, dass man Persönlichkeitsstörungen nicht so schnell stellen darf. Es handelt sich bei allen PS um ein umfassendes, überdauerndes, unflexibles Erlebens- und Verhaltensmuster, das von den Erwartungen der Kultur abweicht. Um so eine Diagnose stellen zu können, muss man einen Klienten über eine lange Zeitdauer erleben und es muss eine enorme Konstanz in seinem Verhalten und Erleben bestehen, eine Tendenz reicht da bei Weitem nicht aus. Dennoch, knallt sie Dir in der 8. Stunde diese Diagnose vor die Füsse. Das geht natürlich so nicht. Sie verhielt sich entgegen ihres Fachwissens. Warum? Was ist dem vorausgegangen, dass sie sich so sehr in eine Ecke, zu einer vorschnellen Klassifizierung drängen liess? Sie weiss es besser und dennoch macht sie den bei Dir schlimmst möglichen Fehler.

Von Deinen Posts her scheinst Du der Auffassung zu sein, dass Diagnosen keine Konstrukte, oder Arbeitsmodelle sind, die eine Linderung der auftretenden Beschwerden ermöglichen sollen, sondern effektive Krankheiten, die man durch ja/nein antworten identifizieren kann. Wenn Du versuchst von Diagnosen auf den Menschen zu schliessen, werden, insbesondere bei der Selbstdiagnose, mehr Störungen auf Dich zutreffen, als nicht passen werden. Weil dieses Vorgehen den wichtigsten Punkt unberücksichtigt lässt: Das Verhalten, welches die Störung benennt muss die hinreichende Erklärung für massive Beeinträchtigungen darstellen. Ein Beispiel: wenn Du eine "durchschnittliche Menschengruppe" befragst, ob sie depressiv sind, wird ein kleiner Teil mit ja antworten. Wenn Du ihnen einen Fragebogen gibst zur Depressionsmessung, wird ein kleiner Teil keine Depression haben. Aus dem einfachen Grund, weil die Angst vor Störungen und Krankheiten das Verständnis von Häufigkeit und Intensität prägt und weil viele Symptome bei ganz unterschiedlichen Störungen die gleichen sind. Ab wann ist ein geringes Selbstwertgefühl gering? Ab wie wenig Hoffnung besteht ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit? Wenn Du danach suchst eine Störung zu finden, wirst Du sie finden. Daher ist es gefährlich von Symptomlisten auszugehen. Man kann sich bemühen diese ehrlich zu beantworten. Das objektive Selbstbild ist eben nie objektiv. Das heisst, man bekommt zwar keine Aussage darüber, was für eine Diagnose das eigene Verhalten hinreichend erklärt, aber dafür erfährt man vielleicht etwas ganz anderes über sich. Zum Beispiel, dass es irgendeinen Grund geben muss, warum man sich selbst in so vielen Störungen wieder erkennt. Dieser Frage nachzugehen kann einem viel über sich selbst verraten, aber es ist wiederum schwierig dies objektiv anzugehen, wenn man keine Meinung von aussen bekommt. Und die Meinungen von aussen sind ja manchmal überhaupt nicht die, die wir gerne hören möchten. Dann braucht es viel Mut und Geduld sich der Meinung des anderen zu stellen und sie gemeinsam zu hinterfragen. Es ist viel einfacher diesen Gesprächspartner abzuwerten, seine Meinung und Wahrnehmung gar nicht anzusehen und ihm jede Gültigkeit abzusprechen, indem man ihn als "Unmensch" bezeichnet. Nur wird Dich dieses Verhalten nach meinen Erfahrungen nicht weiter bringen. So wie Du schreibst, habe ich das Gefühl, dass Du häufig voraus siehst, wie grausam sich die Welt verhalten könnte und kurze Zeit später wirst Du darin bestätigt, das Befürchtete trifft tatsächlich ein. Wenn ich das richtig verstanden habe, muss das ein schier unaushaltbarer Zustand sein, der so nicht weiter gehen kann. Du kannst natürlich bei Deiner Meinung bleiben, dass Du nie wieder Jemanden um Hilfe bitten möchtest, das ist Dein gutes Recht. Aber vielleicht hast Du auf lange Sicht einen grösseren Nutzen für Dein Leben, wenn Du Dich diesen nervenaufreibenden Meinungen anderer stellst und herausfindest, was beispielsweise diese Therapeutin denn zu der Annahme bringt, Du hättest eine Borderline-Störung. Denke daran, dass es ihre Meinung ist, die weder allgemein gültig, noch die Deine sein muss. Und wenn Du Dir sicher bist, dass diese Diagnose falsch ist, hast Du ja nichts zu befürchten.
Eine Diagnose kann unmöglich einen Menschen erfassen. Lass Dich nicht darauf reduzieren, unabhängig davon welche, oder wie viele Diagnosen Dir je gestellt werden.

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stern
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Beitrag So., 29.01.2012, 14:58

münchnerkindl hat geschrieben:Also hat sie irgendwie einen persönlichen Hass auf Borderliner weil sie diesen Begriff so als Abwertung verwendet? Weil das ist schliesslich auch nur eine ganz normale psychische Krankheit.
"gestörter Borderliner" ist, so wie ich die Antwort an Sofa verstanden habe, nicht in der Form gefallen... sondern ich glaube, zum erheblichen Teil fließt auch das ein, was Therapietrauma, damit verbindet. Oder nicht, Therapietrauma?

persönlichen "Hass" auf borderline(r) hat erstmal Therapietrauma (oder habe ich das mit den Verwandten falsch verstanden?).

------------------------

Weiß nicht, inwieweit sie (Thera) sichere und auch sichtbare Anhaltspunkte gewinnen konnte, um eine derartige Diagnose stellen zu können (kann sein, kann nicht sein... hängt wohl auch stark davon ab, wie die Probesitzungen und bisherigen Sitzungen abliefen). Persönlich kann ich aber Therapietrauma nachvollziehen, dass sie sich zumindest etwas mehr Zeit mit der Konfronatation der Diagnose lassen hätte können... und hätte das evtl. etwas annehmbarer erklären können. Was nicht annehmbar ist, ist einer Therapie auch nicht zugänglich (z.B. auch wenn etwas nur als Stigmatisierung erlebt wird, obwohl zumindest teilweise etwas dran sein könnte... und infolgedessen ALLES komplett abgelehnt wird, was nur im entferntesten damit im Zusammenhang stehen könnte. Wenn man sich über die Punkte, an denen etwas dran sein könnte, so gar nicht verständigen kann, entzieht sich das dann einer Therapie).

Ich sehe, dass es in dem Bereich Namensgebungsprobleme geben kann (ich meine, es werden auch ICD-Anpassungen diskutiert), als PTBS hätte es wohl nicht gepasst... als Depression und Angsstörung evtl. auch nicht, um evtl. Traumafolgen, Persönlichkeitsfacetten etc. auch zu berücksichtigen. Was jedoch wirklich SEHR (sehr, sehr) unwahrscheinlich wäre: Wenn bei zahlreichen Traumatisierungen "nur" SVV in der Vergangenheit der einzige Überschneidungspunkt wäre (außer jemand ist unvorstellbar robust, dass sich best. Diagnosen eh erübrigt haben)! Und insofern kann man sich damit hat wirklich ein Bein stellen:
intheair hat geschrieben:Dann braucht es viel Mut und Geduld sich der Meinung des anderen zu stellen und sie gemeinsam zu hinterfragen. Es ist viel einfacher diesen Gesprächspartner abzuwerten, seine Meinung und Wahrnehmung gar nicht anzusehen und ihm jede Gültigkeit abzusprechen, indem man ihn als "Unmensch" bezeichnet.
Oder in anderen Worten: Problem sehe ich stark auch in gewissen Unzulänglichkeiten des ICD, an den ein Thera nunmal gebunden ist.
Zuletzt geändert von stern am So., 29.01.2012, 15:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Tristezza
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Beitrag So., 29.01.2012, 15:14

Ich wundere mich etwas darüber, dass hier ständig angenommen wird, dass die Thera eine ernsthafte Diagnose gestellt hat. Zumindest wenn man das Eingangsposting der TE liest, gewinnt man den starken Eindruck, dass es sich mit der plötzliche Änderung der Diagnose hin zu Borderline um eine Rache der durch die Kritik der TE in der vorletzten Sitzung verärgerten Therapeutin handelt, die ihr in dem Zusammenhang ja auch ganz viel anderes an den Kopf geknallt hat. Ich habe schon öfter gelesen, dass unbequeme Patientinnen von Theras/Ärzten gerne zum Borderliner abgestempelt werden - was immer noch als Horrordiagnose gilt und die Betroffenen stigmatisiert.


pandas
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Beitrag So., 29.01.2012, 15:21

stern hat geschrieben: Was nicht annehmbar ist, ist einer Therapie auch nicht zugänglich (z.B. auch wenn etwas nur als Stigmatisierung erlebt wird, obwohl zumindest teilweise etwas dran sein könnte... und infolgedessen ALLES komplett abgelehnt wird, was nur im entferntesten damit im Zusammenhang stehen könnte. Wenn man sich über die Punkte, an denen etwas dran sein könnte, so gar nicht verständigen kann, entzieht sich das dann einer Therapie).
Dass bestimmte psychische Krankheiten (wenn nicht alle) mit einer Stigmatisierung verbunden sind, hat aber nichts damit zu tun, ob jemand "tatsächlich" an den entsprechenden Symptomen leidet oder nicht.
Die Stigmatisierung ist in beiden Fällen schlimm und vermindert die Lebensqualität.
Stigmatisierung ist der gesellschaftliche Prozess, dass Menschen aufgrund bestimmter Merkmale ausgegrenzt und abwertig behandelt werden.
Grob gesagt, das Gegenteil von Teilhabe.
Es kann also jemand an Borderline leiden und zugleich die Stigmatisierung als verletzend etc. erleben als auch durch sie benachteiligt werden.
Dass durch die Stigmatisierung die Angst, eine psychische Krankheit diagnostiziert zu bekommen, steigt, ist offensichtlich.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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stern
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Beitrag So., 29.01.2012, 15:35

Tristezza hat geschrieben:Ich wundere mich etwas darüber, dass hier ständig angenommen wird, dass die Thera eine ernsthafte Diagnose gestellt hat.
Hängt halt davon ab, was die Sitzungen genau ergeben haben... kann ich nicht beurteilen. 100% Annehmen tue ich das genauso wenig wie ich das 100% ausschließen kann.

Nur widerspricht es ziemlich der Wahrscheinlichkeit (aber natürlich sagen selbst hohe Wahrscheinlichkeiten nichts über den Einzelfall aus), wenn zwischen zahlreichen Traumata und borderline so absolut keine Schnittmengen sind (sofern sich nicht aufgrund der individuellen Robustheit best. Symptome zurückgebildet haben oder gar nicht erst ausgebildet haben, dass best. Diagnosen eh obsolet wären), vgl. wiki (der Einfachheithalber) respektive andere Quellen:
, wurden Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) verstärkt untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass besonders schwere Formen der Störung vielfältige Beschwerdebilder zeigen, die über die bekannten Merkmale einer gewöhnlichen PTBS hinausgehen und die alle Kriterien einer Borderline-Störung erfüllen. Bzw.
Besonders auffällig ist, dass die neurologischen Schädigungen von PTBS-Patienten (schwere Fälle) und von Borderline-Patienten identisch sind. Und beide Krankheitsbilder weisen dieselben Symptombilder auf, die sich ohne Kenntnis des Zusammenhangs praktisch nicht unterscheiden lassen.

Gibt da halt noch manche Forschungs- und Etikettierungs- bzw. Zuordnungsdissonanzen (im ICD),

Ob sie überhaupt geeignet/erfahren wäre, wäre dann die nächste Frage, die zu klären gewesen wäre... aber in DIESER Beziehung würde ich so oder so wenig Chance für eine erfolgreiche Therapie sehen.
Zuletzt geändert von stern am So., 29.01.2012, 16:05, insgesamt 4-mal geändert.
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stern
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Beitrag So., 29.01.2012, 15:42

Dass bestimmte psychische Krankheiten (wenn nicht alle) mit einer Stigmatisierung verbunden sind, hat aber nichts damit zu tun, ob jemand "tatsächlich" an den entsprechenden Symptomen leidet oder nicht.
habe da auch keinen Ausschluss behauptet, meine ich . Nur kann man sich ein Bein stellen, wenn du best. Schnittmengen da ein sollten (unabhängig wie man es dann benennt, die Diagnosen sind in dem Bereich nunmal nicht wirklich überschneidungsfrei)... und man sich dem absolut verschließt. Die Besprechung ist klar sch* verlaufen. Sie (Thera) hätte sich mit ihrer Sichtweise, wie gesagt, in der Tat noch etwas mehr Zeit lassen können, zumindest bis die Beziehung gefestigter gewesen wäre.
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Therapietrauma
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Beitrag So., 29.01.2012, 16:50

Tristezza hat es genau richtig verstanden!
Ich sehe es als absoluten Rachefeldzug, der mit therapeutischer Objektivität absolut garnichts gemein hat (zumal die Thera in einer vorigen Stunde selbst gesagt hat, dass man Persönlichkeitsstörungen erst diagnostizieren kann, wenn man jemanden wirklich sehr lange und sehr gut kennt und dass sie das nie tun würde). Außerdem sagte sie selber, dass ihr meine Aufforderung, eine stationäre Therapie nicht immer zu erwähnen, das Wochenende versaut hat.
Und ja, ich bin bestimmt ein unbequemer Patient, weil ich selbst auch eine Psychologie-Ausbildung habe und einfach zu vielschichtig für EINE Schublade bin.

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lamedia
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Beitrag So., 29.01.2012, 17:04

Gut, dann würde ich nochmal schauen, ob das "schwerst retraumatisiert" sich nicht allmählich mal wandeln könnte in: Wut (da hat jemand was an Dir ausagiert) und ein gelasseneres "Da habe ich wohl ziemliches Pech gehabt."

Wenn Du Dich wegen diesem Vorfall als "schwerst retraumatisiert" bezeichnest, dann heißt das doch eigentlich nur, dass Du Grund hast, sauer zu sein und Deine Therapiesuche (noch nicht mal Therapie) suboptimal verlaufen ist und Du sehr gekränkt bist. Alles normale Gefühle, die bei Dir halt etwas stärker ausgeprägt sind.
Du scheinst aber zudem noch eine übermächtige Gewalt auf diese Therapeutin zu projizieren. Abfuhren und Kränkungen sind in Therapien schon so vielen anderen ebenfalls passiert. (Mir z.B. ich ärgere mich immer noch über einen unvermittelten Rauswurf und war dadurch auch sehr gekränkt und diese Kränkung wirkt manchmal noch nach, wenn ich allgemein labiler bin - aber habe mich doch auch wieder fangen können.)

Wenn Du das Etikett "schwerst retraumatisiert" ablegst und Dir einfach eingestehst, dass Du sauer und ziemlich gekränkt bist und Gefühle von "ich fasse es nicht" hast, dann mußt Du Dich nicht mehr so sehr als Opfer fühlen. Schließlich drehst Du ja auch selbst schon die Opferrolle um, wenn Du anfängst, die Therapeutin zu beschimpfen und abzuwerten.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Du zu sehr dramatischen Ausdrucksweisen und vielen Superlativen neigst, dass Deine Sprache damit auch sehr drastisch ist und Dir damit Dein dramatisches inneres Erleben ein Stück weit selbst herstellst.

Irgendwie scheint Dir so ein innerer Beruhiger zu fehlen. Falls Du Dich selbst therapieren willst, würde ich also a) auf deine Sprachverwendung achten und b) einen inneren Beschützer/Beruhiger aufbauen. Aber glaubst Du, dass Du das allein kannst?

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Beitrag So., 29.01.2012, 17:32

@Tristezza, ich find das mit dem Rachefeldzug spekulativ. Du tust ja so, wie wenn du dabei gewesen wärst. Du kennst doch die Vorfälle in der Therapiestunde nur aus den Beschreibungen der TE.

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Therapietrauma
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Beitrag So., 29.01.2012, 17:38

Ich kann (vielleicht auch nur momentan noch) nicht von der schweren Retraumatisierung ablassen.
Ich habe mir wirklich SEHR schwer damit getan, eine Therapie zu beginnen (nicht aus fehlender Krankheitseinsicht, sondern aus Angst davor, jemandem Vertrauen und mich auf jemanden verlassen zu müssen) und habe der Thera alles offen und ehrlich erzählt. ich bin sozusagen komplett blank gezogen vor ihr. Und dann auch noch genau nach der Stunde, in der ich ihr gesagt habe, dass die Betonung der "therapeutische Beziehung" in mir so Panik ausgelöst hat und ich nun die Befürchtung habe, auch von ihr wieder enttäuscht zu werden , mir genau das zu präsentieren (und dann auch noch so sadistisch und psychopathisch), das ist einfach zu viel zum Verarbeiten.
Außerdem hat sie schon in der Stunde, als ich ihr das sagte, keinerlei Anstalten gemacht, mich zu beruhigen. Sie hat das einfach unkommentiert im Raum stehen gelassen, womit sich meine Angst nur noch mehr bestätigt fühlte.
Zuletzt geändert von Therapietrauma am So., 29.01.2012, 17:43, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße - Therapietrauma -

Ich bin nicht kompliziert, ich bin eine Herausforderung!
(T-Shirt-Spruch bei EMP)

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stern
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Beitrag So., 29.01.2012, 17:39

Außerdem sagte sie selber, dass ihr meine Aufforderung, eine stationäre Therapie nicht immer zu erwähnen, das Wochenende versaut hat.
O.k... letztlich natürlich ihr Ding.

Nur die andere Seite ist: Was soll sie denn anderes empfehlen, wenn du suizidalen Tendenzen und Krisen und "Grundtypus suizidal" und "extrem sensibel" berichtest (in Extremen bist du teils schon ziemlich unterwegs, vgl. zumindest deine Ausdrucksweise bzw. lamedia). Ganz realistisch betrachtet bleibt dann oft kaum Raum für eine amb. Behandlung (und wie ausgeführt, wenn das der Fall ist, auch nicht unbedingt für eine stat. Psychotherapie, die etwas anderes ist als eine Psychiatrieaufenthalt, am Rande bemerkt). Das MUSS angesprochen werden, notfalls öfters - umso wichtiger evtl. auch je weniger man einen Patienten kennt und nicht abschätzen kann, inwieweit er für sich sorgen kann. Einen Thera lässt das natürlich auch nicht kalt, das ist eine Einschränkung, die ich zu eingangs gemachter Bemerkung (versautes WE) mache.

Indem du das besonders betonst (Suizidalität), andererseits aber ANGEPASSTE Hilfsangebote stark von dir weist und gar nicht hören willst (ohne sonderlich für die Beweggründe zugänglich zu sein... sondern daran festhältst, dass da eh nur Psychiatriedauerinsassen, psychische Wracks und Drogenabhängige landen... und wenn man das noch nicht ist, dann wird man es) schaffst du eine paradoxe Situation, in der man im Grund als Aussenstehender NULL mehr machen kann (außer dir nochmals Klinik nahe zu legen, umso mehr, wenn man merkt, dass selbst dahingehende Empfehlungen zum "Crash" führen). Und deine Schlussfolgerung ist: Nun kann ich NIE mehr (wiederum eine extreme Sichtweise) wieder einen Menschen um Hilfe bitten.

Ein bissi analog verhält es sich auch mit der Besprechung zur Diagnose (ich bin schwerST retraumatisiert... Diagnose passt aber ÜBERHAUPT nicht, bis in einem Punkt in der Vorgeschichte (SVV), der aber überwunden ist... und hab' also keine Anzeichen, die schwerst traumatisiert so üblicherweise aufweisen... bin aber schwerst traumatisiert und retraumatisiert worden. Wobei ich mich hüte, letzteres in Abrede zu stellen... nur dann stellt sich schon die Frage: Welche Folgen hatte das... und wie erfassen wird die nun).

Ich sag' nicht, dass deine Therapeutin sich so verhalten hat, wie es wünscheswert gewesen wäre (habe ich auch auch Anmerkungen dazu gemacht): Aber du schaffst halt auch selbst etwas paradoxe Situationen (ganz wertfrei), womit du den Außenstehenden in einer Situation bringt, in der er kaum etwas machen kann.

Hast du den Brief eigentlich an sie abgeschickt
in dem ich ihr klipp und klar dargestellt habe, wie sie mich - in meinen Augen - getötet hat.
? Auch das ist schon eine ziemlich heftige Empfindung, die ich ebenfalls nicht in Abrede stelle. Meinst du es kann nicht doch ein bisschen darum gegangen sein, dass sie versucht hat, deine Schwierigkeiten zu erfassen, um dir passende Hilfe zu teil kommen zu lassen?
Zuletzt geändert von stern am So., 29.01.2012, 17:53, insgesamt 3-mal geändert.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 29.01.2012, 17:44

Therapietrauma hat geschrieben:Ich kann (vielleicht auch nur momentan noch nicht) von der schweren Retraumatisierung ablassen.

Dann wird es Zeit daß du damit anfängst. Und zwar HEUTE.

Sich umdrehen und sowas ohne weiteren mentalen Kommentar hinter sich zu lassen nachdem man sich ein, zwei Tage berechtigterweise darüber aufgeregt hat kann man üben. Und muss man sogar üben. Sich das zueigen machen ist etwas das nicht vom Himmel fällt wenn man traumatisiert ist, das muss man selbst aktiv TUN am Anfang. Und dazu muss man sich zunächst mal bewusst entscheiden.


Und warum? Ganz einfach, weil die Welt sich nicht für eine traumatisierte Person ändert. Die A...löcher da draussen werden nicht auf wundersame Weise anfangen plötzlich Rücksicht auf unsereins zu nehmen.

Also benötigt man Bewältigungsstrategien für solche Vorfälle.

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Therapietrauma
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Beitrag So., 29.01.2012, 17:47

Natürlich habe ich den Brief abgeschickt. Und ihre Antwort darauf war, dass sie ihn zur Kenntnis genommen hat und mich ab sofort ignoriert.
Was bei mir die Frage aufwirft, wie sie etwas nicht vorhandenes ignorieren will.
Liebe Grüße - Therapietrauma -

Ich bin nicht kompliziert, ich bin eine Herausforderung!
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