Wie verliebt man sich in seinen Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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mitsuko
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Beitrag So., 22.01.2012, 19:23

Ich glaube für ganz viele Patienten ist es elemtar, dass es gelingt eine emotionale Bindung zum Therapeuten aufzubauen. Muss nicht Verliebtheit sein, aber eben richtig tiefe Gefühle. Man liest oft User, die immer wieder betonen weviel Abstand sie zu ihrem Therapeuten haben, wie sie keinesfalls abheben und alles selbst äußerst professionell sehen. Ich glaube nicht, dass so jemand zu dem Zeitpunkt schon von der Therapie profitiert. Ich glaube aber auch, dass es normal ist, dass man Angst davor hat - jedenfalls wenn man wer ist, der ne Therapie braucht...

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candle.
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Beitrag So., 22.01.2012, 19:29

Wer sagt das mit dem Abstand und Professionalität mitsuko?

candle
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Atara
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Beitrag So., 22.01.2012, 19:40

mitsuko hat geschrieben:Ich glaube für ganz viele Patienten ist es elemtar, dass es gelingt eine emotionale Bindung zum Therapeuten aufzubauen. Muss nicht Verliebtheit sein, aber eben richtig tiefe Gefühle. Man liest oft User, die immer wieder betonen weviel Abstand sie zu ihrem Therapeuten haben, wie sie keinesfalls abheben und alles selbst äußerst professionell sehen. Ich glaube nicht, dass so jemand zu dem Zeitpunkt schon von der Therapie profitiert. Ich glaube aber auch, dass es normal ist, dass man Angst davor hat - jedenfalls wenn man wer ist, der ne Therapie braucht...
so sehe ich das auch
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Atara
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Beitrag So., 22.01.2012, 19:48

candle. hat geschrieben:Wer sagt das mit dem Abstand und Professionalität mitsuko?

candle
Man liest oft User, die immer wieder betonen weviel Abstand sie zu ihrem Therapeuten haben, wie sie keinesfalls abheben und alles selbst äußerst professionell sehen.
da stehts. oder fühlst dich jetzt wieder pseudo-persönlich angegriffen?

gibts von dir hier in diesem thread eig. auch sinnvolle, konstruktive beiträge? ich kann irgendwie keinen finden,
vlt. bin ich auch blind.^^
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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Waldschratin
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Beitrag So., 22.01.2012, 19:50

Aber "richtig tiefe Gefühle" und ne "Bindung" zum Thera heißt doch noch lange nicht,daß man abhängig von ihm sein muß,oder verliebt in ihn oder ihm "hinterherschmachtet" zwischen den Terminen etc.

Ich bringe jedem meiner bisherigen Theras richtig tiefe Gefühle und ne "gute Bindung" entgegen,hatte trotzdem nur einmal (bei meiner ersten Therapie) hinterher Probleme,mich zu lösen,und bin während der Therapien fähig geblieben,selber meine Themen und den Therapieverlauf halbwegs zu reflektieren.
Bin ich da jetzt ne große Ausnahme?Ich glaub eher nicht....

Was ich verstehen kann : wenn so ne "Verliebtheit" oder eben ne Art der Abhängigkeit entsteht,weil die mitgebrachte Problematik eh in die Richtung geht.Aber grade dann sollte es doch nicht im "Geheimen" "zelebriert" werden und drin gebadet,sondern auf den Tisch kommen und damit gearbeitet werden.

Oder ist das dann eher ein ähnliches Phänomen wie bei Ärzten manchmal auch,daß Patienten von deren "Macht" und "Autorität" viel mehr angezogen werden,denn vom Menschen dahinter an sich?

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Atara
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Beitrag So., 22.01.2012, 19:55

Waldschratin hat geschrieben:Aber "richtig tiefe Gefühle" und ne "Bindung" zum Thera heißt doch noch lange nicht,daß man abhängig von ihm sein muß,oder verliebt in ihn oder ihm "hinterherschmachtet" zwischen den Terminen etc.
nein, heißt es nicht. aber ich glaube, dass sich da einiges vermischt. und ich glaube nicht das man, wenn man da drinnsteckt so nüchtern diffenrenzieren kann.
das glaub ich einfach nicht. tiefe gefühle gehen einher mit einer bindung, welche man eben hat zu der person zu der man diese gefühle hat. und abhängig, ja man
ist da nicht frei von solchen gefühlen, man will die person ja bei sich haben, mit ihr zusammen sein. und verliebheit kann da natürlich noch hinzukommen.
wie will man das denn alles auseinanderklabustern?
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Waldschratin
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Beitrag So., 22.01.2012, 20:22

Atara hat geschrieben:wie will man das denn alles auseinanderklabustern?
Ich denk mal,genau da liegt der Hund begraben...
"Übertragungsgefühle" kenn ich auch,grade aus dieser ersten Therapie.Und hab die nicht weiter reflektiert,aber dafür dann beim Abschied die Bescherung gehabt...Und ich muß sagen,sowas wollt ich einfach nicht mehr erleben,das fühlte sich auch nicht grade "gesund" an für mich.

Deshalb hab ich bei der nächsten Therapie da drauf geachtet,welche Gefühle entstehen,wo kann ich die zuordnen etc.Und dann hab ich entsprechend drauf reagiert.Nämlich,da nicht mehr auf die "Bedürfnisbefriedigung" durch den Thera alleine mich zu beschränken,sondern da für mich selber nen Weg damit zu finden.Gelang mir auch nicht auf Anhieb und war ganz schön schwer auszuhalten manchmal - aber beiweitem nicht so quälend wie diese "Fixierung" und Abhängigkeit nach der ersten Therapie.

Vielleicht tu ich mich da auch leichter,weil ich einerseits nicht so dazu neige zu idealisieren,und andererseits ja auch jobmäßig schon an Ärzte "gewöhnt" war und da "hinter die Fassaden" blicken konnte.

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Lilly111
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Beitrag So., 22.01.2012, 20:39

abendrot79 hat geschrieben:
Lilly111 hat geschrieben:Aber wie erklärt sich die "Liebe auf den ersten Blick"?
Gute Frage, aber ich hab noch nie gehört, dass sich jemand "auf den ersten Blick" in seinen Therapeuten verschossen hat. Bei der Liebe auf den ersten Blick knallen vielleicht die Hormone durch (oder sonstige körpereigene, chemische Vorgänge), ich denke das ist eher eine Ausnahme aus der "realen Welt".
Vielleicht traut sich das nur keine zu gestehen?

Ein passender Artikel zum Thema "... auf den ersten Blick"

http://www.seitensprung-fibel.de/liebe- ... -blick.php

Lilly
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mitsuko
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Beitrag So., 22.01.2012, 20:40

Waldschratin hat geschrieben:Aber "richtig tiefe Gefühle" und ne "Bindung" zum Thera heißt doch noch lange nicht,daß man abhängig von ihm sein muß,oder verliebt in ihn oder ihm "hinterherschmachtet" zwischen den Terminen etc.

Nein, das habe ich ja auch nicht geschreiben. Verliebt sein bedeutet aber ebenfalls nicht automatisch die totale Abhängigkeit oder dass man sich am Ende nicht lösen kann. Man muss es ja nicht immer so schwarz weiß sehen. Hier haben jedenfalls schon häufig User/innen von ihrer phasenweisen Verliebtheit in einen Thera berichtet, die sich dann auch mal wieder aufgelöst hat und deren Therapieverlauf insgesamt positiv war. Manche wunderts, aber Verliebtheit muss eben nicht unbedingt das Grauen der Welt bedeuten.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 22.01.2012, 20:45

mitsuko hat geschrieben:Ich glaube für ganz viele Patienten ist es elemtar, dass es gelingt eine emotionale Bindung zum Therapeuten aufzubauen. Muss nicht Verliebtheit sein, aber eben richtig tiefe Gefühle.


Nur wenn dann in der Therapie was schief läuft das auf unprofessionelles Verhalten seitens des Therapeuten zurückzufürhen ist ist das Problem damit adäquat umzugehen umso schwieriger je mehr man in eine emotionale Abhängigkeit oder Verliebtheit reingeraten ist.

Sowas sollte natürlich der Ausnahmefall sein. Nur wie man an den Berichten hier sieht sind die Resultate wenn das passiert verheerend.

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Fast Forward
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Beitrag So., 22.01.2012, 20:47

Ich denke auch, dass dieser Abhängigkeit bedingt durch diese Verliebtheit, nur entgegengewirkt werden kann, wenn man es schafft, den oder die Thera einzubinden. Fand ich allerdings sehr sehr schwer, habe drei Stunden gebraucht, um es so zu sagen, wie es ist und bis heute habe ich es nicht über mich gebracht, alle Gedanken auszusprechen, die ich damit verbinde (frage mich auch, ob das zwingend notwendig ist). Und Ehrlichkeit muss einfach auf beiden Seiten bestehen. Ich fand es sehr gut, dass mein Therapeut mir in aller Neutralität die Grenzen der therapeutischen Beziehung erklärt hat, nachdem ich meine Übertragung endlich ausgesprochen hatte, auch wenn es nichts Neues für mich war. Dann ist einfach klar, dass dies auch seiner Ansicht entspricht. Genauso muss man als Patient ehrlich sein, und sagen "So geht es nicht mehr, ich leide unter den Gefühlen und ich trete auf der Stelle" und dann mit dem Thera die notwendigen Konsequenzen treffen... Was ich mir gleichzeitig unheimlich schwer vorstelle, denn meist bedeutet das dann ja die Aufgabe dieser Therapie mit jenem Therapeuten.

Allerdings denke ich, dass eine emotionale Bindung nicht gleich Verliebtheit bedeutet. Atara sagt ja, das vermischt sich und so sehe ich das auch. War wie gesagt eine Weile hin, bis ich meine Gefühle als das, was sie sind, entziffert hatte. und es schwankt immer noch hin und her, wie stark sie sind. Kann mir aber gut vorstellen dass meine Therapie genauso gut ohne Verliebtheit und nur mit starker Bindung funktionieren würde, weil ich vor der Person meines Theras und seiner Arbeit einen riesigen Respekt habe und auch er mir Respekt und Anerkennung gibt.

Edit: ach, Entschuldigung wenn ich nicht richtig Schritt halte, meine Verbindung ist so langsam dass in der Zwischenzeit oft schon andere etwas hinzugefügt haben ehe mein Post endlich abgesendet ist

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mitsuko
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Beitrag So., 22.01.2012, 20:55

@Müki Das stimmt. Ich kann auch Misstrauen sehr gut nachvollziehen und verstehe auch, wenn man sich auf die intensiven Gefühle (welcher Art auch imemr) nicht einlassen mag, weil das Risiko hoch ist. Es kann aber auch viel gewonnen werden, wenn der Therapeut eben nicht unprofessionell ist. Es geht in Therapie um Gefühle. Ich glaube, wenn man die nicht zulässt, ist der Nutzen halt auch nur begrenzt. (Und der Schaden im anderen Fall...Abwägungssache )


Waldschratin
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 05:54

mitsuko hat geschrieben: Es geht in Therapie um Gefühle. Ich glaube, wenn man die nicht zulässt, ist der Nutzen halt auch nur begrenzt.
Gefühle "macht" man sich ja nicht,die "hat" man einfach.Sie zuzulassen grade in ner Therapie find ich auch "erwünscht" - is ja sozusagen das "Arbeitsmaterial" schlechthin.

Mir gehts eher um den Umgang damit - und den steuert man selber,da ist man nicht "ausgeliefert",außer eben,man hat da eh seine Probs damit und dann ist es Teil der Therapie,und sollte damit eben auch mit einfließen.
mitsuko hat geschrieben: Manche wunderts, aber Verliebtheit muss eben nicht unbedingt das Grauen der Welt bedeuten.
Nee,das "Grauen der Welt" ist das für mich auch nicht. Aber ich leb sowas lieber im "RL",da hab ich mehr davon.
Und außerdem würd ich dafür nicht kostbare Stunden in der Therapie hergeben.Wie gesagt : wenn,dann nur,um evtl. Probleme damit anzugehen.

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debussy
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 07:38

biber hat geschrieben:Bei einem Therapeuten, den ich unattrakativ finden würde, hätt ich nicht begonnen
wie bitte?

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Geheimgeheim
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Beitrag Mo., 23.01.2012, 07:57

mitsuko hat geschrieben:Ich glaube für ganz viele Patienten ist es elemtar, dass es gelingt eine emotionale Bindung zum Therapeuten aufzubauen. Muss nicht Verliebtheit sein, aber eben richtig tiefe Gefühle. Man liest oft User, die immer wieder betonen weviel Abstand sie zu ihrem Therapeuten haben, wie sie keinesfalls abheben und alles selbst äußerst professionell sehen. Ich glaube nicht, dass so jemand zu dem Zeitpunkt schon von der Therapie profitiert. Ich glaube aber auch, dass es normal ist, dass man Angst davor hat - jedenfalls wenn man wer ist, der ne Therapie braucht...
Also, für mich trifft Dein Post zu. Ich sehe mein Verhältnis zu meinem Thera eben so, dass ich ihn frei von Schaden halten will. Ich habe das auch öfter im Forum geschrieben. Irgendwie hat es auch etwas von einem "professionellem" Verhältnis. Mir ist ein gutes Vorankommen sehr wichtig. Ich führe abgesehen von meinen Belastungen aus der Vergangenheit ein glückliches und erfülltes Leben. Mein größter Wunsch wäre einfach, dieses Leben auch in vollen Zügen geniessen zu können und nicht so einen großen Kraftaufwand auf meine Vergangenheit bezogen zu erbringen.
Nun ich empfindefür meinen Therapeuten keine tiefen Gefühle. Er ist für mich ein Souverän, ein Führer. Vielleicht liegt es an meiner beruflichen Bildung, das ich weiß, welche Eigenschaften ein Souverän haben muss, um als solcher anerkannt zu werden. Diese Souveränität kann man innerhalb von einer Stunde ganz locker ausloten. Ich wußte nach wenigen Minuten, das er der richtige ist. Ein Souverän muss nun eine Eigenschaft nicht aufweisen, die scheinbar bei der Übertragungsliebe eine große Rolle spielt: Unfehlbarkeit / Idealisierung. Das empfinde ich als Erleichterung, so stehe ich im Mittelpunkt der Behandlung und nicht er, als Übermensch. Und ich denke, dass unser Verhältnis so weniger Belatungen ausgesetzt ist.
Nicht schön finde ich Deine Schlussfolgerung, man könne so nicht von der Therapie profitieren. Ich habe sehr große Fortschritte gemacht. In meiner Therapie spielen eben die Themen und meine Gefühle innerhalb dieser die Hauptrolle. Ich kreise nicht stundenlang um meine Gefühle zum Thera, da bin ich im Reinen.
Gefühle, die nicht da sind, brauch man auch nicht zulassen.
Hm, ich denke, das wir beide Schwierigkeiten haben uns in die andere Position wirklich reinzuversetzen. Ich möchte meine Therapie zielführend gestalten und da stören Nebenschauplätze nur und für Dich ist der Weg (und damit das Ziel) Deiner Thera wohl gerade die Auseinandersetzung mit solchen Gefühlen projiziert auf die Person des Theras.
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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