Liebe Onynx,
bitte entschuldige meine späte Antwort, ich kam leider nicht früher dazu. Würde aber trotzdem nochmals gerne Stellung beziehen:
Ja, das weiß ich nicht. Und ich denke, es ist, wenn sich der menschliche Zustand irgendwann ändern sollte, im Moment nicht relevant. Ich gehe davon aus, dass es nicht so ist. Und mache mir aber keine weiteren Gedanken darüber, weil ich es nicht weiß. Und glauben ist nichts für mich.
Wenn Du davon ausgehst, dass nach dem Leben Nichts kommt, dann glaubst Du bereits. Du glaubst daran, das nichts sein wird. Wenn Du nicht glauben würdest, dann glaubst Du weder an ein Leben nach dem Tod, noch an kein Leben nach dem Tod, es bliebe eben einfach dabei, dass Du es nicht weisst. Es bleibt offen und alles ist möglich. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du nach dem Tod einen Sinn findest 50% - zwei Möglichkeiten: Sinn, oder kein Sinn. Wie gesagt, ist das nur so, wenn Du kein gläubiger Mensch bist.
Das Zweite Problem hierbei ist, dass Du ja nach einem Sinn suchst, der über das Leben hinaus geht. Wenn Du nun aber nicht weisst, wie es weiter geht, ist es voreilig dem Ganzen einen Sinn abzusprechen. Und die Aussage, dass es irrelevant sei, ob sich der menschliche Zustand ändert, ist so nicht haltbar. Im Gegenteil. Eigentlich ist es die einzige und grundlegende Relevanz bei der Frage nach einer möglichen zukünftigen Sinnfindung.
Denn, wenn ich etwas mit den Sinnen wahrnehme, heißt das nicht zwangsläufig, dass es existiert. Zum Beispiel wir fassen in kochendes Wasser und empfinden: "heiß". Diese Empfindung haben wir nur, weil wir Nervenbahnen in unserem Körper habe und eine Gehirn und der wandelt dies um, übersetzt es quasi in die Empfindung "heiß".
Die Qualität dieser Empfindung ist vom Organismus geprägt. Da gebe ich Dir recht. Unabhängig davon, ob wir nun aber heisses Wasser als heiss oder als süss empfinden, ist die Ursache, nämlich die schnelle Bewegung der Wassermoleküle keine Illusion, sondern eine Tatsache, auf die uns unser Körper aufmerksam macht mit dem Nutzen, dass wir keine Gewebeschäden davon tragen, wenn wir zu lange in der Berührung mit heissem Wasser sind. Wäre es eine Illusion, hättest Du keine Brandwunde nach einem Kontakt. Es ist lebenswichtig, dass wir auf unsere Empfindungen hören. Die menschliche "Qualität" der Hitze, ist also sinnvoll. Sie hat einen Zweck und einen Nutzen. Sinnlos wäre es, wenn wir bei lauwarmem Wasser Schmerzen empfinden würden, denn davor brauchen wir uns nicht zu schützen.
Der Durchschnittsmensch wurde nach ökonomischen Prinzipien gebaut. Die Qualität unserer Empfindungen ermöglichen uns einen Tatbestand, wie gewebeschädigende Temperaturen, gefährliche Gegenstände, Giftstoffe, schädigende Lärmquellen u.v.m. zu identifizieren und wahrzumehmen. Ob wir das über Empfindungen oder mit einer Alarmglocke erfahren, spielt keine grosse Rolle. Wie Du das ja auch festhältst:
Somit sind Wahrnehmungen beliebig austauschbar.
Es lässt sich aber nicht leugnen, dass eine wirkliche Ursache vorhanden ist. Auch wenn diese nicht als ein Satz: "Vorsicht vor schnellbewegenden Molekülen" in unserem Gehirn aufleuchtet, sondern durch Schmerz vermittelt wird. Von einer Illusion kann jedenfalls keine Rede sein. Die hätte per Definitionem keine physikalische, oder chemische Wirkung.
Es ist also sinnvoll, dass wir unseren Wahrnehmungsapparat besitzen, wenn Leben existieren soll. Und ob es existieren soll, können wir zu mindest kognitiv nicht beantworten, solange wir die Kehrseite nicht kennen.
Und die Empfindung der Sinne selbst ist auch eine Illusion. Also die Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, ist kein 1:1 Abblild der Welt.
Da gebe ich Dir vollkommen recht. Wozu sollten wir sie auch 1 zu 1 wahrnehmen? Wir haben ja so manchmal schon Mühe das Wichtige herauszufiltern. Trotz kommunikativen Vereinfachungen wie "Au das tut weh" statt "hier schnell bewegende Teilchen". Stell Dir mal vor, wir würden alles für uns Unwichtige auch noch wahrnehmen... beispielsweise kleine Schwankungen in der Luftdichte. Die Sternenkonstellation. Wellelängen unter Infrarot und über Ultraviolett... wir würden überflutet von Eindrücken.
Und wenn Du es auf die Spitze treiben willst: Die Welt ohne Wahrnehmungsapparat wäre ganz schön mathematisch. Es gäbe nur Wellen und Teilchen. In unterschiedlicher Länge, Grösse, Zusammensetzung und Bewegung. Ist doch egal, ob uns die Empfindung süss auf etwas Süsses, oder etwas angenehm Warmes aufmerksam macht. Es will ja nur sagen: "He, das tut Dir gut. Konsumier das." Es ist eine Kommunikationsform, die es Dir erlaubt einen existenten und wirklichen Sachverhalt wahrzunehmen, auf den Du ohne Empfindung niemals reagieren könntest. Daher also nochmals meine Frage: Wie willst Du einen deutlicheren Hinweis für Sinn erfahren, wenn nicht durch Dein persönliches Empfinden?