Lehnt mein Therapeut mich ab?!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Mi., 07.09.2011, 14:40

Celice hat geschrieben: Es ist schon gut so wie es ist. Und auch wenn ich oft darunter leide, dass von seiner Seite aus keine Gefühle kommen -
Na, dann redest du es dir ja schon ein bischen schön...
Celice hat geschrieben:wenn es anders wäre, würde ich bestimmt davon laufen und das weiß er glaub ich.
Das muss ja nicht "ganz oder garnicht" sein, also entweder kalter Fisch oder ständige sentimentale Gefühlsduselei.

Ausserdem, wo ist dann da die Herausforderung auch mit positiven Gefühlsäusserungen eines Gegenübers umgehen zu lernen?

Werbung


Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag Mi., 07.09.2011, 15:09

Liebe Dorita,

da wir beide offenbar Analyse-Novizinnen sind (ich hatte heute meine 13. Liegung, bislang 2x pro Woche, sofern der Hauptantrag genehmigt wird - derzeit ist eine Kurzzeitherapie von der Kasse bewilligt -, geht's dreimal in der Woche auf die Couch), wage ich es mal, ein wenig in Deinem interessanten Thread spazieren zu gehen.

Du hast ihn eröffnet aufgrund Deiner Angst, dass Dein Thera Dich ablehnen könnte, weil er Dir nicht mehr (gleichsam automatisch) einen (zur Gewohnheit werdenden) "Notfall"-Termin geben wollte, sondern Dich aufforderte, zuhause doch erst einmal zu erspüren, ob er wirklich notwendig sei.
Dann hat sich Dein Thread weiterentwickelt, da Du von Deiner Schwierigkeit berichtet hast, Deinem Thera Deine Gefühle zu erzählen. Ihr schweigt, da er von sich aus die Sitzung nicht eröffnet. Daraus hat sich nun fast eine Grundsatzdiskussion über die - überspitzt formuliert - "distanzierten AnalytikerInnen" vs. die "empathischen TherapeutInnen" entwickelt, die ich spannend finde.
Dennoch möchte ich mich an ihr nicht beteiligen.
Vielmehr möchte ich konkret bei Dir und Deinen Fragen bleiben, liebe Dorita, weil sie auch mich umtreiben. Du hast, so schreibst Du, schon eine VT und eine TP hinter Dir. Da muss eine Analyse in der Tat ziemlich befremden. - Mich befremdet sie jedenfalls schon ganz ohne richtige frühere Therapie-Erfahrung (ein ca. 20x von mir aufgesuchter tiefenpsychologischer Psychothera war einfach nur ein Reinfall).
Denn das Abgedrehte ist doch: Du sitzt oder liegst da in jemandes Arbeitszimmer und sollst dieser wildfremden Person "alles, alles erzählen, was gerade durch den Kopf geht" ...
Doch nicht nur das: Diese Person macht dann aus und mit Deinem Erzählten etwas - und zwar, so meine bisherigen Erfahrungen, oftmals völlig "irre" Dinge.

Sich darauf einzulassen, dazu bedarf es eine ziemlichen Mutes (vielleicht auch eines gewissen Masochismus?), einer ziemlichen Schonungslosigkeit (sich selbst und seinen Schamschwellen gegenüber), einer ziemlichen Portion Neugier (man könnte es auch narzisstisches Interesse nennen) und eines gewaltigen Löffels Selbständigkeit - denn: Man selbst muss schon erstmal "das Material liefern"! Der/die AnalytikerIn schweigt. Erwartungsvoll! Gespannt! Neugierig! Und: Bereit zu helfen! --- Aber sie nehmen einen nicht an die Hand, geschweige denn in den Arm. Sie warten - auf unser Material.
Das "zu liefern", fällt mir aus den o.g. (und noch ein paar anderen, persönlichen) Gründen bzw. wegen der z.T. noch fehlenden Eigenschaften ebenfalls nach wie vor schwer.

Wie ich versuche, meinen Sack aufzuschnüren und seinen Inhalt in die Liegung rieseln zu lassen? Was also hilft mir momentan, das Material zu liefern, den Mund aufzumachen?
Manchmal erzähle ich zunächst "einfach" von etwas Alltäglichem, das mich an dem Tage gerade umtreibt/umtrieb. Meist muss ich das dann näher erläutern (er weiß ja noch nicht viel von mir und meinen Lebensumständen, ich bin ja noch Novizin). Mit diesen Erläuterungen kollern oft die ersten größeren Brocken aus dem Sack, von denen er dann einen aufnimmt und nachfragt oder "deutet" oder kommentiert oder auch (besonders geliebt von beiden) mit einem literarischen Zitat konterkariert oder bestätigt. Und schon sind wir "im Dialog", in einem gegenseitigen Abtasten, in einer Diskussion oder auch in einem Streitgespräch (und manchmal auch in einem gegenseitigen Verstehen, aber das ist noch ganz selten).
Manchmal beschreibe ich nach der Schilderung jener alltäglichen Begebenheit auch die damit verwobenen Gefühle. Auch das sind größere Brocken, die da aus dem Sack rollen. Und auch da greift er einen in der beschriebenen Art auf.
Wenn ich nicht wenigstens mit so einer "Kleinigkeit" (die dann ja größere Brocken nach sich zieht) anfange, dann ists blöd. Denn: Anfangen muss ich, das ist mein Job in der Analyse!
Mittlerweile erprobe ich eine zweite Liegungsanfang-Technik: Mir vorher überlegen, was ich aus der letzten Liegung mitgenommen habe und daran noch einmal anknüpfen.
Eine dritte wird irgendwann sicherlich auch mal darin bestehen, mit einer "systematische Frage" zu beginnen.
Noch eine Einstiegsmöglichkeit: Wenn ich was nicht verstanden habe in der vorigen Liegung oder mit etwas nicht einverstanden bin, dann mache ich das noch einmal zum Thema.
Warum z.B. Du, liebe Dorita, aus der Sicht Deines Analytikers derzeit noch nicht liegen "darfst", (s. Dein posting vom 6.9., 21:20 Uhr), hast Du nicht gefragt, willst es aber offenbar wissen (würde ich auch wissen wollen!). Frag doch mal danach, ob Du danach fragen "darfst".
(Es ist ein bissl lang geraten, . Gleich gibt's die Fortsetzung, Entschuldigung!)
Zuletzt geändert von Widow am Mi., 07.09.2011, 15:14, insgesamt 1-mal geändert.


Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag Mi., 07.09.2011, 15:12

Fortsetzung (soll nicht wieder passieren das Vielschreiben)

Ich glaube, all das ist legitim, um in die Sitzung/Liegung hinein zu kommen (wie auch der Einstieg über einen kürzlich geträumten Traum).
Jedenfalls habe ich mich von dem Gedanken befreit, "gleich in die Vollen" gehen und "problemorientiert arbeiten" zu müssen, wie man das in anderen Kontexten nennt. Zumal: Meine wahren (nämlich "neurotischen") Konflikte, die kenne ich selbst ja noch gar nicht alle!
Und der Analytiker muss mich ja auch erstmal kennenlernen. Und was er selbst aus meinen "Kleinigkeiten" meist rausholt, ist ganz erstaunlich. Passt - nicht immer, aber ...

Seine Beiträge zu meinem Material sind für mich weiterhin oft extrem fremd (mitunter aber auch enttäuschend banal, ja auch das kommt vor!): Manchmal grundsätzlich verletztend, manchmal verletztend, weil ich mich unverstanden fühle, manchmal schlagartig erhellend (Heureka!), manchmal amüsant, manchmal bitter. Meist aber ziemlich weit weg von mir, von meiner gewohnten Art zu denken (was ich bemerkenswert finde, weil es mir die Grenzen meines Reflexionsvermögens zeigt, das mir immer in großem Maße von andern [und mir selbst ] zugesprochen worden ist).
Und insofern finde ich ihn schon sehr "authentisch", sehr bei sich! In doppelter Hinsicht: Einerseits in der Rolle des Analytikers, der mir z.B. etwas über die Körperwahrnehmung des Säuglings oder das Übergangsobjekt erklärt; andererseits bei sich als Mensch, der bestimmte Bücher offenbar liebt oder bestimmte Assoziationen bekommt - denn er assoziert ja viel zu meinen Erzählungen. Und z.B. die Metaphern, die er da mitunter einbringt, sind nicht nur seine persönlichen Bilder, sondern haben einen 'Gefühlswert' von grabesschwarz über skuril bis zu schreiend komisch, von den Zwischentönen schweige ich hier jetzt mal ).
Dass er mich nicht "betüddelt", gibt mir die Chance zum Beimirbleiben, in meinen mühsam zu erfühlenden Emotionen (die ich so heftig zu unterdrücken bemüht bin), und schützt mich gleichzeitig vor Manipulation, wie Charlotte das hier so gut beschrieb (07.09., 13:13 Uhr), bzw. davor, sie (die Emotionen) zu schnell quasi 'in Wohlgefallen' aufzulösen.

Vielleicht versuchst Du es auch erst einmal mit "kleinen Einstiegen". So, wie Du Deinen Analytiker geschildert hast, wird er Dich nicht lange alleine reden lassen, sondern dankbar die in Deinen Kleinigkeiten versteckten Brocken aufnehmen, drehen, wenden und was Neues daraus kneten. - Das kannst Du dann Deinerseits aufnehmen, oder auch nicht.

Danke für den Spaziergang, den ich durch Deinen Thread machen durfte!
Ich wünsche Dir sehr herzlich leichtere Einstiege!
Widow


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Mi., 07.09.2011, 15:31

Celice hat geschrieben:wenn es anders wäre, würde ich bestimmt davon laufen und das weiß er glaub ich.
Das war bei mir genau der Punkt,der mir mit am meisten zu schaffen machte in der Therapie...
Eben diese Gefühle von Zuwendung und persönlicher ("echter") Sympathie - und die krachten dann erstmal gewaltig auf mein inneres Wissen : du bist nix,du kannst nix,du bist der letzte Dreck : NIEMAND kann "so etwas" wie dich gern haben.

Trotzdem is es mir líeber,als Thera jemanden gegenüber zu haben,der schon nicht nur "spiegelt",sondern auch sein Eigenes mit einbringt.

"Vorspielen" hab ich nämlich mehr als genug mitgekriegt - und "Doppelbotschaften" auch.Also,daß dieses gesagt,aber jenes "spürbar" wird für mich.Wenn auch ganz unterschwellig.

Aber ich denk da auch,da braucht halt jeder was anderes.Oder besser : nicht jeder dasselbe.

Wobei ich aber schon einen Aspekt "besonders" finde:
Wenns um Traumatherapie geht.Also nicht die "Defizitgefühle" aus der Kinderzeit,sondern wenns eben abgeht mit Flashbacks und Dissos und so,weil dann kriegt man ja sein Gegenüber gar nicht mehr wirklich mit.

Dann braucht man jemanden,der nicht einfach nur empathisch ist und "spiegelt",sondern erstmal die Zügel in die Hand nimmt.
Und einem richtiggehend "anlernt" im Traumagefühlsmanagement.

Bei mir gabs da auch vehemente Unterschiede in der "Arbeitstechnik" der Theras.
Meine VT ist ja ne richtig Empathische,sie ist sehr liebevoll und "mitgehend" und war halt eben auch gefühlsmäßig immer sehr "nah dran" an dem,was ich erzählt habe.

Hat bei der Traumaarbeit dazu geführt,daß ich regelmäßig einfach nur "gewechselt" habe und/oder "weggetreten" bin.

Mein Traumathera ist auch sehr empathisch und "mitgehend".Aber er versucht sich mehr rauszunehmen. (Gelang ihm nur nicht gaaaanz so... )
Und wenns an ein Trauma-Thema ging,dran zu arbeiten,hat er sich emotional von heut auf morgen total rausgenommen - und schon gings bei mir,daß ich "da" blieb,nicht wechselte,sondern ne Große bei der jeweiligen Kleinen bleiben konnte etc.

Ne Traumabearbeitung in ner Analyse kann ich mir daher echt nicht vorstellen...
Das ist sicher klasse für die Bearbeitung der Defizitgefühle und all dieser inneren Irrungen und Wirrungen und v.a.,um sich selber zu finden (der Thera "entzieht" sich ja durch die Abstinenz) - aber traumatische Erlebnisse "auflösen",die zu ner PTBS geführt haben,das gäb da dann wohl eher nicht so`n optimales Ergebnis,jedenfalls mein ich das grad mal so,aus meiner doch großen Unkenntnis,was Analyse angeht,raus...
Warum z.B. Du, liebe Dorita, aus der Sicht Deines Analytikers derzeit noch nicht liegen "darfst", (s. Dein posting vom 6.9., 21:20 Uhr), hast Du nicht gefragt, willst es aber offenbar wissen (würde ich auch wissen wollen!).
Ich kann mir das schon erklären..Soweit ichs noch recht in Erinnerung habe,geht es ja bei dir,Dorita,auch um Trauma,also PTBS.
Und da "Hinlegen" ne sehr ausgelieferte,"hilflose" Position ist,triggert die alleine schon bei PTBSlern sehr sehr oft - und schwupps!,hockt man im Trauma-Wiedererleben und kriegt die Gegenwart nicht mehr mit...

Werbung


Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag Mi., 07.09.2011, 15:47

Waldschratin hat geschrieben: Ne Traumabearbeitung in ner Analyse kann ich mir daher echt nicht vorstellen...
Soweit ich informiert bin, geht das durchaus auch.
(Selbst Psychosen sind unter Umständen "analysefähig".)

Doch das mag alles daran hängen, was man nun unter Trauma versteht. Wenn man
Waldschratin hat geschrieben: Defizitgefühle und all dieser inneren Irrungen und Wirrungen
,
wenn man also beispielsweise frühkindlichen emotionalen Missbrauch nicht so nennen möchte, oder der Ansicht ist, dass zwar das Erleben einer Naturkatastrophe eine PTBS auslösen kann, nicht aber das Erleben eines 'normalen' Todes, dann ist das eine Position.
Waldschratin hat geschrieben:
Warum z.B. Du, liebe Dorita, aus der Sicht Deines Analytikers derzeit noch nicht liegen "darfst", (s. Dein posting vom 6.9., 21:20 Uhr), hast Du nicht gefragt, willst es aber offenbar wissen (würde ich auch wissen wollen!).
Ich kann mir das schon erklären..Soweit ichs noch recht in Erinnerung habe,geht es ja bei dir,Dorita,auch um Trauma,also PTBS.
Und da "Hinlegen" ne sehr ausgelieferte,"hilflose" Position ist,triggert die alleine schon bei PTBSlern sehr sehr oft - und schwupps!,hockt man im Trauma-Wiedererleben und kriegt die Gegenwart nicht mehr mit...
Dorita kann es sich, wie aus dem erwähnten posting hervorgeht, nicht erklären. Vielleicht sollte sie - trotz all unserer Vermutungen, die wir darüber anstellen können - doch einmal ihren Thera danach fragen?

Einen herzlichen Gruß
Widow


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Mi., 07.09.2011, 16:20

Natürlich soll sie das!
Hab ich mich mal wieder nicht klar genug ausgedrückt? Sorry - heut bin ich mit den Gedanken meist schon meilenweit meiner eigenen Schreibe voraus...

Das war nur meine eigene Erklärung dazu,weiter nix.

Was "Trauma" angeht : ja,da gibts halt unterschiedliche Auffassungen.
Aber ich hab ja aus eigener Erfahrung da schon ganz schöne Unterschiede in der Art der Bearbeitung festgestellt.
"Trauma" im eigentlichen Sinn des Wortes ist das natürlich alles.
Es braucht aber unterschiedlichen Umgang damit...

Ich versuch mal ein Beispiel:
(Vorsicht!Kann triggern!)

Die emotionale Vernachlässigung,bzw. der emotionale Mb durch meine Mutter hat ganz viel mit dem zu tun,was ich "Defizitgefühle" nenne.Also unerfüllte kindliche Bedürfnisse,die dann halt zu nem tiefen Schmerz und entsprechender Verletzung führen.
Diese Traumatisierung ist elendiglich "verwoben" in mir,spielt in zig Ebenen mit rein und ist beiweitem "umfassender" in mir verankert".
Diese Traumatisierung aufzulösen braucht bei mir ganz anderes,eben diese Zugewandheit meiner VT so lange Zeit,ihre Zuverlässigkeit,daß sie mich nicht hat "fallenlassen" etc.

Der sex. Mb durch die halbe Verwandschaft bei den Familienorgien brauchte da ganz was anderes.
Der hing sich an einzelnen "Sequenzen" auf,die ich erst per Flashback wieder "parat" bekam,dann aber auch schnell mal ins Wiedererleben reingezogen wurde.Und "Wiedererleben" heißt : es nochmal genauso erleben,wie es damals geschehen ist,mit allen sinnlichen Empfindungen dabei,auch den körperlichen.
Bin ich da reingestürzt,hab ich meinen Thera gar nicht mehr wahrnehmen können,sondern war wieder "dort",in Todesangst,hatte keine Verbindung mehr zum Hier und Jetzt.
Das ist ganz einfach ein anderer "Vorgang" von getriggert werden.

Das aufzulösen brauchte erstmal ne Stabi,indem ich lernte,da gar nicht erst mehr reinzugeraten.
Dann bedeutete ausgerechnet da Zuwendung/Empathie und allein die Anwesenheit eines Menschen absolute Bedrohung und Todesgefahr für mich.(Bei dem,was auf diesen "Familientreffen" geschah,wär ich zweimal fast gestorben)

"Hinlegen" wäre für mich da schon mal das absolute No-Go gewesen...
"Spiegeln" erst recht...

Geholfen hat mir "Anleitung zur Selbsthilfe" - ein inneres Erleben mir zu schaffen von "mich wehren dürfen und können" und "abrechnen" und "siegreich und unversehrt aus der Situation rauskommen".
Mein Weg war da Imagination (weils dem Hirn wurscht is,was "wahr" ist an Erinnerung,Hauptsache,es kanns logisch und "sinnvoll" endlich "wegsortieren").

Es galt also,dieses "eingefrorene",sozusagen "unvollendete" Erleben von damals "abzuholen",v.a. emotional.Aber auch durch Rituale etc.

So "schlimm" sich das anhört:
Aber mit diesen Erlebnissen bin ich weitaus leichter fertiggeworden,als mit dem emotionalen Mb und den Defizitgefühlen...Die find ich ungleich schwerer "wegzuarbeiten".Da bin ich ja auch heute noch dran.Das Andere,das,was gemeinhin als "schlimmer" gewertet wird,hab ich abgeschlossen,sind einfach nur noch miese Erinnerungen,die mich emotional nicht mehr weiter stören oder gar reinziehen.

So,das mal zur näheren Erklärung,daß das nicht "wertend" gemeint war von mir!

Benutzeravatar

Flowerbomb
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 21
Beiträge: 545

Beitrag Mi., 07.09.2011, 16:48

Ehrlich,das ist ja toll.Ich hab nämlich nur die emotionale Schiene und denke immer,das müsste doch viel leichter sein zu verarbeiten und ich stell mich an.Und dass das bei dem Missbrauch so überhaupt nicht geht,das so quasi "hinter sich" zu lassen.Freut mich für dich.

Benutzeravatar

Flowerbomb
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 21
Beiträge: 545

Beitrag Mi., 07.09.2011, 16:50

Ich hatte das übrigens auch so verstanden,wie du es geschrieben hast,aber ich versteh dich ja eh immer:-)jeden Satz von dir,auch wenn ich manches nicht so erlebt habe.

Benutzeravatar

Celice
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 75
Beiträge: 241

Beitrag Mi., 07.09.2011, 17:03

münchnerkindl hat geschrieben:
Celice hat geschrieben: Es ist schon gut so wie es ist. Und auch wenn ich oft darunter leide, dass von seiner Seite aus keine Gefühle kommen -
Na, dann redest du es dir ja schon ein bischen schön...
Nö, ich versuche nur, es realistisch zu sehen und so anzunehmen wie es ist. Mein Ansinnen war ja auch gar nicht, meine Therapieform oder die Art meines Therapeuten irgendwie in Frage zu stellen, sondern wollte nur beschreiben, wie ich es wahrnehme, weil ich dachte, vielleicht hilft es Dorita irgendwie, sich selbst zu sortieren und die eigenen Wahrnehmungen einzuordnen.
Ausserdem, wo ist dann da die Herausforderung auch mit positiven Gefühlsäusserungen eines Gegenübers umgehen zu lernen?
Äh ja, keine Ahnung. Ist auf der Prioritätenliste sicher nicht ganz oben.
Zuletzt geändert von Celice am Mi., 07.09.2011, 17:25, insgesamt 3-mal geändert.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Dorita
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 123

Beitrag Mi., 07.09.2011, 17:07

Hallo Ihr Lieben,

WOW hier ist ja ´ne Menge passiert als ich weg war und das war nicht lange ... ich muss sagen ich bin begeistert ... nie im Leben hätte ich geglaubt, dass dieser meiner Thread so viele Klicks und vor allem so viele Antworten liefert. Ich finde es grooooooßartig und möchte mich bei euch dafür bedanken. Jede Antwort, egal ob positiv oder negativ, ist für mich wertvoll denn ich kann das für mich Wichtige raussuchen und muss sagen, hier sind wirklich ein paar helle Köpfe am Werk.

Umso schwerer ist es natürlich auf jeden Einzelnen einzugehen und ich habe wirklich ein schlechtes Gewissen wenn ich mal auf den einen oder anderen Beitrag nicht antworte. Was ich damit sagen will, ich lese jeden Beitrag, oft zwei, dreimal durch ... es ist so interessant wie unterschiedlich die Erfahrungen sind und wie unterschiedlich jeder mit seinen Erfahrungen umgeht. Aber ich habe auch gemerkt, speziell gestern Abend, dass ich doch schnell überfordert bin vor allem mit den verschiedenen Meinungen. Es fiel mir sehr schwer, gestern Abend noch bei mir zu bleiben und zu schauen was ich eigentlich will und was ich eigentlich denke. Da könnt ihr mal sehen was ihr für eine Wirkung auf mich habt. Und bitte nicht falsch verstehen, ich mache euch keinen Vorwurf und ich möchte, dass ihr so weiter macht. BITTE!!! Meine Aufgabe ist nun nur ein bisschen besser auf mich aufzupassen. Und allein die Tatsache, dass ich das selbst erkenne, wow, das ist ein wirklicher Fortschritt für mich!!! Könnt ihr glauben!!!

Trotzdem möchte ich gern noch kurz von meinem Tag heute berichten, vielleicht klärt sich dann ja auch die ein oder andere Frage von euch.
Nachdem ich also gestern Abend das Forum verlassen habe ging´s bei mir erst richtig los! Selbstzweifel, Selbsthass, enormer Drang mich zu verletzen, Panik, Angst ... totale Überforderung. Eine große Rolle dabei spielt, so denke ich, die in mir entstandene Wut vom Tage, von der letzten Therapiestunde, vom Verhalten meines Thera´ s (wie ich berichtet habe). Normaler Weise ist es dann so, dass mein Mann (ja, ich bin verheiratet) noch in der Lage ist mich zu halten und mir die nötige Aufmerksamkeit zu schenken um wieder etwas runter zu kommen. Tja, aber nicht gestern Abend, da ging nichts mehr. Er, in seiner Verzweiflung (ich bin ihm dankbar dafür), hat mich "gezwungen" sofort bei meinem Thera anzurufen. Irgendwann am Abend, ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Ja und das habe ich dann getan, ich bin nicht sicher was ich gesagt habe, der AB war dran, nur irgendwas von Wut, Therapie, Selbstverletzung ... Heute Morgen um 8:30 Uhr rief mein Thera mich zurück, bat mir einen Termin an, ich sagte ja (obwohl ich diesmal wirklich nicht wollte) und so saß ich dann heute wieder bei ihm.

Hatte ich eine Angst, dass könnt ihr euch nicht vorstellen. Ich weiß nicht mal genau warum, ich glaube meine Gefühle waren total außer Kontrolle, absoluter Kontrollverlust.

ABER, er hat mich aufgefangen, er hat VON SICH AUS das Gespräch eröffnet, er hat mit mir geredet, er war einfühlsam, er war verständnisvoll, er hat nach Lösungen gesucht, er hat mich stabilisiert, er hat mir Wärme gegeben und ich könnte stundenlang so weiter schreiben.

Ihr könnt euch nicht vorstellen (na gut, vielleicht doch) wie erleichtert ich bin, oh Gott und wie abhängig, aber egal ... ich konnte über meine Wut sprechen, ich fühlte mich verstanden, ich war nicht weichgespült und musste auch nichts Geschriebenes überreichen. Ich durfte einfach so sein wie ich bin und das fühlt sich toll an. Und er hat mir auch klar gemacht, dass ich mit ihm reden muss (so wie ihr es gesagt habt) … wenn ich nicht mit ihm rede kann er nur raten und das ist ziemlich einseitig und vor allem ist nicht sicher, ob das mit Erfolg belohnt wird.

Und ich habe Angst, Angst, dass morgen früh alles wieder vorbei ist und meine Stunde wieder schlimm wird. Aber das weiß er jetzt, auch das konnte ich ihm sagen. Und ich konnte ihm auch sagen, dass ich es scheiße finde, dass er in zwei Wochen für vier Wochen im Urlaub ist ... und auch das weiß er.

Ja, das nur mal kurz dazu … puh

Fortsetzung folgt ...
"Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss, wie andere Menschen"

Astrid Lindgren

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Dorita
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 123

Beitrag Mi., 07.09.2011, 17:09

Fortsetzung...

Um nochmal auf die Frage mit der Couch zurückzukommen, ich kann mich leise daran erinnern, dass er das mit der Couch erst mal nach hinten verschieben möchte … es wäre noch zu früh … aber ich werde ihn morgen darauf ansprechen, denn interessieren tut es mich auch.
(Es geht bei mir auch um traumatische Erfahrungen aus der Kindheit, sexueller Missbrauch etc., ich möchte nicht näher darauf eingehen aber die Spekulation von der lieben Waldschratin ist, glaube ich, gar nicht so falsch). Morgen wissen wir mehr!

Also eins habe ich heute auf jeden Fall gelernt. Wenn es mir irgendwie möglich ist Vertrauen zu meinem Thera zu bekommen dann kann ich auch auf die Art und Weise vertrauen, mit der er mich behandelt. Und dieser Tag heute hat mein Vertrauen gestärkt … was nicht bedeutet, dass ich jetzt leichtsinnig werde. Aber auch das weiß er jetzt und ich habe das Gefühl, dass ich meine Zeit von ihm bekomme … und das fühlt sich gut an.

Also, danke nochmal, auch dir Widow für deinen ausführlichen Bericht, sehr anschaulich für mich. Und auch euch anderen, danke für eure Offenheit … ihr seid wirklich n paar tolle Persönlichkeiten …

Liebe Grüße
Dorita

PS.: Ich habe noch so viel mehr erfahren heute aber das würde hier jetzt den Rahmen sprengen und das möchte ich nicht.
"Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss, wie andere Menschen"

Astrid Lindgren

Benutzeravatar

Flowerbomb
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 21
Beiträge: 545

Beitrag Mi., 07.09.2011, 17:16

Ach,spreng doch ruhig:-)ich freu mich so für dich und glaube du hast so von der Stunde gezehrt,dass morgen sicher super wird.kann auch schon sein,dass der Urlaub dich in deiner Wut noch bestärkt hat,weil du gerade Probleme hast,gut alleine klarzukommen.Dann steigt die Angst,dass vielleicht alles unter dir zusammenbricht und du bist vielleicht auch n bisschen sauer,dass er dich alleine läßt.So war es zumindest bei mir.Aber lass dir was sagen von jemandem,der gerade diese Phase durchmacht:es war davor und in meiner Vorstellung viel schlimmer,als es jetzt wirklich ist.


Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag Mi., 07.09.2011, 17:23

Sehr, sehr schön, liebe Dorita!

Da scheint ein Knoten geplatzt ... (auch wenn Dein Misstrauensteufelchen Dir schon wieder auf die Schulter kriecht)!

Nimm's mit, dieses Gefühl und Wissen, mit auf den weiteren Analyseweg! (Dann kann man sich ab und an mal dran erinnern ... )

Herzlich
Widow

Benutzeravatar

Celice
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 75
Beiträge: 241

Beitrag Mi., 07.09.2011, 17:29

Ja, Glückwunsch!


Will auch sowas!

Benutzeravatar

carö
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2036

Beitrag Mi., 07.09.2011, 17:35

hallo dorita,

habe jetzt auch in deinen thread hereingelesen. freut mich sehr für dich, dass dein therapeut so gut auf dich reagiert hat.

das mit der couch hat doch auch zeit. es KANN eine riesenchance sein, sich freier und ungezwungener zu fühlen, kann aber auch große angst und hilflosigkeitsgefühle auslösen. das ist sehr individuell und bedarf einer genauen einschätzung.

ich habe über ein jahr gebraucht, bis ich mich getraut habe, mich hinzulegen. und es war auch schwer am anfang.. und auch dazwischen immer wieder... aber letztlich hat sich die couch für mich zu einer sicheren liegewiese oder zu den ausgebreiteten armen hinentwickelt, die ich mir gewünscht und gebraucht habe.
Die emotionale Vernachlässigung,bzw. der emotionale Mb durch meine Mutter hat ganz viel mit dem zu tun,was ich "Defizitgefühle" nenne.Also unerfüllte kindliche Bedürfnisse,die dann halt zu nem tiefen Schmerz und entsprechender Verletzung führen.
Diese Traumatisierung ist elendiglich "verwoben" in mir,spielt in zig Ebenen mit rein und ist beiweitem "umfassender" in mir verankert".
Diese Traumatisierung aufzulösen braucht bei mir ganz anderes,eben diese Zugewandheit meiner VT so lange Zeit,ihre Zuverlässigkeit,...
das war bei mir auch so, allerdings habe ich all das mit einem analytiker so erlebt. kann man also nicht generell sagen, was da besser passt, weil es individuell passen muss. die analyse habe ich als etwas sehr ganzheitliches erlebt.. körper, geist, seele.. alles hatte platz. auch sex. missbrauch, traumatisch abgespalten und dissoziative zustände... was aber sicher richtig ist, ist, dass man in solche fällen einen eher aktiven und zugewandten analytiker braucht, keinen der nur ausschliesslich schweigt oder halt sehr viel schweigt. er muss wirklich spürbar werden. aber das habe ich so erlebt. und da ist er sicher keine ausnahme. zeigt sich letztlich ja auch jetzt an doritas analytiker, wie ich finde.

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag