Die Suche nach einem T-Platz / Erstgesprächsmarathon

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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*Norma*
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 22:11

ich kenne diesen marathon aus eigener erfahrung nur allzu gut und kann mich in vielem von dir, miss, wiederfinden...

ein paar anmerkungen zu meiner damaligen vorgehensweise nach einigen sehr unbefriedigenden erstgesprächen.
ich nahm mir bei den weiteren erstgesprächen vor, nicht mehr 50 min. über mich und meine probleme zu sprechen, weil dadurch der T zwar viel über mich erfuhr, ich aber nichts über ihn.
so startete ich ein experiment: ich sagte dem T direkt am anfang freundlich, dass ich diese erste stunde gerne nutzen wolle, um etwas über ihn und seine arbeitsweise zu erfahren und um abzuklären, wie seine kapazitäten punkto termine ausschauen würden. die idee dahinter war, dass ich anhand seiner reaktion auf meine eher etwas forsche und aktive herangehensweise, schneller zu einer entscheidung bzgl. zusammenarbeit kommen würde.

- ein T reagierte sehr gereizt - da wusste ich sofort, dass der keine geduld für mich haben würde.
- bei einem anderen T hatte ich das gefühl, dass meine art ihn völlig aus der bahn warf. er reagierte unsicher, es war ihm spürbar unangenehm - da wusste ich auch schnell, dass der für mich kein starkes gegenüber sein würde.
- bei einem T hatte ich dann das gefühl, dass der meine art zwar ungewöhnlich, aber irgendwie auch originell fand. er beantwortete mir alle fragen in einer gelassenen und guten art. ich fühlte mich aufgehoben, spürte das angenehme gefühl von eigener kontrolle über die situation und gleichzeitig hatte ich auch das gefühl, dass der T das gespräch gut führte. bei dem blieb ich dann.

lg, norma

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 22:18

Wow! Das hört sich super an!!

Und es ist ernüchternd daß zwei Drittel der Therapeuten damit überhaupt nicht klar kamen.

Ich glaube würde aber trotzdem auch in der ersten Stunde rausfinden wollen wie dieser Therapeut so reagiert, wie sich die Chemie entwickelt wenn ich über meine Probleme rede.

Ich glaube für mich ist eher eine Mischung aus beiden Ansätzen interessant.

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sofa-held
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 22:28

*Norma* hat geschrieben: dass ich diese erste stunde gerne nutzen wolle, um etwas über ihn und seine arbeitsweise zu erfahren und um abzuklären, wie seine kapazitäten punkto termine ausschauen würden.
Kapier ich nicht... Das ist doch kein Stoff, der eine Stunde füllt. Also wenn ich meine jetzige Thera als Beispiel nehme, dann bekomme ich auf Frage ein breites Grinsen + "ja, das ist so ein Mix aus verschiedenen Therapieansätzen, was dann eben am besten passt." und wegen Termine: "da kommen wir schon zusammen". Und wenn ich weiter insistieren würde, und sie nerven würde, würde sie genervt reagieren und schon hätte ich eine gute Chance verloren.
Also ich finde man kann auf alle Fälle fragen, wie die Therapie ablaufen wird, aber wenn dann schon mal zwei von drei genervt sind, würde ich mich auch fragen, ob das jetzt eine gute Strategie war.

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*Norma*
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 22:32

münchnerkindl hat geschrieben: Ich glaube würde aber trotzdem auch in der ersten Stunde rausfinden wollen wie dieser Therapeut so reagiert, wie sich die Chemie entwickelt wenn ich über meine Probleme rede.
ja, verstehe.
ich war es damals so leid nach etlichen erstgesprächen, in denen ich viel über mich preisgab und mich danach total schlecht und leer fühlte. hatte irgendwie das gefühl: ok, jetzt weiss der T deine wichtigsten themen und die stehen jetzte 10 jahre lang (aufbewahrungspflicht) in seiner schublade, ohne dass du ihn vielleicht je wieder siehst.

mit meinem experiment wollte ich sozusagen herausfinden, ob ich dem T auch mehr über mich erzählen kann, vielleicht sogar in dem erstgespräch. und es war dann tatsächlich so, dass nachdem der T, zu dem ich vertrauen hatte, alle meine fragen beantwortet hatte, ich im erstgespräch auch etwas über mich erzählen konnte. aber eben nicht sofort.
Zuletzt geändert von *Norma* am Fr., 05.08.2011, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.

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*Norma*
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Beitrag Fr., 05.08.2011, 22:37

sofa-held hat geschrieben: Also ich finde man kann auf alle Fälle fragen, wie die Therapie ablaufen wird, aber wenn dann schon mal zwei von drei genervt sind, würde ich mich auch fragen, ob das jetzt eine gute Strategie war.
für mich war es eine gute strategie, weil ich dadurch einen für mich passenden T gefunden habe. ich habe diese strategie damals so gebraucht, weil ich allmählich das vertrauen in Ts verloren hatte.

wenn einer beim erstgespräch genervt auf mich reagiert, ist er definitiv nicht der richtige für mich. das würde ich auch heute noch so sehen.

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 06.08.2011, 10:37

Norma, das ist wirklich gut! Ich habe ansonsten zwar auch mal kurz gefragt, wie die jeweiligen Therapeuten arbeiten, aber mir ist auch klar, dass da jedeR seinen/ihren Methodenmix hat und das ja auch größtenteils ein individuelles Eingehen ist. Hoffe ich zumindest. Vielleicht wäre es sinnvoll mal eine Frage zu stellen weniger nach den erlernten Methoden - was schon auch interessant ist sofern man das dann selber genau einzuordnen weiss in der Menge an Methoden - aus der Hand kann ich auch nicht die Unterschiede benennen, aber ich finde es praktisch Einblick in das Bücherregal der Theras zu bekommen! Aber eher so eine Frage wie: "Was ist denn Ihre Grundannahme bezüglich des Veränderungspotentials von Menschen, die eine Therapie machen wollen?" oder "Welche psychologischen Richtungen/Grundphilosophien haben Sie geprägt?"
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Sa., 06.08.2011, 20:32

WAS für weitere Fragen waren denn bei euch entscheidend oder wichtig beim Erstgespräch?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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sofa-held
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Beitrag Sa., 06.08.2011, 20:45

ich hab eigentlich nur erzählt, wo meine Probleme sind. Das hat ja einmal sehr gut geklappt.
Als ich dann aufgrund des Umzugs wieder auf Suche ging hab ich das wieder genau so gemacht. Ich denke, ein Thera muss ja wissen, was ich hab, weil er ja eventuell Schwerpunkte hat. Manche sind auf Panik spezialisiert, manche auf unbewusste Konflikte, andere auf Phobien oder Zwänge. Ich denke, jeder hat da einen Schwerpunkt und ich gehe nicht davon aus, dass jeder Thera alles gleich gut kann.
Wenn ich das heute beurteile, den Erstgespräch-Marathon von vor etwa 8 Jahren, dann muss ich jetzt sagen, zu einem großen Teil wollte ich nicht. Es wär vielleicht besser gewesen, ein therapeutisches Verhältnis einzugehen, anstatt nur einzelne Sitzungen mit meiner zwischenzeitlich weit entferten Thera zu machen.
Aus heutiger Sicht erscheinen mir die Gründe, weswegen ich Theras abgeschossen habe, auch sehr banal bis peinlich.
Aber damals wollte ich krank sein, ich wollte mein Burnout haben und das hab ich auch geschafft. :D

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Beitrag Sa., 06.08.2011, 20:57

Und wie bist du dann da wieder raus gekommen, sofa-held?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Flowerbomb
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Beitrag Sa., 06.08.2011, 21:08

Ich denke du hast es da leicht, Miss Understood (übrigens der mit Abstand beste Nick hier im Forum, so cool), weil du schon soviel weißt über deine Probleme, über deine Situation. Du wirst die wichtigen Fragen stellen können.
Ich find mein Erstgespräch im Nachhinein einfach nur lächerlich, weil ich gar nichts wusste und nur total unwichtige Dinge erzählt habe. Ich wusste nicht, woher meine Symptome kommen, ich habe es auf ganz andere Umstände geschoben als das, was wirklich war und ich habe sie absolut gar nichts gefragt. Ich fand sie einigermaßen symphatisch und sie hat ihre Praxis um die Ecke von wo ich wohne. Mehr nicht. Wenn ich gewusst hätte, über was wir reden und was ich habe, hätte ich sie nicht ausgesucht, da ich nicht dachte, dass zu so einer Frau so ein Vertrauensverhältnis entstehen kann. Und sie ist nicht auf Trauma spezialisiert, das hätte ich mir auch anders ausgesucht und doch waren alle Symptome nach ein paar Monaten weg. Ich hab mich also ordentlich getäuscht.
Im Nachhinein bin ich froh, so wenig über alles gewusst zu haben, weil ich sonst sicher einen anderen Weg gegangen wäre und ich bezweifle, dass mir jemand so gut hätte helfen können wie sie.

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 06.08.2011, 21:14

Danke Flowerbomb für das Kompliment!
Deine Zeilen zeigen aufs Beste, dass manchmal (zu)viel zu wissen auch eine Entscheidung sowohl erschweren kann als auch in eine nützliche Richtung lenken kann.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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sofa-held
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Beitrag Sa., 06.08.2011, 21:21

Flowerbomb hat geschrieben:Im Nachhinein bin ich froh, so wenig über alles gewusst zu haben, weil ich sonst sicher einen anderen Weg gegangen wäre und ich bezweifle, dass mir jemand so gut hätte helfen können wie sie.
das seh ich ganz genauso so. Unwissenheit ist manchmal wirklich ein Segen. Ich bin damals auch einfach nur reingestolpert und gut war das!
Miss_Understood hat geschrieben:Und wie bist du dann da wieder raus gekommen, sofa-held?
naja leider über den Umweg Burnout. Ich hab zuerst gemerkt, ich brauch wieder Hilfe. Dann hab ich mal an allen T. was auszusetzen gehabt. Dann bin ich wenigstens für eine Zeitlang ein neues th. Verhältnis eingegangen, das mir ein bisschen geholfen hat. Die war aber eine ausgewiesene Beziehungs/Paartheurapeutin, und die hat einfach nicht auf mein Job-Problem fokussiert. War nicht ihre Schuld. Na, dann hab ich aufgegeben, bin zusammengeklappt und jetzt bin ich in der Situation, dass ich wieder zur meiner "Ur"-Therapeutin gehe, aber leider niedrigfrequent, weil weit weg. Und ich schau mich eben mit einem Aug wieder um, hier wo ich bin. Du weißt ja Ich such so einen humorlosen Analytiker, der dann wirklich nur die Familien-Situation meiner Ursprungsfamilie noch einmal beinhart auseinander nimmt. Das gönn ich mir.

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 06.08.2011, 22:00

sofa-held: dann viel spaß beim auseinandernehmenlassen und wieder zusammenpuzzeln . und bloss kein einzelnes Teilchen auslassen, nicht? :D
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 06.08.2011, 22:08

sofa-held hat geschrieben:Und ich schau mich eben mit einem Aug wieder um, hier wo ich bin..
Sollte wohl nicht so schwierig sein da was passendes zu finden. Die Therpeuten da draussen sind ja alle so toll und passen ja auch alle und wenn sich keiner findet liegt das halt an deinem Widerstand... Spätestens wenns beim zweiten nix wird bist du ja eh therapieresistent.
sofa-held hat geschrieben:Dann bin ich wenigstens für eine Zeitlang ein neues th. Verhältnis eingegangen, das mir ein bisschen geholfen hat. Die war aber eine ausgewiesene Beziehungs/Paartheurapeutin, und die hat einfach nicht auf mein Job-Problem fokussiert..

Tja, das hat sicherlich auch an deiner Therapiereistenz gelegen. Sowas wie eine Therapie machen und keinen Erfolg haben da der Therapeut nicht der passende ist gibts bei dir schliesslich nicht, oder?

Ist ja schon interessant, daß du nun hier über genau das selbe berichtest und dir auch zugestehst, was du mir als widerholt und penetrant "an mir liegend" aufs Brot geschmiert hast.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Sa., 06.08.2011, 22:12, insgesamt 1-mal geändert.

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sofa-held
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Beitrag Sa., 06.08.2011, 22:11

Miss_Understood hat geschrieben:und bloss kein einzelnes Teilchen auslassen, nicht? :D
jetzt weiß ich nicht ob du mich ernst nimmst.

nein, Scherz. Klar ist das Luxus. Aber ich hab noch einige Leichen im Keller und ich glaube die Invstestion wird sich lohnen. Da in Österreich so wenig zugezahlt wird, ist das leider auch immer ein finanzielles Problem, gerade jetzt wo ich nicht arbeite.


habs grad noch gelesen. Ach Müki. Ja, stimmt, sind viele tolle Theras hier. Ich hätt eh schon einen im Visier, muss mir noch die Kostenfrage überlegen. Keine Sorge, ich drucks sicher nicht 15 Jahre herum und lass mir einen Haufen Lebensqualität entgehen und poste mich zur Mumie...

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