Wut an Therapeutin auslassen

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Elena
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Beitrag Do., 09.06.2011, 07:14

Hallo beee ,

sind wohl zufällig zur gleichen Zeit hier morgens unterwegs .
Ich habe mich nicht mehr gemeldet, weil ich meinen Tiefpunkt überwunden habe. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht mich zu melden, aus lauter Stolz. Es wäre auch nicht so authentisch, weil die Wut ja trotzdem noch da war. Ich finde, das passt dann in meinen Augen nicht, sich auszuheulen bei jemanden, gegen den man im Moment einen Groll hat. Ich kann sowas nicht.
Jetzt ist sie grad in Urlaub, da geht es sowieso nicht...
Es ist mittlerweile so, dass ich wieder ganz arge positive Gefühle ihr gegenüber habe, d.h. ich konnt mir in Ruhe die ganze Szenerie noch mal vor meinem geistigen Auge ablaufen lassen, und merke einfach, dass ich unter dem Strich sagen kann, dass sie einfach eine Therapeutin ist, die mir schon so viel und oft geholfen hat.
Die Wut ist verflogen. Keine Ahnung, ob ich die selbstauferlegte Pause von noch mindestens sieben Wochen einhalten kann, weniger, weil es mir so schlecht geht, sondern weil ich sie so vermisse.

LG Elena

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beee
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Beitrag Do., 09.06.2011, 09:06

Hallo Elena

Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass du sie noch angerufen hast aber ich verstehe gleichzeitig auch, warum du es nicht getan hast. Ich kenne diese Gefühle auch von mir. Und ich musste fast schmunzeln bei deinen jetzt doch aufkeimenden positiven/liebevollen Gedanken für sie. Ich kenn das nur zu gut

Aber ich bin froh zu lesen, dass du jetzt selbst den Tiefpunkt überwunden hast und es dir inzwischen besser geht. Klar jetzt wo sie im Urlaub ist musst du ja gezwungenermassen.... Mit ein bisschen Abstand lässt sich meistens die ganze Szenerie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet ist es ist sicherlich sehr hilfreich wenn du heute sagen kannst, dass da keine "bleibenden Schäden" entstanden sind, zeigt ja auch dein aktuelles vermissen. Und wenns dann wirklich zu stark wird, kannst du ja einen früheren Termin vereinbaren.

Konntest du die Wutgedanken noch aufschreiben bzw. wirst du es mit ihr besprechen?
Liebe Grüsse
beee

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Elena
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Beitrag Do., 09.06.2011, 13:41

Liebe beee,
beee hat geschrieben:Konntest du die Wutgedanken noch aufschreiben bzw. wirst du es mit ihr besprechen?
Die Wutgedanken werde ich auf jeden Fall mit ihr besprechen, und ich bin froh, dass ich weiß, dass ich dies mittlerweile aus einem gewissen Abstand und auch einem anderen Blickwinkel heraus tun kann. Mir wird durch diese Pause glasklar, warum ich so getroffen war. Ich hatte ja die Zeit, und werde noch die Zeit bis zur nächsten Sitzung haben , dass ich mich traue, mir meine Muster, die ich in bezug auf Abhängigkeit, inneres Nicht abgenabelt sein von der Mutter anschauen kann. Aber diesmal wirklich mehr aus der Vogelperspektive. Dies sind ja auch die Muster, die ich auf meine Therapeutin 1:1 übertrage, und unter denen ich auch leide, weil sie einfach nicht gesund sind.
Ich habe in mir dieses kindlich, naive Denken, wenn ich nicht abhängig von ihr bin und sie von mir (Symbiose), dann habe ich sie ein für allemal verloren und sie mich. Langsam fange ich an, dass es ja die Option gibt, dieses Denken/Handeln abzulegen und nicht die Energie darauf zu verwenden, immer und immer wieder Ersatzmütter zu suchen, sondern auch zufrieden zu sein, wenn ich diese nicht mehr brauche.
Soweit zur Theorie, die mir jetzt kam, wie es in der Praxis aussieht, da kann ich nur sagen, da klafft es noch weeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiit auseinander.
Aber ich bin froh, dass ich dieses Ziel jetzt gefasst habe, ich komme mir vor, wie ein Teenie damals, der unbedingt unabhängig von der Mutter sein wollte. Ich wusste nicht wie, bis ich mir konkret Pläne gemacht habe, wie ich es schaffe, sofort mit achtzehn auszuziehen. Und, es hat geklappt!!! Nicht nur, dass ich ausgezogen bin, sondern nie mehr eingezogen bin. Gut, diese innere Abhängigket ist geblieben, bis zu heutigem Tag, meine Therapeutin meint, es ist noch immer mein verzweifelter Versuch, diese Liebe und Zuwendung zu bekommen, die ich nie hatte. Diese Versuche hat sie mir vor Augen geführt, und genau da bin ich ja so sauer auf sie geworden, einfach auch, weil es mir peinlich war, zu sehen, wie ich als erwachsene Frau buhle, und immer wieder vollkommen verzweifelt bin, wenn ich es nicht bekomme, wirklich hin bis zu Suizidgedanken.
Ja, jetzt weiß ich, dass sie mir meine "Buhlerei" bei meiner Mutter knallhart aufgezeigt hat, und genau das war es, warum ich ein richtiges Hassgefühl ihr gegenüber hatte. Auch war es mir so unangenehm, weil ich gemerkt habe, dass ich dieses Verhalten ja auch bei ihr an den Tag lege, d.h. ich weiß, wie ich es schaffe, das sie sich gedanklich gaaaanz viel mit mir beschäftigt. Dies hat sie mir ja schon in den Stunden davor gesagt, mit dem Ergebnis, dass ich es ganz toll fand, weil ich ja genau das gekriegt habe, was ich wollte .
Und auf einmal musste ich feststellen, dass sie das alles durchblickt und sich nicht einspannen lässt, und mir nicht dies auf die Art und Weise geben will, wie ich es immer gewohnt war zu kriegen.
Ich bin froh über meinen Entschluss, diese Pause zu machen, weil, hätte ich dies nicht gemacht, dann wäre in meinen Augen das typische Hamsterrad passiert, dass es soweit zur Eskalation kommt, dass die Beziehung echt futsch ist. So kenne ich das mit all meinen Ersatzmüttern, die wohl irgendwann gerafft haben, dass was geschieht, was gerade nicht so gesund ist. Sie haben mir die Gründe so deutlich nie sagen können, es war einfach nur so, dass sie total gereitzt und genervt auf mich reagiert haben. Ich habe sie in was reingepresst! Und als sie anfingen, sich zu "wehren", dann kam bei mir der Teufel raus .
Genau wie bei meiner Therapeutin jetzt, daher war das Stopp echt gut, weil ich jetzt statt handeln mal innehalte und nachdenke, und glücklich darüber sein kann, dass sie mir hilft. Eigentlich genau das, warum ich in Therape bin.
Ich habe das alles nicht aufgeschrieben, sondern hier im Forum meinen Gedanken/Groll Luft gemacht. Ich habe mir überlegt, dass ich diese Seiten ausdrucke, und für mich nochmal zusammenfasse, um mit ihr dann darüber zu reden. Aber das Thema ist auf keinen Fall über den Tisch.
Sorry, für soviel Text!

LG Elena

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*candle*
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Beitrag Do., 09.06.2011, 15:38

Eine Zwischenfrage: Was ist denn mit Deiner Mutter? Lebt sie noch?

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Flowerbomb
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Beitrag Do., 09.06.2011, 16:35

Elena hat geschrieben:d.h. ich weiß, wie ich es schaffe, das sie sich gedanklich gaaaanz viel mit mir beschäftigt. Dies hat sie mir ja schon in den Stunden davor gesagt, mit dem Ergebnis, dass ich es ganz toll fand, weil ich ja genau das gekriegt habe, was ich wollte .
ohja, das kenn ich auch wie hast du das gemacht genau? gib mal tipps

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beee
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 07:16

Hallo liebe Elena

Jetzt verstehe ich warum du so wütend geworden bist.

Muss zwar allerdings gestehem, dass ich dazu keine nützliche oder schlaue Worte habe. Nur soviel, dass ich dich absolut verstehen kann, und dies so auch schon ähnlich erlebt habe. Ich musste beim lesen deines Posts durchgehend nicken Aber ich habe dieses Thema noch nicht in die Thera gebracht. Ich konnte nicht... ich bin vor dem einfach davon gerannt... da steck ich noch echt in den Kinderschuhen.

Wenn ich mich ertappe, dass ich wieder das "alte Spielchen" (ich nenns für mich so) spiele, und dann ebenfalls merke, dass meine Thera da nicht mitspielt, dann werd ich auch wütend und vorallen Dingen auch sehr verzweifelt. Das Merken, dass es so nicht funktionieren kann und gleichzeitig aber anstehen und keine Alternativlösung zu haben ist für mich sehr schwierig dann auszuhalten. Ich stolpere über meine eigene Füsse. Wobei ich muss sagen, heute durchschaue ich mich etwas schneller und ich kann heute etwas besser sagen, dass ich eigentlich wütend auf mich bin und nicht auf meine Thera. Thera war dann nur Projektionsfläche für mich. Ich habe alle Wutgedanken aufgeschrieben und hab dann später die Worte abgeändern von "ich bin wütend auf sie weil" in "ich bin wütend auf mich weil" und dann hat es gepasst. Wenigstens etwas, aber eben ich habs bis jetzt nur mit mir selber ausgemacht.

Das finde ich eine gute Idee, die Post ausdrucken und mitzunehmen. War das jetzt eigentlich das erste Mal wo deine Thera so nicht mehr mitgespielt hat oder gabs schon früher solche Situationen? Wenn ja würde mich noch wunder nehmen, wie ihr da mit dem Thema umgegangen seit...
Liebe Grüsse
beee

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jenny1977
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 20:26

Hallo Elena,

ich sitze im gleichen Boot wie Du. Heute habe ich meinen nächsten Therapietermin in drei Wochen abgesagt.
Keine Ahnung, wann ich mir wieder einen Termin hole. Natürlich hatte ich mir einen Zeitpunkt zum anrufen ausgesucht,
wo ich die Gelegenheit hatte, ihr auf den AB zu sprechen. Keine Rückfragen ect., schön. Danach ging es mir recht gut.

Auch ich kriege nicht das was ich mag. Nach vielen, vielen, vielen, vielen Gesprächen habe ich jetzt den Entschluss gefasst,
das sich etwas ändern muss.

Dann pausieren wir mal beide .

LG
Es ist nicht leicht,
Glück in sich selbst zu finden,
aber unmöglich,
es anderswo zu finden.


Agnes Repplier

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Elena
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 20:54

Hallo beee,
beee hat geschrieben:Wenn ich mich ertappe, dass ich wieder das "alte Spielchen" (ich nenns für mich so) spiele, und dann ebenfalls merke, dass meine Thera da nicht mitspielt, dann werd ich auch wütend und vorallen Dingen auch sehr verzweifelt.
beee hat geschrieben:Das Merken, dass es so nicht funktionieren kann und gleichzeitig aber anstehen und keine Alternativlösung zu haben ist für mich sehr schwierig dann auszuhalten.
Ja, das macht irgendwie richtig hilflos, wenn man merkt, dass etwas schief läuft und man nicht weiß, wie man jetzt einlenken kann. Einfach ein schreckliches Gefühl!
beee hat geschrieben:Wobei ich muss sagen, heute durchschaue ich mich etwas schneller und ich kann heute etwas besser sagen, dass ich eigentlich wütend auf mich bin und nicht auf meine Thera.
Da bist Du schon ganz schön weit gekommen, wie ich finde!
beee hat geschrieben:Ich habe alle Wutgedanken aufgeschrieben und hab dann später die Worte abgeändern von "ich bin wütend auf sie weil" in "ich bin wütend auf mich weil" und dann hat es gepasst. Wenigstens etwas, aber eben ich habs bis jetzt nur mit mir selber ausgemacht.
Warum besprichst Du dies nicht alles mit ihr? Es ist doch richtig heftig, so ein Thema mit sich selber auszumachen, ist das Dir nicht zuviel, oder willst Du sie aus irgendeinen Grund da nicht an Dich ranlassen?
beee hat geschrieben:Das finde ich eine gute Idee, die Post ausdrucken und mitzunehmen.
Ich nehme die ausgedruckte Post nicht mit, sondern mache für mich nochmal eine Zusammenfassung, die ich ihr dann erzählen werde. Ich will nicht, dass sie weiß, dass ich hier im Forum unterwegs bin.
beee hat geschrieben:War das jetzt eigentlich das erste Mal wo deine Thera so nicht mehr mitgespielt hat oder gabs schon früher solche Situationen?
Für mich war es eigentlich immer so, dass ich das Ganze niemals als Spiel bezeichnet hätte, sondern da ist eine Therapeutin, die mich sehr mag, und die gerne ganz viel für mich macht. Ich würde sagen, dass sie immer "mitgespielt" hat, und es hat mich schon immer angenehm berüht, ja auch erstaunt, dass sie sich auf bestimmte Dinge eingelassen hat. Es waren teilweise Dinge, bei denen ich selber schon dachte, wow, das ist eigentlich nicht mehr der Job einer Therapeutin.
Es war diesmal einfach das erste Mal, dass sie mir gesagt hat, dass ich ein Machtspiel mit ihr betreibe, und dass ich anfangen muss, etwas zu ändern. Für mich war das halt ein Schock, sowas gesagt zu bekommen, weil ich nicht von einem Spiel ausging, sondern einfach davon, dass sie so handelt, weil sie mich mag, und nicht, weil es von mir (unbewusst) initiiert war. Ja, es ist auch eine gewisse Verletzung dabei, weil ich es eigentlich nicht schön finde für Menschen was zu tun, wenn man dazu "getrieben" wird, sondern es freiwillig macht. Für mich kam halt zum ersten mal der Eindruck, dass ich sie zwinge etwas für mich zu tun, und diesen Gedanken finde ich schrecklich, ich will sowas garnicht! Sagen wir mal so, mir wurde dadurch aufgezeigt, dass ich meine Lebensphilosophie eigentlich garnicht lebe, sondern selber das mache, was ich nicht für gut heisse.

@jenny
hattet ihr auch Stress miteinander? Was ist genau passiert, dass Du pausieren willst?
jenny1977 hat geschrieben:Auch ich kriege nicht das was ich mag
Ja, aber ich glaube, jeder von uns auf einer anderen Manier.

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jenny1977
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 23:43

Hallo Elena!

Ich hatte keinen Stress mit meiner Therapeutin. Es fällt mir nach wie vor schwer zu akzeptieren, das mir meine Therapeutin nicht mehr wie das,
was im Rahmen der Therapie möglich und verantwortungsvoll ist, geben kann. Sie hat es mir schon so oft erklärt, trotzdem ist meine
Erwartenshaltung an Sie zu groß. Mein erwachsenes Ich weiß das Sie Recht hat! Mein kindlicher Teil ist dickköpfig, stampft mit dem Fuß auf den
Boden und sagt: "Ich will aber das Frau xxx (Therapeutin) meine Mutter ist und nicht meine Ma". Nach wie vor habe ich mit dem Gedanken an
das Therapieende zu kämpfen. Wir haben es schon so oft besprochen, irgendwie mag ich da jetzt mal eine Pause haben, will aus dem Thema
mal raus.

Ich brauche Abstand. Will für ein paar Wochen mein Leben ohne Therapie gestalten und wieder ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist,
ohne Therapie zu leben, ohne mich ständig an meine Thera zu fixieren ect.
Langsam muss ich mal raffen, dass sie meine Therapeutin ist und nicht mehr; dass sie mich in meiner Therapie begleitet und unterstützt;
dass die Therapie ein zeitlich begrenzter Zustand sein sollte und irgendwann vorbei ist; das meine Gefühle wie z. B. "ich mag sie sooooo gern"
oder "ich fühle mich so wohl bei ihr" hauptsächlich durch ihre Botschaften ausgelöst werden und es nicht an ihrer privaten Person liegt, da
ich sie nicht persönlich kenne.

Das ganze Thema mit ihr ist für mich etwas aus dem Ruder gelaufen. Ich habe mich da in etwas verrannt, wo ich wieder raus kommen muss.
Ich muss an mir arbeiten. Für die verbleibende Zeit möchte ich andere Themen auf den Tisch bringen und besprechen können, die auch wichtig sind.
elena hat geschrieben:....sondern da ist eine Therapeutin, die mich sehr mag, und die gerne ganz viel für mich macht. Ich würde sagen, dass sie immer "mitgespielt" hat, und es hat mich schon immer angenehm berüht, ja auch erstaunt, dass sie sich auf bestimmte Dinge eingelassen hat. Es waren teilweise Dinge, bei denen ich selber schon dachte, wow, das ist eigentlich nicht mehr der Job einer Therapeutin.
Elena, GENAU DAS, was Du beschrieben hast, hat meine Thera mir letzte Stunde erklärt. Ist ja Zufall das Du das gerade anschneidest.
Dieses "mitspielen" und "auf bestimmte Dinge einlassen", also so genannte "Extras" die ich mir wünsche macht meine Thera nicht, weil sich der
Patient, in dem Fall ich, zum Schluss der Therapie hin, sehr wahrscheinlich verletzt und veralbert vorkommt. Mit "mitspielen", "auf
bestimmte Dinge einlassen" und "Extras" meine ich Dinge, die nicht Aufgaben einer Thera sind und über das professionelle Patienten-
Thera-Verhältnis hinausgehen. Vielleicht liegt es daran das Du verletzt bist?
Es ist nicht leicht,
Glück in sich selbst zu finden,
aber unmöglich,
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Agnes Repplier

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Thread-EröffnerIn
Elena
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Beitrag Sa., 11.06.2011, 08:58

Hi Jenny1977,
jenny1977 hat geschrieben:Das ganze Thema mit ihr ist für mich etwas aus dem Ruder gelaufen. Ich habe mich da in etwas verrannt, wo ich wieder raus kommen muss.
Ich muss an mir arbeiten. Für die verbleibende Zeit möchte ich andere Themen auf den Tisch bringen und besprechen können, die auch wichtig sind.
Das finde ich super, dass Du dies erkannt hast und auch das Ziel hast, Dich nicht mehr so extrem auf sie zu fixieren, sondern, dass Du durchaus andere Lebensthemen hast, die Dich beschäftigen! Aber versuche wirklich herauszufinden, warum Du Dich so extrem auf sie fixierst. Das hilft Dir auf jeden Fall, gerade, um zu eshen, wie Du in Zukunft an dieses Thema rangehen kannst, statt es wegzudrücken.
jenny1977 hat geschrieben:Dieses "mitspielen" und "auf bestimmte Dinge einlassen", also so genannte "Extras" die ich mir wünsche macht meine Thera nicht, weil sich der
Patient, in dem Fall ich, zum Schluss der Therapie hin, sehr wahrscheinlich verletzt und veralbert vorkommt.
jenny1977 hat geschrieben:Mit "mitspielen", "auf
bestimmte Dinge einlassen" und "Extras" meine ich Dinge, die nicht Aufgaben einer Thera sind und über das professionelle Patienten-
Thera-Verhältnis hinausgehen. Vielleicht liegt es daran das Du verletzt bist?
Ja, es ist einfach ein komisches Gefühl, wenn eine Therapeutin wie selbstverständlich viele Dinge macht, die über das normale Verhältnis hinausgehen und dann bekommt man aufeinmal erzählt, was ich für ein "Spiel" spiele. Andrerseits finde ich es gut, dass sie drauf eingestiegen ist, weil sie so meine Muster erkennen kann, mir auch ehrlich sagen kann, wie es für sie ankommt, damit ich diejenige bin, die eeeeeeeeeeeeeendlich mal was dran ändern kann. Ich denke, hätte sie nicht so "mitgespielt" und sich alles nur mit Abstand angeschaut, dann wäre sie garnicht in der Lage, die Situation richtig zu beurteilen. Auch wenn ich verletzt bin, so bin ich auf gewisse Art doch dankbar, weil ich eigentlich überhaupt keine Lust habe, auf der Stufe stehen zu bleiben, wieder mal eine tolle Ersatzmama gefunden zu haben, die ja so lieb zu mir ist, und von der ich alles bekomme, was ich damals als Kind vermisst habe. Diese Suche und angebliche Erfüllung habe ich schon so oft hinter mir, und nach dem ich dann immer und immer wieder mein Wolkenkuckucksheim verlassen musste und so unglücklich drüber war, habe ich auch das Verlangen verspürt, endlich aus diesem Fahrwasser raus zu kommen.
Vielleicht schaffe ich es diesmal, und wenn, dann ist sie trotzdem in meinem Herzen, auch wenn sie nicht mehr "mitspielt", so wünsche ich es mir zumindest.
Habe heute Nacht von ihr geträumt, dass sie mich angerufen und auf Band gesprochen hätte, dass sie noch ein Buch von mir hätte, mehr nicht.
Ich habe die Botschaft von ihr nicht verstanden, was sie mir damit sagen möchte, dachte aber, dies wäre ja ein Grund/Aufhänger, dass ich zu ihr kommen kann, um es abzuholen. War aber total verunsichert, weil es mitten in der Nacht war. Ich habe mich trotzdem unsicher auf den Weg zu ihr gemacht und hatte Angst, bei ihr zu klingeln, Gefühle haben sich abgewechselt, den ganzen Weg, den ich gegangen bin, einerseit Freude, sie zu sehen, andrerseits Angst, dass ich eine Grenze überschreite, nachts zu klingeln, dann Grübeln darüber, warum sie mir auf Band gesprochen hat, wollte sie, dass ich komme oder wollte sie mir einfach nur mitteilen, dass sie noch ein Buch hat? Ich bin an einem Spielplatz vorbeigekommen, und dachte, vielleicht wäre es besser, hier zu spielen, statt zu ihr zu gehen und war an den verschiedensten Turngeräten. Dies hat mir aber auf Dauer keinen Spaß mehr gemacht und ich dachte, ich gehe zu ihrer Wohnung, die in einem Hochhaus war.
Auf jeden Fall habe ich geklingelt, und bin sehr offen von ihr empfangen worden, ihr Mann war mit dabei, der auch super freundlich war. Er meinte, dass mich nicht vorstellen müsste, weil er wüsste, wer ich wäre, seine Frau hätte viel von mir erzählt und sie wären glücklich darüber, dass ich endlich hergekommen bin.

Was bedeutet der Traum in Euren Augen?

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Tristezza
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Beitrag Sa., 11.06.2011, 13:44

Ich sehe in dem Traum vor allem den Wunsch, dass sie dir Grenzüberschreitungen erlaubt, ja dich sogar dazu auffordert. Das Hinzukommen ihres Mannes, der dich erfreut empfängt, könnte bedeuten, dass du dich nicht nur nach einer Ersatzmutter, sondern einer Ersatzfamilie, einer Ersatzheimat sehnst.

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Bachblüte
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Beitrag Sa., 11.06.2011, 18:43

Liebe Elena,

ich bin hier im Forum eigentlich eher stille Mitleserin. Nun habe ich mir gerade sämtliche Seiten deines Threads durchgelesen und möchte nun doch mal schreiben; denn mir ist es in der vorletzten Sitzung sehr ähnlich ergangen ist wie dir!

Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Therapeutin, befinde mich jedoch ebenfalls in einer starken Übertragungssituation, die schon seit Jahren (ich bin seit fast vier Jahren bei ihr) besteht. Meine Therapeutin weiß davon und ich konnte da vor allem in den letzten 2 Jahren recht gut mit Leben. Wirklich bearbeiten konnten wir das allerdings noch nicht. Es wabert immer so nebenher (viell. weißt du, was ich meine?) Na, jedenfalls behindert es mich nicht, meine eigentlichen Therapiethemen zu bearbeiten.

In der vorletzten Stunde lief unser Gespräch irgendwie aus dem Ruder, das ich doch mit einem so gutem Gefühl begonnen hatte. Normalerweise können wir wunderbar miteinander arbeiten, doch war es eine Sache, von der ich wusste, dass ich Gefahr laufe, sie persönlich anzugreifen. Ich bekam, je länger wir darüber sprachen, immer mehr das Gefühl, dass ich dem Gespräch nicht mehr gewachsen bin. Ich wünschte irgendwann, ich hätte gar nicht erst mit dem Thema angefangen (worum es ging, soll hier Nebensache bleiben...), denn sie reagierte persönlich berührt und mir schwammen immer mehr meine Felle weg.

Wenn ich mich in einer Sitzung in die Enge getrieben fühle, baue ich irgendwie eine Blockade auf und kann nicht mehr klar denken (das hatte ich als Kind ständig!). Irgendwann spürte ich nur noch eine maßlose Wut in mir aufsteigen, weil meine Th. die besseren Argumente zu haben schien. Sie konnte mich allerdings überhaupt nicht mehr erreichen. Schließlich schwiegen wir uns an und sie schaute etwas angefressen zum Fenster hinaus....

Das war so ein Moment, wo ich wieder das Gefühl hatte, mir wird der Boden unter den Füßen weg gezogen, ich kenne solche Situationen aus meiner Kindheit zuhauf und die wiederholen sich immer auch wieder in meiner Therapie, wenngleich nicht so arg). Aus verschiedenen Gründen wurde ich so wütend, dass mir schließlich, fast am Ende der Stunde eine Sicherung durchbrannte, ich abrupt aufstand und mit den Worten, ich würde jetzt lieber sofort gehen, wütend ohne Abschiedsworte aus dem Zimmer stürmte.

So etwas war mir bislang noch nicht passiert, und obwohl wir das danach noch klären konnten (sie kam mir hinterher), hatte ich danach zu Hause das entsetzliche Gefühl, dass ich zu weit gegangen war.

Ich könnte jetzt noch beschreiben, wie es weiter ging, aber fürs erste soll das mal reichen...

Ich möchte dir gerne mitteilen, dass ich deine Gefühle absolut nachvollziehen kann. Meine Therapeutin ist immer sehr wohlwollend und warmherzig... Deshalb war ich im Nachhinein und auch während der Sitzung ehrlich bestürzt, weil sie ziemlich ärgerlich reagierte und ich nicht mehr wusste, wie wir die Kurve kriegen. Ich hatte zudem das Gefühl, dass ich ihr sogar mit Absicht wehtun wollte (wieder eine mir bekannte Situation aus der Kindheit)...

Nun habe ich Sorge, dass ich irgendwas zwischen uns kaputt gemacht habe und diesen Gedanken finde ich fast unerträglich!

Ich verstehe dich also sehr gut und es tat gut deine Geschichte zu lesen, liebe Elena

Liebe Grüße, Bachblüte

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Flowerbomb
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Beitrag Sa., 11.06.2011, 19:01

Bachblüte hat geschrieben:Liebe Elena,

doch war es eine Sache, von der ich wusste, dass ich Gefahr laufe, sie persönlich anzugreifen. Ich bekam, je länger wir darüber sprachen, immer mehr das Gefühl, dass ich dem Gespräch nicht mehr gewachsen bin. Ich wünschte irgendwann, ich hätte gar nicht erst mit dem Thema angefangen (worum es ging, soll hier Nebensache bleiben...), denn sie reagierte persönlich berührt und mir schwammen immer mehr meine Felle weg.

, ich abrupt aufstand und mit den Worten, ich würde jetzt lieber sofort gehen, wütend ohne Abschiedsworte aus dem Zimmer stürmte.

So etwas war mir bislang noch nicht passiert, und obwohl wir das danach noch klären konnten (sie kam mir hinterher), hatte ich danach zu Hause das entsetzliche Gefühl, dass ich zu weit gegangen war.

woher wusstest du, dass du sie persönlich angreifen würdest? erzählt sie dir private dinge von sich?
ich glaube nicht, dass du zu weit gegangen bist, das zeigt sich schon daran, dass sie dir hinterhergelaufen ist. von genau der situation, wütend zu gehen ohne abschiedsworte hab ich kürzlich geträumt, ganz komisch. im traum ist sie mir dann auch hinterhergegangen und das hätte ich mir auch so gewünscht. finde ich super, dass deine das gemacht hat. das zeigt ja, dass du ihr wichtig bist.bei meiner wäre ich mir da nicht so sicher bzw. das würden soviele sicherlich nicht machen.therapien sind ja manchmal auch extremsituationen, ich glaube nicht, dass sie dir das übel nimmt. eigentlich was positives, wenn es starke emotionen gibt. aber ich kann dich verstehen, ich hätte es wohl auch so gemacht, wenn ich wütend gewesen wäre und ich das gefühl hätte, nicht mehr weiter zu kommen im gespräch

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Bachblüte
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Beitrag Sa., 11.06.2011, 20:45

@flowerbomb:
Ich denke, obgleich sie mir nachgekommen ist, könnte sie doch trotzdem verletzt gewesen sein. Meinst du nicht?

Dass es gerade nicht so gut zwischen uns läuft (so empfinde ICH das zumindest), hängt mir irgendwie nach... In der nachfolgenden Stunde haben wir natürlich darüber geredet. Ich war immer noch zutiefst bestürzt, und meine Therapeutin äußerte dann ganz klar ihr Bedauern darüber, dass ich nach unserer jahrelangen vertrauensvollen Zusammenarbeit noch immer so misstrauisch ihr gegenüber sei. "Das ist doch schade, nicht?" fragte sie mich und dabei sah sie traurig aus.

Ich fühle mich so schuldig, weil sie mir nie wirklich einen Anlas für Misstrauen gegeben hat. Sie ist sehr ehrlich und das hat sie mir auch immer versichert. Ich weiß (und ich hoffe, ihr ist das bewusst), dass das ein grundlegenes Problem bei mir ist... dennoch fürchte ich, dass sie es eben doch perönlich genommen hat.

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Flowerbomb
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Beitrag Sa., 11.06.2011, 20:54

Bachblüte hat geschrieben:@flowerbomb:
Ich denke, obgleich sie mir nachgekommen ist, könnte sie doch trotzdem verletzt gewesen sein. Meinst du nicht?

Dass es gerade nicht so gut zwischen uns läuft (so empfinde ICH das zumindest), hängt mir irgendwie nach... In der nachfolgenden Stunde haben wir natürlich darüber geredet. Ich war immer noch zutiefst bestürzt, und meine Therapeutin äußerte dann ganz klar ihr Bedauern darüber, dass ich nach unserer jahrelangen vertrauensvollen Zusammenarbeit noch immer so misstrauisch ihr gegenüber sei. "Das ist doch schade, nicht?" fragte sie mich und dabei sah sie traurig aus.

Ich fühle mich so schuldig, weil sie mir nie wirklich einen Anlas für Misstrauen gegeben hat. Sie ist sehr ehrlich und das hat sie mir auch immer versichert. Ich weiß (und ich hoffe, ihr ist das bewusst), dass das ein grundlegenes Problem bei mir ist... dennoch fürchte ich, dass sie es eben doch perönlich genommen hat.
ja, okay, das klingt schon ein bisschen nach verletzt sein. verletzt, aber jetzt nicht sauer auf dich oder so. ah, es läuft generell nicht so gut, hast du das auch angesprochen oder woran machst du das fest? ja, das würde mich auch mitnehmen, kann ich verstehen. und wie äussert sich dein misstrauen ihr gegenüber. schön, dass sie das so berührt aber eigentlich, sowas würd ich bei meiner auch gern mal sehen. und wenn das misstrauen ein grundlegendes problem ist bei dir, dann weiß deine thera das ja auch und nimmt es vielleicht nicht zu persönlich. es ist auch in ordnung, mal was persönlich zu nehmen, ist dir sicher auch schon passiert. du hast jetzt nichts total verletzendes gesagt oder getan, klingt zumindest so, deshalb denk ich, brauchst du dir nicht allzu viele gedanken machen. was sich die alles anhören müssen von manchen patienten, denke dagegen war das nix

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