Kelpie hat geschrieben:
EDIT: Liebe Euphoria, im Verlauf dieses Jahres habe ich auch eine Beratung für Menschen mit unüblicher Sexualität aufgesucht. JA, ich verstehe Sm - wahrscheinlich besser als du, von wegen naturwissenschaftlichem Hintergrundwissen. Und ja, für mich es eine sehr, sehr gute Ergänzung meines Lebens geworden, die sich auch in beruflichem Weiterkommen ausgedrückt hat.
Nein, ich möchte es nicht hinter mir lassen. Ich werde mir doch nichts wegnehmen. Es gibt kein "Ganz sein" im Leben, sondern nur ein ständiges Wachsen. Ein Baum läßt nicht den Keimling hinter sich, sondern der Keimling bleibt in seinem Innersten und ist Teil des Baums.
Tut mir leid, Euphoria, du kannst SM nicht abstreifen und "ganz" werden, denn es ist ein Teil dessen, was du bist.
Ich weiß ja nicht, wie du das hältst, aber BEVOR ich mich nackt genug zeige, dass z.B. Spanking überhaupt möglich ist, habe ich bereits eine liebevolle Beziehung aufgebaut.
Und wenn es nicht geht, dass wir warten, bis ICH mich wohlfühle, dann werden wir nie zum Spielen kommen.
Ich glaube, es gibt nicht bessere oder schlechtere Weisen etwas zu verstehen, nur unterschiedliche Zugänge und Herangehensweisen. Natürlich kann man ganz sein, sich heil fühlen, das ist mein Alltag. Nur weil du es für dich nicht so erlebst, bedeutet es nicht gleich, dass es so etwas nicht gibt. Ich war viele Jahre auf der BDSM-Schiene und bin sehr weit gegangen, jedoch geschah es in einer wunderbaren Liebesbeziehung, also mit dem einzigen Mann, mit dem ich so weit gehen konnte, weil ich ihm vertraut habe und er mir nie das Gefühl gegeben hat, dass ich sozusagen "ein Objekt" für ihn bin, mit der einfach nur mal seine Phantasien ausleben möchte.
Genau derselbe Mann hat eines Tages zu mir gesagt: ich liebe dich so sehr, ich möchte dir nie mehr weh tun. Und das hat etwas tief innen in mir ausgelöst und berührt, von dem ich vorher gar nicht gewusst habe, dass es existiert. Und das war im Grunde der einzig richtige Satz, der Satz, auf den mein Herz gewartet hat. Der Satz, den ich gebraucht habe, um zu erkennen, was Liebe im schönsten Sinn bedeutet.
Und dann hat es nochmal mehrere Jahre gedauert, verbunden mit Hochs und Tiefs und auch einer Zeit, wo die Phantasien vehement zurückkamen (jedoch fiel diese Zeit halt auch in eine Phase, wo wir insgesamt eine schwere Zeit zusammen hatten), um für mich das alles zu verstehen und zu analysieren, was gewesen ist, was es aus mir gemacht hat und wer ich nun, nachdem ich BDSM nicht mehr praktziere, werde. Und von diesem Punkt aus, an dem ich mich jetzt finde, wo ich beides kenne und beides ausgelebt habe, weiß ich ganz genau, was mich letztlich nur noch mehr beschädigt hat und was ganz gemacht hat.
Aber es gibt natürlich Menschen, die immer in Beziehungen bleiben müssen, wo sie auf die eine oder andere Weise Schmerz und Verletzungen erfahren, um sich spüren zu können und sie meinen dann auch noch, dass das Liebe ist. Für mich ist es absolut kein Verlust, dass ich das nicht mehr will und vor allem auch nicht mehr brauche, um mich zu spüren.
Und es stimmt, was du geschrieben hast, BDSM wird immer ein Teil von mir sein, genauso wie der Mißbrauch, aber ich lebe ja nicht in der Vergangenheit und meine Gegenwart und meine Zukunft sind der Liebe gewidmet und ich weiß jetzt, dass ich gut auf mich aufpassen und mich schützen werde, weil ich mich liebe.