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Do., 17.02.2011, 12:50
Der Sinn eines Widerstandes ist, einen Aufwand zu erschaffen, der so groß wird, dass es "einfacher" ist, die kritisierten Strukturen zu verändern, statt sie trotzdem durchzuziehen. Wenn die Menschen bei der kleinsten Aufforderung, den Platz zu Räumen, nach Hause gehen, dann nerven sie nicht, machen keinen Druck - und es verändert sich nichts. Vielleicht, mit ein bisschen Glück, gibts eine Presseaussendung mit "Wir haben Euren Wunsch gehört, nun könnts wieder still sein." Würde es tatsächlich reichen, den Wunsch zu deponieren, würden Protestbriefe reichen und keiner bräuchte je eine Demonstration besuchen, Transparente aufhängen, durch Megafone schreien. Ein Email reicht. Das wäre energiesparend und bequem. Wenn man so etwas ändern könnte, dann bräuchte man auch keine Polizei... man könnte wirklich sehr Sparsam funktionieren.
Nur. Das reicht eben leider nicht, wie wir sehen, und weil es nicht reicht, Mächtige lieb um etwas zu bitten, hat sich die Widerstandsbewegung entwickelt, die sich stets von anderen Widerstandsbewegungen Strategien holt. Wenn es hilft, zu tausenden auf die Straße zu gehen, dann wird das eben gemacht.
Das weiß auch die Gegenseite. Und das weiß auch die Polizei (die nicht zur Gegenseite gehört). Was könnte Menschen dazu bringen, NICHT zu tausenden auf die Straße zu gehen? Richtig! Man kriminalisiert sie. Man schaut darauf, dass Gewalt entsteht. Gewalt lehnen viele Menschen ab. Die Leute die das in der Presse verfolgen fühlen weniger solidarität, die Menschen die auf die Demos wollen, schrecken zurück. Somit sind die Menschen die Gewalt in die Demos bringen, die Handlanger der Gegenseite. Ob sie nun bewusst dafür bezahlt werden, eingeschleust, oder einfach nur sehr dumme kurzsichtige, zornige Menschen, die einfach die Folge ihrer Taten nicht behirnen, ist einerlei. Denn die Konsequenz auf lange Sicht ist, dass das Eingreifen der Polizei gesetzlich verschärft wird. Und dann haben wir genau das: Dann können Menschen schon nur deswegen Gewalt erfahren, weil sie nicht den Platz räumen, völlig egal wie friedlich sie dabei sind. Damit wird die Grundlegende Widerstandsbewegung zerstört - oder aber - eskaliert. Weil wenn der Widerstand nicht mehr durch tausende friedliche Demonstranten erfolgen darf, wenn der friedliche Druck nicht mehr ausgeführt werden darf, ratet einmal, was passieren wird. Denkt ihr, die Widerstandskämpfer sagen "Na dann eben nicht." und lassen es für immer sein? Der Widerstand wird sich verändern, und ob er dann noch friedlich bleibt?
Und wer sich nun gegen Widerstand ausspricht, sollte wissen, dass all seine Freiheit das Ergebnis von Widerstand gegen Mächtige war. Menschen müssen immer und immer wieder gegen die Macht kämpfen, da Macht eine Sucht ist die immer mehr will. Und schon mehrmals hat die Geschichte gezeigt, wohin das führt. Ebenso aber hat die Geschichte gezeigt, dass, wenn Macht überstrapaziert wird, eine Eskalation beginnt, sie zu zerschlagen. Das beobachten wir überall auf der Welt zu verschiedenen Zeiten. Dem Widerstand verdanken wir ausserdem, dass die Umwelt noch nicht Ganz so zerstört ist, wie sie sein könnte. Weil es nicht Firmen waren, die von selber sagten: oh, wir betreiben nun einfach 20% mehr Aufwand, um die Umwelt zu schützen. Das war Druck von Menschen. Das war Widerstand. Und derzeit wird Widerstand kriminalisiert, weil die Macht wiedermal immer stärker wird, ihr Suchtfeld ausdehnt. Das Ende einer solchen Entwicklung konnten wir vielfach beobachten.
Die Polizei ist eben an ihre Auftraggeber gebunden. Und die stehen auf der Seite der Macht. Sie sind nicht zwangsläufig derselben Meinung wie die Auftraggeber (wobei das aus loyalitätsgründen hilft) sondern bekommen halt einfach Geld dafür. Übrigends, wenn mehr Polizei gebraucht wird, ist auch mehr Geld drin. Also ein gewisses Interesse ist sicher auch da drin. Neue Panzervorrichtungen bei Budgetverhandlungen durchsetzen, braucht auch Anwendungsgebiete... trallala
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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