Denkt ihr über den Tod nach?

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.

Tipi tipi hoe
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Beitrag So., 09.01.2011, 10:26

@Nico - was meinst Du mit dieser Frage, "was kannst du denn in Deiner Patientenverfügung erreichen um die gegen Schmerzen zu schützen?"

lG tipi
Es ist besser, das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wach halten zu lassen, was du getan hast.
(Afrikanisches Sprichwort)

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Nico
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Beitrag So., 09.01.2011, 10:40

Rosenrot hat mir gestern eine ganz ähnliche Frage gestellt und jetzt würde mich interessieren, ob und in welcher Form sie da etwas in ihrer Patientenverfügung stehen hat.
Mir persönlich ist es ja völlig wurscht wenn sie mich in meinen letzten Tagen mit Morphium vollpumpen, wovor soll ich Angst haben, dass ich süchtig werde?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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estelle
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Beitrag So., 09.01.2011, 11:01

Nico hat geschrieben:letzten Tagen mit Morphium vollpumpen,
"Vollgepumpt" wirst du dort wohl nicht werden, das muß vorsichtig dosiert werden,

und dann bekommst du auch nur was gegen Schmerzen, wenn du das auch haben willst und auf
ärztlicher Anordnung.


Tipi tipi hoe
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Beitrag So., 09.01.2011, 11:02

Aha, ok! Ich habe nämlich auch drinnen, dass ich mir eine wirkungsvolle Schmerzlinderung vorstelle, auch wenn eine Lebensverkürzung damit nicht auszuschließen ist.
lG Tipi
Es ist besser, das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wach halten zu lassen, was du getan hast.
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estelle
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Beitrag So., 09.01.2011, 11:05

Wie das ist wenn das in einer Patientenverfügung vorher schon festgelegt ist weiß ich allerdings
nicht.
Wenn da drinsteht:der Patient soll sich nicht quälen und bei Schmerzen darf er entsprechende
Schmerzmedikamente haben wird man sich auch daran halten.

Wobei ich es auch ohne Patientenverfügung für selbstverständlich halte, dass bei Schmerzen
Schmerzmedikamente gegeben werden, das wird einem wohl niemand verweigern, das wäre
ja unmenschlich, und wenn sich niemand mehr verständigen kann merkt man das ja auch ob
da jemand im Bett liegt und sich vor Schmerzen krümmt,da gehe ich mal von aus.


Gast
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Beitrag So., 09.01.2011, 14:49

Hallo Tipi Tipi Hoe

ja, ich nehme Schmerzmedis. Dauerhaft.
Empfehlen kann ich da nichts, da jeder individuell auf Medis anspricht. Auch gibt es viele unterschiedliche Arten von Schmerz. Danach richtet sich das procedere.
Klar ist, auch nicht nur aus meiner Erfahrung: man muss oft viel probieren, um eine optimale Einstellung der Medis zu erreichen. Das ist mit Rückschlägen, Nebenwirkungen etc verbunden

Hallo Nico

vor Schmerz schützen kann man sich nicht. Man kann ihn eindämmen, unterdrücken

Ich unterscheide für mich da zwei Zustände

Der eine ist der jetzige. Lebensprozess.

Ich will so wenig Schmerzen wie irgendmöglich, aber soviel 'klare Birne' wie ohne Medikation.
Und natürlich sich in Grenzen haltende Nebenwirkungen.

Das hat (bei mir und vielen, die ich aus den Schmerzkliniken, Rehas und so gesprochen habe) zur Folge, dass ein Leben ohne Schmerz fast nicht stattfindet.
Ich könnte mich auch zudröhnen, hätte keine Schmerzen mehr, aber auch kein für mich annehmbares erleben

Der andere Zustand ist der, den ich in der Patientenverfügung festgelegt habe (unmittelbarer Sterbeprozess, unheilbar im Endstadium und so)

Ich habe in der Verfügung folgenden Satz unter dem Punkt
Schmerztherapie festgelegt

Im Falle des Eintritts der in der Präambel genannten Situationen erwarte und wünsche ich eine umfassende, fachgerechte Schmerz und Symptomtherapie ohne Rücksicht auf Nebenwirkungen

Ergänzend unter dem Punkt Antibiotika:
...nur zur Linderung der Schmerzsymptomatik...

Zusammengefasst: im Leben das Leben so normal wie es geht, nicht zugedröhnt, im sterben so zugedröhnt, dass ich nix mehr merke

Hi Violetta



"Vollgepumpt" wirst du dort wohl nicht werden, das muß vorsichtig dosiert werden,
Doch. Ich war, wie erwähnt, in Kliniken in denen Palliativstationen in Fachübergreifender Behandlung mit Schmerztherapie üblich sind.
Dort wurde man so weit zugedröhnt, vollgepumpt wie es nötig ist, um keine Schmerzen zu haben.

Palliativmedizin ist die Abteilung, in der es keine kurative Medizin mehr , keine Heilung gibt oder Erhalt der Funktionen gibt, sondern die Behandlung der Symptomatik zur Beherrschung von Schmerz etc.

Dort fand ich den Einsatz von Morphin mehr als berechtigt und auch wenn es (persönlich) schlimm war den Verfall binnen weniger Tage von manchen zu sehen...Schmerzen hatte keiner erleiden müssen.
So sehr ich Morphin im Lebensprozess ablehne, so sehr befürworte ich es, wenn das Ende (fast) da ist.
Es war großartig, dass dort z.B. ein Mann Mittags im Rollstuhl (tags zuvor lief er noch ein wenig) eine Zigarette rauchte. Er erblindete zunächst und die Schwestern hielten die Zigarette am Abend.
Am Morgen roch es direkt auf der Station nach Rauch. Er war verstorben, durfte aber, quasi als allerletztes, seine Zigarette haben.
Das ging natürlich nur, weil er keine Schmerzen hatte.
Und: weil Schwestern, Ärzte, Pfleger, alle ihm die Würde gelassen haben, nicht bei jeder ausfallenden Funktion an einen weiteren Apparat angeschlossen zu werden.

Rosenrot

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estelle
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Beitrag So., 09.01.2011, 15:49

Rosenrot hat geschrieben:Dort wurde man so weit zugedröhnt, vollgepumpt wie es nötig ist, um keine Schmerzen zu haben.
Das ist ja auch ein Rauschgift, trotzdem wird es da Höchstdosen geben, die man nicht überschreiten
darf.

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estelle
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Beitrag So., 09.01.2011, 23:27

Im Falle von Wiederbelebung ist man ja erstmal klinisch tot
[/quote]

Ich muß das mal eben verbessern, das ist so nicht ganz richtig.

Also, wenn die Atmung und der Herzschlag aussetzen ist man natürlich noch nicht hirntot.

Erst wenn man nicht schnell genug wiederbelebt wird, tritt ein Sauerstoffmangel im Gehirn ein,
welches zu einem Hirntod führt. Deswegen ist ja auch schnellstmöglichste Reanimation wichtig.

Schlägt das fehl tritt nach Aussetzen von Atmung und Herzschlag der klinische Hirntod ein.
Danach sterben erst alle anderen Organe ab. Der Sterbeprozeß ist eigentlich erst abgeschlossen
wenn alle Organe abgestorben sind.

Deswegen ist auch eine Organentnahme aus ethischen Gründen doch sehr fragwürdig, da ja dann der Sterbeprozeß
auf dem Operationstisch endet und der Patient ja so nicht in Ruhe sterben kann.


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Beitrag So., 09.01.2011, 23:41

Hi Violetta

klar sterben die Organe 'erst' nach dem Hirntod. Deshalb müssen die (für mich) bis zur Entnahme in Funktion gehalten werden.

Tot wäre ich ja eh. Maschinen könnten meine Organ-Funktionen erhalten bis...ja bis wann denn?
Für mich eben bis zur Spende. Danach ist Ende im Rosenrot Gelände.

Rosenrot

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estelle
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Beitrag So., 09.01.2011, 23:47

Rosenrot hat geschrieben:ja bis wann denn?
Hab gerade gelesen, dass es für jedes Organ einen bestimmten Zeitraum gibt wo es sogar wieder in Gang gebracht werden kann, vielleicht finde ich das noch wieder,ich schau mal nach.

Also es gibt für jedes Organ einen individuellen Zeitraum, das es wieder funktioniert, wenn die Versorgung
mit Sauerstoff und Nährstoffen wieder aufgenommen wird, wielange steht hier nicht.

Aber mach dir nicht zu viele Gedanken Rosenrot, ich wünsche dir,dass deine Krankheit nie ausbricht.

Liebe Grüße,
Violetta.

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Hamna
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 02:02

und der Patient ja so nicht in Ruhe sterben kann
Aber ob der das noch merkt? Wenn man eh schon Hirntod ist, dann ist es doch eh egal, oder? Nur so ein Gedanke von mir. Merke ich das noch, ob ich "in Ruhe" sterbe oder nicht?

Ich weiß eigentlich viel zu wenig über solche Dinge, um eine Patientenverfügung zu erstellen. Dann überlasse ich wirklich lieber den Fachleuten die Entscheidungen bzw. meine Familie weiß ja, dass ich im Falle der Möglichkeit Organe spenden will, ohne Einschränkungen. Ich habe ehrlich gesagt auch großes Vertrauen in die Mediziner. Verstehen viele nicht, aber das ist so ein Urvertrauen bei mir.

Die Geschichte von Else über ihren Bruder hat mich erst nachdenklich gemacht, aber wenn ich dann lese "Intellekt eingebüßt" - es gibt Umstände, unter denen ich ganz klar und eindeutig nicht weiterleben wollen würde. Auch darüber weiß meine Familie Bescheid. Darum auch die Ablehnung von Spenderorganen, das ist z. B. so ein Umstand für mich. Auch das verstehen viele nicht.

Nächtliche Grüße von (der abermals schlaflosen) Rilke

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Thread-EröffnerIn
Fiasei
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 07:28

@ Rilke
Hut ab vor deinem Vertrauen
Manchmal vermögen 1000 Worte es nicht wieder gut zu machen, was ein einziges unbedachtes Wort zerstört hat

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estelle
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 07:52

Rilke hat geschrieben: Aber ob der das noch merkt? Wenn man eh schon Hirntod ist, dann ist es doch eh egal, oder? Nur so ein Gedanke von mir. Merke ich das noch, ob ich "in Ruhe" sterbe oder nicht?
Organentnahme heißt bei "lebendigem Leibe":

http://igelin.blog.de/2010/10/09/organs ... s-9565130/

http://www.initiative-kao.de/Sicht_eine ... erigen.htm

Das Hirn ist tot, aber deine Seele?


Gast
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 09:28

Guten Morgen Violetta
Das Hirn ist tot, aber deine Seele?
Wenn dieses Seele genannte existiert (so wie Gläubige unterschiedlicher Religionen das eben auslegen), dann lebt 'es' eh eigenständig weiter. Ob in Himmel oder Hölle. Seele braucht ja keine Hülle laut Theorien der Gläubigen.

Alors, gäbe es das, würde es prima ohne Rosenrot hülle und Hirnfunktion existieren.

Ich glaube Vio, das ist einfach etwas, was nicht diskutiert werden kann im Sinne von überzeugen. Der eine glaubt an etwas, z.B . an Seele. Der nächste meint, Tod ist tot. Ende.

Was die Funktion von versagenden Organen betrifft: klaro kann die Apparatemedizin diese am laufen halten. Da liegt dann eine Hülle, ein Körper in einem Bett rum, wie ein technisches Objekt, welches über diverse Mechanik/ Technik einen Motor laufen lässt.

Das ist, sorry den Vergleich, wie ein Elektrogegenstand, dessen Stromzufuhr im Eimer ist, aber die (z.B.) Klappe vom CD Deck geht noch auf und die Lampe am Regler funzt auch noch. Nur der Strom um das Ding zum laufen zu bringen, kommt nicht an wo er soll.

Horrorszenarien von bei Lebenden entnommenen Organen sind Horrorszenarien. Urängste von Menschen, die aber zu respektieren sind. Also die Ängste, aber sachlich argumentativ sind solche 'stories' nicht.
Natürlich muss dem noch maschinell am Leben gehaltenen Körper ein Organ entnommen werden, DAMIT das Organ weiterfunktionieren kann bis der, der es braucht, es auch funtionierend bekommt.
Das Hirn ist aber tot und ich kann Rilke in dieser Aussage zu 100 Prozent zustimmen:
- es gibt Umstände, unter denen ich ganz klar und eindeutig nicht weiterleben wollen würde.
Diese Umstände bestimmt jeder für sich (sofern er sie bestimmt ob des Tabuthemas. Die Mehrheit überlässt Angehörigen diese schlimmste und schwerste aller Entscheidungen. Es sei denn, man spricht wie Rilke deutlich mit den Liebsten über seine Wünsche)
Ich bestimme eben für mich: Hirntod ist für mich tot. Und ich bestimme deutlich dargestellt in der Verfügung, welche weiteren Umstände für mich mein Leben (Achtung: nicht ein...sondern MEIN) unlebenswert machen.



Rosenrot

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Kisuke
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 10:17

auch mit 17 denke ich jeden Tag über den Tod nach, weil ich seit einiger zeit suizid gefährdet bin. Aber naja töten will ich mich nicht.... Naja was mich interressiert ist was danach passiert ob es besser oder schlechter wird
Katoon Goukakyuu no jutsu
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