Arm und Reich illegal?

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.

yuna
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Beitrag Di., 14.09.2010, 13:03

Es kommt auch immer darauf an wofür man spendet. Wenn ich mir sicher sein kann, dass die Spende ankommt, dann tue ich das gern.
Meine Schulklasse z.B. macht jedes Jahr Weihnachten bei "Weihnachten im Schuhkarton". Das ist eine Aktion, bei der man nützliche Dinge in einem Karton nach Armenien schicken kann, den dann ein Kind erhält. Ich finde, dass es eine tolle Sache ist. Wir haben ein Video gesehen, bei dem gezeigt wurde, wie die Kids die Schuhkartons erhalten.

Würde ich jedoch einen Bettler in meiner Stadt sehen, würde ich ihm nichts geben. Das Geld wird sowieso für die nächste Schnapsflasche investiert.

Ich wünschte sowieso, dass mehr Transparenz in diesem Bereich vorhanden wäre und dass man die Gelegenheit bekäme zu überprüfen, ob die Spende wirklich angekommen ist.

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sontofu
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Beitrag Di., 14.09.2010, 23:50

man kann auch für einen bettler eben zur pommesbude gehen und ihm was leckeres holen ... wenn er das dann nicht will, ist der fall klar, kann man dann aber auch noch selber essen ...

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Rezna
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Beitrag Mi., 15.09.2010, 19:10

Ich kann mir sicher sein, dass eine Spende ankommt, wenn ich sie betreffender Person in die Hand drücke. WAS dieser Person hilft, maße ich mir aber nicht an, zu beurteilen. Wenn das harte Leben auf der Straße momentan unvermeidlich ist, und Alkohol es erträglicher macht, wer wäre ich, das zu maßregeln????
Und wenn ich paranoid genug bin, Angst um das Geld zu haben, das ich verschenke - in einer vorgeblich guten Tat - kann ich immer noch Essen und Trinken verschenken.

Menschen, die aufgrund der Unfähigkeit des Staates, für sein Volk zu sorgen (und er hat sich eben nicht nur um die Starken und Erfolgreichen zu sorgen - sonst bräuchte man den Staat nicht) in Armut gelangen, sind ein Mahnmal dafür, dass der Staat seine Aufgabe nicht gut macht. Zu Spenden verstellt dieses Zeichen, schönt, versteckt, relativiert, bagatellisiert und der Staat kann so tun als wäre er fähig. Eine gefährliche Illusion. Denn dadurch wachsen die Missstände eben verdeckt weiter, und die Armut wird eben unter vorgehaltener Hand größer. Irgendwann kippt es sowieso, Spenden verzögern das. Hier spenden Menschen, die selber zuwenig haben und eines Tages auf Spenen jener angewiesen sind, die ETWAS mehr haben, bis diese auch zuwenig haben.... das Problem wird nur verschleiert und verschoben, nicht aber gelöst. An der Revolution führt kein Weg vorbei. Das zeigte die Vergangenheit jedes Staates, überall auf der Welt. Wir sind davon nicht weiter entfernt, als jeder Mensch zu jeder Zeit an jedem Ort der Welt. Da helfen Lügen in Form geborgten Wohlstands auch nicht viel.
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sontofu
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Beitrag Mi., 15.09.2010, 19:29

eigentlich liegt die offensichtlichkeit, wo der staat seine unfähigkeit zeigt, doch schon an dem punkt, wo jemand überhaupt obdachlos wird. ob jemand dann verhungert oder nicht, ist eine frage des spendens, also eine frage des verhaltens aller, und nicht der vom staat diktierten bedingungen.

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Rezna
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Beitrag Mi., 15.09.2010, 19:48

sontofu hat geschrieben:...also eine frage des verhaltens aller, und nicht der vom staat diktierten bedingungen.
"Alle" sind der Staat. Warum schließen wir uns in Staaten zusammen - könnte ja jeder leben und machen wie er will. Es ist eine Gemeinschaft zum Überlebensschutze aller im Staat Befindlichen. Gelingt das nicht, hat der Staat - also wir - versagt. Wir - also der Staat - muss dann etwas tun. Spenden unterstützt quasi die Selbstlüge - oder besser - wer spendet hat den Staat und die Gemeinschaft bereits aufgegeben.
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Proge
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Beitrag Do., 16.09.2010, 20:43

Wie hier schon mehrfach erwähnt, gibt es viele Möglichkeiten in Armut zu verfallen. Und ja, auch in unseren Industrienationen wird die Schere weiter aufklappen, soviel steht unbestreitbar fest.

Zu einer grossen Revolution wird es dennoch niemals kommen. In keiner mir bekannten Demokratie gab es jemals eine Revolution. In Monarchien, Diktaturen, sozialistischen Systemen, theokratischen Systemen, Despotien, Xenokratien... in all jenen gab es gewaltsame Revolutionen, welche einen Wechsel in der Führungsschicht bewirkten.
Doch in einer Demokratie gibt es dergleichen nicht. Das Volk erklärt sich bereit, seinen Willen mittels Wahlen seiner Vertreter, gelegentlicher Volksabstimmungen und 'kuscheligen' Demonstrationen kundzutun. Somit bleiben die Heugabeln in der Scheune und die Fakeln unangezündet.

@sontofu
Ursache der Armut ist nicht der grosse Wohlstand einer vergleichsweise kleinen Gruppe!
Dass dir dieser krasse Unterschied als krankhafte Perversion erscheint, kann wohl jeder gut nachempfinden. Doch gehst du fehl in der Folgerung, das eine würde das andere bedingen.
Unser aristotelisches, dualistisches Gegensatz-Denken ("schwarz/weiss"; "hoch/tief"; "reich/arm") verleitet schnell zu dergleichen Schlussfolgerungen.

Geld ist ein Form von Macht, doch mehr Geld für die Armen löst kein Armutsproblem - nirgendwo auf der Welt. Dieser Gedanke ist leider nur eine weitere "kafkaeske Illusion". Irgendwann ist das Geld wieder weg und auch das, was damit aufgebaut wurde.

Es gibt Spielregeln, die man lernen muss, um etwas zu verändern. Dass jeder, der "reich" ist, zu den Unmoralischen, den Bösen gehört, habe ich derzeit noch in keiner Spielanleitung lesen können.
I'm not here - I'm just your imagination!


yuna
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Beitrag Do., 16.09.2010, 21:04

eigentlich liegt die offensichtlichkeit, wo der staat seine unfähigkeit zeigt, doch schon an dem punkt, wo jemand überhaupt obdachlos wird.
Nun, jemand kann unverschuldet oder verschuldet obdachlos werden... jedoch sehe ich mich nicht in der Lage zu erkennen, wer unverschuldet in diese Lage geraten ist. Soll ich zu einem Bettler hingehen und erstmal sagen: "Hey, warum sitzt du hier? Ist es deine eigene Schuld, dass du auf der Straße gelandet bist oder nicht? Wenn nicht, dann bekommst du zu essen und zu trinken, wenn doch, dann gehe ich jetzt wieder."
Dann lass ich es lieber ganz.

Wie viele Menschen (beispielsweise in Deutschland) gibt es, die ein Leben auf der Straße wählen, weil es für sie einfacher erscheint, als jeden Tag zum Amt zu gehen oder sich um Arbeit zu bemühen. Ich habe da schon diverse Berichte im TV gesehen und dort haben eben solche Menschen genau das gesagt.
ob jemand dann verhungert oder nicht, ist eine frage des spendens, also eine frage des verhaltens aller, und nicht der vom staat diktierten bedingungen.
Ich dachte es liegt an der unterlassenen Hilfeleistung der Reichen, das war es doch, was du zu Beginn dieses Thread geschrieben hast. Nun sind es plötzlich alle? Das irritiert mich ein wenig.

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Affenzahn
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Beitrag Do., 16.09.2010, 21:52

Arta hat geschrieben:Spenden unterstützt quasi die Selbstlüge - oder besser - wer spendet hat den Staat und die Gemeinschaft bereits aufgegeben.
Das lag mir doch auf der Zunge.

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Rezna
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 00:14

yuna hat geschrieben:Ich habe da schon diverse Berichte im TV gesehen und dort haben eben solche Menschen genau das gesagt.
Rede mal direkt mit einem Obdachlosen. Oder mehreren.

Bist du schon einmal in die bürokratische Spirale gekommen, und das in einem Zustand der Lebenskrise (denn sonst kommt man eh kaum dahin)? Selbst für einen gesunden, starken Menschen ist es da schon eine Herausforderung sondergleichen. Jemand der geschwächt ist, hat keinen Nerv mehr dafür, er gibt auf und ja - dann ist es mitunter wirklich einfacher, die Straße zu wählen als von Behörden gedemütigt zu werden, die eigentlich helfen sollten. Hast du eine Vorstellung davon, wie schlecht es einem gehen muss, dass man es "schön" findet, Obdachlos zu sein? Wie sehr man bis zu diesem Punkt drangsaliert wurde und jede Hoffnung genommen wurde, dass Kämpfen lohnt?

Und Demokratien werden zu Scheindemokratien, dann kracht es.
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yuna
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 12:34

@ arta:

Es ist mir schon bewusst, dass diese Menschen es nicht schön finden auf der Straße zu leben. Aber diesen Weg freiwillig zu wählen, kann ich nicht verstehen. In meiner Stadt, sehe ich jedoch selten alte oder schwache Menschen auf der Straße. Hier sind es überwiegend Jugendliche, die doch eigentlich noch am Anfang ihres Lebens stehen. Es würde mich interessieren was da schief läuft in unserem Staat, dass Menschen ein Leben auf der Straße vorziehen.

Übrigens: Die Politiker haben ihre Diäten rückwirkend erhöht, ist das nicht "lustig"? Wieso erzählen die denn dann was von einem Sparpaket, wenn nicht jeder nicht mitzieht ist das ja vollkommen sinnlos. Nee, da fangen sie lieber beim kleinen Mann an zu sparen...


yuna
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 12:34

@ arta:

Es ist mir schon bewusst, dass diese Menschen es nicht schön finden auf der Straße zu leben. Aber diesen Weg freiwillig zu wählen, kann ich nicht verstehen. In meiner Stadt, sehe ich jedoch selten alte oder schwache Menschen auf der Straße. Hier sind es überwiegend Jugendliche, die doch eigentlich noch am Anfang ihres Lebens stehen. Es würde mich interessieren was da schief läuft in unserem Staat, dass Menschen ein Leben auf der Straße vorziehen.

Übrigens: Die Politiker haben ihre Diäten rückwirkend erhöht, ist das nicht "lustig"? Wieso erzählen die denn dann was von einem Sparpaket, wenn nicht jeder mitzieht ist das ja vollkommen sinnlos. Nee, da fangen sie lieber beim kleinen Mann an zu sparen...

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DRAGON_2012
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 12:55

Die Absurditaet Nr.1 auf dieser Welt, ist das Arm und Reich-Prinzip !!
Nichts ist Nichts - und Alles zugleich !


yuna
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 12:57

Würde jeder die gleichen Mittel besitzen, gäbe es keinen Fortschritt...

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DRAGON_2012
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 13:38

yuna hat geschrieben:Würde jeder die gleichen Mittel besitzen, gäbe es keinen Fortschritt...
Ist das Fortschritt, als einst eine koenigliche Auslandsoesterreicherin sagte :

"Das Volk will Brot - warum essen sie denn keinen Kuchen ??"
Nichts ist Nichts - und Alles zugleich !

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sontofu
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 14:01

man sollte es ermöglichen, ohne wohnung, allein durch den personalausweis ein girokonto besitzen zu können ...

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