Schweigen in Therapiesitzungen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Uhura
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 35

Beitrag Mi., 16.03.2011, 22:22

Mosaikbild hat geschrieben:Hallo,
... und diese Gesprächsanfänge sind so furchtbar und ich überlegt schon auf dem Weg zur Thera immer, wie ich denn anfangen soll. Bei mir ist IN der Stunde nämlich alles so weit weg. Ich überleg, dann eher, was er erwartet, schau die Bücher hinter ihm an, überlege, was ich überlegen könnte und so ein Mist. Aber dass mir mal meine Probleme oder so durch den Kopf gehen, kommt fast nie vor. Immer ein zwanghaftes Suchen nach einem Thema, was ich noch erzählen könnte.
Er schaut mich dann immer ganz erwartungsvoll an, wenn ich lange nichts sage, aber da ist in mir einfach nichts...oder ich überlege, was ich denn denken könnte -.-
Es macht mich wahnsinnig und leider hilft er mir da auch in keinster Weise raus mit nachfragen oder so. Manchmal werde ich wütend, weil ich mich alleingelassen und allein verantwortlich fühle.
OMG, das beschreibt exakt das was ich auch fühle.
Ich mach mir oft vorher Notizen (obwohl ich nicht "vorbereitet" in die Stunden gehen sollte) und plane regelrecht, wie ich den Einstieg in die Stunde gut schaffe, in der Hoffnung dass das Gespräch dann weiterfliesst - und wenn ich da bin ist nichts da, ich bin förmlich leergefegt.

Werbung

Benutzeravatar

Mosaikbild
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 27
Beiträge: 113

Beitrag Mi., 16.03.2011, 22:55

Hallo Rehaug,
meiner will mit den Büchern nichts sagen, aber er hat riesen Bücherregale da drin stehen, wo sicher Hunderte Bücher udn Lexika-Reihen stehen.
Ich zweifel oft auch an meinem...beruhigen tut er mich auch nie, allerdings gibt er auch nie Ratschläge oder so. Das ist in der Therapieform wohl wirklich nicht vorgesehen.
Ich bin auch ständig am zweifeln und hab das aber schon öfter angesprochen.....fast jede Stunde anfangs aber es kam immer nur "Ja das (also meine Zweifel) wird uns noch eine Weile beschäftigen"...na super^^

Uhura,
mir sagt er auch immer, soll ich soll mir nciht vorher nen Plan zurechtlegen, sondern reden, was mir in den Sinnkommt. Hab ich ihm aber schon gesagt, dass da mein Kopf einfach leer ist oder mit banalem beschäftigt ist. Ich hätte mir halt gewünscht, dass er mir da raushilft, aber er macht wikrlich nichts...muss ich wohl alleine hinbekommen

Liebe Grüße

Benutzeravatar

turbulent
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 71

Beitrag Fr., 18.03.2011, 08:13

was wäre so schlimm daran, erstmal was banales zu sagen?
Vielleicht braucht das auch seinen Raum?
Um dann den Kopf wieder mit den Problem zu füllen?

Lasst euch doch mal drauf ein, wirklich alles zu sagen, was grade im Kopf ist.
Und selbst wenn es "leer" ist, kann man dies verbalisieren.
Was soll schon groß passieren ?

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Mo., 23.05.2011, 22:05

...und wieder eine Stunde mit Schweigen verbracht.
Ich habe immer so viel, was ich gern sagen möchte - und traue mich oft nicht.
Ich freue mich auf die Stunde - und dann geht (fast) nix mehr.

Heute war es einfach nur schlimm...
Ich wollte noch einiges von letzter Stunde sagen - aber es ging mal wieder nicht.
Erst schweigen, dann werde ich über mich selbst sauer und enttäuscht, dann resigniere ich und bin verzweifelt, dass ich die Chance/die Stunde nicht genutzt habe, dann weiß ich, dass ich sowieso unzufrieden die Stunde verlassen werde, dann würde ich am liebsten sofort gehen, werde innerlich immer angespannter bis zum nicht mehr Aushalten - und dann mache ich völlig "dicht". Dann ist es eh aus.
Oft war das schon so.

Ich verstehe es nicht.... Ich fühle mich ao allein damit....
Meist gibt mir die Th. noch ein paar Sätze zum Abschluss mit auf den Weg, die ich dann später oft gut gebrauchen kann.
Heute nicht.
Ich habe mich so allein gelassen gefühlt in meiner schweigenden, verschlossenen Welt...
Ich habe diese hinhaltende Hand so vermisst...!!!!!
Nach der Stunde war ich nur noch tieftraurig....
Und komme bestimmt auch nächstes Mal wieder nicht dazu, genau dies mitzuteilen, obwohl ich es mir vornehme.
Wenn ich in der Stunde bin, kann ich nicht mehr so klar denken und reden.
Ich bin so traurig!
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Werbung

Benutzeravatar

Flowerbomb
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 21
Beiträge: 545

Beitrag Mo., 23.05.2011, 22:26

Tut mir Leid für dich..dieses allein gelassen fühlen kenn ich in der Therapiestunde auch..aber es wird immer besser,je besser,wir uns kennen..ich glaub manchmal wissen die einfach auch nicht,was man gerade braucht,vor allem wenn man nix sagt:-)oder es bestehen eben auch mal auf deren Seite Unsicherheiten..aber diese Anspannung kenn ich auch total..

Benutzeravatar

Flowerbomb
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 21
Beiträge: 545

Beitrag Mo., 23.05.2011, 22:29

Wobei es manchmal auch einfach schwer ist,von einem
Moment auf den anderen sich jemandem so zu öffnen,manchmal schau ich auf die Uhr und es sind noch 15min Zeit und sie fragt mich was und ich denke:wozu soll ich denn
jetzt noch ein Fass aufmachen,ist ja eh nicht Zeit,das alles zu besprechen

Benutzeravatar

agonie
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 10
Beiträge: 214

Beitrag Mo., 23.05.2011, 22:30

Heute war es einfach nur schlimm...
Ich wollte noch einiges von letzter Stunde sagen - aber es ging mal wieder nicht.
Erst schweigen, dann werde ich über mich selbst sauer und enttäuscht, dann resigniere ich und bin verzweifelt, dass ich die Chance/die Stunde nicht genutzt habe, dann weiß ich, dass ich sowieso unzufrieden die Stunde verlassen werde, dann würde ich am liebsten sofort gehen, werde innerlich immer angespannter bis zum nicht mehr Aushalten - und dann mache ich völlig "dicht". Dann ist es eh aus.
Oft war das schon so.
unglaublich, der text könnte ganz exakt von mir stammen !
ist oder war schweigen generell ein problem in deinem leben ? ich hatte als kind selektiven mutismus, konnte in bestimmten situationen also nicht sprechen obwohl ich wollte.
ich warte immer darauf, dass mein therapeut anfängt und wenn er das nicht macht wird die ganze stunde geschwiegen ... allerdings wird es bei mir langsam besser, je öfter der therapeut die stunde anfängt und ich sie auch nutzen kann, desto höher ist die wahrscheinlichkeit, dass ich auch mal reden kann ohne, dass er anfängt.

Benutzeravatar

Corumbra Myosotis
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 293

Beitrag Mo., 23.05.2011, 23:02

Mir ging es auch eine Zeit lang so, daß die Sitzungen quasi nur durch Schweigen und Dissoziieren gefüllt waren. Ich war immer "geduldiger" als mein Therapeut und man gerät ja dann auch schnell in eine Schweigespirale. Aber inzwischen hat sich das wieder ein wenig verbessert ...

Ersteinmal hab ich mich in der Stunde darüber ausgelassen, wie sauer mich das macht, was für eine Zeitverschwendung das ist, etc. ...
Teilweise hab ich mir unter größten Anstrengungen sogar Notizen gemacht, was ich unbedingt ansprechen wollte, hab die aber nie zur Hand genommen, weil ich mir damit in dem Moment total bescheuert vorkam und weil ich die Dinge eher aus der Nase gezogen bekommen möchte (Was heißt möchte, aber ein kryptischer, distanzierter Umgang fällt mir leichter... ). Ich hab mich wirklich jede Stunde geärgert nicht alles gesagt zu haben, was ich wollte ... Das ging über viele Wochen so und ich habe jedes Mal mit mir gekämpft und mich dafür verurteilt.

Irgendwann schließlich (nach diversen Anläufen zugegebenermaßen...) habe ich es gleich zu Anfang der Sitzung gesagt und auch eingeleitet mit "Wenn ich es jetzt sage, sag ich es wieder gar nicht..." ... Und seitdem ist es tatsächlich leichter. Diese eine Überwindung hat ausgreicht, um das Schweigen meistens zu verhindern. Ein anderes Mal hab ich ihm danach eine lange Mail geschrieben, weil ich wieder Dinge vergessen hatte, bzw. die Stunde nicht ausreichte ...

Ich glaube, es liegt daran, daß mich mein Therapeut immer wieder ermutigt mehr von mir zu zeigen und im Grunde auch immer eine positive Rückmeldung darauf erfolgt. Das wird nicht von heute auf morgen gut, aber es verbessert sich schrittchenweise, da ich merke, daß mir bei ihm "nichts passieren kann".

An sich hat mich Schweigen auch nie gestört - währenddessen, erst immer danach, in der Sitzung habe ich immer nur daran denken müssen, daß ich seine Zeit verschwende. Aber er sagte mir auch daß das okay ist, daß das da sein wichtiger ist, als zu reden ...
-
"It is not nor it cannot come to good:
But break, my heart; for I must hold my tongue.“

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Di., 24.05.2011, 21:00

Hi zusammen...

Total nett und toll, Eure Antworten. Danke dafür.

Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, meiner Th. z.B. eine E-Mail zu schreiben, dann hätte ich das so gerne heute gemacht.
Um mal das loszuwerden, was sich in mir anstaut, um sie teilhaben zu lassen an allem Ungesagten...
Ich habe ihre Handy-Nr. und habe x-Mal überlegt, ob ich ihr eine SMS schreiben sollte (wir kommunizieren meist über SMS wegen Terminen etc.), um irgendwie in Kontakt mit ihr zu kommem, der mir in der Stunde nicht möglich war. Aber was hätte ich schreiben sollen?!?
Ich habe es nicht gemacht.
Ich überlege, wie ich es bei der nächsten Stunde mal anders machen könnte, um nicht in das gleiche Fahrwasser zu kommen.
Flowerbomb hat geschrieben:manchmal schau ich auf die Uhr und es sind noch 15min Zeit und sie fragt mich was und ich denke:wozu soll ich denn
jetzt noch ein Fass aufmachen,ist ja eh nicht Zeit,das alles zu besprechen
JA!! Genau so!! Die Zeit stresst mich auch immer sehr. Wenn ich schweige, dann habe ich die ganze Zeit die "ablaufende Zeit" im Kopf und gerate immer mehr unter Stress.
Shit...
agonie hat geschrieben:ist oder war schweigen generell ein problem in deinem leben ?
Hallo agonie, schade und "schön", dass Du Dich in meinem Text genau so wiederfindest.
Ich weiß es nicht so recht. In meiner ganzen Schullaufbahn + Studium habe ich fast nichts gesagt, mich nie getraut. Im Beruf musste ich es erst mühsamst lernen. Aber im Privaten im kleinen Kreis war es eig. immer okay.
Bei mir ist es genauso, wie Du sagst: Meine Th. muss die Stunde beginnen. Wenn sie das nicht macht, bin ich quasi "sofort weg". Und komme dann aus dem Schweigen die ganze Stunde kaum noch raus.
Dysfunction hat geschrieben:Teilweise hab ich mir unter größten Anstrengungen sogar Notizen gemacht, was ich unbedingt ansprechen wollte, hab die aber nie zur Hand genommen, weil ich mir damit in dem Moment total bescheuert vorkam und weil ich die Dinge eher aus der Nase gezogen bekommen möchte
Hab ich mir auch schon oft überlegt... würde auch niemals den Zettel rausholen, daher lass ich es gleich.

Dysfunction, WAS sagst Du zu Beginn der Stunde gleich??
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Benutzeravatar

neko
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 599

Beitrag Di., 24.05.2011, 21:08

ich hab mal angefangen in so quälerischen schweigeperioden was ganz einfaches zu machen: mit dem satz beginnen, dass ich total angst hab, wieder nix rauszukriegen - zumal ich weiß, dass ich dafür nach der stunde über mich herfallen werde. damit war ich ganz nah an den gefühlen, die ich in der situation wirklich hate - und, es kam dann eigentlich immer ganz vil in bewegung, auch manches unerwartete...

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Di., 24.05.2011, 21:14

neko,
das finde ich total klasse!!!
Das werde ich mir fest merken und versuchen, es auch so zu sagen.
Eigentlich so simpel, aber auf die Idee muss man erstmal kommen, den Zustand, die Gefühle zu beschreiben anstatt das zu sagen, was man inhaltlich vorhatte.
Was ist dadurch in Gang gekommen?
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Benutzeravatar

neko
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 599

Beitrag Di., 24.05.2011, 21:25

lustiger weise viel von dem, was ich eigentlich immer schon sagen wollte, nur eben nicht in dieser form und auf diesem weg: dass in mir die ganze zeit schon ein ziemlich heftiger kampf zwischen zwei anteilen tobt, zwischen dem, der endlich mal kontrolle aufgeben, sich einlassen möchte, der gleichzeitig angst hat, wegen seiner kontrollsucht und seiner unfähigkeit, jemanden an sich ranzulassen, nicht gemocht abgelehnt zu werden, der schiss hat, dass er das nie lernt und dem, der sich/mich dafür verachtet, angst vor abhängigkeit hat, angst ausgelacht zu werden, angst nie wieder aufzustehen, wenn er ich einmal fallen lässt....

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Di., 24.05.2011, 21:29

Wow.......
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Benutzeravatar

neko
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 599

Beitrag Di., 24.05.2011, 21:34

irgendwie war das nach dem anfang alles erstaunlich leicht!! probier es mal aus!!!

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Di., 24.05.2011, 21:38

Das werde ich machen!
Hast Du das dann jedesmal gesagt, wenn es so war - oder war es dann nicht mehr notwendig?
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag