Schwindel bzw. Dissoziation in Therapiestunde?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag So., 14.08.2011, 12:59

Oh je,jetzt geht hier aber vieles querbeet!
Muß mal ein paar Mißverständlichkeiten ausräumen :

@sofa-held
Mit "Fachgesimpel" hat das nix zu tun,eher damit,daß ich diese Schwarz-Weiß-Denke nicht so drauf habe und halt mehr differenziere,in erster Linie,um mich selber besser verstehen und einordnen zu können,was grad in mir passiert.
Mir hat das sehr geholfen,meinen eigenen Weg zu finden - nämlich raus aus den Dissos etc. hin zum Integrieren der abgespaltenen Teile.

Wie man das jetzt in "Fachkreisen" nennt,ist mir dabei weniger wichtig - die Unterscheidung schon mehr.

"Regredieren" heißt ja wörtlich übersetzt was in die Richtung "Rückbildung" - wie du schon geschrieben hast eine Art "Rückfall" in kindliche Muster.

Dissoziation heißt wörtlich übersetzt was in Richtung "Abspaltung" - und das muß nicht zwingend was Kindliches sein.

Wie müncherkindl schon schrieb : wenn ne Frau in ner Tiefgarage überfallen wird und dann später dissoziiert,weil die alte Panik hochkommt,dann regrediert sie noch lange nicht.

Aber natürlich geht beides,ist ja klar.
Heißt : da gibts nicht entweder-oder,da gibts auch nicht "richtig" oder "falsch" und was beim einen oder mehreren eben so und so ist,muß noch lange keine Gesetzmäßigkeit haben!

Ich habe übrigens meine Therapie auch zu Zeiten gemacht,wo es Internet zwar schon gab,ich aber noch keins hatte.
Allerdings : Selbsthilfegruppen gibt es schon viel länger - und die werden von den Theras meist empfohlen,daß man die besuchen sollte...Ist im Grunde auch nix anders,vielleicht nicht gar so "breit gefächert" - aber mal so gesehen : wenn man sich in den Foren so "umliest",dann wird eigentlich auch immer dasselbe empfohlen.

Die Dissoziation an sich ist natürlich ein Schutzmechanismus - aber deswegen doch noch lange nicht das,was man "pflegen" sollte oder was "dienlich" ist!
Auch da wieder : da gehts doch nicht um schwarz-weiß,um entweder-oder!

Die Dissoziation ist ein Schutzmechanismus und damit ein Notbehelf zur "Rettung" aus ner sehr belastenden Situation - kostet damit viel viel Energie - und dient sozusagen zur "Überbrückung",bis man gelernt hat,mit der entsprechenden Situation "unbelastender" umzugehen.Sprich : sie bewältigt zu bekommen.

Natürlich ist sie nicht per se "schlecht" oder "schädlich" - aber es "gräbt" sich halt als Muster ein in der Birne - und dadurch "lernt" man,auch in anderen,ähnlichen Situationen so "behelfsmäßig" und ohne wirkliche Bewältigung der Situation zu reagieren.

"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben" - es bleibt also nach der Disso das eigentliche Problem bestehen - und einem selbst nur das Vermeiden übrig.

Und das kanns doch nicht sein,oder?

@Confianza:
Daß deine Thera sich da erstmal freut,wenn sich da was traut,sich zu zeigen,das ist doch klar!
Und daß sie nicht hergeht und dir deinen "Schutz" da wegreißt,ist doch auch klar!Das wäre im höchsten Maß unprofessionell,wenn sie das machen würde!

Ich finde,sie macht das richtig: sie "geht mit" mit dir,baut da keinen Erwartungsdruck bei dir auf,sondern "würdigt" erstmal deine Leistung,daß du dich hast schützen können,um dein "Weitermachen" zu schaffen.

Aus den Dissos rauszufinden geht eben nur nach und nach - da muß man "lernen",die Situationen,die bisher die Dissos ausgelöst haben,anders zu bewerten und aus dem Hier und Jetzt und den anderen Möglichkeiten,die man jetzt hat,auch entsprechend zu reagieren,ohne "automatisch" in die alten Muster zu verfallen.
Das geht nicht von heut auf morgen.

Aber wenn mans lernt,dann is es ne sagenhafte Erleichterung,nimmt unglaublich Druck und bringt jede Menge neue Lebensenergie,innere Freiheit und baut unglaublich auf!

Ich kanns nur empfehlen!
Das heißt jetzt aber nicht, dass ich multipel sein kann, wenn mir die Tränen laufen und ich nichts fühle..?!?
Lieber Himmel,NEIN!!
Damit wollt ich nur sagen,aus welchem Hintergrund ich selber komme und "hier mitreden" will.

Was die Panik angeht:
Ich denk schon,daß da meistens ne Panik der Auslöser für ne Disso ist.
Oder eben,man hat diese Schutzreaktion so dermaßen schon verinnerlicht,daß man sie in allen unangenehmen und belastenden Situationen "hernimmt"...

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~confianza~
Helferlein
Helferlein
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Beitrag Sa., 03.03.2012, 23:07

Hallo zusammen,

bei mir hat es sich mit der Zeit etwas verändert.
Diese Zustände sind nicht mehr ganz so häufig und auch etwas weniger massiv. Außerdem nehme ich mir das alles selbst nicht mehr so übel.

Trotzdem finde ich das manchmal echt krass, so wie in der letzten Stunde. Und es erschreckt mich auch ziemlich!
Da sagt die Th. etwas - und quasi wie aus heiterem Himmel habe ich das Gefühl, mich überrollt von hinten so eine Art "graue Welle" und zieht mich weg. Schotten dicht.
In Sekundenbruchteilen. Einfach so. Ich hatte jetzt ein paar Mal das Gefühl, dass mir dann schwindelig wird (aber es dreht sich nicht, sondern irgendwie anders), ich bin mir nicht sicher, ob sich der Boden bewegt, er wirkt dann so, als wenn er "pulsiert" (wirkt dann wie kochendes Wasser), alles wirkt so schummerig, ich weiß nicht, ob ich selbst vielleicht Kreislaufprobleme habe und gleich umkippen werde..?
Kann dann auch nicht sprechen, nicht antworten. Manchmal laufen mir einfach so die Tränen. Einfach so! Oft bin ich später körperlich sehr angespannt und bin ganz wackelig auf den Beinen, gehe dann wie auf Eiern aus der Stunde.

Ich habe mich ja nun etwas daran gewöhnt, dass es häufiger bei mir so ist.
Aber so wie in der letzten Stunde habe ich das Gefühl, es erschreckt mich richtig, weil ich keine Kontrolle mehr über mich habe. "Es passiert" einfach und läuft ab...

Ich frage mich, woher das eigentlich kommt?
Heißt das zwangsläufig, dass man traumatisiert ist, ist dies eine sogenannte "Traumafolgestörung"?
Und kann es sein, dass es eher förderlich für diese Zustände ist, wenn man "müde und kaputt" ist oder wenn das Licht im Raum eher schummerig ist?
Oder ist das Quatsch und hat damit nichts zu tun?

Würde mich über Erfahrungen/Meinungen anderer sehr freuen!

Liebe Grüße
confianza
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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Bina
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Beiträge: 190

Beitrag So., 04.03.2012, 14:53

Hallo confianca,

irgendwie habe ich mich gerade total in deinem letzten Bericht wiedergefunden und hatte just vergangene Woche ein ähnliches Erleben...ich finde es immer sehr schwer zu beschreiben, wie sich das tatsächlich anfühlt...es ist nicht wirklich ein Schwarz-vor-Augen werden und es ist auch kein Schwindelgefühl wie nach einer Runde im Kreisdrehen...es fühlt sich anders an. Für mich fühlt es sich immer an als wenn ich plötzlich alles so aus der Distanz sehe; mir kam letzte Woche der Vergleich, dass es eigentlich in dem Moment ist wie in einem Film, wo die Kamera plötzlich weiter entfernt wird und man immer mehr die gesamte Situation zu Augen bekommt und nicht mehr so sehr die Gestik, Mimik und Emotionen des einzelnen...es ist so ein Gefühl von Entfernung und "Drüberstehen" (wobei wir da emotional ja scheinbar in dem Moment so ganz und gar nicht drüberstehen ).
Ich war vergangene Woche schon in die Stunde gegangen mit dem Gefühl "Oh...bitte heute nicht die Hardcore-Variante...irgendwie fühle ich mich heute emotional schwächer als sonst und habe Bedenken, dass alles aus mir rausbrechen könnte, etc." (eines meiner Probleme ist große Angst vor Kontrollverlust), sodass ich schon denke, dass solche Situationen gehäuft dann auftreten, wenn man müder ist als sonst, weil man dann einfach nicht mehr so die Kraft hat, sich bewusst zu distanzieren und vielleicht übernimmt das dann der Körper für einen in der Form wie du es geschildert hast. Bei mir war es in der Stunde so, dass meine Therapeutin etwas erzählt hatte wie "Stellen Sie sich einfach mal vor..." und irgendwie war das in dem Moment nicht nur eine rein rationale Vorstellung wie es normalerweise so ist sondern es schien alles recht real als wäre es nicht nur eine Vorstellung. Aus dem Grund könnte ich mir auch vorstellen, dass solche Zustände in abgedunkelteren Räumen auch häufiger auftreten. Je weniger unsere Augen sich auf etwas anderes, was womöglich irgendwo rumliegt, konzentrieren und damit im JETZT halten können, desto leichter fällt imaginieren und desto realer wirkt das Ganze vermutlich...und je realer es wirkt, desto größer die Angst und damit muss dann ja eigentlich ein Schutzmechanismus kommen...das wären jetzt so meine Gedanken dazu...vielleicht fällt ja noch jemandem was dazu ein?

Gruß

Bina


montagne
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Beitrag Mo., 05.03.2012, 10:45

Ich glaube, dass wahrscheinlich jeder, der traumatisiert wurde auch irgendwelche Dissoziationen hat, weil das eine Art ist, mit dem unmöglichen Umzugehen. Depresonalisation, derealisation, psychosomatische Beschwerden oder eben situativ körperliche Symptome.

Aber ich glaube nicht jeder, der solche Probleme hat ist zwangsläufig im klinischen Sinne traumatisiert. Letzlich ist die Unterscheidung in Trauma und nicht-Trauma ja künstlich.

Ich frage mich eher, ist/war da etwas, mit dem ich eben emotional nicht umgehen konnte? Muss nicht immer ein sogenanntes Trauma sein. ich habe zum beispiel oft und unterschiedliche dissoziative Symptome, wenn es um Angst geht. Angst ist für mich ein sehr unaushaltbares Gefühl. Ich fühle es entweder oft nur körperlich oder ich dissoziiere gleich mit Schwindel und abgespaltenem Körper, Kopf in Watte gepackt usw. Ist für mich generell ein schwieriges Gefühl.
Bei anderen mag es Wut sein oder Trauer.

Wichtig finde ich eben dahin zu sehen, wo man bisher nicht hinsehen wollte/konnte, sei es ein sogenanntes Trauma oder nur so eine sehr schwierige Situation oder ein "verbotenes" Gefühl.

Ich würde allerdings auch sagen, müde und kaputt zu sein fördern solche Zustände, bei mir zumindest. Weil dann eben situativ die psychischen Kräfte geschwächt sind und mehr Dinge unaushaltbar werden, als wenn man bei guten Kräften wäre.
amor fati

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Pantoffeltierchen
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 19:17

Hi!

Hm, ich habe gerade Therapeut gewechselt (wechseln müssen) und wollte eigentlich nach der zweiten Stunde abbrechen, der neue hat allerdings auf einer dritten Stunde zur Klärung bestanden und da bin ich während dieser dritten Stunde dann zwei mal etwas abgedriftet, was ich so gar nicht erwartet habe... Ich kenne solche Reaktionen aus der letzten Therapie, aber da selten so heftig und v.a. hat mich da mein voriger Thera dann immer angeredet, was es mir leichter machte aus der Situation rauszukommen. Nun frage ich mich: War das jetzt eigentlich dissoziieren oder nicht? Ich habe auf einen Punkt gestarrt, viel gedacht und wenig geredet, die Ränder meines Gesichtsfeldes wurden so ein bisschen unscharf und mir wurde übel, ich habe mich am ganzen Körper angespannt und gezittert. Gleichzeitig habe ich das, worüber wir geredet haben, sehr intensiv erinnert. Mehr als nur so, wenn ich mich normalerweise erinnere oder jetzt daran zurückdenke, sondern sehr intensiv, sehr real. Ich wusste aber stets wo ich bin, worum es gerade geht und bin auch ohne seiner Hilfe noch in der selben Stunde wieder auf eine "normale" Ebene gekommen. Prinzipiell war es nicht unangenehm, weil es angenehme Erinnerungen waren, nur die Übelkeit hat mir zu schaffen gemacht. Was meint ihr? Was war das? Mein letzter Thera meinte mal, ich würde immer wieder "ein wenig wegdriften", das Wort Dissoziieren hat er allerdings nie benutzt...

gglg und Danke, ein etwas verwirrtes Pantoffeltierchen
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.

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Fundevogel
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 19:29

Liebe Pantoffeltierchen,

warum ist es dir denn so wichtig, das was du erlebt bennennen zu können?
Was ändert sich für dich, wenn dir jetzt jemand sagen würde,
ja, das war eine Dissoziation oder nein, es war keine.

Und hast du nun nach dieser dritten Stunde zur Klärung die Therapie beendet oder machst du nun weiter?

So viele Fragen ...Ich hoffe sie tragen ein bißchen zur Klärung bei.

Lieben Gruß
Fundevogel

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Pantoffeltierchen
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 22:01

Hallo Fundevogel und danke für deine Antwort!

Hm, warum ist es so wichtig für mich, die Antwort zu kennen? Wenn ich ehrlich bin, ist das wohl eine recht unsympathische Antwort: Jetzt, da meine Symptomatik der Bulimie, wegen der ich eigentlich in Behandlung war im letzten Jahr sehr zurück gegangen ist und ich für mich am Anfang einer neuen Therapie wieder definieren muss, warum ich überhaupt Therapie machen will/darf, wäre es eine Rechtfertigung. Eine Rechtfertigung für Therapie, ein Grund Fürsorge des Therapeuten, die Aufmerksamkeit zu bekommen, auch wenn ich nicht aktiv danach bitte, weil ich sie ja "offensichtlich brauche". Unsympathisch, peinlich, aber naja, das ist nun mal in mir. *seufz*

Die Therapie läuft jetzt übrigens weiter, beim letzten Mal habe ich mir dann gedacht, wenn ich mich so öffnen kann, dass so intensive Gefühle möglich sind, dann wird's vielleicht doch passen.

Danke und ich hoffe du verachtest mich jetzt nicht, nach dieser Antwort!
gglg, Pantoffeltierchen
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.

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Fundevogel
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weiblich/female, 50
Beiträge: 1299

Beitrag Do., 28.03.2013, 16:26

Hallo Pantoffeltierchen,

wofür sollte ich dich denn verachten?
Ehrlichkeit und Offenheit ist wichtig für jede Therapie,
weil wir uns ja dort auch mit unseren Schattenseiten auseinandersetzen wollen.
Wir sind alle nicht perfekt und ich finde das liebenswert,
wenn jemand das zugeben kann.

Dazu gehört Mut, das sagen zu können, aber mit diesem Mut
wirst du wirklich an dir arbeiten können.

Ich wünsche dir weiterhin diesen Mut und diese Offenheit
und eine gute Zusammenarbeit mit deinem Therapeuten.

Lieben Gruß
Fundevogel

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peppermint patty
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Beitrag Do., 28.03.2013, 20:14

Also, bei mir ist es gerade so, dass ich sehr viel dissoziiere (wegen Krise), und ich in den letzen Zeit 3 Theras hatte, wo mir dies passiert ist.
Zum einen war ich zehn Stunden in einer Krisenberatung, dort habe ich drei Trigger von mir kennengelernt (vorher kannte ich keinen einzigen), da gings total ab. Naja, war keine Traumathera, die konnte mich nicht so schnell bremsen.
Dann hatte ich zwei Vorgespräche bei einer neuen Thera, die immer sehr bemüht ist mir jeden Druck zu nehmen. Und obwohl ich nichts tun und sagen muss, dissoziiere ich auch dort. Sie lässt mich bisher dissoziieren, vielleicht um mir keinen Druck zu machen oder mir mein Ventil zu belassen.

Und heute war ich in der Traumaambulanz eines Krankenhauses und dort gings auch wieder los. Diese Thera hat es aber sofort gemerkt, dass ich dissoziiere und hat mich sofort wieder rausgeholt. Davon war ich absolut beeindruckt, was ich auch thematisiert habe.
Nun haben wir vereinbart, dass ich genau zu diesem Thema noch ein paar Stunden bei ihr nehme, um besser mit den Dissos umzugehen. Ich bin leider oft nicht strassentauglich, und bin nun froh, eine Psychologin gefunden zu haben, die echt Ahnung davon hat.

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