Anderen verzeihen

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.

Eremit
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 13:38

Also ich mag Eierkuchen.

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Eve...
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 13:42

Das liegt vielleicht daran, dass Du es nachts kälter als draußen findest.

Im Ernst: Vielleicht gibts ja sowas wie ein aktives und passives Verzeihen?

Die Opferhaltung mag dann das passive kennzeichnen ...


Eremit
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 13:46

Ich würde sagen/schreiben, weder-noch: Verzeihen ist ein Vorgang, der mir sowohl aus eigener Erfahrung als auch aus Beobachtung weder sehr aktiv noch passiv scheint, da der Vorgang "Verzeihen" mehrere, unterschiedliche Phasen aufzuweist. Aktives Verzeihen klingt für mich nach krankhaft "positivem" Denken; Passives Verzeihen klingt wie Resignation.

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Beitrag Mo., 10.08.2009, 13:57

Eve... hat geschrieben:Die Opferhaltung mag dann das passive kennzeichnen ...
Ich kann mir vorstellen, dass jemand quasi notgedrungen verzeiht, weil er sonst keinen Weg findet, unbeschwert zu leben. Das wäre dann wohl "ungesundes Verzeihen".

Wie man so sagt, "die Liebe ist ein Kind der Freiheit". Und für`s Verzeihen glaube ich das auch.

Gruß
Anastasius

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Eve...
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 13:59

Hm. Eremit: Ich sehe aktives Verzeihen wohl mehr so, wie Anastasius es hier im Thread anspricht bzw. für sich anstrebt (sorry, A., wenn ich Dich falsch interpretiere!)

"Krankhaft positives Denken" ist für mich eigentlich etwas anderes, nämlich, wenn ich mir einzureden versuche, alles ist easy und toll, und in Wahrheit gehe ich am Stock - seelisch natürlich. (Anastasius, dieses betreffende Buch besitze ich übrigens - es ist sehr lesenswert, finde ich.)

Aufs Verzeihen bezogen hieße das wohl, ich rede mir ein, verziehen zu haben, trage aber in Wirklichkeit nach und merke es nicht mal. Was mich dann wieder zum Opfer machen würde. Hm ...

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Beitrag Mo., 10.08.2009, 14:12

@ Eve...,
Eve... hat geschrieben:Hm. Eremit: Ich sehe aktives Verzeihen wohl mehr so, wie Anastasius es hier im Thread anspricht bzw. für sich anstrebt (sorry, A., wenn ich Dich falsch interpretiere!)
Macht nichts. Aber interpretieren tust du mich trotzdem falsch. Ich denke, es gibt wohl mehrere Wege, nach großen Verletzungen gut zu leben. Verzeihen ist mit seinen möglichen Rückwirkungen auf einen selbst eine davon.
Ich strebe in meiner Privatangelegenheit zielgerichtet gar keine bestimmte an, sondern schaue, wie es sich, wenn ich es in Kopf und Herz wende, entwickelt. Die Tendenz geht zu einem, ja wie soll ich es nennen, gelassenen Nichtverzeihen. Ich glaub, bei diesem Thema gint es echte Sprachprobleme, weil Wörter fehlen.

Gruß
Anastasius

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Phönixia
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 14:19

Die Tendenz geht zu einem, ja wie soll ich es nennen, gelassenen Nichtverzeihen
Ja, dass ist wohl eine sehr gute Lösung: gelassenes Nichtverzeihen.
Eine andere kann ich mir jetzt für mich nicht vorstellen. Was für die Zukunft aber alles offen lässt.
Gelassenes Nichtverzeihen wäre (für mich) nicht Verzeihen aber ohne Wut oder gar Hassgedanken, denn dass wäre ja ungelassenes Nichtverzeihen.

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Eve...
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 14:25

Okay, Anastasius:

Gelassenes Nichtverzeihen klingt auf jeden Fall besser als ein verbissenes Verzeihenwollen, das eh nicht klappt.

Damit hättest Du ja dann in gewisser Weise auch Deinen Frieden, den ein echtes Verzeihen bringen kann. Darin enthalten wäre noch eine Spur von "Nicht-vergeben-Wollen".

In meiner (Ideal-)Vorstellung der Vergebung liegt eben dieses "Schwamm drüber" aus der Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit heraus - wie ich es früher schon mal in Deinem Thread ansprach.

Vielleicht passt aber ein "gelassenes Nichtvergeben" besser zu meinem Fall mit der ehemaligen Chefin. Ich denk drüber nach.

LG Eve

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Laura13
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 14:40

Ich hab mir jetzt nicht alle neuen "Erkenntnisse" in diesem lehrreichen schönen Thread so genau durchgelesen, mangels Zeit, aber zu Nicht-Verzeihen können hab ich auch eine Meinung.
Es gibt manchmal Verletzungen, die einfach so groß sind, dass man schon aus reinem instinktivem Selbstschutz zwar eine Klärung und damit auch ein gewisses Verzeihen herbei führen kann, aber vielleicht trotzdem zu der Person keinen engen Kontakt mehr möchte.

Ich denke, dass das okay ist. Man ist sich nicht "Spinne-Feind", kann aber aufgrund der Tiefe der Verletzungen einfach keine gemeinsame Basis mehr finden. Die Grenzen eines jeden Menschen muss man eben akzeptieren.
In meinem persönlichen Fall ist so ein Mensch meine Mutter. Ich würde mir ein klärendes Gespräch mit ihr wünschen, in dem man so eine Art Frieden schließen könnte, man aber auch dann so wie bisher keinen Kontakt mehr hat. Die Wunden sind zu tief.

Liebe Grüße
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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(V)
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 14:45

Ich kann mir vorstellen, dass jemand quasi notgedrungen verzeiht, weil er sonst keinen Weg findet, unbeschwert zu leben. Das wäre dann wohl "ungesundes Verzeihen".
Ich würde das Aufgeben und Resignation nennen, die sich durch den Stempel "Verzeihen" schön geredet werden soll. Und da ich mich oft in der Situation fühle, käme ich mir sehr manipuliert und hilflos vor, wenn man sich sogar zum Verzeihen gezwungen fühlt, weil man keine andere Wahl hat aus Selbstschutzgründen. Das wäre ja echt grandios: Man hat zwar keinen Wut- oder Schmerzattacken mehr, aber die OPFERROLLE ("Hiflosigkeit") wäre bombenfest betoniert. Das Selbstwert hätte sich irgendwo nach Mexiko abgesetzt, unauffindbar verschollen, aber da man gar nicht mehr weiß, was das ist, vermisst man auch nichts, tut's auch nicht weh.

Verzeiht, ich muss mal wieder resp. kann's mir nicht verkneifen: Gerade wir mit Kind zurückgelassenen Mütter zwingen uns zum Wohle des Kindes immer wieder zum Zwangsverzeihen bzw. Nachsicht gegenüber den Ex. Dem Kind zuliebe. Ist ja auch ein gesellschaftlicher Anspruch und Druck. Also, am besten alles runterschlucken. Da hat man nur zwei einhalb Möglichkeiten: ENTWEDER ständig an den eigenen Gefühle ersticken und Magengeschwüre bekommen ODER sich auf ein Zwangsverzeihen aus Selbstschutz einlassen ODER absichtlich wegschauen, ignorieren, verdrängen, nicht drüber nachdenken (und Schuldgefühle entwickeln, unbewusst, weil man glaubt, das Kind im Stich zu lassen).

Bei dieser Art des NOTGEDRUNGENEN Verzeihens hört sich bei mir alles auf. Da wurde man schon verletzt, gekränkt, am besten seelische ermordet oder in den finanziellen Ruin getrieben, und dann hat wird einem unterschwellig und direkt noch das Recht abgesprochen darauf wütend und verletzt zu sein. Das ist ja dann noch einschneidendener. Fühlt man sich ja noch hilfloser. Resulat: Nein, man WILL nicht verzeihen. Aus Prinzip nicht.

Aber was soll man machen? Entweder Magengeschwür oder "Verzeihen" ob man will oder nicht. Hey, ich will verzeihen, wann ICH das will. Ich will kein Opfer sein, und das bin ich, wenn mich auf so essentieller Gefühlsebene "zwingen" lasse, das Unverzeihliche zu verzeihen, mehr oder weniger. Also nimmt man die Nachteile des Nicht-Verzeihens in Kauf. Solange bis es einem zu dumm wird.

Ja, ich gebe zu: So ganz durchblicke ich das Thema noch nicht. Oder anders gesagt, emotional gesprochen, und ich glaube, das Gefühl kennt jeder hier in der Runde:

"Ich habe - VERDAMMT NOCH MAL! - ein Recht darauf wütend und verletzt zu sein. Das lasse ich mir von niemanden nehmen!"


Eremit
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 14:51

@Gothika. Du bist noch LANGE nicht bereit, zu verzeihen. Das merkt man in jedem Beitrag.

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Beitrag Mo., 10.08.2009, 14:56

@Gothika. Du bist noch LANGE nicht bereit, zu verzeihen. Das merkt man in jedem Beitrag.

Über meine Bereitschaft kann ich nicht viel sagen, außer dass sie in den letzten Wochen seit ich mich aktiv damit beschäftige, deutlich größer geworden ist. Was eindeutig ist: Ich WILL noch nicht. Und das hat mindestens drei gute Gründe. Allerhöchstens könnte man noch anfügen, dass ich noch nicht WOLLEN kann. Und das ist ja auch einer Grundfragen des Threads: Muss man verzeihen wollen?

Siehe oben: Ich will verzeihen, WANN und WIE ich (Ich, ich und nochmals ich ganz alleine!) das möchte. Nicht wie es die Situation von mir erzwingt.

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Beitrag Mo., 10.08.2009, 15:03

@ Eve...,
Eve... hat geschrieben:Damit hättest Du ja dann in gewisser Weise auch Deinen Frieden, den ein echtes Verzeihen bringen kann. Darin enthalten wäre noch eine Spur von "Nicht-vergeben-Wollen".
Ich höre da eine Spur von gute aber zweite Wahl heraus. Und so sehe ich das nicht. Die beste Wahl ist die, die für einen stimmig ist. "Nicht vergeben wollen" klingt für mich (und besonders aus deiner Feder, du erinnerst dich, ich habe irgendwann ein vermutetes Ideal angesprochen) zu sehr, als ob im Hintergrund ein eigentlich Sollen im Sinne von "es wäre (noch) besser stünde. De facto ist natürlich ein Nicht-Verzeihen (der Art, ein schlichtes: "Das möchte ich nicht") ein Nicht-verzeihen-Wollen. Die Spur aber von "Sich-dagegen- etwas-stellen" fehlt. Ich denke, da gibt es ein unterschwelliges Ideal, das allerorten rumgeistert. Was ich nicht für besonders gäücklich halte. (Ich finde es auch bezeichnend, s. o. dass da die Wörter fehlen.)
Eve... hat geschrieben:In meiner (Ideal-)Vorstellung der Vergebung liegt eben dieses "Schwamm drüber" aus der Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit heraus - wie ich es früher schon mal in Deinem Thread ansprach.
Das kann ich gut nachvollziehen. Es gibt aber auch Fälle, wo sehr Ungleichwertiges sich gegenübersteht. Das würde ich für meinen Fall z. B. so sehen. Und es gibt noch Gravierenderes.

Grüße
Anastasius


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Beitrag Mo., 10.08.2009, 15:06

Verzeihen wollen? Gute Frage. Ich habe festgestellt, daß, je mehr ich versucht habe, zu verzeihen, ich weniger und weniger konnte.

Dann habe ich mich entschlossen, Feuer zu spucken und Hasstriaden von mir zu geben. Hat gut getan (Wut).

Und dann, irgendwann, war es mir irgendwie egal. Seltsam egal (Verdrängung?).

Aber ich WOLLTE mehr, als daß es mir "einfach egal" war. Warum? Weil ich mich vielleicht mit "Schwamm drüber" nicht begnügen wollte - vielleicht deshalb. (Depression?)

Dann habe ich nachgedacht, Nachforschungen betrieben, aber mit emotionalem Abstand - so, als wäre ich gar nicht involviert. (Verdrängung?).

Und am Ende habe ich alles zusammengesetzt wie ein Puzzle, und dachte mir:

"Kein Wunder, daß die alle so gestört sind. Jetzt wird mir alles klar. Du meine, meine Güte." (Vergebung)

So war es zumindest bei mir...

Also eine Menge Phasen, teilweise wollte ich, manchmal nicht.

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Phönixia
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 15:09

@Gothika,
Und das ist ja auch einer Grundfragen des Threads: Muss man verzeihen wollen?
die Frage ist darüber hinaus, kann man überhaupt wollen.

Man wird wahrscheinlich nur das wollen können, worin man für sich einen positiven Nutzen sieht.
Sieht man keinen positiven Nutzen aus einer Sache (z.B Verzeihen) sogar etwas Schädigendes, wenn man sich dazu zwingt, wird man dass wohl auch zu Recht nicht wollen.

Ich finde auch sich zum Verzeihen zwingen bringt gar nichts, es muss aus einem selbst heraus sein, ohne Zwang ohne Widerwillen dagegen. Abgesehen davon würde Verzeihen so auch nichts bringen und nicht einmal gelingen.

Siehst du selbst irgendeinen positiven Nutzen für Dich durch Verzeihen? (ich glaube es geht um deinen Ex-Mann?)
Zuletzt geändert von Phönixia am Mo., 10.08.2009, 15:14, insgesamt 1-mal geändert.

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