Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

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Zerrissene
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 19:51

ausgefuchst hat geschrieben:
Das macht's so schwer. Schwer für alle. Schlimm für die, die dann ungerechterweise Beschuss abkriegen und für Euch, wenn Ihr vor Scherben steht, die Anteile in Euch angerichtet haben, als sie aktiv waren, die das Gesamtsystem aber überhaupt nicht wollte.
Liebe ausgefuchst,

ich schrieb einmal:

"Sie überfielen mich spontan, mächtig und gewaltig. Ich hatte keine Chance. Sie zeigten sich in meinen schlimmen Migräneanfällen. Sie äußerten sich in einem Ansturm von Wut- und Trotzanfällen, denen ich nicht gewachsen war, so massiv kamen sie über mich, in einer ganz geballten Form. Ich fühlte mich so schwach und unterlegen. Ich ließ es geschehen. Sie zertrümmerten so vieles in meinem Leben. Ein böser Teil von mir zerstörte mich selber und mir blieb nichts anderes übrig, als zuzuschauen und die Scherben zusammenzukehren ..."

Das fiel mir gerade ein, als ich deine Zeilen über die Scherben las. Und so hat es sich damals bei mir angefühlt, als ich noch nicht wußte hochdissoziativ zu sein. So habe ich meine "Zerstörer" beschrieben. Dabei sind es gar keine Zerstörer, sondern Anteile, die mir "nur" Zeichen geben wollten, dass es da auch noch eine andere Vergangenheit gibt. Wie sonst hätten sie sich äußern sollen? Es ging doch nur über den Körper, den sie als Instrument für sich benutzten. Sie haben versucht mit all ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln mich auf sie, auf die andere Welt in mir aufmerksam zu machen. Klar, diese Schreie dieser Kinder, dieses Entsetzen, diese schreckliche, dunkle, isolierte, grauenvolle Welt hat immer gebrodelt in mir, trotzdem habe ich sie nicht direkt gespürt, hatte keinen bewußten Zugang zu dieser Welt, weil ich da auch gar nicht hin durfte. Und das ist der Widerspruch. Zum einen wurde ich nicht hineingelassen (die Gründe sind mir sehr wohl bekannt), zum anderen hat man mich aber auch nicht MEIN Leben leben lassen, mich daran gehindert, mich so zu verwirklichen, wie ich es gern wollte. Und jetzt kommen mir wirklich die Tränen. Du mühst und plagst dich ab, baust dir etwas auf, steckst so viel Freude rein, so viel Elan, und dann kommt irgendein unsichtbares, dunkles, böses ETWAS aus deinem inneren Ich nach vorne und macht alles von dir kaputt. Du hast sogar die Möglichkeit als Zuschauer anwesend sein zu dürfen, doch dir sind die Hände gebunden, auf diesem Schauplatz der mutwilligen Zerstörung, denn du bist kampfunfähig und gelähmt.

Weißt du ausgefuchst, es kotzt mich so an so zu sein, wie ich bin. Ich sehe doch selber, dass wir für unsere Umwelt untragbar sind, nicht beziehungsWÜRDIG, weil wir Abschaum sind, Müll, das Allerletzte dieser Welt. Doch sterben dürfen wir auch nicht. Ich muss aufhören, ich habe mich gerade nicht mehr so im Griff...

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 20:52

Lieber zerrissene:

Wenn Du Dreck und Abschaum bist, dann bin ich es auch. Denkst Du, dass ich Müll und schleimiger Deponieschmuddel bin?

Ich glaub' nicht.

Man kann es drehen und wenden, wie man will:

Wir sind mit ganz gräßlichen Dingen wie Hass und Gewalt konfrontiert worden. Wir hatten keine Wahl und haben auch genug davon in uns aufgenommen.

Willst Du einem Kind, vielleicht sogar einem Baby, Vorwürfe machen, wenn sein Gehirn in dieser Notlage Täterintrojekte ausbilden musste, um zu überleben?

Ich kann das nicht und so kann ich auch für alles, was danach folge keine Schuld zuweisen, niemanden aburteilen, für das, was er aufgrund dessen getan hat, weil er diese Störung hat.

Letztlich kann man doch nur zu einem Ergebnis kommen: Wir können das nicht ändern. Ändern gekonnt hätten es die Täter, aber die wollten oder (konnten auch, waren vielleicht selber dissoziativ?) nicht.

Ich hab' auch schon unschöne Dinge gemacht. Ich bin traurig deswegen, aber ich fühl' mich nicht mehr schuldig deswegen. Diese Dinge muss niemand wissen, aber ich schäme mich dafür nicht mehr.

Ich bin kein Abschaum, sondern ein armes Schwein, dass die Zeche zahlen muss, dafür, dass andere ihre Komplexe und Bedürfnisse an mir ausgelebt haben.

Und bei den anderen hier ist es genauso.

Keine hier ist Abschaum oder Dreck, wir sind einfach nur gestört und es tut uns genug weh. Ich glaube, egal, was wir anderen angetan haben, wir haben wohl im Voraus genug dafür gebüsst.

Natürlich ist es Horror, was oft passiert, weil wir krank sind, wenn wir mühseelig erarbeitete Dinge/Beziehungen/Menschen wieder verlieren.

Das ist unser bitteres Los und dafür machen wir Therapie, damit es eines Tages anders sein kann.

Ich hab' grade vorhin mit meinem Thera geredet. Es lief total schrecklich. Ich steh' mal wieder an einer Wegkreuzung und weiß nicht, ob ich sie schaffe. Wenn nicht, dann werde ich untergehen. Ich weiß nicht, wie ich das fertig bringen soll, was er verlangt.

Da jeder Tag für mich der Horror ist und ich kaum weiß, wie ich mein Leben bewältigen soll, hab' ich so gar keine Energie mehr dafür, mir auch noch Selbstvorwürfe zu machen. Außerdem finde ich nicht, dass ich Abschaum bin. Da kenn' ich doch viel miesere Ratten.

Du doch auch, nicht? Wir verhalten uns halt ab und zu rattenmäßig, weil wir ein geschädigtes Gehirn haben. Andere schaffen das aber ganz ohne Schäden. Ich denke, das ist dann echter Abschaum. Wir sind nur Pseudo-Abschaum, höchstens!!

GLG

ausgefuchst

PS Ich mag Dich, Dein Mann hat dich lieb, Dein Kind auch.

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 21:04

Liebe zerrissene,

uns geht's doch echt dreckig genug. Ich mach' Dir folgenden Vorschlag, das ist das, wie ich mit diesen Dingen umgehe:

1. Das, was in der Vergangenheit war und so war, wie Du beschrieben hast:
Das können wir sowieso nicht mehr ändern, also: EINFACH NICHT DRAN DENKEN! Es würde ohnehin nur weh tun und es hilft nichts mehr!

2. Das, was in der Zukunft passiert:
Uns große Mühe geben, aufmerksam zu sein, dass möglichst wenig schief geht und wieder gut machen, wo wir das können.

Ich denke, mehr liegt nicht in unserer Macht. Ich komm' damit gut zurecht. Ich kann schließlich auch nichts dafür, wie ich geworden bin, weil andere fies waren. Ich muss ja auch alles aushalten und keiner nimmt es mir ab.

Mich kotzt es auch an, wie ich bin, wie das mein Leben zerfetzt hat. Aber schuld war ich nicht daran, sondern andere.

Ja, wenn's das alles nur nicht geben würde.... Aber das gibt es halt. Ich denke manchmal: Irgendwenn muss es ja treffen und es hat halt mich getroffen.

Andere kriegen beide Beine abgenommen. Anderen stirbt erst ein Kind und dann das andere auch noch. Leid hat viele Gesichter und unseres hat halt dieses.

Schlaf gut und ruh' Dich aus. Denk' nicht nach über das alles, da kriegt man doch nur Knoten ins Gehirn und in die Seele!

IGDGL

ausgefuchst

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 10.02.2010, 22:55

Heyah!

Scheibt niemand mehr???

Ich hoffe, ich hab' niemanden er- oder aufgeschreckt. Es sind schwierige Themen angesprochen worden. Ich hoffe, ich hab' niemanden in eine Krise befördert?!

Hm.....

Ich hoffe, dass sich niemand wie zerrissene fühlt und ich hoffe, dass meine letzten Postings zerrissene gesehen hat?!

Keine hier ist Müll oder untragbar oder beziehungsunwürdig. Ich dachte früher auch, mich kann man doch niemandem zumuten.

Aber das ist falsch, es so zu sehen. Wir müssen dem jeweiligen Menschen schon selbst die Entscheidung überlassen, ob er uns tragbar und beziehungswürdig findet. Viele tun das, was wir selber so schwer können, uns lieb haben. Und die, die uns tatsächlich für untragbar und beziehungsunwürdig halten, die werden nicht so lange bleiben, dass sie von
uns Schaden nehmen könnten!!!

Ich hoffe, das hilft, sich selber wieder ein bisschen realistischer zu sehen?! Das ist es, wie es wirklich ist; nix Abschaum, nix Müll.

Ha ha, mein Thera hat heute gemeint, wie alt ich grade wäre? Hm.... ich hab' mal gesagt: "Teenie!" und er meinte darauf:"Neee, vielleicht 9..... (kurze Pause), 8.....(weiter im Text).". Dann ging das Gespräch weiter und nach einer Weile meinte er dann "Ja, 'ne Sechsjährige! Jetztwird's klarer! Eine Sechsjährige, die mit Ihren Eltern rumdiskutiert und ständig protestiert!".

Na ja, und so gibt's auch Sechsjährige oder Teenies, die irgendwann dann um sich schlagen oder auch Feuer legen, um sich zu Rächen etca....

Aber so wie man für die heulenden kleinen Anteile Geduld und Verständnis haben tut, so sollte man sie auch den Anteilen entgegen bringen, die nicht so hübsch anzusehen sind. Entstanden und geboren wurden alle aus der gleichen Not. Aber wichtig ist halt, dran zu arbeiten, dass sie keinen Schaden mehr anrichten.

Gaanz liebe Grüße an alle!

ausgefuchst

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Zerrissene
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Beitrag Do., 11.02.2010, 08:08

ausgefuchst hat geschrieben:
Scheibt niemand mehr???

Ich hoffe, ich hab' niemanden er- oder aufgeschreckt. Es sind schwierige Themen angesprochen worden. Ich hoffe, ich hab' niemanden in eine Krise befördert?!

Hm.....

Ich hoffe, dass sich niemand wie zerrissene fühlt und ich hoffe, dass meine letzten Postings zerrissene gesehen hat?!
Guten Morgen ausgefuchst,

ich gehe sehr oft zeitig schlafen, so auch gestern.

Und Zerrissene hat die letzten postings gelesen. Also mach dir mal keine Sorgen. Und Zerrissene hat es gelernt sich nicht durch postings in eine Krise befördern zu lassen. Sie hat doch sofort reagiert und mit dem Schreiben aufgehört. Das mit dem STOP sagen geht dann ganz schnell, demzufolge das Herausgehen aus kritischen Zuständen.
ausgefuchst hat geschrieben:
Ha ha, mein Thera hat heute gemeint, wie alt ich grade wäre? Hm.... ich hab' mal gesagt: "Teenie!" und er meinte darauf:"Neee, vielleicht 9..... (kurze Pause), 8.....(weiter im Text).". Dann ging das Gespräch weiter und nach einer Weile meinte er dann "Ja, 'ne Sechsjährige! Jetztwird's klarer! Eine Sechsjährige, die mit Ihren Eltern rumdiskutiert und ständig protestiert!".
Sag mal (du mußt mir ja nicht antworten...), gibt es bei Borderliner auch Anteile unterschiedl. Alters? Ich steh jetzt irgendwie auf dem Schlauch und schäme mich sogar ein bißchen, eine so dämliche Frage zu stellen. O.K., fällt mir gerade ein, dass in meiner tiefenpsychologischen Therapie auch von kindlichen Anteilen gesprochen wurde, oder von Teenie`s, oder von trotzigen... Ich meine, ist ja dann wirklich nicht einfach eine Differenzierung vorzunehmen. Insbesondere für die Betroffenen selber. Man kann sich dann auch schnell unbeabsichtigt verrennen. Ich habe mal eine übers internet kennengelernt, die hatte eine sehr bekannte homepage für Multiple verwaltet und all ihre "Personen" mit Namen, Alter etc. vorgestellt. Bis sie in eine Klinik kam und sie damit konfrontiert wurde, keine DIS zu haben, sondern eine Borderlinerin zu sein. Ist ihr damals verdammt schwer gefallen die "neue" Diagnose anzunehmen. Sie hat dann aber sehr bald die homepage geschlossen und ich fand es sehr mutig von ihr sich zu der wahren Diagnose zu bekennen. Ich meine, es gibt auch nicht wenige, die sich sehr schnell die Diagnose DIS verpassen, weil es eben so paßt.

Was meinst du?

IGDGL Zerrissene

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Jesusechse
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Beitrag Do., 11.02.2010, 09:15

Hi zerrissene!

Mal vorne weg: BL ist ein Sammelbecken, eine Auffangdiagnose, da wandert wirklich alles Mögliche rein, weil es neun Diagnosekriterien sind und davon nur fünf erfüllt sein müssen. Ein schlauer Mensch, der in Mathe besser ist als ich, hat das mal ausgerechnet, dass man so auf fast 300 unterschiedliche Symptomkombinationen kommt, also grundsätzlich unterschiedliche Subtypen. Dazu kommen die unterschiedlichen Ursachen. Manche Patienten haben einfach einen kleinen Geburtsschaden, einen Defekt im Gehirn und können sich deshalb in den Emotionen nicht regulieren, bei anderen ist diese Schwachstelle vielleicht schon angeboren. Man weiß vieles nicht, vermutet viel, für vieles gibt's Anhaltspunkte, aber letztlich nicht ganz gesicherte Erkenntnisse. Das alles trifft dann noch auf den jeweiligen Menschen mit seinen Vorgaben, seinen individuellen Schwächen, Stärken, soziales Umfeld, wirtschaftliche Situation, Bildung, Intelligenz, Äußeres, weitere Erkrankungen etca. pp...

Dann kann man sich vorstellen, dass BLer viel mehr unterschiedlich sind, als dass sie Gemeinsamkeiten haben.

Der Großteil aber der BL sind als Kinder sexuell missbrauchte Frauen und die haben dann auch meistens die Symptome wie im Lehrbuch.

Es gibt also BL so und BL traumatisierungsbedingt, halt immer TYP II und oft auch noch + TYP I.

Und es gibt nicht wenige Traumaforscher, die sagen, dass BL und DIS eigentlich das gleiche Prinzip des Gehirns ist. Es spaltet ab, damit man das Trauma entschärfen und verkapseln kann, so dass eine Alltagspersönlichkeit übrig bleibt, die dem Perso entspricht und die dafür sorgen kann, dass man sein Leben hinkriegt. Bei BL passiert dann oft im Leben eine weitere Traumatisierung und die reißt das alles ein. Man nennt das Reaktivierung früherer Traumata durch aktuelles Trauma. Und dann geht der Punk ab. War bei mir auch so. War wohl immer irgendwie schon teilweise ein bisschen gespalten, aber das war gut um zu funktionieren. Nach außen gab's keine Probleme. Dann noch mal heftige Traumatisierung in den 20igern und seitdem bin ich todkrank.

BL soll es dann sein, wenn es nicht ganz so schlimm ist und DIS soll sozusagen BL in seiner massivsten Form sein. Andere sehen es als getrennte Erkrankungen an.

Ich denke, man kann es als das Gleiche in unterschiedlichen Schweregrade sehen, was die traumatisierungsbedingten BL-Erkrankungen angeht.

Ja, und diese Anteile gibt's da auch. Bei DIS wird noch mehr und tiefer abgespalten. Es liegt einfach an den Diagnosekriterien, für DIS muss mehr da sein, die Persönlichkeitsanteile dürfen keinen Kontakt untereinander haben, es darf kein Co-Bewusstsein da sein. Und sie müssen eigene Verhaltensmuster, Sprache etca. aufweisen, müssen ganz klar unterscheidbar sein. Bei BL sind es noch eher Tendenzen in einer Persönlichkeit, die aber im Alter und Reife-Modus schwanken und switchen. Macht teilweise noch viel größere Probleme als DIS, weil der Schutz vor traumatischem Material bei DIS für die unbelasteten Anteile sehr hoch ist. BL sind rund um die Uhr im Stress. Es gibt keine Auszeiten, wo Anteile vorne sind, denen es besser geht. Unbeschwertheit gibt's nicht. Zumindest bei mir nicht.

Man spricht von horizontaler und vertikaler Spaltung. Bei DIS gibt's vertikal und horzontal, bei BL gibt's nur ein davon. Aber ich hab' vergessen, welches und was es bedeutet. Das eine ist Altersspaltung und das andere ist, dass es in den verschiedenen Altersstufen noch mehrere nebeneinander gibt. Das meine ich, war die Erklärung dazu. Kann aber auch irren.

Bei BL macht man auf alle Fälle je nach Therapie auch innere-Kind-Arbeit, sicherer Ort, Bildschirmtechnik, EMDR, Lichtstromübung und und und...

Bei Bl gibt's auch wegdriften, dissoziative Phänomene etca.. Es gibt wahnsinnig viele Überschneidungen mit DIS. Und die Abgrenzung ist nicht so leicht. Es geht halt drum, dass bei DIS die Persönlichkeitsanteile ein richtiges Eigenleben führen. Das gibt's so bei BL nicht, aber auch die haben Blackouts. Man bezeichnet es da nicht als Zeit verlieren, ich weiß nicht, warum nicht.

Wie gesagt: Die Grenzen sind fließend; irgendwo hört BL auf, fängt DDNOS an und wo DDNOS aufhört, fängt DIS an. Es soll Leute geben, die alles zusammen haben. Sowas kann ich mir aber nicht vorstellen.

Mein Thera hat mal gesagt, dass es sogar Menschen gibt, die überhaupt kein psychisches Abwehrsystem mehr haben!!!!!!!!!! Also, wie's einem da geht, möchte ich lieber nicht wissen. Das muss dann DIS hoch 1000 sein? Keine Ahnung.

Bei BL ist einfach nicht so tief abgespalten wie bei DIS. Und es spielt auch die Dissoziationsfähigkeit eines Menschen ein Rolle, wo die halt schlecht ist, wird's einer trotz aller Greultaten an ihm nie zu einer DIS bringen. Sein Gehirn kann den Weg dann nicht gehen. Es gibt sogar ganz wenige Menschen, die DIS haben ohne schwere Traumatisierung, aber die haben eben eine überragende Dissoziationsfähigkeit, die das möglich macht.

Bin froh, dass Du wieder besser formiert bist!

GLG

ausgefuchst


Lena
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Beitrag Do., 11.02.2010, 09:26

Hallo ausgefuchst,

nur ganz kurz:
Es liegt einfach an den Diagnosekriterien, für DIS muss mehr da sein, die Persönlichkeitsanteile dürfen keinen Kontakt untereinander haben, es darf kein Co-Bewusstsein da sein. Macht teilweise noch viel größere Probleme als DIS, weil der Schutz vor traumatischem Material bei DIS für die unbelasteten Anteile sehr hoch ist. BL sind rund um die Uhr im Stress. Es gibt keine Auszeiten, wo Anteile vorne sind, denen es besser geht. Unbeschwertheit gibt's nicht.
Täusch Dich da mal nicht. Auch Menschen mit DIS haben Co-Bewusstsein für ihre Anteile (vielleicht nicht für alle, aber es ist durchaus möglich, dass bestimmte Anteile voneinander wissen und miteinander Kontakt haben). Und ob der Schutz bei DIS vor traumatischem Material höher ist, wage ich auch zu bezweifeln.
Zumindest sind meine persönlichen Erfahrungen ganz andere. Sicher gibt es da verschiedene Ausprägungen und es ist nicht bei jedem gleich. Aber generell zu sagen, dass das bei DIS so nicht ist, ist auch nicht richtig.

Viele Grüße, Lena

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Jesusechse
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Beitrag Do., 11.02.2010, 09:31

Das Ülbe an BL ist, dass es relativ viele Patienten gibt, die einfach unter einer Störung der Gehirnfunktion leiden, sei's durch Genetik oder Unfälle, Gewalteinwirkung.

Und weil diese Ursachen auch immer wieder ausgemacht werden, gibt's immer wieder Forscher, die Traumatisierungen als Ursache der Erkrankung wieder runterspielen. Und dadurch finden BLer im Vergleich zu DIS-Patienten nur wenig Sympathie. Die Berichterstattung in den Medien läuft dann auch dahin, dass es keine eindeutige Aussage in der Richtung gibt, dass BLer fast durch die Bank schwer traumatisierte Menschen sind.

Und dann kommt das problematische Verhalten dazu, oft auch Süchte und das alles führt dazu, das BLer verachtet werden, anstatt auch mit ihren Schmerzen und ihrem Leid anerkannt zu werden, was bei DIS ja der Fall ist.

Daher ist das weniger bekannt, dass es diesen massiven Traumhintergrund sehr wohl gibt. Leute, die wirklich in Kliniken arbeiten und die nötige Erfahrung haben, sagen, dass BL eindeutig Traumafolgeerkrankung ist und sonst gar nichts.

Meine Freundin war ja damals in einer der besten Traumakliniken Deutschlands und die OÄin dort hat ihr erklärt, dass zwischen BL und DIS gar nicht viel Unterschied ist.

GLG

ausgefuchst

PS @ Lena: Ja, schon klar, es ging mir jetzt auch nur um eine grobe Abgrenzung, um's erklären zu können. Ich meine, es stünde so auch in den Diagnosekriterien drin und bei Co-Bewusstsein wäre es nur noch DDNOS. Nagelt mich da bitte nicht fest, ich bin kein Traumatherapeut. Aber so ungefähr kann man die Trennlinie schon ziehen. Soweit ich weiß, beziehen sich die Diagnosekriterien darauf, dass die Außenpersönlichkeit kein Co-Bewusstsein haben darf. Aber wo steht da schon was genau drin, die Medizinmänner sind sich ja oft selber nicht ganz einig.

Und das mit dem höheren Schutz stimmt durchaus bei manchen Menschen. Ich weiß von DIS-Patientinnen, die als Sozialarbeiterinnen arbeiten. In den USA soll sogar eine Jura studiert haben und Uni-Professorin geworden sein. Das sind halt Sachen, die gehen für BLer kaum, weil einfach so hochfunktionsfähige Anteile weniger da sind. Es hängt auch davon ab, wie jemand lebt, wie's mittlerweile organisiert ist. Wo wenige Trigger sind, wird's einfacher. Deshalb gingen früher viele Frauen ins Kloster: Männerfreie Zone und für missbrauchte Frauen oft der einzige Weg zu leben. Therapie gab's ja nicht.

BL entsteht, wenn die Traumatisierung so im Alter von 6 - 12 lag, bei DDNOS und DIS waren die Kinder jünger und dementsprechend noch weniger weit psychisch stabil.

Aber wie gesagt: Ein leichtes Leben haben weder DIS-, DDNOS- und auch BL- Patienten nicht.


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Beitrag Do., 11.02.2010, 09:44

Lena hat geschrieben:
Täusch Dich da mal nicht. Auch Menschen mit DIS haben Co-Bewusstsein für ihre Anteile (vielleicht nicht für alle, aber es ist durchaus möglich, dass bestimmte Anteile voneinander wissen und miteinander Kontakt haben). Und ob der Schutz bei DIS vor traumatischem Material höher ist, wage ich auch zu bezweifeln.
Ich mich mal auch in die Diskussion einbringe.

Bei einer richtig ausgeprägten DIS kann ich mir das schwer vorstellen, also dass Co-bewußtsein für andere Anteile vorhanden sein soll. Wie soll dieser direkte Kontakt miteinander funktionieren? Das macht doch das alltägliche Leben so schwer und fast unmöglich. Multiple brauchen doch unbedingt Tagebücher, Handzettel etc., um sich im Alltag so einigermaßen orientieren zu können, um eben mit den anderen Anteilen in Kontakt zu treten. Dissoziative Barrieren sind doch ein Merkmal und gleichzeitig ein Hindernis für DIS.

Schutz vor traumatischem Material ist auch viel mehr gegeben, weil nicht alle Anteile traumatisiert sind. Es gibt auch gesunde Anteile, z.B. Anteile, die ganz normale sex. Beziehungen zu Männern pflegen und kein Ekel empfinden, weil sie halt gesund aufgewachsen sind, im Vergleich zu den vielleicht Inzest-Anteilen, die NICHT mit Männern schlafen können, die schon das Weite suchen, wenn sie mit männlichen Personen in dem Speiseraum einer Klinik gemeinsam das Essen einnehmen müssen (wie hier, bei uns...; geht einfach nicht!).

Zerrissene


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Beitrag Do., 11.02.2010, 09:52

Ich meine, es gibt Zeiten im Alltag, wo man sich wirklich gesund fühlt und NICHT mit traumatischem Material konfrontiert wird. Hier ist es jedenfalls so, dass wir auch völlig unbelastet leben können und uns fragen, WIESO wir überhaupt Therapie machen (Uns gehts doch gut..., ich belaste mich doch nicht mit Dingen, die mich nicht berühren...).
Und da kann ich mir schon vorstellen, also wie ausgefuchst beschrieben, dass ich da mehr von meiner Störung profitiere, weil ich nicht immer drin bin, es sei denn, ich leide unter Retraumatisierung, wie damals, in 2002. Mein Thera hat jahrelang gebraucht, um mich da wieder rauszuholen. Das ging nicht von heute auf morgen, also dass ich wieder positiv dissoziativ funktioniert habe.

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Jesusechse
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Beitrag Do., 11.02.2010, 09:58

Ja, also ich kenn's auch so, dass DIS heißt, komplett abgespalten und kein Co-Bewusstsein. Zumindest die Alltagspersönlichkeit darf keine Verbindung zu den anderen Anteilen haben.

Alles, was mit Co-Bewusstsein zu tun hat, ist dann DDNOS oder BL. Zum gibt's auch BL in der Psychitarie, die in Zustände geraten, wo sie von sich sagen, sie seien die Hexe oder z.B. die Kleine. Man sieht, wie weit das geht, dass die auch keine gute Verbindung mehr haben. Für DIS muss die Spaltung auf dem höchsten Level sein, damit man die DIS Diagnose stellen kann. Ich meine, wenn der Thera zwei eindeutig voneinander abgrenzbare Anteile gesehen hat, dann kann er DIS vergeben.

Und ich denke, dass es da auch so sein kann, dass ein Thera vielleicht mal noch eine DIS-Diagnose stellt, wo andere nur DDNOS-oder BL-Diagnose stellen würde.

Aber man muss es auch unterscheiden: Im Laufe der Therapie entwickelt jede Patientin Co-Bewusstsein, dh auch mit DIS-Diagnose kann man Menschen vor sich haben, die jetzt Co-Bewusstsein haben.

Aber ich denke, mehr braucht man das nicht mehr zu vertiefen. Unsere Probleme ändern sich ja nicht, egal, welchen Namen sie haben.

GLG

ausgefuchst

PS Es gibt bestimmt auch BL, die ihre Hochphasen haben, wo sie nur glücklich sind und unbelastet. Aber ich kenne das nicht. Das hängt davon ab, was für ein Typ man ist. Ich bin hyperwach und andere sind halt eher der Typ, der in Dissoziationen flüchtet, wegdriftet. Ich kenne es z.B. nicht, dass mal alles von mir abfällt, sondern nur, dass ich es nicht aus meinem Bewusstsein raushalten kann.


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Beitrag Do., 11.02.2010, 10:00

Hier noch einmal einen klugen Satz meines Theras einwerfe:

Das dissoziative Funktionieren ist nicht meine Not.


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Zerrissene
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Beitrag Do., 11.02.2010, 10:06

ausgefuchst hat geschrieben:
Und ich denke, dass es da auch so sein kann, dass ein Thera vielleicht mal noch eine DIS-Diagnose stellt, wo andere nur DDNOS-oder BL-Diagnose stellen würde.
Dessen bin ich mir ganz sicher.

Mir hat es damals sehr geholfen in der Klinik eine echte Multiple kennenzulernen, um DIS von DDNOS unterscheiden zu können.

Aber man muss es auch unterscheiden: Im Laufe der Therapie entwickelt jede Patientin Co-Bewusstsein, dh auch mit DIS-Diagnose kann man Menschen vor sich haben, die jetzt Co-Bewusstsein haben.



Das ist ja das Ziel einer Therapie, also dass dissoziative Barrieren heruntergeschraubt werden. Ob das immer so gelingt, wage ich zu bezweifeln. Bei dieser Multiplen, die ich kennengelernt habe, funktionierte es nicht.

Zerrissene


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Beitrag Do., 11.02.2010, 10:08

Eine positiv therapierte DIS ist dann doch eher eine DDNOS, oder???

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Jesusechse
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Beitrag Do., 11.02.2010, 10:11

Wie wahr!!!

Bei mir hat auch alles ganz lange so perfekt funktioniert. Ich hab' Abi gemacht, hab' studiert. Dann hat ein Mann aus meiner Familie angefangen, mich richtig heftig anzugehen. Gemobbt hat er mich von klein auf, geschlagen auch. Aber es wurde immer mehr, immer ein bisschen härter (@ Zerrissene: Wenn's Dich interessiert, was war; kannst Du bei der Rubrik schwere Krankheit... meinen Thread "Entstellt im Gesicht?" lesen. Er wurde da leider hinverschoben, was ich nicht gut finde.).

Dann gab's richtig heftige Attacken und die Abstände wurden kürzer, bis zum großen Showdown hin und wie Zerrissene es richtig sagte: Die Retraumatisierung macht's!

Die Retraumatisierung ist der ärgste Feind eines dissoziativ gestörten Menschen. Vorher klappt soviel und dann fliegt Dir Dein Gehirn und Deine Seele und das Trauma superdolle um die Ohren.

Kann ich nur bestätigen. Wer hätte gedacht, dass es einem so dreckig gehen könnte, wo man doch dachte, man hätte alles locker weggesteckt was war?!

Hatte heute morgen auch mal wieder das Vergnüngen von Heul-und Schreikrämpfen und Zähneklappern, Schweißausbrüchen, war daneben, wie unter Drogen. Ganz Klasse! Sowas hatte ich früher nicht, obwohl ich da auch schon traumatisiert war, aber da hat der Schutz vorm Hirn noch funktioniert.

GLG

ausgefuchst

PS Ja, bei multifragmentierten Patientinnen geht das mit dem Co-Bewusstsein nicht, die werden eher drauf getrimmt, die Trigger so einzusetzen, dass sie sich mit extremer Dissoziation stabil und lebensfähig halten können.

Was Lena beschreibt, ist meines Erachtens der Stand in einer laufenden Therapie von DIS oder DDNOS oder ganz massives BL, aber nicht unbedingt das, was man grundsätzlich unter DIS versteht.

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