Therapeutisch wertvolle Zitate Eurer Therapeuten/innen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 17.02.2012, 13:34

Am Tristezza:
Ich finde es auch gut und für mich auch stimmig, was deine Thera zu dir sagte.

An Titus:
titus2 hat geschrieben: Eine Dienstleistung ist m.E. eine Handlung, die etwas Bestimmtes AN jemandem oder FÜR jemanden macht.
Ja, aber genau das macht doch der Thera, er hält mir den Spiegel vor, er hilft mir hinzugucken, meine Probleme zu erkennen, zu formulieren, gibt Raum, Wege zu erkennen, die da raus führen, bietet Übungsraum, neue Strategien zu entwickeln und auszuprobieren, ist in dieser Hinsicht uneingeschränkt FÜR mich da.
titus2 hat geschrieben: Bei einer Therapie geht es doch aber um das MITEINANDER und weniger darum, dass einer dem anderen irgendeinen Dienst erweist.
Ne, Titus, seh ich anders: MIT-EINANDER ist m.E. ein Nehmen und Geben, wie du mir, so ich dir, also wie in einer realen Partnerschaft/Beziehung. Das gleiche gilt für „einer dem anderen einen Dienst erweisen“. Was für einen Dienst sollte ich denn bitte schön dem Thera erweisen?
Gerade in der Therapie darf ich mal nur nehmen, darf ich erwarten, dass er die volle Zeit mir uneingeschränkt widmet. Darf ich ihm meine Probleme, meine dunkelsten Seiten zeigen, ohne dass ich mir seine (einer dem anderen/miteinander) anhören muss. Er begleitet mich auf meinem Weg, nicht auch ich ihm auf seinem. Ich muss natürlich an mir selbst arbeiten. Ich bin ihm nichts schuldig, außer sein Honorar, also Dienstleistung.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Justus
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Beitrag Fr., 17.02.2012, 13:42

Ich habe in dem Thread hier auch von Hass, Wut und Aggression auf den Therapeuten gehört...

...ist damit wirklich der Therapeut selbst gemeint oder eine Projektion...

Also Gefühle, die hoch kommen aus der Vergangenheit und eigentlich anderen Personen (z.B. Eltern) gelten!

Weil ganz ehrlich meine Therapeuten habe ich nie so gut kennen gelernt, um sie zu hassen!


leberblümchen
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Beitrag Fr., 17.02.2012, 14:15

Tristezza, dann hab ich dich falsch verstanden. Ich verbinde mit dem Wort 'Dienstleistung' immer eine Beziehung, die völlig unpersönlich ist. Aber wenn du damit meinst, dass sie dir dient, dann ist das natürlich richtig.

Wandelröschen, welchen Dienst du deinem Therapeuten erweist? Ich hab irgendwo gelesen (selbst würd ich mir so was nicht ausdenken), dass so eien intensive psychotherapeut. Beziehung auf beiden Seiten Veränderungen bewirkt. Letztendlich bewirken ja auch DEINE Äußerungen etwas bei deinem Therapeuten. Er denkt über das, was du sagst, nach und es wirkt auf ihn. Und es ist gut möglich, dass er sich durch eure Beziehung ändert. Mal verkürzt zusammengefasst. Es ist halt ein Miteinander-Arbeiten. Und das bedeutet eben auch, dass beide aufeinander eingehen. Es ist nicht so, dass der Eine dem Anderen sagt, was richtig ist und wie er sich künftig zu verhalten habe. Es geht um Einsicht und um ein gemeinsames Erforschen.

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stern
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Beitrag Fr., 17.02.2012, 15:01

Es geht um Einsicht und um ein gemeinsames Erforschen.
... wobei "Erkundungssobjekt" die Psyche des Patienten ist... nicht die des Therapeuten... insofern ist die Gegenseitigkeit in einer Therapie doch stark relativiert.

Wenn auch ein Patient in einem Thera etwas bewirkt... vielleicht sogar etwas positives, dann gut. Nur bin ich als Patient nicht zu dieser "Diensterweisung" verpflichtet... der Thera hingegen durchaus. Der Thera bräuchte mich dazu auch nicht (sondern könnte auch tiefergehende Gespräche in seiner Familie, Freundeskreis oder Bekanntenkreis führen, die vielleicht insofern noch einiges mehr bei ihm bewirken könnten)... der Ottonormalpatient hingegen einen Thera, der einigermaßen Kompetenz in Sachen Heilbehandlung hat. Der Behandler erweist dem Patienten insofern einen Dienst... wobei manche Theras bereits Ansätzen einer Rollenumkehr nicht sooo aufgeschlossen gegenüberstehen. Das was ich im Thera bewirke oder auslöse, macht er ja für gewöhnlich mit sich selbst aus bzw. verarbeitet es alleine für sich (bzw. notfalls mit Supervision)... habe da nichtmal in jedem Fall Einblick (der Thera in mein psychisches Innenleben, das ja auch zur Diskussion steht, ungleich mehr). Rückmeldungen dazu dienen vielleicht zur Beziehungsklärung (wiederum im Sinne des Patienten bzw. der Behandlung)... oder dem Patient eine Wirkung o.ä. deutlich zu machen (für den Patienten, weniger zur Entlastung o.ä. des Theras).

Dienstleistung im Bereich der Psychotherapie impliziert für mich auch nichts unpersönliches, wäre ja auch einigermaßen absurd, wenn eine wesentliche Basis auch die therapeutische Beziehung ist.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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leberblümchen
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Beitrag Fr., 17.02.2012, 15:09

Der 'Fehler', wenn man so will, liegt dann aber meiner Meinung nach darin, dass Wandelröschen meinte, ein Miteinander bedeute ein Geben und Nehmen. Miteinander heißt für mich einfach, dass nicht einer nur Sender und der andere nur Empfänger ist.

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Bina
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Beitrag Di., 06.03.2012, 00:08

In einer Situation, in der es um eine spezifische Angst ging:
"Ihnen passiert hier nichts... (...stellen Sie sich einmal vor...)"

Als sie sagte, mir würde nichts passieren, hatte ich den Satz gar nicht weiter für wichtig erachtet, hatte mir die Frage gestellt, warum sie das überhaupt sagt...ich weiß doch, dass mir nichts passiert, könnte mich wehren, etc. Als sie dann aber pausenlos weiterging und mir meine Angstsituation vollkommen locker erzählte nachdem sie vorangestellt hatte, dass ich mir das vorstellen sollte, wurde mir plötzlich ganz anders und ich hatte auf einmal gar nicht mehr das Gefühl, dass mir nichts passiert...da war der Satz im vorhinein Gold wert...auch für die Tage danach, in denen ich von der Thematik noch aufgewühlt war
Nachdem ich just das erzählte, kam in der nächsten Stunde in brenzligen Situationen gezielt von ihr der Satz, dass sie mir von sich aus nichts tut, was nicht vorher unter uns beiden abgesprochen wurde; mir nichts passieren wird bei ihr. Irgendwie gibt dieser Satz enorme Sicherheit nachdem er nun insgesamt 2-3 mal gefallen war...und er gibt das Gefühl von Halt...fühlt sich einfach gut und in der Situation nochmal versichert an

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Dakota
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Beitrag Di., 06.03.2012, 05:49

In der letzten Stunde habe ich stark dissoziiert und geweint und plötzlich war die Stunde um.
Mein Therapeut begleitete mich zur Tür und fragte nochmal ob er mich so gehen lassen kann, ob ich wieder einigermassen bei mir bin.
Ich stand da zitternd und weinend und das war mir total peinlich in dem Moment so die Kontrolle zu verlieren.
Mit einer ganz sanften Stimme fragte er mich dann :"Ich kann den nächsten Termin auch absagen, dann können Sie noch was hier bleiben. Was brauchen Sie denn jetzt noch von mir ??"

Obwohl ich eine Ahnung hatte was ich brauche (weiter in seiner Gegenwart Sicherheit gewinnen), war mir das zu peinlich und ich spielte die "Heldin" ("nein, geht schon wieder...ich gehe jetzt besser...ich will ihre Termine nicht durcheinader bringen" ).

Aber was mich eben so berührt hat war das Angebot was er mir gemacht hat, die Fürsorge und allein schon die Frage "was brauchen Sie noch von mir ?" Hach...da fühlte ich mich einen Moment lang richtig geborgen... (ja am liebsten hätte ich ihn umarmt, aber das bleibt eine leise Phantasie ).
Ich fühle mich von ihm ernst genommen mit all meinen Seiten und das ist ein schönes, seltenes Gefühl.

Dakota


leberblümchen
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Beitrag Di., 06.03.2012, 08:26

Ich kann den nächsten Termin auch absagen
Na, dann möchte ich aber nicht die nächste Patientin sein! - Oder war der nächste Termin irgendein Handwerker (oder sein Zahnarzt )?

Ich bin bei solchen Aussagen immer sehr irritiert... es hat halt immer alles zwei Seiten.

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AdoLife
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Beitrag Di., 06.03.2012, 09:28

Zitat:
Ich kann den nächsten Termin auch absagen

Na, dann möchte ich aber nicht die nächste Patientin sein!
Das war auch mein Gedanke dazu.... so sehr ich auch verstehen kann, dass dir diese Aussage viel bedeutet und du dich dadurch angenommen und wahrgenommen fühlst, aber dem nächsten Patienten würde es dann genau umgekehrt gehen (wenn du das Angebot angenommen hättest).
I decided not to give up today. After all, it sure would have been a waste surviving all that other bullshit for nothing.

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Dakota
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Beitrag Di., 06.03.2012, 18:37

Hallo AdoLife & Titus,

Och mensch...müsst ihr denn meine Illusion zerstören ??? ich wollte mich einfach mal auf der Aussage von ihm ausruhen und schon kommt ihr mit rationalen (wenn auch berechtigten) Gedanken

Zur Info : Sein Angebot war mir -in dem Moment- sehr wichtig und ich war beeindruckt, denn ich fühlte mich ernst genommen (er behält mich so schnell nicht einfach da, aber meine Stabilität schien wohl riskant diesmal).
Ich sagte ja dann selbst :"Ich gehe besser, der andere Patient hat auch ein Recht auf seine Zeit !"
Dass ich dann aber auf dem nach Hause Weg auf der Strasse zusammengebrochen bin und Ammoniak benutzen musste, hatte ich ihm erst später gestanden...

Dakota

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Bina
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Beitrag Di., 06.03.2012, 19:07

Ich finde auch, dass man das einfach mal so stehen lassen kann ohne gleich mit der Vernunft zu kommen, was denn mit dem nächsten Patienten wäre. Natürlich fände der das sicherlich mega-doof...aber er fände es sicherlich genauso toll, vielleicht einmal das gleiche Angebot zu bekommen. Genieß das Gefühl, Dakota


pandas
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Beitrag Di., 06.03.2012, 19:58

Ich denke auch, der Therapeut hatte das einschätzen können - er kennt ja den nächsten Patienten und konnte abwägen, ob er es diesem zumuten konnte ...

eventuell war der zeitpuffer ja auch grösser als die üblichen 10 Minuten ...
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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AdoLife
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Beiträge: 405

Beitrag Di., 06.03.2012, 22:52

Och mensch...müsst ihr denn meine Illusion zerstören ???
Sorry, ich wollte dich damit nicht verletzen, aber das war halt das was mir sofort durch den Kopf schoss...und das war weniger die Vernunft, sondern mehr wie ich mich dann fühlen würde... Nichts für Ungut, ich versteh dich ja...
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Dakota
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Beiträge: 370

Beitrag Mi., 07.03.2012, 05:27

Hallo biber,
er kennt ja den nächsten Patienten und konnte abwägen, ob er es diesem zumuten konnte ...
das denke ich ja auch. Er ist ja sonst auch ein sehr korrekter Mensch und normalerweise hält er strikt die 50 Minuten ein. Der nächste hatte ja auch schon geklingelt und da ging er an die Tür und schickte den Patienten nochmal ein paar Minuten weg

Hallo bina
Genieß das Gefühl, Dakota
Danke

Hallo AdoLife
Nichts für Ungut, ich versteh dich ja..

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Stacheldraht
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Beiträge: 441

Beitrag Mo., 12.03.2012, 12:56

Was mir aus meiner dritten Sitzung extrem in Erinnerung geblieben ist war die Äußerung meines Therapeuten hinsichtlich gewisser Verhaltensweisen von mir: Eine Ritterrüstung, die damals Schutz lieferte und sinnvoll war, aber nun zu eng geworden ist und nicht mehr passt.
Dies Bild hat sich mir so eingebrannt und so genau meine Situation (also zumindest einen Teil davon) beschrieben, dass ich von dem Bild nicht loskomme. Ok, bin ja auch noch nicht solange dabei, aber für mich ist es ein schönes Leitbild für die Therapie diese Ritterrüstung langsam abzulegen und mir passendere Kleidung und Schutzmöglichkeiten für mein Leben zu suchen.
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
Oldboy

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