Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen (Teil 2)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Unecht
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Beitrag Mi., 13.01.2016, 19:37

Danke für eure Antworten..
Nun gut.. Bestätigt nur das, was ich mir eh schon gedacht habe.. Dass ich das Fahren sein lassen sollte.. Scheiße.. :(
Meint ihr, dass das irgendwann wieder geht, nach genügend Therapie?
"Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar." (Franz Kafka)

Kinder und Tiere sind Gottes Entschuldigung.

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mio
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Beitrag Mi., 13.01.2016, 20:47

Hallo Unecht,
Unecht hat geschrieben: Meint ihr, dass das irgendwann wieder geht, nach genügend Therapie?
ich denke ja - bin mittlerweile dabei zu überlegen mich da wieder "ranzuwagen". Trau mich zwar noch nicht ganz, kann es mir aber vorstellen, da ich da mittlerweile doch meist stabil und kontrolliert bin. In "belasteten" Phasen oder "kritischen Momenten" sollte man es aber wohl generell besser lassen und vielleicht nicht jederzeit "ungehindert" Zugang zu einem Auto haben. Da würde ich mir zumindest nicht selbst trauen. Im "normalen" Alltag hingegen sollte es eigentlich so langsam wieder zuverlässig funktionieren, wahrscheinlich sogar zuverlässiger als früher...und da bin ich ja auch gefahren und es ist glücklicherweise nie was "ernsthaftes" passiert, eigentlich sogar erstaunlich wenig.

Ich glaube Therapie wirkt da auch immer erst mal "Wechselfördernd" was es halt dann erst recht schwierig macht, war zumindest bei mir so.

Lieben Gruss,

mio

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Unecht
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Beitrag Do., 14.01.2016, 18:39

Wenn du dich wieder ran traust, wünsche ich dir ganz viel Mut, Glück und Konzentration
Ich fahre nun nur noch die Strecke Kindergarten und zurück. Alles andere vielleicht irgendwann wieder.. Aber erstmal nicht.

Ich schaffe es immer noch nicht, mich richtig mit der Diagnose anzufreunden.. Einfach, weil ich keine grausame Vergangenheit habe..
Wir Kinder wurden vernachlässigt, ja. Vielleicht wurde uns ein bisschen weh getan, aber nicht zu doll. Mehr, wie mein leiblicher Vater letztens sagte :wenn ein Baby in die Haare zieht, zieht er zurück, das gleiche mit hauen.
Wir Kinder haben viel unter uns ausgemacht.
Beispiel : leiblicher und sozialer Vater sitzen vorn im Auto, wir Kinder hinten. Unsere Schwester (schon immer "ein schreckliches Kind") verprügelt uns. Sozialer Vater fragt, ob leiblicher Vater nicht mal eingreifen will" nein, die Regeln das unter sich ".
Manchmal gab es nichts zu essen oder unsere Schwester hat was gemacht (selbst erst paar Jahre alt), wir wurden oft vorm Fernseher geparkt, weil unsere Mutter gern geschlafen hat.
Es gab viele wechselnde Männer, sind auch nicht alle vom gleichen Vater.
Meine Schwester wurde geschlagen, weil halt schrecklich. Ich nicht, weil ich immer lieb war. Musste aber halt zu sehen.
Dafür war ich Partner - Ersatz, Freundin, musste nacktfotografien anschauen von fremden Frauen, damit ich sehe, wie pervers der soziale Vater ist. Musste mit Diäten machen.
Meine Schwester landete im Heim.
Ich war auf acht verschiedenen Schulen wegen Umzügen. Und war in der Pubertät komplett auf mich allein gestellt,wirklich komplett .musste beim suizid versuch meiner Mutter zusehen, sie einmal davon abhalten usw.
Und als sie von meiner essstörung erfuhr, beschimpfte sie mich, behandelte mich wie Abschaum, machte mich vor allen schlecht, selbst vor wildfremden usw.

Es ist nicht so, dass ich denke, ich hatte ein super Leben.
Aber das alles rechtfertigt doch nicht die Diagnose. Ich lese immer nur von sexuellen Missbrauch, schwerer Gewalt usw.

Aber so war es bei mir nicht. Nicht dass ich wüsste. Kann die Diagnose dann überhaupt Stimmen? :(
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lilu
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Beitrag Do., 14.01.2016, 19:21

Liebe Unecht,

auch wenn Du Deine Vergangenheit (noch) nicht als grausam empfinden kannst heißt es nicht, dass es nicht grausam war.

Was Du schilderst hört sich für mich schlimm an. Vernachlässigung, Missbrauch (muss nicht immer sexueller Natur sein) in dem Du Ersatz-Partner und Freundin warst, Nacktfotos anschauen musstest, Gewalt an Deiner Schwester erleben musstest, sind für mich entsetzliche Dinge, die für ein kleines Kind traumatisch sein können. Vielleicht gibt es ja auch Dinge, die Du soweit abgespalten hast, das sie nicht mehr erinnerbar sind. Kann sein, muss aber nicht...

Ob die Diagnose stimmt, weiß ich auch nicht. Ich weiß grad auch nicht, wie lange Du sie hast, bzw. wie lange Du in Therapie bist? Wichtig ist, das wird mir hier immer wieder gesagt, dass Du bei Dir bleibst und nicht an Deinen Befindlichkeiten zweifelst. Und gibt Dir Zeit...

LG Lilu
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe

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Unecht
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Beitrag Do., 14.01.2016, 19:51

Danke für deine Antwort.

Die Diagnose hab ich im Sommer letzten Jahres das erste mal gehört. Hab mir aber selbst verboten, mich darüber zu informieren. Erst im Dezember durfte ich es dann.
Essstörung, borderline, Zwänge, ängstlich - vermeidende pks, posttraumatische belastungsstörung... Das sind die Diagnosen, die ich davor erhalten habe.
Mein jetziger Therapeut hatte es lange nicht leicht mit mir, weil ich sehr oft nichts mehr sagen konnte oder "weg" war. Er hat mir oft gesagt, die Therapie geht nur, wenn wir im Gespräch bleiben, aber das hab ich nicht oft geschafft.
Durch die Weiterbildung bei Dr Nijenhuis kam er wohl auf die Diagnose.

Meine gesamte Pubertät hab ich außerhalb von mir erlebt und nur durch damalige Foren - Beiträge rekonstruieren können.
Schlimm war es dann auch während der Schwangerschaft mit Kind Nummer zwei, was vom vergewaltiger stammt. Da war alles weg von mir und Erinnerungen an die neun Monate sind quasi erlöscht.

Ich würde die Diagnose gern glauben, manchmal tu ich es auch. Aber dann überlege ich halt, was sie rechtfertigt und finde nichts.
Nichts wirklich Schlimmes.

Mein Therapeut sagt, ich soll nicht nach Dramen suchen, sondern meine Zustände sehen und die allein seien doch schon auffällig. Und da hat er auch recht.. Bin seit elf Jahren auf der Suche nach "der Lösung".. Was mit mir nicht stimmt, wie ich gesund werden könnte, wie ich bin, ob ich alles vorspiele oder nicht, ob ich einfach normal sein könnte, wenn ich wirklich wollen würde usw.
Die Diagnose würde mir sehr helfen, könnte mir Verständnis für mich bringen.
Aber ich kann sie nicht glauben, weil es, wie gesagt, keinen ersichtlichen Grund gibt..
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lilu
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Beitrag Do., 14.01.2016, 22:43

Ich bin mit meiner Diagnose auch zwischendurch am kämpfen. Aber es wird langsam "besser". Es ist ja nicht so, dass die Diagnose irgendwas ändert, außer dass man vielleicht endlich richtig therapiert wird. Ich mache jetzt seit 16 Jahren Therapie, aber erst seit ca. 6 Jahren spüre ich Veränderungen. Auch ich zweifel zwischendurch immer wieder daran, dass es schlimm ist was mir passiert ist. Ich kann es nicht immer spüren. Ganz viel Angst und Ekel trägt die Kleine mit sich...aber ich kann noch nicht gut mit ihr kommunizieren. Ich denke, dass ich das noch lernen werde. Es braucht Vertrauen und Zeit...
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
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Sünneli13
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Beitrag Sa., 16.01.2016, 22:25

Ich kann meine Diagnose auch immer noch so schlecht akzeptieren. Aber wenn ein Psychiater und ein Psychologe diese Diagnose bestätigen, dann muss ja was wahres dran sein.

Ich habe alles in allem 30 Jahre in einer traumatisierenden Umgebung gelebt. Seit September 2009 bin ich frei und kann ein Leben in Sicherheit leben. Also eine ziemlich lange Zeit. Ich wurde im erwachsenen Alter nochmals Opfer von den verschiedensten Traumata. Von meinen inneren Kindern wusste ich lange Zeit nichts. Die Umgebung war ja für sie auch viel zu gefährlich, als dass sie sich zeigen konnten... Doch manchmal empfinde ich das Hier und Jetzt schlimmer als in der schlimmen Zeit. Weil wir jetzt zu realisieren beginnen, was uns angetan wurde. Während den Traumata habe ich dissoziiert, alles abgespalten. Jetzt kommt das mit den Flashbacks zurück, was ich als viel schlimmer empfinde. Ich weiss, ich muss da noch sehr an mir arbeiten....

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Wandelröschen
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Beitrag So., 17.01.2016, 00:16

Auch unsereins fährt schon ewig kein Auto mehr, war echt zu gefährlich geworden.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Unecht
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Beitrag So., 17.01.2016, 10:57

@sünneli13 :

Ja, ich weiß genau, was du meinst..
Ich stehe noch am Anfang und habe trotzdem jetzt schon das Gefühl, dass es mir allein mit der Diagnose und dem Hinterfragen, ob das stimmen könnte und was dazu geführt haben könnte, deutlich schlechter geht als vorher.
Wie es war, war normal für mich.. Und jetzt hab ich das Gefühl, den Trümmerhaufen meines Lebens das erste mal im vollen Ausmaß vor mir zu sehen. Und es war, ehrlich gesagt, leichter, als ich ihn noch nicht so deutlich sehen konnte..
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Unecht
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Beitrag So., 17.01.2016, 11:02

Wandelröschen hat geschrieben:Auch unsereins fährt schon ewig kein Auto mehr, war echt zu gefährlich geworden.
Unsereins ist wohl das passendste Wort bei dieser Störung, das ich bisher gelesen habe.. musste kurz schmunzeln gerade beim Lesen

Schade mit dem Autofahren, aber es scheint wohl tatsächlich bei vielen hier nicht mehr zu gehen.
Es ist schwer auf dem Land mit zwei Kindern, keiner Verwandtschaft in der Nähe und einem Freund, der von morgens bis abends arbeiten ist. Aber irgendwie wird es wohl schon gehen.. Muss ja. Denn ich möchte nicht irgendwann jmd Fremden und gar meine Kinder tot fahren.. :(
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lilu
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Beitrag So., 17.01.2016, 13:56

Ich denke grad ein bißchen an die Klinik zurück und frage mich gerade was es mit diesem "selektivem Mutismus" auf sich hat. Ist es wirklich eine Mutismusform (die ja eigentlich nur Kinder und Jugendliche haben) oder habe ich ein "eingepflanztes" Sprechverbot?

Dieses nicht sprechen können, kam meist in einer nur einmal wöchentlich stattfindenden Gruppe. Es ging um die wöchentlichen Therapieziele und was man geschafft hatte. Am Anfang habe ich noch von Banalitäten gesprochen z.B. das mir der Lärm auf`n Sack geht. Also mehr so oberflächliche Dinge. Als ich dann aber aufgefordert wurde über meine tatsächlichen Ziele zu sprechen, also über meine Innis wurde es schwierig. In den restlichen 5 Wochen kam kein Wort mehr raus. Ich hatte die Gedanken im Kopf, hatte aber nicht die Möglichkeit die Wörter rauszulassen. Als hätte man die Verbindung gekappt.

Diese Zustände hatte ich bisher immer nur im stationären Setting. Zu hause glaube ich gar nicht. Ich frage mich jetzt, was es damit auf sich hat....Kennt das Jemand von Euch auch?
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Myhre
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Beitrag So., 17.01.2016, 14:10

Ja,das kennen wir.Ist bei uns aber eine Programmierung,also ein wortwörtlich "eingepflanztes Sprechverbot".
Das war einmal so schlimm,dass Stupor diagnostiziert wurde...bis man gemerkt hat,dass es eine Programmierung der Täter war.
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi

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lilu
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Beitrag So., 17.01.2016, 16:18

Wie lange hat es gebraucht bis festgestellt wurde, dass es eine Programmierung ist bzw. wie hat der Therapeut das rausbekommen? Musst natürlich nicht antworten, wenn es Dir zu nahe geht....

LG Lilu
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Myhre
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Beitrag So., 17.01.2016, 16:34

Liebe Lilu,
ich war zu der Zeit stationär in der Psychiatrie.Die aufnehmende Ärztin kannte mich nicht und diagnostizierte Stupor.Die anderen Ärzte dort kannten mich und haben die Zusammenhänge schnell erkannt.Es wurden Tests gemacht und der Prof und die anderen Ärzte haben dann mit den entsprechenden Anteilen gearbeitet.
Ich weiss das von den Arztbriefen,denn ich kann mich nicht daran erinnern.Ich hab nur noch das Bild von der Aufnahmesituation.Ich war drei Monate stationär laut Arztbrief.
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Mahatma Ghandi

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lilu
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Beitrag So., 17.01.2016, 16:39

Ach scheiße Myhre. Das ist doch alles ein Mist. Ich habe ja vorhin Deinen Blog gelesen und ich hab grad das Bedürfniss Dich in den Arm zu nehmen .....sorry, wenn ich Dir zu nahe trete, aber mich macht das grad so traurig...
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