'Ich kann nur mit Männern, weil...' / Frauen- und Männerbilder

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stern
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Beitrag Di., 20.12.2016, 19:06

Mondin hat geschrieben:Dass viele Menschen sich brüskiert sahen, als dieser Exklusivanspruch in Frage gestellt wurde, das kann ich durchaus nachvollziehen.
Nun, welche gesellschaftliche Veränderung von einiger Tragweite vollzog sich ohne Gegner: Gleichstellung von Mann/Frau, Frauenwahlrecht, Einführung von Sexualkunde, Abtreibungsparagraphen, usw. Unschön finde ich, wenn nicht mehr Argumente das sind, was zählt.

Dass die Exklusivität der Ehe auch ein christliches Erbe ist, ist eh klar...

Und Homophobie ist nicht Homophobie, würde ich sagen. So steht bei manchen eine bestimmte Gesinnung dahinter, die sich auf mehr erstreckt als nur auf die Ablehnung von Homos... die dienen dann höchstens als Ventil.

Und es gibt Floskeln, die als homophob empfunden werden können, was dem (vermeintlich) Homophoben aber gar nicht so bewusst ist... i.d.S.:
Vor allen Dingen geht es darum, sich Strukturen und Mechanismen hinter Homophobie anzuschauen, die nicht so offenkundig sind. Das Blog steht ja unter dem Motto: “Ich habe nichts gegen Schwule, aber…” Das bedeutet, heute sind nicht mehr nur die üblichen Verdächtigen das Problem, wie Kirchen, konservative Parteien oder Andere. Es sind oft die, die sich sehr liberal äußern, die denken, dass sie sehr tolerant sind, aber gerade mit ihren Beschreibungen bestimmte Ressentiments manifestieren, die sie im Zweifel selbst gar nicht bemerken. Das ist – was ich in meinem Blog “Neue Homophobie” nenne – eine gefährliche Mischung. -- Quelle: http://blog.grimme-online-award.de/2016 ... ndorfblog/
... sowie einiges dazwischen. Und Motivationen gibt es wohl auch so viele, wie es Menschen gibt. So gibt es evtl. einen Priester, der aufgrund seiner Anschauung zu keinem anderen Schluss kommen kann (wobei es auch sehr versöhnliche Theologen gibt... ich hatte etwas verlinkt)... und es gibt Leute, die gegen die Homo-Ehe demostrieren und auf dabei noch Plakate mit ganz anderes Sprüchen vor sich hertragen.

Das verkraftet eine Demokratie auch, wenn bestimmte Haltungen als homophob, rechts oder links bezeichnet werden. Persönlich identifiziere ich mich mit dem nicht, wenn ich den Eindruck habe, das ist nicht so. Z.B. der Gutmensch ist auch so ein Kampfrhetorikbegriff. Wundert mich, dass er bisher noch nicht öfter gefallen ist.
Und da ist mAn die Grenze zu verorten. Einerseits, die Gleichstellung der Rechte, die legitim und in Ordnung ist, rein formal. Andererseits das Empfinden der Menschen, die diese - in ihrem Empfinden - Kröte dann schlucken müssen. Sie müssen sie schlucken, so oder so, weil das Gesetz korrekterweise angeglichen wurde.
Wobei die Heteros ja nicht weniger Rechte haben, nur weil Homos auch Ehen eingehen dürfen... woran eh diverse Recht und Pflichten hängen. Insofern sehe ich keine fette Kröte, sondern eher ein Krötchen.
Allerdings gehört es auch dazu, dass die Krötenschlucker sich wenigstens Luft machen dürfen, sonst ist eine Gefahr der Eskalation wesentlich höher und das trifft dann wieder die, die an dem ganzen Theater am wenigsten beteiligt sind, nämlich die Homosexuellen selbst.
Wie gesagt: Darf man ja in einer liberalen Gesellschaft... soweit Gesetze nicht entgegenstehen. Und dazu kann dann auch gehören: Dass das jemand nicht gefällt und derjenige sich ebenfalls Luft macht und bestimmte Haltungen als homophob bezeichnet. Das kann man ja auch niemanden nehmen...
Zuletzt geändert von stern am Di., 20.12.2016, 19:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Mondin
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Beitrag Di., 20.12.2016, 19:24

stern hat geschrieben: Wie gesagt: Darf man ja in einer liberalen Gesellschaft... soweit Gesetze nicht entgegenstehen. Und dazu kann dann auch gehören: Dass das jemand nicht gefällt und derjenige sich ebenfalls Luft macht und bestimmte Haltungen als homophob bezeichnet.
Wenn das für Dich für alle Parteien gilt, die an einem solchen Konflikt beteiligt sind, dann waren wir uns von Anfang an einig (Meinungsfreiheit), haben nur sehr lange gebraucht es zu merken. Keks?

Jetzt muss ich echt grinsen hier.

Grüßerle!
Mondin

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Mondin
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Beitrag Di., 20.12.2016, 19:54

Mir ist hierzu noch was eingefallen, stern:
.. und es gibt Leute, die gegen die Homo-Ehe demostrieren und auf dabei noch Plakate mit ganz anderes Sprüchen vor sich hertragen.
Damit sprichst Du ein Problem an, das meiner Ansicht nach immer dort auftritt, wo zu vieles zu unreflektiert in einen Topf geworfen wurde. Bei diesen ganzen Pegida Demos ist es auch immer ein Thema gewesen, dass dort ganz viele Leute mitliefen, die im Grunde eher gemäßigte Ansichten vertreten hatten, bis ihnen so Angst und Bange (gemacht) wurde, dass sie sich den Hardlinern anschlossen.

Das meinte ich mit Überzeugungsarbeit. Diese funktioniert ja nicht nur im positiven Sinne, sondern eben auch andersrum, indem man Menschen, die womöglich kaum Kontakte mit dem kreierten Feindbild hatten, jede Menge Ängste implantiert. Das war immer sehr schön zu sehen, wenn eine solche Person vor einer TV-Kamera ins Stottern geriet, wurde sie gefragt, was denn nun genau das Problem wäre?

Der Betreffende wusste es eigentlich nicht. Er kam ins Stocken, ins Rudern, plapperte vielleicht einige Phrasen nach, aber wirklich benennen konnte er nicht, warum er mit der Demo mitlief. Manche sagten auch offen, dass sie Angst hätten. Konfrontierte man sie dann mit Zahlen, die ihren Ängsten widersprachen, wurde unverzüglich negiert.

Da ging es nicht um Fakten, sondern darum, dass das Empfinden dieser Menschen durch Angst verseucht worden war. So etwas geschieht meines Erachtens nach ganz besonders dort, wo sich die Menschen in ihren Anliegen nicht ernst genommen fühlen. Wo ihnen zum Beispiel gesagt wird: "Du bist ein Populist/Rassist/Homophober, wenn du so denkst (und fühlst)!" Dann schweigen sie vielleicht erst einmal, aber das Empfinden und Denken ändert sich ja nicht. So werden "ganz normale Leute" dann plötzlich empfänglich für rassistisches Gedankengut, weil da "jemand ist der sie versteht" und sie ernst nimmt.

Und dann findet man sie auf einer solchen Demo.

Ich finde, man könnte mehr da ansetzen, die Leute nicht so abzuspeisen indem man einfach stumpf sagt, du bist Populist, dumm, unreflektiert o. ä. und sie damit erst anfällig werden lässt für derartige Gesinnungsgruppen, denen man in dieser Weise auch noch in die Hände spielt.

Grüßerle!
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mio
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Beitrag Di., 20.12.2016, 19:55

isabe hat geschrieben: Wo ist dein Problem? Nach "eurer" "Argumentation" hat doch jeder das Recht, Dicke abzulehnen und eklig zu finden.
Verstehst Du den Unterschied wirklich nicht?

Dann wundert es mich nicht, dass Du mich nicht zu verstehen scheinst.

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mio
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Beitrag Di., 20.12.2016, 20:01

stern hat geschrieben: Da hat der Homophobe wohl schlechte Erfahrungen mit seinem Partner gemacht. Man könnte antworten: Kein Problem, er kann doch weiter bei Frauen bleiben. Und dann am besten keine Schwulenpornos ansehen.
Stern, hast Du schon mal persönlich mit Leuten gesprochen die Vorbehalte haben? Also so face to face? Und ich meine nicht mit irgendwelchen Radikalen sondern mit den ganz "normalen"?

Oder mit jemandem der sich vor seinen Eltern geoutet hat und so?

Da fallen solche Aussagen als Begründung. Auch in den Schulen werden die fallen, das schwöre ich Dir.

Ich weiss nicht wie Du aufklären möchtest, wenn Du das veralberst und nicht ernst nimmst.

Und da geht es um Leute die mit Sicherheit nie Sex mit einem gleichgeschlechtlichen Partner hatten und wohl auch noch nie einen Schwulenporno gesehen haben. Wahrscheinlich noch nicht mal nen normalen und wenn würden sie es nicht zugeben.


mio
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Beitrag Di., 20.12.2016, 21:01

Und es geht sogar noch schlimmer: Wenn es einfach ignoriert wird. Auch keine Seltenheit.

Mein kleiner Cousin ist schwul. Von der Familie weiss das niemand außer mir, er hat auch wenig Kontakt zur Familie unter anderem wohl auch deswegen.

Vor einigen Jahren wollte er mit seinem älteren Bruder darüber sprechen, am Telefon (die Eltern leben nicht mehr, alles ein wenig kompliziert). Und was passierte? Mein älterer Cousin hat es einfach ignoriert. Was nicht sein darf kann nicht sein. Totgeschwiegen. Thema vom Tisch. Auch toll.

Oder der Vater oder die Mutter die einen hysterischen Anfall kriegt und sagt: DU bist NICHT schwul. usw. usf.

Es geht doch weniger um das "eklig" sondern um die Angst und Ablehnung die es transportiert. Also weniger um die Abwertung als um die Ablehnung. Das ist doch der Alltag. Die Abwertung geschieht ja aufgrund der Ablehnung, nicht umgekehrt. Also muss ich erst mal für mehr Akzeptanz im Sinne von Annahme sorgen und das geht eben nur gegenseitig.

Und dazu muss rausgefunden werden was dahintersteckt. Also zB. Ekel. Oder auch die Scham ein homosexuelles Kind zu haben, so als wäre das ein Makel getreu dem Motto "Was werden denn die Nachbarn denken". Den kannst Du dann in der Tat entkräften indem Du sagst: Du musst das ja nicht machen und Du darfst das auch eklig finden. Oder aber indem Du sagst ich bin der selbe Sohn wie vorher, Du weisst das nur jetzt. Ich habe mich nicht verändert. Aber bitte akzeptiere dass ich das mache und so leben möchte auch wenn es vielleicht erstmal schwer für Dich ist.

Die Leute haben ja einfach bestimmte Vorstellungen in ihren Köpfen. Und meist stimmen die Vorstellungen nicht. Und im Grunde ist sogar wirklich besser, das Gegenüber sagt ehrlich, was ihn abschreckt, als das es gar nix sagt. Denn dann kriegst Du gar kein Verständnis hin weil Du von vorne herein keinen Dialog hinbekommst. Wenn Du den hinbekommst kann der zwar immer noch scheitern, aber dann hast Du ihn wenigstens schon mal hinbekommen.


mio
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Beitrag Di., 20.12.2016, 23:29

stern hat geschrieben:So ähnlich wie die Heterodame zu ihrem Macker sagt. Den Sex mit dir finde ich eklig, aber dich finde ich toll... ihm wird bestimmt das Herz aufgehen.
Auch das gibt es. Und nein: Es ist nicht toll für denjenigen der sowas gesagt bekommt. Aber da vermischst Du eben schon wieder zwei Ebenen miteinander: Die Ebene der persönlichen Beziehung mit der Ebene der individuellen Vorliebe.

In der Regel gehen Menschen persönliche Beziehungen mit Menschen ein, die ihre Vorlieben teilen. Das ist auch ziemlich gesund, weil besser für beide Beteiligten. Da hast Du so genommen die "Kleingruppe", die frei gewählt wird. Also den Partner, die Freunde etc. Demgegenüber steht die Gesellschaft. Das "große Ganze".

Der Homophobe und der Homosexuelle begegnen sich in der Regel im "großen Ganzen" (wozu Du auch Herkunftsfamilien zählen kannst, da nicht frei gewählt). Dh. kein Homophober geht mit einem Homosexuellen eine Beziehung ein und versucht ihn dann umzuerziehen, normalerweise. Wenn er das tut, dann stimmt was anderes nicht. Meint: Die Kontaktebene ist eine völlig andere als in der "Kleingruppe".

Und genau das scheint hier irgendwie auch ein "Problem" zu sein, dass Kleingruppe und Grossgruppe (und deren Bedeutung und Aufgabe) nicht sauber differenziert werden.

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stern
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 04:51

mio hat geschrieben:Stern, hast Du schon mal persönlich mit Leuten gesprochen die Vorbehalte haben? Also so face to face? Und ich meine nicht mit irgendwelchen Radikalen sondern mit den ganz "normalen"?

Oder mit jemandem der sich vor seinen Eltern geoutet hat und so?
ja und ja.
Ich weiss nicht wie Du aufklären möchtest, wenn Du das veralberst und nicht ernst nimmst.
na ja, welche Antworten sind naheliegend, wenn eine Hetero-Frau Analverkehr oder ein Hetero-Mann schwulen Sex eklig findet. Und es geht, wie du selbst erkennst, nicht zwingend darum, dass diese therapiert werden wollen, sondern evtl. um pure Entwertung. Ich muss niemandem die Erlaubnis für seine Gefühle geben.
Und dazu muss rausgefunden werden was dahintersteckt. Also zB. Ekel.
Der Homo muss ebenso wenig herausfinden, was hinter der Homophobe steckt ebenso wenig wie das Kind oder der Tierliebhaber herausfinden muss, was hinter der Pädophilie oder Zoophile steckt. Man kann sich auch Distanzieren. Das ist jedem selbst überlassen, was er als sinnvoll ansieht. Ich kenne übrigens jemanden, die Distanz angekündigt hat... jetzt passt die Beziehung wieder. Ist also nicht per se ein falsche Weg.
So ähnlich wie die Heterodame zu ihrem Macker sagt. Den Sex mit dir finde ich eklig, aber dich finde ich toll... ihm wird bestimmt das Herz aufgehen.
Auch das gibt es. Und nein: Es ist nicht toll für denjenigen der sowas gesagt bekommt. Aber da vermischst Du eben schon wieder zwei Ebenen miteinander: Die Ebene der persönlichen Beziehung mit der Ebene der individuellen Vorliebe.
Dem Typ wird sicherlich wiederum das Herz aufgehen, wenn du ihm das so erklärst.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 21.12.2016, 05:33, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 05:08

Mondin hat geschrieben:Da ging es nicht um Fakten, sondern darum, dass das Empfinden dieser Menschen durch Angst verseucht worden war. So etwas geschieht meines Erachtens nach ganz besonders dort, wo sich die Menschen in ihren Anliegen nicht ernst genommen fühlen. Wo ihnen zum Beispiel gesagt wird: "Du bist ein Populist/Rassist/Homophober, wenn du so denkst (und fühlst)!" Dann schweigen sie vielleicht erst einmal, aber das Empfinden und Denken ändert sich ja nicht. So werden "ganz normale Leute" dann plötzlich empfänglich für rassistisches Gedankengut, weil da "jemand ist der sie versteht" und sie ernst nimmt.
Na ja, von Verdrehungen von Ursache und Wirkung halte ich nicht viel... zu Entstehungsgründen von Homophobe oder Rassismus gibt es Untersuchungen. Man kann Parallelen zu populistischem, rassistischem und homophoben Gedankengut auch benennen oder zugrunde liegende Vorurteile, aus denen sich Homophobie oft speist.

Und anfangs war ja tatsächlich noch nicht so klar, was hinter Pegida steckt... weder Anhängern noch Nicht-Anhängern. Mittlerweile ist das klarer.

Und wie gesagt: Wenn man sich damit auseinandersetzt, so hat man ja auch eigene Grenzen, die man sehr wohl beachten kann. Hier wird ja so getan als liegt es in der Verantwortung des Homos Homophobie zu therapieren... und als ob der der Homo oder die Leute, die Homophobie benennen selbst schuld sind. Homophobie hat doch oft mit dem Homos an sich wenig zu tun. Der ist nur Ventil. Das würde ich situativ entscheiden. Denn es steckt doch oft mehr dahinter, wofür der Betroffene eine gewisse Offenheit braucht, WENN er das ansehen möchte... und für den Umgang mit Mitmenschen hat jeder auch eine eigene Verantwortung. Und wie gesagt: Andere Menschen haben auch Grenzen, was sie sich geben und womit sich sich auseinandersetzen... das wird auch etwas ignoriert in dieser Diskussion.

Ursachen von Homophobie
https://de.wikipedia.org/wiki/Homophobi ... Homophobie oder:
Die Ursachen für Homophobie sind vielfältig. Psychologen gehen unter anderem davon aus, dass vor allem solche Menschen zu einer homophoben Haltung tendieren, die sich verkrampft an traditionellen Geschlechterrollenbildern festhalten.

Für Homophobe stehe demnach vielfach außer Frage, wie eine „richtige Frau“ und ein „richtiger Mann“ auszusehen und sich zu verhalten haben.

Weiterhin bezeichnet Homophobie auch die Angst vor einer eigenen unterdrückten und von traditionellen Geschlechternormen abweichenden Identität, vor eigenen homosexuellen Zügen etwa. Auch die Angst davor, emotional berührt zu werden, wird vor allem bei Männern als Ursache homophoben Verhaltens vermutet.
http://www.rp-online.de/thema/homophobie/
Womit wir wieder beim Thema wären...
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Kaonashi
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 09:59

Wenn man gegen Homophobie schreibt oder redet, verübt man ja auch keine Terroranschläge, steckt die Leute nicht ins Gefängnis oder verbietet ihnen den Mund. Man sagt ihnen nur deutlich, was man von ihnen hält.
Genau wie sie umgekehrt anderen Leuten sagen, was sie von Homosexuellen halten. Nur ist das umgekehrt viel verletzender, weil jemand für seine sexuelle Ausrichtung nichts kann. Für eingeengte Gedanken und archaische Meinungen kann man aber schon was, die könnte man ändern, wenn man nicht so verbohrt wäre. Homosexuelle tun keinem was, ich finde, da kann man nicht mit Angst argumentieren. Angst ist das nicht, was die Leute empfinden.

Aber vielleicht könnte Konfrontationstherapie ja trotzdem helfen. Einfach mal ein paar Leute kennenlernen und merken, dass die ganz normal sind.

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stern
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 11:46

Und es ist schon eine Abwertung für Dich, wenn der Homophobe sagt "Ich finde Sex zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern eklig.
Und das war ja deine Frage. Und ich finde tatsächlich, dass man damit nicht mehr so ohne weiteres so umgehen kann:
Aber da vermischst Du eben schon wieder zwei Ebenen miteinander: Die Ebene der persönlichen Beziehung mit der Ebene der individuellen Vorliebe.
Denn bei Homosexualität (oder jeder anderen sexuellen Orientierung auch) geht es nicht um eine reine Vorliebe (wie: welches Sexspielzeug benutzen wird heute). Sondern die sexuelle Orientierung gehört zum Kern des Menschen bzw. was diesen Menschen u.a. ausmacht (also zu dessen Identität). Und die sexuelle Orientierung wird (nach aktuellen Stand) als unveränderbar angesehen wird. Es geht eben NICHT darum, ob man zur Abwechslung mal mit einem Schwulen ins Bett geht oder gleichgeschlechtlichen Sex ausprobiert.

Und auch der Unterschied zwischen "finde" und "ist" muss keinesfalls vorhanden sein, nämlich dann wenn der Homophobe davon ausgeht, dass seine Sichtweise die wahre bzw. die Wahrheit ist. Und wenn das in Schulen so vermittelt werden würde, dass Sex zwischen gleichgeschlechtlichen Partner eklig ist, ja, so würde ich das als abwertend ansehen. In dem Thread wird oft argumentiert, dass man ansehen könnte, warum jemand so empfindet. Könnte man übrigens auch an dieser Stelle. Auch das ist keine Einbahnstraße.
Stern, hast Du schon mal persönlich mit Leuten gesprochen die Vorbehalte haben? Also so face to face? Und ich meine nicht mit irgendwelchen Radikalen sondern mit den ganz "normalen"?
Und das schrieb ich ja schon mehrmals: Dass es keinesfalls nur radikale oder hasszerfressene Menschen sind, die homophobe Sprüche klopfen (man könnte sich hierfür sicherlich auch eine andere Bezeichnung einfallen lassen... in dem einen Blog wurde es als "neue Homophobie" bezeichnet. Und ich finde schon, dass man solche Sprüche dann auch ansprechen kann. Und für den Schwulen macht es evtl. sehr wohl einen gehörigen Unterschied, ob 10 Menschen in einer Runde darüber lachen oder gar über ihn lachen... (selbst das wurde ja für zumutbar gehalten):
mio hat geschrieben:Und bestimmte Ablehnungsäußerungen halte ich für durchaus zumutbar. Wie zB. wenn mich jemand mal auslacht. Oder mir auch mal ins Gesicht sagt, was ihm an mir oder meiner Lebensweise nicht gefällt.
Oder ob in der Runde auch jemand dabei ist, der sagt: Überlege mal, was du sagst o.ä. oder das nicht witzig findet. Der Homo (oder auch der Schwarze) in der Runde ist nicht unbedingt der, der das dann als homophobe oder rassistische Ausdrucksweise bezeichnen würde. Ich denke auch, das geschieht nicht immer in böser Absicht (wobei Auslachen als Ablehnungsäußerung schon eine andere Hausnummer ist)... aber das sehe ich nicht als Grund an, weswegen man das nicht anspricht.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 21.12.2016, 12:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 11:52

Und was die Zumutbarkeit angeht: Reines Auslachen ist evtl. noch nicht (als Beleidigung) strafbar. Wenn aber noch ein unüberlegter Spruch dazu kommt, kann das Eis sehr dünn werden, weil das dann evtl. bereits als mehr als "nur" taktlos angesehen wird. Und das hat mit der sexuellen Orientierung noch gar nichts zu tun.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 21.12.2016, 12:39, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 11:53

Ich glaube, homophobe haben ein ernsthaftes problem. Sie glauben eine meinung und ein gefühl zu dem haben zu müssen, was andere menschen im bett miteinander machen, menschen, die mit ihnen, also den homophoben eh nichts zu tun haben wollen. Da steckt eine übergriffigeit drin, die niemandem gut tut, den homophoben selber nicht und denen, denen sie so übergriffig hinterherfühlen auch nicht.

Die gute nachricht: dafür gibt es therapien. Ich selber sehe keinen anlass, homophobe zu therapieren. Anlass sehe ich nur zu klarer abgrenzung.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Mondin
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 13:03

Hier wird ja so getan als liegt es in der Verantwortung des Homos Homophobie zu therapieren... -- Quelle: viewtopic.php?f=26&t=37659&start=810
Ich weiß nicht, stern, wie Du darauf kommst. Ich schrieb doch mehrfach, dass ich das nicht für produktiv halte, wenn das erwählte Feindbild, hier eben Homosexuelle, in direkten (ohne Mediation) Kontakt mit den Leuten treten, denen das Angst macht. Da ist das Theater doch vorprogrammiert. Mir geht es vielmehr darum, wie man sich als Außenstehender, als den ich z. B. mich betrachte, da ich weder homosexuell noch homophob bin, möglichst klug verhalten kann.

Dass wir in Punkto reiner Meinungsfreiheit (ohne die Prämisse von Anstand und Respekt, womöglich auch Selbstschutz) auf einer Linie liegen, das hatten wir ja nun bereits klären können. Sicherlich ist es total in Ordnung einem Homophoben oder Rassisten Paroli zu bieten, wenn dieser sich abwertend äußert. So weit waren wir doch bereits vorgedrungen in der Diskussion.

Jetzt der nächste Schritt: Ist es auch immer klug (Paroli zu bieten)? Selbst wenn unklar ist ob es sich bei dem Betreffenden wirklich um jemanden handelt, dem es ums reine Diffamieren geht oder doch nur um einen gefrusteten Menschen, dem man, würde man sich mal ehrlich und aufrichtig mit ihm befassen ohne ihn direkt in eine Ecke zu stellen, womöglich klar machen könnte, dass sein Feindbild falsch ist? Oder ihn zu einer Therapie bewegen, wie von ziegenkind angesprochen?

Mir geht es nicht ums Rechthaben, stern, wenn ich diskutiere. Mir geht es um Lösungen, bzw. Handlungsoptionen. Deshalb belasse ich es auch jetzt erst einmal dabei und gehe auf den Rest nicht ein, sonst drehen wir uns womöglich wieder endlos im Kreis.

Grüßerle!
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 13:15

Und bestimmte Ablehnungsäußerungen halte ich für durchaus zumutbar. Wie zB. wenn mich jemand mal auslacht. Oder mir auch mal ins Gesicht sagt, was ihm an mir oder meiner Lebensweise nicht gefällt.
Und dann, wenn Auslachen der Ablehnung dient, und dann z.B. aufgrund einer Hautfarbe oder Behinderung eine Wohnung nicht mehr erhält oder man nicht ins Lokal kommt, entspricht das auch dem, was man üblicherweise unter gesellschaftlicher Diskrimierung versteht - die übrigens nicht deckungsgleich mit der rechtlicher sein muss (rechtlich ist das noch etwas enger gefasst)... wobei Nichtvermietung einer Wohnung aufgrund der Hautfarbe auch rechtlich nicht statthaft wäre.
Es gibt nun in der Sozialpsychologie eine starke These, dergemaess Diskriminierung im Handeln durch eine entsprechende Diskriminierung im Denken und Reden vorbereitet, zumindest aber begleitet und gerechtfertigt wird. Entsprechend sind Sozialpsychologen an der Frage interessiert, wie eine mentale Diskriminierung aussieht, und sind Sprachpsychologen und Linguisten interessiert herauszufinden, wie sich soziale Diskriminierung im Sprachgebrauch manifestiert.
http://www.uni-heidelberg.de/uni/presse/rc8/3.html
Insofern hat es schon seine Berechtigung, ggf. auch an der Sprache anzusetzen - was ja auch teilweise verpönt ist. Beispiele:
http://www.bmwfw.gv.at/Presse/Archiv/Ar ... brauch.pdf
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