Austausch zwischen Uno's und Multi's

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

mio
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 01:29

Hallo Vincent,
Vincent hat geschrieben:Vor allem ärgert es mich wohl, dass es auf der 'Gegenseite' kein (oder nur wenig) Bewusstsein für das gibt, was geschehen ist.
sorry sweet, aber sowas passiert tagtäglich in allen möglichen Beziehungen...Wahrnehmung ist nun mal nicht immer gleich Wahrnehmung...da gibt es "Unterschiede". Du sagst: Kein Bewusstsein für das, was geschehen ist! Was sagt denn die Gegenseite dazu? Klingt eher nach "Rosenkrieg" denn besonders "störungsspezifisch"....

Vincent hat geschrieben:Mio, ja, das kann ich ausschließen. Ich weiß doch, was ich gesehen/wahrgenommen habe. Das kannst du mir gerne auch mal zutrauen.
Also nein.

Vincent hat geschrieben:Was ist denn, wenn ich diese Frage jetzt mit 'ja' beantworte? Was bringt es dir? Was bringt es mir?
Na ja, mir bringt das gar nix. Aber Dich könnte es davor bewahren solche in Deinen Augen ja "unschönen" Erfahrungen zu wiederholen, ganz einfach.

Lieben Gruss,

mio

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Solage
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 01:31

Vincent hat geschrieben:Der Mensch z. B., mit dem ich in Beziehung war, kann bis heute nicht einmal durchgehend anerkennen, überhaupt eine DIS zu haben. Was von außen allerdings sehr offensichtlich war.
Vielleicht solltest Du versuchen, diesen Menschen in seiner Selbstwahrnehmung anzuerkennen.
Zuletzt geändert von Solage am Sa., 09.01.2016, 01:33, insgesamt 2-mal geändert.


Vincent
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 01:31

Hallo mio,

gute Nacht, mio!

Lieben Gruss,
Vincent
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


Vincent
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 01:35

Solage hat geschrieben:Vielleicht solltest Du versuchen, diesen Menschen in seiner Selbstwahrnehmung anzuerkennen.
Ja klar, ich versuch's.
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LovisTochter
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 01:38

Vincent hat geschrieben:
LovisTochter hat geschrieben:Und entschuldige, ich glaube, denke, gehe davon aus (du siehst, auch ich habe keine Wahrheit), dass betroffene Menschen eher Experten sind als Menschen die gelesen oder "erlebt" (bei anderen) miterlebt haben. Aber das ist meine Meinung.
Mit Verlaub - aber das ist wohl eher ein Irrglaube.
Was daran ist denn der Irrglaube? Dass ich Deiner Wahrheit keinen (oder wenig) Glauben schenke? Dass ich die "Experten" nicht als (die wirklichen) Experten sehe?
Fänd ich interessant zu erfahren.
Viele GRüße
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)


Vincent
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 01:41

LovisTochter hat geschrieben:Was daran ist denn der Irrglaube?
Das habe ich doch erklärt. Bitte nochmal lesen, falls Interesse besteht.
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SoundOfSilence
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 02:10

Diese These vom "Patienten als Experten für sich selbst" ist nett - und sicherlich hilfreich solange es dabei darum geht:

a) den Patienten (ob mit DIS oder sonst einer Störung/Krankheit) zur Selbst-Steuerung zu "erziehen" und in ihm den Wunsch zu wekcne, für sich selbst Verantwortung zu tragen

und

b) die Selbst-Wahrnehmung eine zentrale Rolle spielen muss (eben weil sie gestört ist und DARAUS ein extremer Leidensdruck entsteht)

Wenn man damit meint, dass der Patient - dass ALLE PATIENTEN - in allen Fragen rund um ihr Leiden die Experten sind, also die letztliche "Deutungshoheit" haben, dann muss man sich doch ernsthaft fragen, warum überhaupt Experten gebraucht werden? Warum führt ein Mensch mit DIS dann nicht einfach ein Tagebuch, in dem sich die Anteile austauschen, malt eine innere Landkarte und bekommt ansonsten eine Betreuung an die Seite, die ab und an mal ein paar Dinge erledigt oder anmahnt oder lobt? Warum? Weil es so einfach NCIHT ist. Weil Patienten in psychiatrischen/psychologischen Praxen und Kliniken - ob MIT oder OHNE DIS - Menschen brauchen, die VERTRAUEN schaffen und FACHKOMPETENZ haben und ein Händchen dafür haben (= Erfahrung! mit Vielen!), in der ANGEMESSENEN Art und Weise zu spiegeln und Feedback zu geben. EXPERTEN eben, die das große Ganze überblicken (und im Falle von DIS vorsichtig "zusammenführen") - und nicht die Innensicht des Betroffenen haben.

Ein guter Therapeut wird dabei stets den INDIVIDUELLEN Patienten im Blick haben und ihn nicht einfach übergehen - wird sich nicht aufspielen und über den Patienten erheben, eben weil er die Autonomie stützen möchte und den Patienten zum "Experten" für sich selbst machen möchte. Aber genau DARIN liegt vielleicht die "Expertise" eines Therapeuten...
ICH jedenfalls (und ich bin nicht DIS) bin keinesfalls der Experte für mich. Wenn ich das wäre dann bräuchte ich keine Therapie, dann wüsste ich ja, was mit mir los ist. Und die Multis die ich kenne sind meist erst nach vielen Jahren Therapie "Experten" für sich geworden. Wofür sie alle "Experten" sind: wie sich das anfühlt, DIS nicht von außen zu verstehen, sondern von innen zu fühlen (und anfangs ja oft gerad NICHT zu verstehen und zu akzeptieren!)
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LovisTochter
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 02:12

Vuncent: bitte lesen und verstehen was ich geschriebn habe, denn: ich habe nicht von der Wahrnehmung der Systeme für sich, sondern, von dem Erleben und den Erfahrungen mit den Systemen (sorry wenn sich jetzt hier ein System doof angesprochen fühlt, das will ich nicht, ich find nur grad keine anderen Begriffe, ich will wirklich niemanden beleidigen) die die Therapeuten machen, gesprochen, dass diese von den Systemen lernen können und dürfen. Und das können die Theoretiker eben nicht. Dementsprechend haben viele Therapeuten den vermeintlichen Experten einiges vorraus, denn sie arbeiten an der "Front". Und könen davon partiziperen, für sich und für sie Systeme.
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LovisTochter
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 02:18

SoS, doch, Du bist die Spezialistin für Dich. Wer denn sonst? Glaubst Du wirklich, dass eine aussenstehende Person mehr oder besser über dich bescheid weiß als Du selbst? Und das heißt nicht, dass Du in der Lage bist deine Bedürftigkeiten zu benennen, aber du hast auch eine Verantwortung, nämlich die, deine Wünsche und Bedürfnisse zu bennen, zu recht. Aber das kann niemand übernehmen.
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Solage
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 02:22

Ein guter Therapeut wird die eigene Wahrnehmung nicht absprechen, sondern ernst nehmen. Würde er dies tun, dann würde er den Patienten übergehen und damit klein machen, nicht ernst nehmen. Ihn seiner Person berauben.
Unterstützung in Anspruch zu nehmen, weil dass Leben nicht so im Ruder läuft, heißt für mich nicht, die Verantwortung für mich abzugeben, sondern mich ein Stück begleiten (zu)zulassen.....

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SoundOfSilence
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 02:23

@Lovistochter: für dich ist ein sogenannter Experte anscheinend auf jeden Fall "Theoretiker", nicht Therapeut... Wen meinst du denn eigentlich? Also ich meine mit Experten zunächst mal: FACHLEUTE. Und dann gibt es noch die "selbsternannten Experten", die schlaue Bücher schreiben aber schon lange keine Patienten mehr sehen... Meinst du die?

Nein, ich bin NICHT der Experte für mich. Ich bin verantwortlich für mich, ja, und natürlich dafür, mich wahrzunehmen und meine Bedürfnisse zu erkenne, zu benennen, zu kontrollieren, zu befriedigen (oder auch zurückzustellen!)... Das alles. Und wenn ich das "gut" hinbekommen würde - also so, dass ich "glücklich" damit wäre, dann wäre ich der Experte für mich und dann wäre ich nicht in Therapie.
Ich BIN aber in Therapie, weil ich das eben NCIHT hinbekomme.
Das bedeutet NICHT, dass mir mein Thera sagt, was ich tun soll und weil er Experte ist glaube ich das und mache das so. Gar nicht. Aber es bedeutet: ich brauche (sein) Hilfe und traue ihm da mehr zu als mir selber. Ich will mir das aber von ihm abgucken, ich will so viel über mich lernen, dass ich ihn dann nicht mehr brauche...!
Es bedeutet aber auch: OHNE MICH kann der Thera das selbstverständlich auch nicht - also wissen, was mit mir los ist. Er ist da schon auf meine "Mitarbeit" angewiesen, auf meine Introspektion, meine Beobachtung, meine Kooperation und natürlich auch darauf, dass ich ihn als Fachmann sehe....
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SoundOfSilence
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 02:25

Hallo Solage!
Ja genau das heißt es: mich BEGLEITEN lassen vom Fachmann/Experten. Nicht: ihn entscheiden lassen FÜR mich damit ICH NCIHT verantwortlich bin...
Natürlich bin ich verantwortlich - und auch dafür, mir die Hilfe zu suchen, die ich brauche...
Hello darkness, my old friend...


mio
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 02:28

Hallo Zusammen,

ich denke, dass das, was gemeint ist, ist, dass ICH (in unserem Falle WIR) selbst es bin, die sich im Grunde am Besten kennt...es kann und sollte nix "übergestülpt" werden, nie, bei NIEMANDEM! Denn niemand außer einem Selbst hat da "Deutungshoheit". Wäre es so, so könnte mir ja jeder jeden X-beliebigen Scheiß über mich erzählen und ich würde ihn glauben.

Das kann es doch nicht sein, oder? Ich spring ja auch nicht von der Brücke nur weil jemand sagt: Spring von der Brücke! "Normalerweise".

Wie bitte soll mir ein Therapeut sagen wer ich bin? Der kann mich doch nur wahrnehmen, mir das "rückmelden" was er wahr nimmt. Entweder geht das dann mit mir/uns "zusammen" oder aber nicht. DIE Entscheidung muss ich treffen, das ist meine Verantwortung in dem Spiel....

Lieben Gruss,

mio

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Solage
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 02:40

Hallo mio,

weise Worte. Zu diesem Fühlen und Erkennen gehört Reife, sich abgrenzen können, eine gewisse Erfahrung!
Wenn ich so weit bin, brauche ich Therapie evtl. nicht mehr. Wenn ich so weit bin, dass ICH die für mich richtigen Entscheidungen treffe... Wow.
Wenn ich aber nie gelernt habe, für meine Entscheidungen zu stehen und deshalb in Therapie bin?
Wenn ich nicht gelernt habe,für mich gerade zu stehen, für mich verantwortlich zu sein , ohne mich manipulieren zu lassen....Gelingt dann Therapie doch hoffentlich trotzdem...
Und wie weit kann ich dem Therapeuten vertrauen? Hat er recht oder ich?


mio
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 02:47

Hallo Solage,
Solage hat geschrieben:Zu diesem Fühlen und Erkennen gehört Reife, sich abgrenzen können, eine gewisse Erfahrung!
und genau das wird ein guter Therapeut in der Therapie gemeinsam mit Dir herausarbeiten. DEIN Fühlen, DEIN Erkennen, DEINE Reife, DEINE Grenzen, DEINE Erfahrungen.

Wenn Du nie "Grenzen" haben durftest oder nie welche "entwickeln" konntest in Deinem bisherigen Leben, dann werden diese um so "bedeutsamer" sein für Dich. Wie das "therapeutisch" gehandhabt wird - also zB. über "Abstinenz" in der klassischen Analyse oder aber über ein "Sie dürfen jederzeit den Raum verlassen, so Ihnen was zuviel wird.", als "explizite" Aussage wie das meine Thera gemacht hat, nun ja, da unterscheidet es sich wohl...ein "richtig" oder ein "falsch" gibt es für mich da nicht, eher ein "passend" oder "unpassend".

Lieben Gruss,

mio

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