Gottsuche: Reizthema und Möglichkeit

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Nitrat
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 17:25

gibt übrigens eine ganz ähnliche Geschichte, nur weniger grimmig.

"Die Götter müssen verrückt sein"

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Nitrat
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 17:45

Saul

Predigten machen mich oft wütend, weil diese oft so etwas ähnliches rüberbringen wie:
"Na Du wirst schon sehen was Du davon hast!"
"Das wirst Du sowieso nie kapieren!"
"Du mußt unseren Glauben nicht teilen, aber Du wirst dafür in der Hölle schmoren!"

aber christlich ist das nicht
ist nur eine Art zu sagen: Auf Deine Probleme weiß ich auch keine Antwort, aber Du bist sowieso selber dran schuld - friss und stirb

ist übrigens in etwa dasselbe was mein Vater immer zu mir sagte - der war aber kein Christ sondern Nazi

hängt also nicht davon ab welches Abzeichen man sich an die Brust heftet, sondern wer man ist.

mein Vater war ein sadistischer Psychopath (Unrecht als Kind hat er sicher auch zur Genüge erlitten; trotzdem werde ich ihm niemals verzeihen können) und er wollte von mir, daß ich Soldat werde.
Prinzipiell wäre ich auch Soldat geworden.......
Nur irgendwann war da diese Exkursion mit der Schule nach Mauthausen

von da an sah ich die Dinge etwas anders
von da an gab's bei mir zu Hause keinen Frieden mehr (das stimmt so nicht ganz, denn ich hab schon viel früher gemerkt, daß irgendwas nicht in Ordnung ist, aber ich konnte es nicht benennen)

als Kind habe ich mich vom Nazionalsozialismus abgewandt und seither lebt ein Feind der Nazis in mir. Es war hart.
Aber diese Entscheidung habe ich nie bereut.

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Blaubaum
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:04

Nitrat hat geschrieben: "Wieso wird der Weg des Kriegers so oft mit einem spirituellen Weg vermischt. Was hat den jetzt das Kämpfen, das doch eigentlich überwiegend dumm ist, mit Glauben und Spiritualität zu tun?"
seine Antwort: "Na weil es ein Kampf ist."
Eine sehr interessante Frage, finde ich. Warum hat Bodhidharma seinen Schülern das Shaolin-Kungfu verordnet? Ich meine, weil es 1. gut ist, nicht nur zu sitzen, sondern als Ausgleich zu stundenlangen Meditationssitzungen auch den Körper zu trainieren, und 2. weil einzelne Mönche im der Wildnis auch immer mal wieder von Räuberbanden angegriffen wurden. Sie lernten, sich zu verteidigen.

Aber der wichtigste Punkt ist mE, dass es nicht das Hauptziel des KungFu war, als effektiver Kämpfer seine Gegner besiegen zu können, sondern der Kampf ist der Kampf gegen sich selbst. Das beinhaltet auch den Aspekt, Disziplin zu lernen, aber noch viel mehr den Aspekt, so etwas wie "out of body-experiences" zu machen, sein zögerliches, reflektives, egoverhaftetes Verhaltensmuster zumindest zeitweilig und möglichst auf Knopfdruck (im Falle der Notwendigkeit) hinter sich lassen zu können. Und DIES ist die Essenz der spirituellen Entwicklung ALLER Religionen bzw. aller spirituellen Wege. Dafür sind Gebete, Anrufungen, Rituale, gemeinschaftliche Verschmelzungen in irgendeiner Form da: Auflösung der ICH-Grenze, Auflösung der Ego-Illusion.
Am Ende haben sich diejenigen unter den Mönchen als besonders kampfstarke, aber gleichzeitig besonders empathische Adepten herausgestellt, die sich leichten Herzens von ihren illusionären Verhaftungen lösen konnten. In ihnen war das Böse ebenso gestorben wie die Anhaftung an alle möglichen spirituellen Krücken, die sie nur in einem Hamsterrad haben laufen lassen, anstatt sie von sich selbst zu befreien.
Von sich selbst befreit zu sein, heisst (im Chan) nicht, seine intellektuellen Fähigkeiten brach liegen zu lassen. Es heisst, sich nicht zum Sklaven seiner intellektuellen Fähigkeiten zu machen. Es gibt dann kein Glauben mehr, es ist ein Wissen bzw. Fühlen geworden. Eine Gewissheit. Aber kein Dogma, das es krampfhaft zu verteidigen gilt.
"Feeling is the only way", im KungFu ebenso wie im TaiChi. Warum nicht auch im christlichen Gebet? Wenn's funktioniert?!
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Nitrat
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:07

Das Argument, das die "Orks" oft bringen, daß man seine Ahnen ehren muß (eins der 10 Gebote) stimmt so, wie die das bringen nicht.
Denn die "Orks" waren mal "Elben".
Und somit sind es die "Orks" welche im Widerspruch zur Tradition stehen, nicht ich.
Ich besinne mich lieber auf meine "elbischen" Wurzeln.

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krabath
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:11

Das Problem könnte hier der "Gottesanspruch" sein: Wer findet den richtigen? Wo und wie ist er denn? Was verlangt er von uns? Unsere Gehirne sind voll von generationenlangen Indoktrinationen, Wissen um blutige Taten Gottesmänner, ... das wirkt einfach.
Diesen Kampf führen wir möglicherweise weiter, uns davon zu lösen ist vielleicht unmöglich.

Ich bin froh die Texte der Bibel nicht mehr als lebensbedrohlich erfahren zu müssen - das habe ich nämlich mir selber angeeignet. In Gott etwas Positives zu sehen, fällt mir sehr schwer.

Dieses Hick-Hack um Bibel-Gott, Gläubige und Ungläubige, Wissende und ?Dumme? ist meiner Meinung nach ein menschliches Problem, ein kommunikativ-tolerantes/unkommunikativ-intolerantes, und kein "göttliches". Dieses ewige Herumstreiten kann auf jedes Thema ungelegt werden.

Akzeptanz, Toleranz, Interesse und Neues erfahren wollen sind Werte, die jedes Miteinander lebbar machen. Sogar hier im Forum, wo es um Gott geht.

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Zuletzt geändert von krabath am Fr., 20.05.2011, 18:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Nitrat
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:12

blaubaum

amen, leider ist mein Chi fest entschlossen in meine Wampe zu rutschen und sich von dort dann zu vertschüssen (naja; Alter schützt vor Wampe nicht)

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Ive
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:13

Saul hat geschrieben: Nehmt es nicht allzu persönlich. Wahrscheinlich ist das einzig und allein meine Baustelle. Glaubt mir, ich frage mich selbst woher das kommt, dass mich eure Formeln und Phrasen irgendwie ärgern.

Sorry - wollte euch nicht in eine Ecke drängen. Das habt ihr ja schon selbst getan.
Und da dachte ich gerade schon: "Okay, er hats erklärt" ... bis ich Deinen letzten Satz las ...

Komisch finde ich, Saul, dass Du die "Formeln und Phrasen" regelrecht herausforderst - um sie dann zu bekämpfen.

Nun ja, vielleicht ist das Deine Art, mit dem, was Dich daran ärgert, fertig zu werden. Aber gut, dass wir drüber gesprochen haben. *grins*


Was Krabath zuletzt schreibt: Wer schlechte Erfahrungen hat in bezug auf Kirche, Glauben etc. sieht sicherlich manches in ungutem Licht, das kam hier auch schon oft zum Ausdruck; zudem mischen sich vielleicht Vaterprobleme ein ...

Umgekehrt wirkt es auch: Wer das Christentum für sich entdeckt und als Erlösung empfinden kann, versteht eben kaum diesen enormen Gegenwind.

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Nitrat
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:18

Ive

Prinzipiell hast Du recht. Aber....
Manchmal ist es schwer der Versuchung zu widerstehen noch mal den Schlamm auf dem Grund des Gefässes aufzurühren, nicht wahr?

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Blaubaum
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:26

Nitrat hat geschrieben: leider ist mein Chi fest entschlossen in meine Wampe zu rutschen und sich von dort dann zu vertschüssen
Wenn Du Dir in nächtelangem, knallhartem Sauftraining ehrlich Deine Plautze erarbeitet hast, dann gehört sie auch wirklich Dir. Und nur dann.
Und was Dein ist, wird immer den Weg zu Dir zurück finden (falls Dir irgendwelche Diebe mal Dein holdes Wamperl stehlen sollten). Mir dem Ch'i ist das aber anders. Das gehört allen.
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Ive
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:27

Nitrat hat geschrieben: Manchmal ist es schwer der Versuchung zu widerstehen noch mal den Schlamm auf dem Grund des Gefässes aufzurühren, nicht wahr?
Das beschreibt gut, wie ich manche Beiträge empfinde, Nitrat.

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Nitrat
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:32

blaubaum



schallendes Gelächter

"Plautze" den Ausdruck merk ich mir

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Blaubaum
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:37

Nitrat hat geschrieben:
Gut. Ich merk mir die magische Reihenfolge dieser Smilies. Das muss doch was spezielles zu bedeuten haben..grübel ?
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Nitrat
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:42

blaubaum

das spezielle daran ist nur, daß ich den Smilie, der sich lauthals lachend auf die Plautze haut nicht gefunden habe

uiui da sind aber viele Rechtschreibfehler drin

naja egal

PLAUTZE!!

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littlebuddha
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 18:54

Ich sage mal nichts zu Sauls Kommentaren, ich bin froh, dass auch Nitrat etwas gesagt hat. Ich selbst will eigentlich gar nicht hart reden und das tut mir auch leid, doch fühle mich dazu immer wieder hineingepresst. Wie zuletzt durch Saul. Daran sieht man doch, welche Art Sprüche immer wieder kommen, und das war lange Zeit völlig OK für die meisten, und wenn die Wir-Gruppe dann mal selbst ihre Überzeugung vertritt ist das intolerant und verletztend. Wobei das einzige, was ich verletzend sage, eigentlich nur ist, dass ich anderes für nicht wahr halte. Ich werde nicht beleidigend oder mache mich über anderes lustig.

Aber ich denke, es ist so wie Rilke auf Seite 54 im alten Thread geschrieben hat:

"Irgendwie unfassbar, wie viel Angst der Glaube anderer bei manchen Menschen auslöst."

Das ist, was mir auch aufging. Wenn Leute wirklich eine Überzeugung von der Wahrheit haben, macht das anderen, die noch unsicher sind, Angst. Und aus Angst heraus kommt Abwehr, Aggression, ins lächerliche ziehen. Wer will schon hören, dass er falsch liegt? Tief im Innersten, davon bin ich felsenfest überzeugt, spüren alle, dass ihre Wege, die sie sich selbst suchen, nicht richtig sind. Doch sie wollen nicht zu Gott und suchen sich allerhand Gründe, Argumente und Rationalisierungen, um ihre Abwehr zu rechtfertigen oder ganz zu verdrängen. Wobei Gott die ganze Zeit liebend auf sie wartet und sie empfangen will. Das, was hindert, ist der Stolz, die Scham und die Angst, nicht angenommen zu werden, doch das braucht man nicht. Gott nimmt jeden, der ernsthaft bereut, Jesus annimmt und ihn um Vergebung bittet, wieder an. Und viele Leute wollen gar nicht zu Gott, weil ihr Selbstwille so stark ist; sie denken, mit Gott gäben sie ihr Leben auf, doch empfangen sie durch Gott erst das wahre Leben (schon in dieser Welt!).

Wenn du mir sagtest, ich liege falsch, würde ich sagen "Nö, liege ich nicht" und gut ist. Das ist die Sachebene. Wenn du mir sagst "Dass du daran glaubst, zeigt, wie blöd und dumm du eigentlich bist und dass du ja in Wirklichkeit irgendwie schizophren bist", dann ärgert mich das. Weil mich dann jemand auf der Beziehungsebene verunglimpft. Im Grunde genommen weiß ich es auch um solcher Sprüche, die Bibel selbst sagt schon, dass die Welt so auf ihre Botschaft reagieren wird. Muss mich aber noch daran gewöhnen.

Mit meinem Post habe ich keine anderen Religionen oder Lehren "madig" gemacht, sondern wie immer nur meine eigene vertreten. Wenn ich sage ich empfinde meines als richtig, einfach weil ich es so erfahre, und du empfindest deines als richtig, warum regen dich dann meine Posts so auf? Denn im Gegensatz zu anderen greife ich nicht direkt andere esoterische Glaubenswege an, sondern stelle einfach meine darüber. Ich sage also nicht "Osho war ein Kinderficker" oder "Die ganzen Gurus wollen nur Geld, ihr betet tote Grabtücher an". Ich sage einfach: Ihr liegt falsch. Und das ist wohl in alle Ewigkeit die größtmögliche Kränkung gegen den Stolz der Menschen...

Wen das bitter aufstößt, der sollte einfach darüber hinweg lesen.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

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krabath
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 19:03

Little:
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Nitrat:
Ich:

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