Nuklearkatastrophe in Japan

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stern
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Beitrag Di., 29.03.2011, 16:01

Also auch die NISA geht jetzt offiziell davon aus, dass die Schutzhüllen "sehr wahrscheinlich" nicht mehr intakt sind (Reaktor 1-3)... was Experten ja schon Tage zuvor vermuteten bzw. aus vorhanden Daten ableiteteten, dass Radiokaktivität auch aus den Reakoren(kernen) in die Umwelt entweicht.
Tokio (Reuters) - Japans Atomaufsicht hat mit neuen Erkenntnissen zum Zustand des havarierten Kernkraftwerks Fukushima geschockt:

Brennstäbe in drei der sechs Reaktoren seien beschädigt. Und es sei sehr wahrscheinlich, dass die Schutzhüllen nicht mehr völlig dicht hielten, teilte die Behörde am Dienstag mit. Betroffen seien die Blöcke 1, 2 und 3 - und mit letzterem also auch jener Reaktor, in dem Plutonium Teil des verwendeten Brennstoffmixes ist.
http://de.reuters.com/article/topNews/i ... F720110329
Umpf, wenn es so ist wie Schneekugel schreibt, dass auch das Basement beschädigt ist, dann kann sich Radioaktivität in der Tat nach oben und unten ihren Weg bannen... aber was positiv ist *g* =>
Angesichts der nuklearen Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima will Regierungschef Naoto Kan den Ausbau erneuerbarer Energien in seinem Land forcieren. "Saubere Energien wie Sonnenkraft und Biomasse" müssten zu einer "Hauptsäule eines neuen Japans" werden, sagte er am Dienstag vor einem Ausschuss des japanischen Parlaments. Das Unglück von Fukushima müsse Japan "eine Lehre" sein. Japan deckt etwa ein Drittel seines Energiebedarfs aus Atomstrom und ist zudem stark von Ölimporten aus dem Nahen Osten abhängig.
http://www.stern.de/news2/aktuell/japan ... 69036.html
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Lilly111
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Beitrag Di., 29.03.2011, 17:02

stern hat geschrieben:Umpf, wenn es so ist wie Schneekugel schreibt, dass auch das Basement beschädigt ist, dann kann sich Radioaktivität in der Tat nach oben und unten ihren Weg bahnen...
... und somit das Plutonium ins Grundwasser gelangen.
Weiß jemand wie man Nahrungsmittel darauf prüfen bzw. überwachen kann? Die Strahlung von Plutonium ist ungefährlich, aber es ist ja schon in kleinsten Mengen krebserregend bzw. tödlich.

Tepco gibt mal wieder nur häppchenweise Informationen preis. Man hat Plutonium außerhalb des Reaktors gefunden, nur welches genau, behält man besser für sich.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/tech ... 70,00.html

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Nico
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Beitrag Di., 29.03.2011, 17:09

Soweit ich weiß ist Plutonium ein Alpha - Strahler und kann nur im Labor gemessen werden.
Ganz sicher bin ich mir aber nicht.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Beitrag Di., 29.03.2011, 17:19

Das mit dem Alphastrahler stimmt. Ein weiterer Vorteil ist, dass es relativ schwer ist und sich somit nicht so einfach über hunderte Kilometer durch die Luft verteilt.
Man kann von Plutonium wohl praktisch nicht verstrahlt werden, nur vergiftet. Die Arbeiter vor Ort kann man vermutlich relativ gut davor schützen, nur wenn es tatsächlich in größeren Mengen ins Wasser gelangt, dann ist fraglich ob es reicht auf Sushi zu verzichten.

Nachtrag und Korrektur.
Es ist doch die Radioaktivität, die gefährlich ist, wenn sie in den Körper gelangt.
Viel gefährlicher als die chemische Wirkung ist seine Radioaktivität, die Krebs verursachen kann. Bereits die Inhalation von 40 Nanogramm 239Pu reicht aus, um den Grenzwert der Jahres-Aktivitätszufuhr für Inhalation bei Arbeitern zu erreichen. Diese Menge ist so winzig, dass die Giftigkeit von Plutonium noch gar nicht zum Tragen kommen kann. Zur sicheren Entstehung von Krebs reicht vermutlich eine Menge von einigen Mikrogramm aus. Die von Plutonium 239Pu ausgesendete α-Strahlung wird durch die oberste Hautschicht aus abgestorbenen Zellen abgeschirmt. Diesen Schutz gibt es nicht bei Inkorporation, beispielsweise Inhalation von Plutonium enthaltendem Staub, oder durch verunreinigte Nahrung. Diese unterschiedliche Wirkung kommt aufgrund der geringen Reichweite der mit dem umgebenden Material stark wechselwirkenden α-Strahlung zustande.
http://de.wikipedia.org/wiki/Plutonium
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Lilly111
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Beitrag Di., 29.03.2011, 18:02

Für Lebensmittel und Lebensmittelimporte gelten für Cäsium 134 und 137 üblicherweise Höchstwerte von 370 Becquerel/Kilogramm für Säuglingsnahrung und Milchprodukte sowie von 600 Becquerel/Kilogramm für andere Nahrungsmittel (EU-Verordnung 733/2008).

Mit der Eilverordnung 297/2011, in Kraft getreten am 27. März 2011, hat die Europäische Kommission diese Grenzen für Produkte aus den betroffenen japanischen Regionen deutlich heraufgesetzt: auf 400 Becquerel/Kilogramm für Säuglingsnahrung, auf 1000 Becquerel/Kilogramm für Milchprodukte und auf 1250 Becquerel/Kilogramm für andere Nahrungsmittel. Bestimmte Produkte wie Fischöl oder Gewürze dürfen diesen Wert sogar um das Zehnfache übersteigen, also bis zu 12.500 Becquerel/Kilogramm belastet sein - ein 20-faches des bisherigen Limits.
[...]
Hintergrund für die Anhebung ist die nach der Tschernobyl-Katastrophe im Jahr 1987 erlassene EU-Verordnung 3954/1987. Demnach können im Falle eines "nuklearen Notstandes" die Höchstgrenzen für die zulässige radioaktive Belastung von Lebensmitteln angehoben werden, um einer Nahrungsmittelknappheit vorzubeugen.

http://www.glocalist.com/news/kategorie ... er-erhoeht
Haben wir den nuklearen Notstand oder Japan? Bin gerade etwas verwirrt.

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Beitrag Di., 29.03.2011, 23:12

Lilly hat geschrieben:Haben wir den nuklearen Notstand oder Japan? Bin gerade etwas verwirrt.
Von dieser EU-Verordnung lese ich eben das erste Mal... was ist das nun wieder für ein dubioser Schachzug.

Also meines Wissen ist der nukleare Notstand in Japan ausgerufen worden (schon seit einige Zeit, ziemlich von Anbeginn der Katastrophe an)... aber definitiv nicht innerhalb der EU, in der auch keine Nahrungsmittelknappheit herrscht. Insofern sehe ich nichtmal eine Grundlage die Grenzwerte in der EU hochzusetzen, um sie importieren zu können.

Einige fordern ja rigide Importstopps aus Japan. Das würde die Wirtschaft in Japan weiter schwächen. Durch Anhebung der Grenzwerte könnte man hingegen die japanischen Handelsbeziehungen stützen... was ich mir gerade als einzigen Grund für dieses (auch nicht für mich nachvollziehbare) Vorgehen vorstellen könnte. Dagegen spricht aber, dass der Nutzen für Japan nicht so groß sein dürfte, weil angeblich der Exportanteil Japans an Nahrungsmittel eh relativ gering sein soll (denke dass davon Fisch noch am stärksten ins Gewicht fällt. Bei einer Packung Tiefkühlfisch kann man das Fanggebiet irgendwo auf der Packung nachlesen... habe ich bei der Packung neulich gekauften Fisch jedoch unterlassen. Nicht angegeben werden muss das Fanggebiet, wenn der Fisch weiterverarbeitet wird).

Fazit: Beim besten Willen checke ich auch noch nicht, was das nun soll... ich habe nicht wirklich Sorge, mir über die Nahrungskette etwas einfangen zu können, noch nicht zumindest... aber zumindest möchte ich best. Standards nachvollziehen und ihnen halbwegs vertrauen können, hm.
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Beitrag Mi., 30.03.2011, 00:19

@stern
Meine Frage, ob wir hier den Notstand haben, war halb im Ernst und halb mit einem Augenzwinkern gemeint. Eigentlich glaube ich es ja nicht, aber wenn nur ein Notstand die Grundlage für diese Änderung sein kann, müssen wir wohl doch einen haben? [Nein, nicht wirklich, ich weiß.]
Wenn Grenzwerte den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden, schafft das nicht gerade Vertrauen. Wozu gibt es dann überhaupt Grenzwerte? Zumal diese Anpassung in den Mainstream-Medien nicht kommuniziert wird.
stern hat geschrieben:Durch Anhebung der Grenzwerte könnte man hingegen die japanischen Handelsbeziehungen stützen... was ich mir gerade als einzigen Grund für dieses (auch nicht für mich nachvollziehbare) Vorgehen vorstellen könnte.
Ja, aber es ist schon ein bisschen makaber, wenn wir - mal krass ausgedrückt - Hilfe für Japan leisten, indem wir strahlenden Fisch essen. Das erwähnte Fischöl (Verwendung in Fischölkapseln als Nahrungsergänzung?) ist ziemlich deutlich angehoben worden.

Noch ein trauriger Artikel unter welchen Bedingungen die Arbeiter im AKW arbeiten und leben müssen.
Sie werden nach der Arbeit nicht dekontaminiert, müssen auf dem verstrahlten Boden eines Bürogebäudes schlafen, erhalten gerade mal 2x täglich Büchsenessen und hatten anfangs nicht ausreichend Wasser zum Trinken.
Behandelt man so Menschen, die sich für ihr Land opfern?
Tepco und die japanische Regierung sollten sich schämen.

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TwoFace
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Beitrag Mi., 30.03.2011, 06:45

Lilly111 hat geschrieben: Noch ein trauriger Artikel unter welchen Bedingungen die Arbeiter im AKW arbeiten und leben müssen.
Sie werden nach der Arbeit nicht dekontaminiert, müssen auf dem verstrahlten Boden eines Bürogebäudes schlafen, erhalten gerade mal 2x täglich Büchsenessen und hatten anfangs nicht ausreichend Wasser zum Trinken.
Behandelt man so Menschen, die sich für ihr Land opfern?
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Da kommt einem doch der Gedanke, dass es sich eventuell um Strafgefangene handeln könnte, oder?
In den Medien verkauft als freiwillige Firefighter.
War das in Tschernobyl nicht ähnlich?
Ich verlass´ mich auf meine Sinne!
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Lilly111
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Beitrag Mi., 30.03.2011, 11:10

TwoFace hat geschrieben:Da kommt einem doch der Gedanke, dass es sich eventuell um Strafgefangene handeln könnte, oder?
In den Medien verkauft als freiwillige Firefighter.
War das in Tschernobyl nicht ähnlich?
Der Gedanke liegt nahe. Es gibt in der Berichterstattung durchaus den feinen Unterschied zwischen Tepcomitarbeitern (die auch nein sagen könnten) und Mitarbeitern von (angeblichen?) Subunternehmen, die diese Wahlmöglichkeit nicht haben. Da fragt man sich schon, warum dürfen die nicht nein sagen zum Einsatz?
Der Unterschied zu Tschernobyl ist aber, dass die Russen sich halbwegs um ihre Leute gesorgt haben. Die Liquidatoren haben anständige Mahlzeiten und Wodka bekommen, haben ausserhalb des Geländes geschlafen und nach Beendigung des Einsatzes eine Urkunde erhalten. Dafür konnten sie sich ihre Gesundheit auch nicht zurückkaufen, aber es war wenigstens eine Anerkennung ihrer Leistung.

Auf den ersten Blick hat es den Anschein, dass es Glück im Unglück ist, wenn soetwas in einem hochentwickelten Industriestaat passiert. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Japan hat keine sozialen Sicherungssysteme wie wir sie hier kennen. Wenn der Acker verstrahlt und nicht mehr nutzbar ist, steht der Bauer buchstäblich vor dem Nichts. Vermutlich ist das mit ein Grund warum die Evakuierungszone nicht ausgeweitet wird. Da wären zusätzlich über 100.000 Menschen von Tepco zu entschädigen. Wovon? Die sind de facto pleite. Der japanische Staat ebenfalls. Die ohnhin hohe Suizidrate wird wohl weiter steigen. Die Russen haben vertuscht, weil sie sich nicht vor dem Westen blamieren wollten, die Japaner vertuschen (auch), weil sie die Entschädigungszahlungen fürchten.

Wie würde das Katastrophenmanagement und Aufräumszenario in Deutschland aussehen? Ich bin mir nicht sicher, ob sich ausreichend Atombefürworter freiwillig zum Dienst am havarierten AKW melden würden.

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stern
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Beitrag Mi., 30.03.2011, 11:10

Lilly111 hat geschrieben:Meine Frage, ob wir hier den Notstand haben, war halb im Ernst und halb mit einem Augenzwinkern gemeint.
O.k. ... mangels Smilie hatte ich das "verwirrt" wörtlich genommen. Den Grund für die Erhöhung der Grenzwerte habe ich bis jetzt nicht ausfindig machen können, zumindest keinen der offiziell angegeben wurde... wobei sich das Vorgehen insges. schwer begründen lässt. Wäre also IMO schon angebracht, wenn das etwas besser kommuniziert wird, und nicht klammheimlich irgendwelche Grenzwerte erhöht werde - auf Basis irgendwelche Verordnungen, die aus irgendwelchen Schubladen geholt werden. Wie gesagt, den Grund, die Verordnung in Kraft treten zu lassen erschließt sich mir nicht.

Davon losgelöst ist Japan von Importbeschränkungen natürlich nicht sehr angetan, vgl.:
Japan sorgt sich um landwirtschaftliche Exporte ...

Aus Sorge vor Verstrahlung haben einige Länder wie Australien, Singapur oder Hongkong Importbeschränkungen für Agrarprodukte aus dem Nordosten Japans verhängt. Andere - darunter Deutschland - haben die Kontrollen bei Einfuhren verschärft.

Japan will dem Bericht nach die WTO an die Einhaltung der eigenen Bestimmungen erinnern, wonach es verboten sei, ohne wissenschaftliche Beweise Handelsrestriktionen zu verhängen. Japan selbst hat strikte Lieferstopps für mehrere Gemüsearten und Milch aus der Region erlassen, bei denen Werte über der erlaubten Grenze gemessen worden waren.
http://www.zeit.de/news-032011/27/iptc- ... 9496922xml
Was jetzt angeblich auch überlegt wird (wobei das noch nicht so spruchreif zu sein scheint), die Reaktoren mit einer Plane abzudecken, um die Strahlung einzudämmen, vgl.:
Jetzt erwägt die japanische Regierung einem Medienbericht zufolge, drei beschädigte Reaktoren des Atomkraftwerks mit Planen abdecken zu lassen, um die radioaktive Strahlung zu vermindern. Der Zeitung Asahi Shimbun zufolge könnten die Dächer und Mauern der Außengebäude der Reaktoren 1, 3 und 4 des Atomwracks mit speziellen Folien abgedeckt werden. Über das Material der Planen machte das Blatt keine Angaben.
http://www.welt.de/vermischtes/weltgesc ... ecken.html
Wie dann noch gekühlt werden soll, FALLS das gemacht wird, erschließt sich mir nicht... aber evtl. wäre die Abdeckung durch Planen schnelle zu bewerkstellen als die Bau eines Sarkophags.
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Beitrag Mi., 30.03.2011, 12:06

Lilly111 hat geschrieben:Da wären zusätzlich über 100.000 Menschen von Tepco zu entschädigen. Wovon? Die sind de facto pleite.
Ich meine, man überlegt ja auch, Tepco zu verstaatlichen (bin aber nicht ganz sicher, wie spruchreif das ist, irgendwo bin ich jedenfalls auch mal darüber gestolpert, dass dieses Vorhaben wieder dementiert wurde)... dann würden evtl. Entschädigungszahlen auf den Staat (Japan) zukommen, so wie ich das verstehe. Folgendem möchte ich aber widersprechen :
Der japanische Staat ebenfalls.
Müsste erst noch ein paar Zahlen raussuchen... mal sehen, vielleicht schau' ich mir das mal an, wenn ich vom Einkaufen zurück bin... daher folgendes noch unter etwas Vorbehalt. Aber ich sehe Japan nicht vor einem Staatsbankrott. Eine Staatsverschuldung (wobei die von Japan schon höher ist, und mit der Katastrophe ist anzunehmen, dass diese noch etwas steigt) sagt noch nicht, dass ein Land vor dem Bankrott steht (und käme das in Japan so... ich sehe das nicht... dann möchte ich mir nicht ausmalen, welche Auswirkungen das auf die Weltwirtschaft hat. Gut' Nacht. Klar, hier gehen die Expertenmeinungen auch auseinander, aber es gibt doch einige, die davon ausgehen, dass Japan das stemmen kann. Andere malen auch insoweit schwärzer). Gründe:

Japans Länderrating wurde zwar kürzlich herabgestuft... aber es ist immer noch AA-. Und unter dem Strich dürfte Japan sogar noch NettoGLÄUBIGER sein, da es über einen erheblichen Teil von Währungsreserven verfügt... sprich: Japan finanziert die Schulden anderer Länder (ich meine, auch die USA recht stark)... und Japan ist insofern in einer Gläubigerposition, so dass ein Teil der "Mittel" wieder aus anderen Ländern abgezogen werden könnte, um sie für den Wiederaufbau zu verwenden. Und was Japan auch zu gute kommt, dass es seinerseits relativ unabhängig von ausländischen Investoren ist, das der Großteil (90-95%) der japanischen Anleihen von japanischen Investoren gehalten werden. Sprich: Selbst wenn Japans Bonität (vgl. Rating) noch etwas einbüsst, und noch ein paar ausländische Investoren ihre Mittel abziehen, hat das nicht so gravierende Auswirkungen (eher müssen sich Japans Schuldnerländer Gedanken machen, z.B. die USA, wie die Staatsschulden dann finanziert werden). Und zur Finanzierung ist Japan insoweit auch weniger auf ausländische Kapitalgeber angewiesen, wenn die Kapitalgeber aus dem eigenen Land stammen (wichtig ist daher eher, dass private japanische Kapitalgeber nicht das Vertrauen in den japan. Staat verlieren und ihre Mittel nicht anderweitig investieren). Und längerfristig gehe ich eher davon aus, dass durch den Wiederaufbau, das Sozialprodukt wieder steigen wird.

Oder um es ganz einfach auszudrücken (was hoffentlich nicht allzu sehr verzerrt): Wenn du auf deinem Girokonto 5000 Euro Schulden hast... und gleichzeitig eine Anleihe deiner Bank im Wert von 7000 Euro hältst bist du unter dem Strich noch Gläubiger deiner Bank (Nettogläubiger). Durch (anteiligen) Verkauf könntest du einen Teil der Schulden abdecken oder sie zur Finanzierung von irgendetwas verwenden. Und wenn du gleichzeitig in zukunft ein höheres Einkommen erhalten solltest (Sozialprodukt), so kommt das deinem Schuldenstand auch zu gute. Aber mal sehen, ob ich bezogen auf Japan noch ein paar Zahlen finde... würde mich auch interessieren... denn es ist ja nicht ganz so unerheblich dafür, wie sich die Katastrophe in wirtschaftlicher Hinsicht auch auf andere Länder niederschlagen kann. Aber insoweit bin ich gar nicht mal so pessimistisch, wenngleich die Krise wohl schon ein paar Spuren in der Weltwirtschaft hinterlassen dürfte.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 30.03.2011, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Lilly111
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Beitrag Mi., 30.03.2011, 12:21

@stern
Danke für deine ausführlichen Erläuterungen. Das 'ebenfalls pleite' war - zugegebenermaßen - etwas flapsig dahingeschrieben. Weil: Japan hat inzwischen eine Schuldenquote von 200% zum Bruttoinlandsprodukt. Griechenland hatte 2010 als es von der EU gerettet wurde "nur" 112,6%. Aber auch längst nicht so viel eigenes Geld im Ausland. Das muss man mit einrechnen, ist richtig.

Ich guck auch nochmal im Netz und schreibe später mehr.

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Nico
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Beitrag Mi., 30.03.2011, 12:53

Kleines Detail am Rande:

Der Chef des japanischen Atom-Konzerns Tepco, Masataka Shimizu, musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo vom Mittwoch litt Shimizu an Bluthochdruck und Schwindelgefühlen.
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ENA
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Beitrag Mi., 30.03.2011, 12:55

Nico hat geschrieben:Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo vom Mittwoch litt Shimizu an Bluthochdruck und Schwindelgefühlen.
Kein Wunder!

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Blaubaum
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Beitrag Mi., 30.03.2011, 13:11

Nico hat geschrieben:Der Chef des japanischen Atom-Konzerns Tepco, Masataka Shimizu, musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo vom Mittwoch litt Shimizu an Bluthochdruck und Schwindelgefühlen.
Der arme Kerl!! Auch somatoforme Störungen können einen zynischen Charakter haben. Demnächst verschluckt er sich noch an einer Fischgräte....
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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