Sterbehilfe für psychisch Kranke?

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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viciente
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Beitrag Sa., 22.02.2014, 21:34

Carla1 hat geschrieben:Häh? Deine Gedankensprünge kann ich echt nicht nachvollziehen. Hat man Wasser, ist man automatisch glücklich oder was?
.. eher weniger, aber wenn man KEINS hat ist man eher schnell "unglücklich"! man könnt sich ja auch nach kanada oder alaska in den wald verziehen - dann wären aber - nebst der ekelhaften "gesellschaft" - auch die ganzen annehmlichkeiten derselben ned mehr verfügbar. alles "nur" eine entscheidung - aber ned so einfach eben.
.. dreh es doch - versuchshalber - einfach mal um? jedes mal wenn du etwas benützt, das nicht du selbst produzierst oder erschaffst sagst du dir "scheiss - gesellschaft"; mal sehen wie lange du das aushältst ohne dir an den kopf zu greifen. sobald wir etwas KONSEQUENT und durchgängig ablehnen, dürfen wir auch konsequenter weise nicht auf dessen nutzen zurückgreifen; alles andere ist eher heuchlerisch. von dem wunsch, dann auch noch von einem abgelehnten "system" bzw. einer gesellschaft unterstützung beim selbstmord bekommen zu wollen .. davon red ich jetzt mal erst gar ned.

psne: weisst du, was ghandi einmal sagte? er sagte "wir müssen der wandel werden, den wir sehen wollen" .. und er hatte (fürchterlich) "recht" damit. "fürchterlich" deshalb, weil es eins der schwierigsten dinge überhaupt ist bei uns selbst anzufangen statt die verantwortung auf (alles) andere abzuschieben.

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Carla1
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Beitrag Sa., 22.02.2014, 21:59

Ich wäre definitiv lieber nicht gezwungen, diese "Annehmlichkeiten" (von denen ich nicht wirklich viel habe) nicht in Anspruch nehmen zu müssen - vor allem, wenn ich mir dadurch auch den Kontakt zu meinen lieben Mitmenschen ersparen könnte.

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viciente
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Beitrag Sa., 22.02.2014, 22:17

.. schau mal carla, es ist ja jetzt hier (wie so vieles andere auch) defintiv nicht meine aufgabe dich zum menschenfreund zu machen; die frage die sich trotzdem stellt - und die in einem öffentlichen forum wohl den rahmen sprengen würde - ist doch, weshalb diese feindliche haltung existiert. dafür gibt es deinerseits sicher "gute" gründe und es wäre gar nicht ok, wenn man die jetzt versuchen würde weg- oder kleinzureden. im endeffekt jedoch - um bei deiner diktion zu bleiben - interessiert das die "böse" gesellschaft - wie du sagst - auch nur sehr wenig, schadet aber letztlich dir selbst - und nicht den "anderen". den direkten kontakt kannst du ja sehr wohl hochgradig vermeiden, ob es dir dadurch jemals besser geht ist allerdings fraglich. deshalb hab ich einige angebote gemacht mit hilfe derer du deine sicht der dinge relativieren - und damit eventuell einen etwas anderen zugang zu verschiedenen dingen erreichen könntest. ob du sie annimmst und etwas damit anfängst ist nicht meine sache. die welt ist letztlich so, wie wir sie betrachten und auf sie zugehen .. und je mehr wir sie ablehnen und verdammen, desto mehr grenzen wir uns dann letztlich selbst aus .. sie beginnt uns (auch) abzulehnen. der eigentliche wunsch (aller) nach vertrauen, zuwendung, verständnis, geborgenheit, liebe wird jedenfalls niemals dadurch erfüllt dass man all das einfordert und sich beschwert wenn es nicht kommt, sondern immer nur, indem man es selbst verschenkt. betrachte die welt als spiegel in den du liebevoll hineinlächelst - und es wird alles anders für dich werden .. noch mehr kann ich dir dazu in diesem augen-blick wirklich nicht sagen.

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rosenstil
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Beitrag Mo., 24.02.2014, 12:36

Ich glaube nicht ,dass sich Sterbehilfe für Kranke durchsetzt in D.
Da steckt nämlich ein ganzer Wirtschaftszweig dahinter, dessen Interessen damit durchkreuzt würden. Man denke nur mal allein an die Pharmaimperien, an die Ärzteschaft und Therapeuten, Pflegeheime und, und, und.... Ein gigantischer Wirtschaftsmarkt! Da wird man das Leid doch nicht einfach beenden wollen, in einem kurzen Prozess?!!

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Tröte
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Beitrag Mo., 24.02.2014, 14:36

Carla1 hat geschrieben:Ich wäre definitiv lieber nicht gezwungen, diese "Annehmlichkeiten" (von denen ich nicht wirklich viel habe) nicht in Anspruch nehmen zu müssen - vor allem, wenn ich mir dadurch auch den Kontakt zu meinen lieben Mitmenschen ersparen könnte.
Hallo Carla,
grundsätzlich kann ich Deine Meinung über die Welt schon nachvollziehen, wenn ich mir die meisten Menschen (und daraus resultierende Verhaltensweisen) ansehe, wird mir auch ganz anders. Aber es liegt ja an jedem selbst, wieviel er im "System" mitlebt.
Ich für mich zum Beispiel habe mich von vielen Menschen (gerade Familie/Freunde) distanziert, weil ich so nicht mehr "mitmachen" wollte. Ich selbst entscheide ob und wieviel Kontakt ich zu meinem "schlechten" Umfeld habe. Sicher auf Arbeit kann man das nicht wirklich gut beeinflussen, aber im sonstigen Leben schon und man muss eben auch seine Sicht auf die Dinge anpassen. Die Frage ist ob man sich "aufreibt", oder ob man für sich das "beste" draus macht. Im Zweifel ist eine Lösung eben die, dass man in die einsame Wildnis zieht, mit allen Konsequenzen, die dieser Wechsel mit sich bringt. Aber man hat immer eine Wahl und eine Möglichkeit sein Leben zu verändern. Die Frage ist immer nur wieviel es einem wert ist.
Aber zu sagen "die Welt ist schlecht, ich will nicht mehr leben" ist für mich die denkbar schlechteste Variante, denn damit "beugst" Du Dich und schaust nicht auf Dich und Deine Möglichkeiten.

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Krang2
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Beitrag So., 30.03.2014, 00:26

Läßt man das Wirtschaftliche weg, prallen hier zwei Grundwerte aufeinander:

Das Recht auf Selbstbestimmung und der Erhalt des Lebens.

Und das noch extremer als es beim Thema Abtreibung der Fall ist, da es sich um "fertige", körperlich gesunde Menschen handelt. Dahinter stehen sich widerstreitende Dogmen, Ideologien, es wird in der Praxis der BRD nur faule Kompromisse geben können, keinen konsequenten Weg. Aufgrund ihrer Berufsausbildung werden Therapeuten und Psychiater (als Ärzte) eher den Erhalt des Lebens favorisieren - ich habe noch nie gelesen oder gehört, daß jemandem zu einem Selbstmord geraten wurde. Von den gescheiterten Selbstmordversuchen werden auch nur die Fälle präsentiert, die hinterher dankbar für ihre Errettung waren, nicht die, die es bereuten und nur Besserung (Freunden/Familien zuliebe und um nicht dauerhaft eingewiesen zu werden) vorspielten. Aber leider gibt es da keinen Probelauf. Überhaupt ist es schwierig zu entscheiden, ob der Tod besser wäre, wenn keiner weiß, wie der Tod ist oder was danach kommt!

Zugespitzt formuliert: Muß man "selbstschädigenden" psychisch Kranken gegen ihren Willen helfen (Depressiven, Magersüchtigen, Schizophrenen...)? Wo ist die Grenze und wer legt sie fest? (Zigaretten und Alkohol sind derzeit legal) Welchen Einfluß sollen Einsichtsfähigkeit, Schuldfähigkeit... haben?

Bei körperlich Kranken kann sich jeder sein persönliches Urteil bilden, weil er sich das Leiden zumindest ansatzweise vorstellen kann, aber wie kann psychische Lebensqualität beurteilt oder gar gemessen werden?

Ich selbst habe mein persönliches Urteilsvermögen stets über sich wandelnde Normen gestellt und denke, das sollte jeder tun, denn nur das eigene Gewissen entscheidet, was für einen richtig oder falsch ist. Interessant ist es, für solche philosophischen Fragen Fälle zu konstruieren, bei denen man an die Grenzen der eigenen moralischen Integrität gelangt. Es fühlt sich manchmal so an, als sei jede Lösung falsch, sowohl das Weiterleben als auch der Freitod - Freitod ist im Grunde eine Kapitulation vor einem nicht lösbaren Problem, sozusagen eine Erlösung oder Flucht, je nachdem, wie man es bewertet. Ich habe sehr sehr viel über solche Themen geredet und diskutiert und weiß bis heute nicht, was für den Betroffenen besser wäre. Gerade deshalb finde ich, daß das jeder selbst entscheiden muß.

Passende ähnliche Fragen wären: Wäre die Todesstrafe nicht humaner als lebenslange Sicherungsverwahrung? (Delphinarien, in denen die Tiere mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt werden, sagt jeder, die wären tot besser dran, nur bei Menschen gibt es keinen Gnadentod.) Oder: Wenn Menschenwürde ein Recht ist, weshalb ist sie dann automatisch eine Pflicht? (Ich kannte mal jemanden, der in einer Abdeckerei enden wollte.)

P.S. Legalisierte Sterbehilfe für psychisch Kranke hieße nachträglicher Freispruch für Armin Meiwes.

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Broken Wing
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Beitrag So., 30.03.2014, 12:09

In Österreich wurde kürzlich die Gründung eines Sterbevereins behördlich unterbunden. Wennich zynisch wäre, würde ich sagen, in weiser Voraussicht. Wer soll denn für die Hypo-Schulden aufkommen!
Ich bin aber nicht zynisch. Da hätten sich eher die kostenintensiven Fälle gemeldet, insofern wäre das eine Unterstellung.
Ich nehme an, es ist die Angst vor Veränderung.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Carla1
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Beitrag Sa., 31.05.2014, 18:59

Ein aktueller Beitrag zur Situation in den Niederlanden:
Niederlande: Sterbehilfe für psychisch Kranke
Die Niederlande hat eine der liberalsten gesetzlichen Regelungen beim Thema Sterbehilfe. Hier ist die aktive Sterbehilfe, das gezielte Herbeiführen des Todes auf Wunsch des Sterbewilligen erlaubt. Und diese liberalen Regelungen gelten dabei nicht nur für organisch Erkrankte sondern inzwischen auch für psychisch Kranke. Hier agieren jedoch viele Ärzte zurückhaltend. Der Fall einer 35jährigen psychisch kranken Frau, die vor zwei Jahren auf eigenen Wunsch mit einer Spritze getötet wurde, hat für Aufsehen gesorgt.
http://www.ardmediathek.de/tv/Europamag ... tId=342024

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Krang2
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 11:45

"sobald wir etwas KONSEQUENT und durchgängig ablehnen, dürfen wir auch konsequenter weise nicht auf dessen nutzen zurückgreifen"

<-- Dieser Satz ist ein typisches Argument der Machthaber, um Mißstände, Unterdrückung und Ausbeutung zu rechtfertigen und ihre Kritiker mundtot zu machen. Das würde z.B. bedeuten, daß Sklaven nicht das Essen ihrer Herren annehmen dürften, denn sie lehnen doch Sklaverei ab. Ist ungefähr genauso logisch und sinnvoll wie die Faschismuskeule und wirkt trotzdem erstaunlicherweise immer wieder.

Konsequenz wird übrigens auch untersagt, ich kannte Leute, die ihre Menschenwürde und ihre Staatsbürgerschaft gern abgegeben hätten und nicht durften.
Aber die von dir verlangte Konsequenz kann man auch umdrehen, um die mal die Kurzsichtigkeit deiner eigenen Argumentation zu zeigen: Warum soll man sich über Gesetze eines Staates aufregen und darüber diskutieren, dessen Legitimation man doch ohnehin anzweifelt? Warum soll man mit Verfechtern eines System diskutieren, die man für beeinflußt hält? Warum soll man etwas nicht ausnutzen oder sabotieren, das man verachtet?


pandas
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Beitrag Di., 09.09.2014, 15:50

Das sind erschreckende Zahlen. Zehn Berliner Verbände aus dem Bereich Seelische Gesundheit wollen auch deswegen der Tabuisierung von Suiziden entgegenwirken.

Unter dem Motto “600 Leben” veranstalten sie ein symbolisches Zusammenkommen, bei dem sich 600 Menschen vor dem Brandenburger Tor in Berlin versammeln. Auf ein Signal werden sich diese auf den Boden fallen lassen, und dort so lange liegen bleiben, bis ihnen die Hand gereicht wird.
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/welt- ... 76290.html

http://www.600leben.de/#why
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Krang2
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Beitrag Di., 09.09.2014, 22:27

Gute Aktion, denn wenn man etwas ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken möchte, etwas enttabuisieren möchte, an festen Strukturen rütteln möchte, dann sind Taten immer noch wirksamer als Diskussionen. Als Gegendemo/-aktion schlage ich vor, daß sich 600 Suizidwillige tatsächlich vom Brandenburger Tor stürzen, um ihr Recht auf freie Selbstbestimmung zu zeigen. Schade, daß ich keine Zeit habe hinzugehen und alle 600 Leute zu fragen, ob sie ihre Körper posthum verschenken würden, um dem Suizid einen Sinn zu geben. Naja, aber daß Deutschland Kriegstreiber unterstützt, gehört wohl zur seelischen Gesundheit.

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Krang2
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Beitrag Di., 16.09.2014, 21:37

Hier ein interessanter Artikel, allerdings aus Belgien und auf englisch:

http://www.mail.com/int/scitech/health/ ... e-hero1-12

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candle.
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Beitrag So., 09.11.2014, 11:44

Scobel: Suizid im Alter

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnav ... d-im-Alter

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Verocasa
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Beitrag So., 09.11.2014, 12:16

Nicht nur Mutlosigkeit und zunehmende Ängste vor dem Siechtum lassen die Altersquote für Suizid ansteigen, denke ich.

Sondern auch das, was von der modernen Gesellschaft für den Fortschritt der Medizin zu bezahlen ist: Der natürliche Tod wird viel zu oft aus der Natürlichkeit herausgezerrt.

Am Leben gehalten zu werden um jeden Preis, noch zurückgeholt zu werden aus dem Endstadium und Koma als alter Mensch, in ein Leben voller Einschränkung und Schmerzen, erscheint längst nicht jedem als etwas Anzustrebendes, sondern macht einfach angst.

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candle.
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Beitrag So., 09.11.2014, 12:19

Schaue dir den Beitrag an, denn genau dazu wird einiges gesagt. Ich fand das wirklich interessant!

candle
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