Warst (bist) Du mit Deiner Kindheit zufrieden?

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Eremit
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Beitrag Di., 04.08.2009, 17:15

@Arta: Nun, so, wie Du das formulierst, denke ich auch zum größten Teil über meine Kindheit. Ich kann heute akzeptieren, daß meine Verwandtschaft, mein ganzes Umfeld hochgradig gestört war, mehr fällt mir dazu auch meistens nicht ein, auch mein Doc kann nicht viel mehr dazu sagen.

An einem bestimmten Punkt wird es sinnlos, gegen das Schlechte zu kämpfen, dann bleibt nur mehr der Kampf für das Gute. So gefalle ich mir, gefällt mir mein Leben auch am Besten.

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Eremit
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Beitrag Do., 06.08.2009, 11:26

Leute, ein spontanes, dickes, fettes Danke an Euch alle.

Mir war irgendwie danach.

Der Eremit

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Elfchen
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Beitrag Do., 06.08.2009, 12:34

Hallo Eremit

Danke, dass Du Deine Erfahrungen teilst.
Komplimente sind mir irgendwie peinlich. Damit kann ich auch noch nicht umgehen, überhaupt nicht, ich versuche sie meistens zu ignorieren...
Das geht mir auch so.
Ich denke, dass hat was mit dem Selbstwert zu tun. Ich arbeite daran, nicht, um Komplimente zu bekommen, sondern um mir selber wichtiger zu werden. Das sehe ich als ein schwieriges Problem, wenn man für seine Eltern nichts wert war und misshandelt und missbraucht wurde.

lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Rezna
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Beitrag Do., 06.08.2009, 14:00

ich musste lernen und mich selber immer wieder zurücknehmen, um ein kompliment nicht sofort mit logischen argumenten zu entkräften. mittlerweile ist es zwar emotional noch unangenehm aber ich kan die gute absicht erkennen und annehmen.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Blue Moon
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Beitrag Do., 06.08.2009, 14:06

Eure Erfahrungen treiben mir auch die Tränen in die Augen. Nur meine nicht. Auch ich kann nicht für mich weinen.

Kindheit... wenn man das Kindheit nennen will, kann man das gerne tun. Meine Mam hat ganz bald wieder gearbeitet, mein Vater war Alkoholiker, man was sind wir verprügelt worden, mitten in der Nacht hat er mich als kleines Kind aus dem Bett gezerrt weil er betrunken war und an irgendwas seine Wut rauslassen wollte.
Gut genug konnte ich eh nicht sein. Mir wurde immer wieder klar gemacht, dass ich nix bin und aus mir eh nie was wird und mich so wie ich bin niemand mögen kann.
Ich wurde auch immer isolierter, durch Umzug, Schulwechsel... konnte keine neuen Kontakte knüpfen weil ich niemand mit heimbringen mochte und auch nirgendwohin gefahren wurde. Alte Kontakte konnte ich nicht aufrecht erhalten.
Meine mittlere Schwester und ich waren aber füreinander da. Nur die Kleine, die war anders. Die wurde nie verprügelt, die durfte alles. Ich hab nie verstanden wieso, denn ich weiß noch genau wie verzweifelt meine Mama war, weinend neben mir im Bett lag während wir uns Namen ausdachten, da mein Vater kein Kind mehr wollte.
Mit 18 mußte ich meine Mutter so gut es geht ersetzen, die war nach jahrelangem Krebs endlich an einem besseren Ort, nachdem sie so schwach war dass ich so vor ihm beschützen musste.

Und immer wieder macht sich das alles bemerkbar, mal habe ich Phasen wo ich alles nachholen will, mal Phasen wo ich total verletzbar bin. Oder niemand an mich ranlasse.

Diese Ruhelosigkeit ist mir nur zu gut bekannt, es ist etwas furchtbares. Es hält einen davon ab, Ruhe zu geben, in sich zu gehen, Nähe zuzulassen.

Und wieder bin ich an einer Beziehung gescheitert. Wahrscheinlich kann es mir eh keiner Recht machen.


Eremit
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Beitrag Do., 06.08.2009, 19:51

@Blue Moon: Wieder ein Beitrag, bei dem ich feuchte Augen bekomme.

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Laura13
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Beitrag Do., 06.08.2009, 20:21

Arta hat geschrieben::) ich musste lernen und mich selber immer wieder zurücknehmen, um ein kompliment nicht sofort mit logischen argumenten zu entkräften.
Das geht mir auch so! Ich denke mir immer: Klar, dass die positiv über mich denken - die kennen mich ja auch nicht....wenn die wüßten, wie doof, etc...ich in Wahrheit bin....
Ja, das kann ich gut, mich abwerten.....dass es dafür einen Begriff gibt, nämlich "sich selbst abwerten", das habe ich erst durch die Therapie gelernt.....
Und dass mich andere sehen, wie ich wirklich bin und nur ICH selbst mich in einem negativen Licht sehe, das habe ich bis heute noch nicht richtig verstanden, muss es mir immer wieder selbst erklären....aber, das sind wohl die Folgen einer Kindheit, in der man den Eltern nicht viel wert war, somit hat man nie gelernt sich selbst etwas wert zu sein....

LG
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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Clara11
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Beitrag Do., 06.08.2009, 20:49

Hab den Thread immer gemieden, flashbackgefahr, aber kann eh nicht schlafen und hab dann doch mal reingeguckt.

Naja, irgendwie das übliche, obschon Wunschkind, erst papakind, dann alkohol und suizid. Meine Mutter hat gut zugeschlagen, wenn erinnerungen hochkommen, weiß ich nur manchmal wofür. Hab aber eh vieles vergessen. Keine Freunde, auch in der Schule gemobbt (nennt man heute so, auch von den Lehrern, nachdem suizid). Manchmal kommt mir meine Kindheit wie eine Prügelorie vor, manchmal erinnere ich mich an schöne dinge, wir durften immer durch herbstlaub laufen, egal wie die schuhe aussahen, hatten viele bücher und der holzbauernhof da ist meine mutter immer rübergestiegen, der durfte zum spielen bleiben. Meine mutter wollte immer das wir besser sind als andere, ne drei gab backpfeifen, lesen lernen wollte ich nicht, hab ich dann auch mit backpfeifen gelernt, englisch, hab probleme mit der aussprache gehabt, dasselbe. Lob kann ich nicht erinnern. Wenn sie heute sagt, gut gemacht, irretiert mich das, kann nicht glauben, dass das ernstgemeint ist.
Arta hat geschrieben:Ich hatte einen großen Vorteil: meine Geschwister.
Ich auch, aber als ich das gelesen habe, viel mir ein, dass ich mich mit meiner mittleren schwester öfter mal geprügelt habe und versucht hab, sie rumzukommandieren. Vielleicht, weil ich immer die hausarbeit machen mußte und sie nichts gemacht hat und mama dann sauer war. Heute ist es aber so, dass wir drei uns gut verstehen. Hab neulich mal so zu meiner kleinen Schwester gesagt, dass wir drei, wenn wir alt sind, zusammenziehen, die eine ist taub, die andere blind und die nächste lahm. Die Idee fand sie auch gut.

Ansonsten möchte ich im hier und jetzt leben und fange an, meine Defizite nicht mehr schuldhaft zu sehen, sondern entwickel verständnis für meine Schwächen und versuche sie auszugleichen.
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
Dagestanisches Sprichwort

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clematis
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 13:58

ich habe meine kindheit alleine verbracht. ich war immer eine (be)last(ung). keiner wollte mich richtig haben, bzw. wollte mir das keiner zeigen. ich war sehr schnell erwachsen, und heute nun bin ich mehr kind als jemals zu vor :(
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis."
Woody Allen

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Josie
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Beiträge: 184

Beitrag Fr., 07.08.2009, 14:59

Ja.

Weil es MEINE Kindheit war. MEIN Leben, sonst tät´s mich nicht geben.

LG,
Josie

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Thread-EröffnerIn
Torsade_de_pointes
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Beitrag So., 09.08.2009, 13:22

@all

wie ich sehe, tummeln sich hier immer mehr leute und erzählen über erfahrungen aus der kindheit. meine überzeugung bleibt bestehen, ist die kindheit schwierig, hat man ein lebenlang einen auftrag. oder zumindest viele, viele jahre. es ist so eine wichtige zeit, und es kann so viel verbockt werden, schauderbar.

@Eremit
Komplimente sind mir irgendwie peinlich. Damit kann ich auch noch nicht umgehen, überhaupt nicht, ich versuche sie meistens zu ignorieren...


wenn du dir deiner stärken bewußt wirst, wirst du komplimente ernst nehmen können, weil sie dann keine komplimente mehr sind, sondern feststellungen von außen, über die du meistens auch bescheid weißt. dann kommt die freude, daß ein außenstehender das auch bemerkt. dann ist es nicht mehr peinlich.
peinlich ist es dann,wenn man sich dieser stärke die ein anderer bemerkt, selbst entweder noch nicht bewußt ist, oder man weiß es und kann nicht dahinter stehen.
hinter sich stehen, das ist das thema bei komplimenten.
und komplimente, die bloß gut gemeint sind, aber nicht der realität entsprechen, kann man ja auch ablehnen. man muß ja nichts nehmen, was einem unangenehm ist oder sehr unwahrscheinlich erscheint. das habe ich vor allem als frau gelernt. welche komplimente sind ehrliches feedback, und welche haben eine bestimmte absicht.
hat auch eine weile gedauert das auseinanderzuklauben. geht nun aber.

ich freue mich sehr über die rege teilnahme hier! ich lese alle beiträge und versuche mich einzufühlen, kommentieren möchte ich nicht alles. weil so vieles hier selbstredend ist und mit worten von außen möglicherweise bagatellisiert wird, was ich nicht will. jede einzelne geschichte hat eine ganz besondere bedeutung und sollte auch nicht verglichen werden.

danke euch allen!

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rotezora
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Beiträge: 94

Beitrag Fr., 14.08.2009, 23:18

in meiner kindheit ist (vor allem zwischen meinen eltern) vieles passiert, was ich nicht mitbekommen habe. gott sei dank! daher hatte ich immer das gefühl eine tolle kindheit zu haben. jetzt sehe ich das zwar kritischer, da ich nun viele dinge weiß... aber eins ist fakt: ich war ein glückliches kind und bin auch froh, viele dinge nicht mitbekommen zu haben.
egal, auf alle fälle mal ein gaaaaanz liebes DANKE an meine mama !!!

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