Wie der negativen Übertragung Raum geben?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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SamuelZ.
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Beitrag Sa., 14.11.2009, 14:09

Liebe Metropolis und alle anderen,

meine negativen Übertragungen sind z.Z. sehr punktuell während der Sitzungen verteilt (leichte Irritationen, Unglauben, leichte Enttäuschung). So einen richtigen, überwältigenden Wutanfall ihm gegenüber hatte ich noch nicht. Vermutlich agiere ich außerhalb der Sitzungen diese Gefühle aus (Chef, Kollegen, Familie). Er bleibt dabei unbescholten, ich zeige sehr viel Toleranz, wenn er sich mal wieder was geleistet hat, merke aber, dass er sich eigentlich eine andere Reaktion von mir wünscht.

Gehören bei euch zur negativen Übertragung auch Gefühle der Trauer und Niedergeschlagenheit? Man nimmt sie mit in die Sitzung, hat aber keinen richtigen Zugang zu ihnen, der es ermöglichen würde, sie in Gegenwart des Thera rauszulassen(einmal ordentlich weinen, z.B.). Klappt bei mir leider nicht, nur hier und da ein kleiner Regenguss, obwohl er mir schon immer vorsorglich ein Paket Taschentücher neben den Sessel legt.

LG Sandy

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metropolis
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Beitrag Sa., 14.11.2009, 14:40

Liebe Sandy
meine negativen Übertragungen sind z.Z. sehr punktuell während der Sitzungen verteilt (leichte Irritationen, Unglauben, leichte Enttäuschung). So einen richtigen, überwältigenden Wutanfall ihm gegenüber hatte ich noch nicht. Vermutlich agiere ich außerhalb der Sitzungen diese Gefühle aus (Chef, Kollegen, Familie). Er bleibt dabei unbescholten, ich zeige sehr viel Toleranz, wenn er sich mal wieder was geleistet hat, merke aber, dass er sich eigentlich eine andere Reaktion von mir wünscht.
Möchtest du ihm denn mehr deine Wut zeigen? Hast du überhaupt manchmal Wut auf ihn? Was war der Auslöser?
Gehören bei euch zur negativen Übertragung auch Gefühle der Trauer und Niedergeschlagenheit?
Eigentlich nicht, aber diese Gefühle können eine negative Übertragung auslösen. Gewöhnlich gehört zur negativen Übertragung folgendes: Hass, Wut, Misstrauen, Abscheu, Abneigung, Widerwille, Ressentiment, Bitterkeit, Neid, Missfallen, Verachtung, Ärger.


(http://www.christianeeichenberg.de/Wide ... ragung.ppt )
LG

metropolis
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Theodor Storm

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Elena
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Beitrag Sa., 14.11.2009, 14:57

SandyP. hat geschrieben:Er bleibt dabei unbescholten, ich zeige sehr viel Toleranz, wenn er sich mal wieder was geleistet hat,
Meine bleibt dabei nicht unbescholten . Es gab schon Situationen, Aussagen über die ich wirklich sauer war, irgendwelche Hypothesen, die sie in den Raum gestellt hat und für mich überhaupt nicht stimmig waren. Meist bemerke ich meine Wut auf sie erst nach der Sitzung und spreche sie in der nächsten dann drauf an, auch mit den Worten, dass ich richtig sauer auf sie war....
Zum Glück kommt das nicht so häufig vor, aber ich finde es schon wichtig, dass es rauskommt, sonst gehe ich die ganze Zeit damit "schwanger".
Sie sitzt dann nicht milde lächelnd in ihrem Stuhl, sondern versucht zu analysieren oder sich zu entschuldigen, bedankt sich anschliessend für die Offenheit.

LG ELena

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SamuelZ.
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Beitrag Sa., 14.11.2009, 15:10

Liebe Metro:
Möchtest du ihm denn mehr deine Wut zeigen? Hast du überhaupt manchmal Wut auf ihn? Was war der Auslöser?
hm, eigentlich möchte ich ihm nicht meine Wut zeigen, ich will ihn lieben. Oder besser gesagt: Er kann sich da so einige Dinge leisten, weil ich ihm viele positive Gefühle (keine Idealisierung!) entgegenbringe. Ich sehe ein, dass eine negative Übertragung hilfreich wäre, an meine ureigensten Gefühle heranzukommen.

Letzte Stunde gab es allerdings einen Zwischenfall, da habe ich mich später geärgert, nicht deutlichere Worte gefunden zu haben. Fünf Minuten nach Beginn der Sitzung klingelte es an seiner Tür und der nächste Patient stand schon auf der Matte. Mein Thera verfrachtete ihn ins Wartezimmer. Mir war sehr unwohl dabei, weil ich selbst schon einmal vom Wartezimmer aus, Gespräche im Praxisraum seines Kollegen mitgehört hatte. Das sagte ich meinem Thera. Er fragte nur: "Und was machen wir da jetzt?" und ich - ganz brave Patientin - "vielleicht leiser reden." Erst später, zuhause, wurde mir ganz klar, dass es verdammt nochmal seine beschissene Aufgabe ist, dafür zu Sorgen, dass die Schei**Türen in seiner Praxis schalldicht sind.

Aber weiter geht die Wut meistens nicht. Sie ist für mich ein Wegweiser oder eine Kontrastfolie, die mir mein eigenes, fragwürdig-angepasstes Verhalten vor Augen führt.

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~silence~
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Beitrag Sa., 14.11.2009, 17:00

Hallo SandyP
SandyP. hat geschrieben:Letzte Stunde gab es allerdings einen Zwischenfall, da habe ich mich später geärgert, nicht deutlichere Worte gefunden zu haben. Fünf Minuten nach Beginn der Sitzung klingelte es an seiner Tür und der nächste Patient stand schon auf der Matte. Mein Thera verfrachtete ihn ins Wartezimmer. Mir war sehr unwohl dabei, weil ich selbst schon einmal vom Wartezimmer aus, Gespräche im Praxisraum seines Kollegen mitgehört hatte. Das sagte ich meinem Thera. Er fragte nur: "Und was machen wir da jetzt?" und ich - ganz brave Patientin - "vielleicht leiser reden." Erst später, zuhause, wurde mir ganz klar, dass es verdammt nochmal seine beschissene Aufgabe ist, dafür zu Sorgen, dass die Schei**Türen in seiner Praxis schalldicht sind.
Ich kann Deine Wut sehr gut nachvollziehen, obwohl ich mich gerade zu der beschriebenen Situation frage, ob unsere Theras überhaut eine reale Chance haben es uns recht zu machen.

Eine ähnliche Situation habe ich auch mal erlebt: Mitten in der Stunde klingelte es an der Tür. Es war sehr penetrant und die Person vor der Tür ließ den Klingelknopf gar nicht mehr los. Da anscheinend auch keiner der Praxiskollegen anwesend war, ging das sicher 10 Minuten so weiter. Ich bat meinen Thera mehrmals doch die Tür zu öffnen, aber er blieb unbeeindruckt sitzen. Und es hörte sich extrem wichtig/dringend an.

End vom Lied war, dass mein Analytiker meinte, ich würde mich nicht wichtig genug nehmen, denn das wäre ja meine Sitzung. Er wäre in der Zeit nur für mich da. Nach langer Zeit habe ich die Geschichte in einem anderen Kontext aufgewärmt und wir konnten herauskristallisieren, dass bei mir der negative Beigeschmack übrig blieb, dass mein Thera Menschen in Not nicht hilft. Ganz schön vertrackt. Es gibt inzwischen neue Praxisräume und das Klingeln hört man jetzt nur noch in einem privaten Raum der Analytiker. Welch Erleichterung.

Öfter macht er mich auf die Tatsache aufmerksam, dass ich unfähig bin Dinge anzunehmen, die mein positives Bild von ihm trüben. Kritik an meinem Thera konnte ich bisher nur üben, wenn er direkt danach fragte. Allerdings will ich ihn auch nicht lieben; denn ich sehe den ganzen Schmerz, den diese Liebe mit sich bringen würde.

LG
~silence~
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
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metropolis
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Beitrag Sa., 14.11.2009, 17:38

Ich kann Deine Wut sehr gut nachvollziehen, obwohl ich mich gerade zu der beschriebenen Situation frage, ob unsere Theras überhaut eine reale Chance haben es uns recht zu machen.
sehr richtig, silence. Das Verhalten des Therapeuten ist eine Nonstop-Gratwanderung, in der Eindeutigkeiten nicht möglich sind. Und gerade in der letzten Zeit habe ich schmerzlich erfahren müssen, dass sogar jede Bevorzugung eine unangenehme Kehrseite hat. Es sind immer zwei Aspekte sichtbar.

Zum Beispiel Stundenüberziehungen: diese kann man einerseits als Bevorzugung, Geschenk oder Fürsorge deuten. Gleichzeitig heißt dies aber auch, dass er seine Familie/Kinder vernachlässigt (zumindest in meinem Fall), wenn er länger in der Praxis bleibt.

LG

metropolis
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stehaufmädchen
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Beitrag So., 15.11.2009, 14:53

@metropolis & alle

ich lese mit, aber bin grade sehr mit einer andere schwierigen Passage beschäftigt.
Würde mich aber gern wieder "einklinken, wenn ich wieder an dem Punkt bin, der mich hierher ziehen würde. Muß mal IN mich gehen...


JEdenfalls, liebe Metropolis:
metropolis hat geschrieben:Gestern war es irgendwie anders. Ich blieb hartnäckig, war zum ersten Mal in der Lage seinem Blick standzuhalten (so viel wie gestern habe ich ihm noch nie in die Augen geschaut), ich kritisierte ihn heftigst, obwohl er mir keine Parolie bieten wollte und nur freundlich lächelnd mit mir sprach. Richtig wütend war ich zwar noch nicht, aber schon irgendwie angepisst, was ich ihm diesmal auch authentisch zeigen konnte. In den meisten Fällen hat man mir gar nicht ansehen können, dass ich überhaupt wütend bin.
Hat sich alles ziemlich gut angefühlt, vor allem dieser völlig selbstverständliche Blickkontakt ohne dass ich einen halben Herzkasper bekomme.


metropolis hat geschrieben:dass sogar jede Bevorzugung eine unangenehme Kehrseite hat
vor allem weiß man nicht, wo da noch mehr Undiszipliniertheit oder Unzuverlässigkeit herrschen könnte...
das könnte ich ihm bei Gelegenheit ja einfach mal vor den Latz knallen...
Lust hätt ich jedenfalls, aber den Mut....???

Bis dann
Stehaufmädchen

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hungryheart
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 10:23

ich hab eine Frage:

wird in der Analyse so bewertend zwischen "negativen" und "positven" gefühlen unterschieden?
Oder macht ihr das?

Ist Wut automatisch negativ?

Ich kenne es so, dass Gefühle nicht bewertet werden sollten.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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carö
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Beitrag Mo., 16.11.2009, 13:01

hallo hungry,

nein bei mir zumindest wird das nicht gewertet. wenn, dann bin ich das. es wird aber schon angesprochen, wenn es destruktive gefühlszustände sind. bzw. egal um was es geht... angespannt sein, selbstzerstörerisch, ängstlich, wütend, misstrauisch, kontrollierend, neidisch etc... all das bekommt seinen namen.

LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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metropolis
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Beitrag Di., 17.11.2009, 15:15

hungryheart hat geschrieben:ich hab eine Frage:

wird in der Analyse so bewertend zwischen "negativen" und "positven" gefühlen unterschieden?
Oder macht ihr das?

Ist Wut automatisch negativ?

Ich kenne es so, dass Gefühle nicht bewertet werden sollten.
Mein Therapeut spricht sowieso nie von negativer und positiver Übertragung, selbst das Wort Übertragung hört man eher aus meinem Mund, was ja im Grunde auch schon eine Bewertung der Gefühle darstellt. Er mag diese Fachbegriffe glaube ich nicht sonderlich, da sie der Intellektualisierung und Rationalisierung Vorschub leisten. Für ihn SIND Gefühle einfach.

Lediglich meine Wenigkeit packt Gefühle in Kategorien.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 16:10

Mein Therapeut spricht sowieso nie von negativer und positiver Übertragung, selbst das Wort Übertragung hört man eher aus meinem Mund, was ja im Grunde auch schon eine Bewertung der Gefühle darstellt. Er mag diese Fachbegriffe glaube ich nicht sonderlich
Kenne ich auch von meinem Thera. Einmal meinte er zu mir, er habe Angst vor meiner Kritik. Ich reagierte damals - ganz Psychotherapieforumserfahren - mit der Frage, ob es sich bei ihm evtl. um eine Übertragungsreaktion handle. Worauf er ärgerlich konterte: "Oder was auch immer!" auf meiner Seite, aber danach mussten wir beide dann doch schmunzeln...

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SamuelZ.
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Beitrag Sa., 28.11.2009, 18:41

Metropolis hat geschrieben:Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Wie reagieren eure Theras auf Wutausbrüche und Ablehnung?
Welcher Teufel hat mich da am Freitag geritten????
Eigentlich bin ich zur Therapiesitzung gefahren mit dem Vorsatz darauf zu achten, mehr Nähe zuzulassen, mich in diesem Prozess zu beobachten und ggf. mein Verhalten zu regulieren. Ihm die Möglichkeiten bieten, Brücken zu bauen, und mit ihm diese zu begehen.

Was passiert?!

Ich sitze da, Arme verschränkt, von Anfang an TOTAL gereizt, angepisst, genervt von wirklich ALLEM was er mir zu sagen hatte.

Ein Beispiel, gleich zu Beginn der Sitzung:
Er: Finden Sie es gut oder schlecht, dass sie zu Beginn der Sitzung nervös sind und die Situation als fremd empfinden?
Ich (verdreh die Augen, meine Verachtung herausschnaubend): Was ist denn das für eine Frage? Gut oder schlecht. Müssen wir das jetzt hier so moralisieren und bewerten? (Ich fand diese Frage einfach peinlich infantil, nichtssagend, blödsinnig und hirnrissig, um ehrlich zu sein, als würde er mit einem Kind reden)

So ging es die ganze Zeit weiter. Er baute eine Brücke, ich riss sie sofort nieder. Ich beobachtete mein Treiben, gab ihm keine Chance, mir auch nicht, denn eigentlich war ich ja mit einem anderen Vorsatz gekommen.

Am Ende der Stunde dann,an seinem Schreibtisch, als es um den neuen Termin ging:
Er: Wollen Sie bis zum Beginn des neuen Jahres eine Pause einlegen?
Ich: (augenverdrehend, genervt) Das hatten wir letzte Stunde bereits 10-15 Minuten lang besprochen. (Ich öffnete ohne jedes weitere Wort meinen Terminkalender auf die nächste Woche).
Er: Ja? (er wartete darauf, dass ich ihn noch einmal über unsere entscheidung in kenntnis setzte. ich tat nichts dergleichen, hatte keinen bock alles nochmal zu wiederholen. kann der sich nicht mal selbst notizen machen?)
Ich (nach einigen Sekunden des schweigens. sehr genervt): also...(schnaubend rollte ich dann nochmal alles auf). Später dachte ich mir, dass er es wohl gern sehen würde, wenn ich eine Pause einlegen würde. Dann wäre er mich blöde, nervige, ablehnende, unzugängliche Patientin endlich los.

Kurzum, ich weinte in der Stunde und ich bockte ganz extrem. War von allem genervt, fand ihn plötzlich unattraktiv, nervend, belanglos, als müsse ich ihm unbedingt wissen lassen, dass er mir ÜBERHAUPT nichts bieten könne.
Er: Sie lassen heute wirklich kein gutes Haar an mir. (er war beim friseur. selbst der anblick seiner kürzeren haare nervten mich)

Nun ja, er verhielt sich reserviert. Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, er hätte mich jetzt völlig aufgegeben, ich interessiere ihn nicht mehr.
Ich fühlte mich genervt und traurig in einem. Was ist da mit mir passiert? Seit zwei Tagen geht's mir richtig dreckig. Ich konnte mein Verhalten überhaupt nicht steuern. Welcher Teil in mir ist da so mit mir durchgegangen? wEshalb war ich bloß so übellaunig??

untröstlich, deprimiert, genervt und übellaunig in einem
sandy

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metropolis
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Beitrag Sa., 28.11.2009, 19:01

Sandy, du hast meine Bewunderung, ehrlich

Aber lass dich erst mal drücken
Du hast Schuldgefühle, oder? Du hast Angst eure gute Chemie kaputtgemacht zu haben.

Aber keine Sorge, nächste oder übernächste Stunde wirst du merken, dass ihr diese Stunde in einem ganz anderen Licht sehen werdet. Vorausgesetzt er ist nicht nachtragend. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ihr beide das nächste Mal drüber schmunzeln werdet.

Denn eigentlich hatte dein Thera nichts mit der Wut zu tun, oder. Er hat sich doch alle Mühe gegeben. Genau aus diesem Grund wird er es auch nicht allzu persönlich nehmen, auch wenn es für euch beide ziemlich anstrengend war. Interessant wird es doch herauszufinden wo die Wut eigentlich herkam.

Es tut mir leid, aber ich konnte mir das Lachen beim Lesen deiner patzigen Antworten nicht verkneifen. Es ist einfach herrlich.
Vor allem hier:
Ich (verdreh die Augen, meine Verachtung herausschnaubend): Was ist denn das für eine Frage? Gut oder schlecht. Müssen wir das jetzt hier so moralisieren und bewerten? (Ich fand diese Frage einfach peinlich infantil, nichtssagend, blödsinnig und hirnrissig, um ehrlich zu sein, als würde er mit einem Kind reden)
Sei stolz auf dich und deine Fähigkeit deine Gefühle auszudrücken. Für viele bedeutet das ein enormer Fortschritt, glaubst du nicht auch?

LG

metropolis
Zuletzt geändert von metropolis am So., 29.11.2009, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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SamuelZ.
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Beitrag Sa., 28.11.2009, 19:21

Hallo, liebe Metropolis:

vielen dank für deinen Zuspruch... Ich bin heute Nacht zermürbt aufgewacht, in dem Gefühl, ihn auf immer verloren zu haben, und selbst daran Schuld zu sein.

Ja, nachdem ich das alles aufgeschrieben hatte, und dann nochmal durchlas, musste ich auch kichern. Gleichzeitig jedoch ist da dieses ungute Gefühl, als hätte ich mir etwas verscherzt bei ihm, als sei ich zuweit gegangen. Aus Spiel wurde Ernst und er hat sich dann verstimmt und ebenfalls genervt bzw. desinteressiert von mir abgewendet und verabschiedet (an der Tür und innerlich auch).

Besonders auffällig war, dass diese Gefühle und mein Verhalten einfach da waren. Ich fühlte mich zeitweilig wie eine Marionette, ausgeliefert an negative Empfindungen und destruktive Verhaltensweisen. Es war ja nicht so, als hätte ich wie ein erwachsener Mensch meinem Ärger konstruktiv Luft gemacht, lösungsorientiert, etc. und der ganze Käse der dazu gehört. Nein, wie ein Teenager, der nur jammert und bockt und zickt und beklagt und beschwert und nörgelt und rumnervt, so verhielt ich mich. Immer in dem guten Wissen, dass mein Thera es ja schlucken MUSS. Hm, und jetzt weiß ich nicht, ob er es wirklich tun wird. Bin ich zu weit gegangen? Wird er mich von sich stoßen. Findet er mich nicht mehr nett?

Ja, liebe Metro, ich hoffe auch, dass es ein Fortschritt ist. Aber so ganz sicher bin ich mir da nicht. Ich will ihn doch gern haben, ihm das zeigen können irgendwann, meine positiven Gefühle zu ihm stärken und damit dieses sadistisch-strafende-ablehnende-misstrauische Aas in mir endlich mundtot machen. Stattdessen ist mein zutrauliches Kind kaum noch hörbar...

Wie man's macht...

Aber wie geht es denn deiner wut und ihrem Ausdruck?

LG
Sadny

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Tara
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Beitrag So., 29.11.2009, 01:28

Liebe Sandy
Ich fühlte mich zeitweilig wie eine Marionette, ausgeliefert an negative Empfindungen und destruktive Verhaltensweisen. Es war ja nicht so, als hätte ich wie ein erwachsener Mensch meinem Ärger konstruktiv Luft gemacht, lösungsorientiert, etc. und der ganze Käse der dazu gehört. Nein, wie ein Teenager, der nur jammert und bockt und zickt und beklagt und beschwert und nörgelt und rumnervt, so verhielt ich mich.
hmmm... Für mich zeigt sich hier doch auch sehr schön, wie tief Du ihm bereits vertrauen kannst, da Du ihn so weit zu Deinen unteren Schichten vordringen lässt. Hier zeigt sich eben die mürrische, trotzige, verletzte, nicht so gern gesehene, destruktive und vernachlässigte Sandy, die ja sonst gewöhnlich konstruktiv mitarbeitet, bemüht und engagiert ist, in ihren intellektuellen Deutungen zu Glänzen vermag, die mit ihrer süß,- charmanten und kokettierenden Art Knie weich werden lässt...
Findet er mich nicht mehr nett?
Sprichst Du ihm damit nicht jegliche therapeutischen/menschlichen Qualitäten ab, Dich in Deiner Vielschichtigkeit wahr,- und anzunehmen?
Ich will ihn doch gern haben, ihm das zeigen können irgendwann, meine positiven Gefühle zu ihm stärken und damit dieses sadistisch-strafende-ablehnende-misstrauische Aas in mir endlich mundtot machen. Stattdessen ist mein zutrauliches Kind kaum noch hörbar...
Irgendwo hab ich mal gelesen, wie wichtig es sei, der eigenen Destruktivität in Beziehungen Raum geben zu dürfen- Das "Nein" der Liebe zuzulassen ist demnach Vorraussetzung dafür, die Beziehung im Transformationsprozess innerlich völlig bejahen zu können... Das Nein spricht man nicht so gerne aus, aus Angst alles zu zerstören. Lässt man es aber zugunsten eines lauwarmen Ja´s verstummen, wird es im Inneren eine destruktive Dynamik "apokalyptischen Ausmasses" annehmen (sorry für die MeloDramatik im letzten Satz)

Finde dass Du auf nem richtig guten Weg bist liebe Sandy! Hab keine Angst- Du wirst ihn nicht verlieren; im Gegenteil- Du wirst sehen, wie sehr sich gerade dadurch Eure Beziehung intensiviert...

"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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