Ist Übertragungsliebe zwangsläufig? Wie überlebe ich's?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Flugente
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 40
Beiträge: 570

Beitrag So., 17.05.2009, 13:46

Violetta 2009 hat geschrieben:Dort saß sein Kollege am PC hinter einer Glaswand
und meinte zu mir in einem ziemlich barschem Ton, ich sollte mich gefälligst setzen! Obwohl ich ihm nur
einen "Guten Tag" gewünscht hatte und mich sowieso auf den Stuhl im dafür vorgesehenen Wartebereich
gesetzt hätte
Warum um Gottes Willen lässt ihr euch solche Dinge gefallen? Wer ist der Typ hinter der Glaswand? Gott?

Ihr seid - egal ob primär oder sekundär - KUNDEN!!!!!
Eisberg voraus!

Werbung

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag So., 17.05.2009, 13:56

Ja,wahrscheinlich halten Sie sich für Götter!

Benutzeravatar

Flugente
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 40
Beiträge: 570

Beitrag So., 17.05.2009, 13:59

Und sind in Wahrheit nichts anderes als Rotznasen, die keine Manieren haben. Wahrscheinlich selber ein Selbstbewusstsein wie ein Stück Knackwurst. Ne Leute, stellt euch auf die Füße und lässt euch nicht wie ein Stück dahergelaufene Schmutzwäsche behandeln
Eisberg voraus!

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag So., 17.05.2009, 14:01

Ja,das klingt gut

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Dunkle
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 44
Beiträge: 839

Beitrag So., 17.05.2009, 14:23

O Violetta, *schluck*,

das sind ja harte Brocken....

Also, zu diesem "seltsamen" Verhalten kann ich mir denken, dass man es ganz besonders so empfindet, wenn man ja eigentlich das Gegenteil erwartet... Dann findet man alles andere barsch kommt auf solche Gedanken und Gefühle...
Violetta 2009 hat geschrieben:Man sollte diese Therapeuten für so ein Verhalten eigentlich mal "Verkloppen".Keine Sorge es wird nicht wirklich passieren und ich wähle sonst auch nicht solche Worte.
Och, warum eigentlich nicht....

Siehst Du Violetta, da bist du ganz nah an Deinen Gefühlen, es macht Dich nämlich nicht nur todtraurig, sondern vor allem WÜTEND!!!!

Und auch bei der Vorbereitung solcher Abschiede spielt sicherlich eine Rolle, wie man schon während der Therapie mit den Gefühlen für den Thera umgegangen ist. Ich wurde da regelrecht "erzogen", ich wurde mit viel Initiative, mit sehr sehr viel Geduld und manchmal auch mit einem "Schubs" dahin erzogen, einfach "auszuspucken" (sorry), wonach mir gerade ist - mit ihm!! Einmal war es so krass, da habe ich gesagt, ich hätte beim Gehen in der vergangenen Stunde den Impuls verspürt, die Tankstelle, die sich vor dem Wohnhaus (mit Praxis und Privatwohnung) befindet, in die Luft zu jagen...
Ohm man, das war mir aber dann doch peinlich, und ich habe mich entschuldigt... aber auch das war unnötig. Denn es geht um Gefühle, die von den meisten Patienten nicht in die Tat umgesetzt werden, so wie ja auch die Liebe nicht in die Tat umgesetzt wird... Die Therapie ist doch eine Gefühlsschule, oder?? Und dazu gehört ja auch so mörderischer Hass!

Nee, Violetta, ich finde auch wirklich schrecklich, was Du schreibst, ich spüre Deine Verzweiflung und Deine Traurigkeit..., ich kenne sie ja auch.
Das einizige, was die Tür öffnet, die TÜr dazu, solche Gefühle auch wieder loszuwerden, sie zumindest in Bahnen zu lenken, in denen sie erträglich werden, ist schonungslose, gnadenlose (wie Anastasia schreibt) Offenheit.

Vor dieser Offenheit steht das Vertrauen, das man gelernt hat. Sich anzuvertrauen, im wahrsten Sinne des Wortes...

Und das ist eine solche Gratwanderung, ob das diesen zwei Menschen, die da eine solche Uternehmung miteinander wie eine Therapie haben, gelingt!
Es hängt manchmal an einem kleinen Moment.

Ich kann von mir noch nichts sagen. Aber mein Thread hier ist der Versuch, außer den in Therapiestunden mich noch zusätzlich mit Euch dazu auszutauschen, sicher auch, weil ich kämpfe, weil ich ringe, weil ich mich mal wie am Anfang fühle, mal stark genug... aber ich hoffe!!

Danke für Deine Wünsche , Violetta!
Deine Dunkle

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag So., 17.05.2009, 14:36

ja,Dunkle,
das hast du alles gut beschrieben,ich danke dir auch,Violetta.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Dunkle
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 44
Beiträge: 839

Beitrag So., 17.05.2009, 14:44

Hi Kameliendame V. (oder ist das NICHT Deine Assoziation...?),

bei Nochmallesen und auch bei Deiner Erwähnung von Sternin kam mir noch ein Gedanke, der AUCH wichtig ist und der manchmal über das Schicksal einer Übertragungsliebe mit-entscheidet,

und das ist ganz klar die Verantwortung der Therapeuten!!!

Für die gilt wie wohl für niemand sonst der Satz "Du bist verantwortlich für das, was Du Dir vertraut gemacht hast"!

Und ich habe Sternins Thera in diesem Thread kritisiert (obwohl ich sonst damit zurückhaltend bin...), weil da ganz deutlich zu lesen war, wie sich jemand dieser Verantwortung entziehen möchte...

Kennst Du eigentlich das alte Büchlein von Anonyma, "Mein Analytiker und ich"? Das ist der grausame Bericht einer Analysandin aus Paris, deren Übertragungsliebe zu ihrem Analytiker eben nicht verantwortungsvoll behandelt wird, sondern ausgenutzt, missbraucht, er nimmt zu ihr eine sexuelle Beziehung auf und am Schluss, als sie zunehmend leidet und in schlimme Zustände gerät, schmeißt er sie raus, als sie heulend und bettelnd in seiner Praxis steht...

Das ist natürlich ein Extrembeispiel.. aber dennoch.
Tja, und deswegen ist es eben NICHT nur die Verantwortung der Patienten, offen zu sein, sondern auch die der Theras, mit diesen geöffneten Gefühlen vorsichtig und schätzend umzugehen und ihren Schützlingen am Ende wieder herauszuhelfen...

Unser Wort in deren Ohren...

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag So., 17.05.2009, 15:16

Hallo Dunkle,
Kameliendame,jetzt mußte ich erst mal googeln,ganz so gebildet bin ich doch nicht ,meinst
du den Roman von Alexander Dumas 1848 in Paris erschienen,die Veilchendame? Wegen meines
Namens Violetta? Meinen Nicknamen habe ich nicht mit diesem Roman assoziiert,ich fand ihn nur
einfach schön! Den Roman muß ich aber unbedingt noch mal lesen!
Nein,was ich zur Zeit lese ist von Gerd Riederer:Ich liebe,also bin ich.
Es handelt sich hier um eine Dokumentation über eine Psychoanalyse,anhand authentischer Unterlagen
einer psychotherapeutischen Behandlung wird in allgemeinverständlicher Form(laut Angaben des
Autors,ich finde aber sehr wissenschaftlich),ein neuer Zugang zu Theorie und Praxis von Liebe und
Begehren entwickelt.
Im Klartext heißt das:Eine Patientin hat sich in den Analytiker verliebt und begeht am Ende Suizid.
Eine Geschichte,die wirklich passiert ist.
Du schriebst:Die Therapeuten sind verantwortlich für das was sie sich vertraut gemacht haben.
Da würde ich mich nicht unbedingt drauf verlassen.Letztendlich ist doch jeder für sich selber ver-
antwortlich. Auch für Suizid!Möglicherweise gibt es auch Therapeuten,die noch unreif sind!
Fortsetzung folgt:

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag So., 17.05.2009, 15:31

Dazu fällt mir noch ein spannender Kriminalroman ein von John Katzenbach:Der Patient.
Hier hat ein Therapeut eine seiner ersten Patientinnen nicht helfen können und bekommt eines
Tages einen Brief in seine Praxis mit einer Morddrohung unterschrieben mit Rumpelstielzchen,
das Buch ist so spannend das kann man an einem Stück lesen!
Das Buch mein Analytiker und ich kenne ich nicht,aber so eine Geschichte habe ich schon mal aus-
schnittsweise irgendwo gelesen.
Soetwas geht natürlich nicht,das würde ja nichts zur Gesundung von den Patienten/Klienten
beitragen,aber die Therapeuten sollten einem schon verantwortungsvoll helfen aus solchen
verstrickten Gefühlen wieder herauszufinden.
Da hast du glaube ich schon einen ganz guten und verantwortlichen Therapeuten erwischt.
Ich wünsche dir weiterhin gutes Gelingen,ob du nun aufhörst oder doch noch verlängerst.Violetta.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Dunkle
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 44
Beiträge: 839

Beitrag So., 17.05.2009, 15:42

Hi,

ähmm, ich habe Dein Zitat über Musik (am Ende Deiner Beiträge) mit Deinem Nick assoziiert und dabei ist die Oper La Traviata herausgekommen, wo die Hauptrolle "Violetta" heißt... so kam's...(Und der Stoff der Oper basiert auf dem Roman Kameliendame...) aber das ist eine tragische Figur, sie stirbt natürlich am Schluss...italienische Oper...

JA, das Riederer-Buch habe ich auch und auch schon gelesen und dachte mir auch so vieles dabei....Ich finde aber, dass dieses Buch den Versuch des Therapeuten darstellt, mit dieser Katastrophe, dem Freitod der Patientin, umzugehen. Er hat doch auch sehr gerungen damit, seiner Patientin zu erklären, dass eine Umsetzung ihrer Liebesgefühle für sie eben nichts Gutes bedeutet... Aber sie kam ihm zuvor. Traurig!
Violetta 2009 hat geschrieben:Du schriebst:Die Therapeuten sind verantwortlich für das was sie sich vertraut gemacht haben.Da würde ich mich nicht unbedingt drauf verlassen.Letztendlich ist doch jeder für sich selber ver-
antwortlich.
Einspruch, Euer Ehren!

Nein, wenn ich mich in eine intensive Therapie begebe, möchte ich mich darauf verlassen, dass mit meinen Gefühlen respektvoll umgegangen wird und sie nicht missbraucht werden. Was ich dazu tun kann, dafür bin ich verantwortlich, für sein Umgehen MIT MIR und mit meinen AUF IHN gerichteten Gefühlen ist aber ER verantwortlich...auch deshalb, weil ich ihm vertraue....

d'accord?

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag So., 17.05.2009, 16:02

Dunkle schrieb:

............aber das ist eine tragische Figur..........,

naja,das würde ja zu mir passen!

Violetta.

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag So., 17.05.2009, 22:49

Hallo Dunkle,
was hälst du davon?:

"Jeder Mensch hat im Prinzip alle Ressourcen, um seine Probleme selber zu lösen bzw.die für ihn
passenden Lösungen zu konstruieren."


und



"Therapie ist ein ziel- und lösungsorientierter Prozeß, in dem der Klient der Experte ist."


Violetta.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Dunkle
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 44
Beiträge: 839

Beitrag So., 17.05.2009, 23:25

huihh, Violetta,

hmmmm. Denkarbeit in der Nacht....

Violetta 2009 hat geschrieben:"Jeder Mensch hat im Prinzip alle Ressourcen, um seine Probleme selber zu lösen bzw.die für ihn passenden Lösungen zu konstruieren."
Schwierig!!!

Was heißt "Im Prinzip"? Therapie ist m.M. nach ein beziehungsorientierter Prozess, den man beginnt, eben weil man seine Probleme nicht (mehr) selber lösen kann.
Violetta 2009 hat geschrieben:"Therapie ist ein ziel- und lösungsorientierter Prozeß, in dem der Klient der Experte ist."
Schon eher...
Obwohl ich dem "ziel- und lösungsorientierten Prozess" kritisch gegenüberstehe, denn so habe ich meine Therapie nicht erlebt.

Aber der Klient als Experte gefällt mir.


Nuuuun: Verrate mir bitte noch, wo die Sätze herkommen und warum Du über sie nachdenkst?


Gute Nacht!
Dunkle

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag Mo., 18.05.2009, 06:43

Guten Morgen Dunkle,
entschuldige bitte,wenn ich gestern abend so spät gepostet habe,aber ich hatte da auch gar keine
Antwort mehr erwartet.
Diese Sätze stammen aus der systemischen Therapie, das ist genau das Entgegengesetzte der
Psychoanalyse. Das fiel mir gestern abend nur gerade noch ein, weil du ja meintest der Therapeut
trägt die Verantwortung für die Therapie.
Ich habe sie aus einem Buch von Steve de Shazer und Inso Kim Berg.
Einen schönen Tag wünscht dir Violetta.

Benutzeravatar

estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag Mi., 20.05.2009, 06:59

Guten Morgen Dunkle,
du schriebst: Die Therapeuten sind dafür verantwortlich was sie sich vertraut gemacht haben,

ich habe da noch mal drüber nachgedacht,

verantwortlich sind sie sicher dafür, dass sie keinen Mißbrauch begehen in der Therapie.

Ich frage mich nur sind sie auch verantwortlich für den Therapieerfolg ihrer PatientInnen/KlientInnen

und für deren Leben?

Liebe Grüße,Violetta.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag