Darf man Schuld bei den Eltern suchen?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Birgit2.
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 11:26

Da kann ich candle zur zustimmen.
In der Regel werden bei den Aufstellungen "Stellvertreter" von dir gewählt, die dann die Personen aus deiner Familie ersetzen. Du kannst Dich im Netz ja mal einlesen - da findest du genug Info's. Aber eine Grundvoraussetzung ist wirklich, dass man sich auf solch eine Geschichte einlassen kann u. es nicht als Schauspiel sieht (was meiner Erfahrung nach sehr leicht passieren kann).
Aber mal was anderes:
Ich habe mich gerade gefragt, wieviel Zeit pro Tag, man/ich unbewußt mit dem Thema "Eltern-abhängigkeit" u. alles was dazu gehört verbringe. Ich ertappe mich ständig dabei, wie ich darüber nachdenke, was sie (also meine Familie) zu diesem oder jenem Thema sagen würde u. ich mir schon meine Rechtfertigungen zurechtlege. Ich mache mir gerade bewußt, wieviel Einfluss sie dadurch auf mein Leben haben - besser gesagt wieviel Macht ich ihnen dadurch gebe, denn für meine Gedanken bin nur ich alleine zuständig.
Das ist mir beim Schreiben gerade so bewußt geworden - vielleicht geht es euch ähnlich

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candle
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 11:34

Hallo nochmal!

Ich habe gestern in meiner Verzweiflung ie Seelsorge angerufen. Irgendwie kann ih es nicht fassen, dass meine Geschichte wirklich grausam ist in Beziehung auf meine Eltern. Vor allem weil sie heute auch nicht lockerlassen.
Irgendwie will sich das nicht verinnerlichen, dass diese Menschen wirklich krank sind und nicht ich. Naja, ich hoffe mal, dass es sich irgendwie gibt.

candle
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w_s_
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 14:00

Du hoffst, "dass es sich irgendwie gibt"?

Candle mal ganz ehrlich, was hättst du selbst zu diesem Satz geschrieben, hätte ihn wer anderer geschrieben und hättest du geantwortet?

Du, von selbst kommt nix - da mußt schon was aktiv dafür tun. Und das weißt du auch.

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candle
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 14:11

Es hilft ja nun nichts. Ich muss die Leerzeiten überbrücken. Es ist diesmal alles anders als in der letzten Depression. Was ich tue? Ja, einen Termin hab ich Mittwoch beim Psychologen. Der scheint mich aber irgendwie nicht wahrzunehmen, dass es also grad wirklich schlecht geht. Womöglich muß ich wechseln und das dauert auch wieder Tage...

Früher wußte ich wenigstens wo es herkommt, nun weiß ich nichts- vielleicht irgendein Trauma. Diese Ungewissheit ist einfach nur blöd.

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w_s_
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 14:21

Na gut, aber es ist ein Unterschied ob du von Leerzeiten redest, oder gar nichts tust. Warum nimmt der Psychologe deinen gegenwärtigen Zustand nicht wahr? Du hast es ihm doch gesagt, oder?

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candle
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 14:34

Wie er sagte, kennt er mich sehr zielorientiert. So lange wie ich bei ihm bin in meiner neuen Umgebung, kennt er bei mir diese Zustände nicht.

Ich wurde aufgefordert konkret für meine Klausur zu arbeiten. Das habe ich aber nicht geschafft und auch die Klausur vertagt- also Nachschreibetermin. Ich hätt das echt nicht gepackt. Ich kann mich da gut einschätzen, aber wie macht man das einem Therapeuten klar?

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w_s_
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 14:47

Na indem du es ihm genauso sagst!

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candle
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 14:48

Haha, hab ich ja.
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Laura13
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 16:45

Hey, candle, du konntest die Klausur also doch verschieben?! Super!!!
Sieh doch mal das Positive, das hat dich so belastet, nun hast du im Bezug auf dein Studium eine Lösung gefunden, du wirst auch im anderen Bereich eine finden. Ich würde auf jeden Fall auch nochmal ganz ernst mit dem Thera reden über deine momentane Verfassung!!! Wenn das bei mir schon übers Chat ankommt, dass es dir besch.... geht, dann wird der das doch sicher auch mal kapieren...??!!!

Liebe Grüße,
Laura
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candle
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Beitrag Mo., 16.02.2009, 19:27

Hallo laura!

Ich habe direkt den Prof. angesprochen, einfach, dass ich krank bin und nicht in der Lage mitzuschreiben.
Er hat mir dann zum Procedere Info gegeben. Nun ja, ich sollte eigenlich erleichtert sein, bin ich aber nicht.
Ich fühle mich wohl eher wie ein Drückeberger. Ich habe sowas noch nie gemacht!

Früher hätte ich vermutlich nichts gesagt, es durchgezogen wie auch mal an einer anderen Uni, und nie wieder geschaut was ich für eine Note geschrieben habe. Für mich war das Seminar quasi den Bach runtergegangen... bis ich mir meine Unterlagen nachschicken ließ und feststellte, dass ich das Seminar gar nicht mal so schlecht abgeschlossen hatte.

Für mich ist es äußerst schwierig Menschen in mein Privatleben einzuweihen. Ich komme mir da eher wie ein Jammerlappen vor bzw. als würde ich damit mir Leistungen erwerben, die ich nicht aufgrund von Qualifikation erworben habe. Sehr verdreht.

Und das Problem ist eben noch, dass ich mich noch nicht so recht wie ein Wissenschaftler fühle. Die praktische Arbeit läuft immer super auch Hand in Hand mit schriftlichen Dokumentationen, aber nur reiner Schriftkram an der Uni findet in mir absolut keine Anerkennung.

candle
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Una
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Beitrag Di., 17.02.2009, 00:44

candle hat geschrieben:Für mich ist es äußerst schwierig Menschen in mein Privatleben einzuweihen. Ich komme mir da eher wie ein Jammerlappen vor bzw. als würde ich damit mir Leistungen erwerben, die ich nicht aufgrund von Qualifikation erworben habe.
Das was Du bei Deiner Mutter ablehnst ist ihr "jammern" über ihr schweres Schicksal demgegenüber Du es ja gut hast.

Gleichzeitig gibst Du ihr Recht. Du hast nicht zu jammern- Dir gehts ja gut.
candle hat geschrieben:Ich fühle mich wohl eher wie ein Drückeberger.
Du bist also genau so der Meinung keine Gründe zum jammern zu haben,
wie Deine Mutter es gewesen ist.

Deine Gefühle wurden nicht anerkannt und nicht geglaubt.
Das Eltern-Ich in Dir redet nun selbstständig in der Manier Deiner Mutter auf Dich ein. Es straft Dich womöglich auch, wenn nicht mit Schlägen, so doch mit genauso schlechten Gefühlen.
Irgendwie will sich das nicht verinnerlichen, dass diese Menschen wirklich krank sind und nicht ich.
Das ist auch schwer. Du warst viele Jahre abhängig von ihrem Leben und Du warst klein und bedürftig.
Dein Denken und Fühlen wurde systematisch unterdrückt.
Du traust Dich wahrscheinlich fast nicht zu denken das sie daneben sind.
Was passiert dem inneren Kind in Candle, wenn die Großen ganz falsch liegen und sich auch ganz falsch benehmen? Wenn sie bedrohlich sind und nicht beschützend? Kann es überhaupt sein, dass Candle in Ordnung ist?
Deine Rolle und damit auch Dein Halt und Deine Daseinsberechtigung war es die zu sein, bei der es nicht stimmt.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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Laura13
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Beitrag Fr., 27.02.2009, 19:44

Ich muss jetzt hier mal Dampf ablassen.....oft kann ich meine Wut gar nicht fühlen, weil ich sofort ein schlechtes Gewissen bekomme oder traurig werde. Mein Thera nennt das "Gegenfühlen"....

Ja, Schuld darf man bei den Eltern suchen! Sie sind Schuld!!!
Schuld an allem!!! Allein schon an der Tatsache, dass ich wegen dem Scheiß, den ich mit ihnen erlebt habe eine Therapie machen muss!!!! Meine kostbare Lebenszeit mit den Phasen der Auswirkungen dieser Therapie verbringen muss. Sie sind Schuld, dass meine Familie auch darunter leidet. Sie sind Schuld an meinen sexuellen Problemen und dass ich nicht darüber reden kann!!!!
Sie sind Schuld an meiner Trauer, Sehnsucht, Angst und an vielen Qualen. Sie sind Schuld!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

IHR SEID SCHULD IHR IDIOTEN!!!!!!!!! WARUM HATTET IHR MICH NICHT EINFACH LIEB???!!!! WARUM WAR ALLES SO WIE ES WAR!!!!!!!!!!!!!!!!!!

ICH HASSE EUCH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
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Laura13
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Beitrag Fr., 27.02.2009, 19:54

Tut mir leid......das wollte ich nicht....
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w_s_
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Beitrag Fr., 27.02.2009, 20:07

Laura, ist doch absolut ok - und ja, ich verstehe deinen Zorn und eine Wut. Und ich halte sie für legitim. Lass genau diesen Zorn und diese Wut raus! Es ist ok.

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chicheringrün
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Beitrag Fr., 27.02.2009, 23:10

Laura13 hat geschrieben:IHR SEID SCHULD IHR IDIOTEN!!!!!!!!! WARUM HATTET IHR MICH NICHT EINFACH LIEB???!!!! WARUM WAR ALLES SO WIE ES WAR!!!!!!!!!!!!!!!!!!

ICH HASSE EUCH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Laura13 hat geschrieben:Tut mir leid......das wollte ich nicht....
War das nicht ungemein befreiend für dich, die Schuldvorwürfe einmal "zuzulassen"? Raus wollten sie doch, sonst hättest du das nicht geschrieben.
Laura, auch Eltern dürfen gehasst werden. Auch von den eigenen Kindern. Sonst wären die Kinder - wenn das nicht so wäre, und ja, ich übertreibe jetzt und betreibe Schwarz-Weiß-Denken - zu ewigem Dank verpflichtet, egal wie sie mit ihnen umgegangen sind.
"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
Willy Brandt

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