Abschied von der Therapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 11:45

Frances2 hat geschrieben: Mo., 23.12.2024, 11:40 und er weiß genau, wo das herkommt.
Ich glaube, dass man allgemein nicht davon ausgehen darf, dass ein Therapeut für jeden seiner Klienten soweit denkt.

Wenn es dein altes Muster ist und dir das bewußt ist dann kannst du daran arbeiten. Wieso habt ihr das nicht gemacht?

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lisbeth
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 11:54

Hm, ich finde es schon etwas schwierig, wenn der Therapeut, den du zwar schon lange kennst, aber bei dem du aktuell nicht mehr in Behandlung bist, für dich zu dem gehört, was du in der alten Stadt als "vertraut" bezeichnest. Klar ist ein Therapeut Teil des Alltags, da kann auch eine gewisse Nähe und Vertrautheit entstehen, aber soviel, dass sie zu den vertrauten Elementen im eigenen Lebensentwurf werden? Das finde ich persönlich too much.

Was fehlt dir denn in deinem Leben, dass ein Therapeut für dich in deiner Vorstellung so viel Raum einnimmt, einnehmen muss? Und kann es sein, dass dein Umzug vielleicht auch ein Versuch war, genau davon wegzukommen, dass dieser Therapeut für dich so wichtig ist? Und ja, das kann nicht klappen, wenn du nicht anfängst, dein Leben für dich zu leben, und Menschen in dein Leben hinein zu holen, egal an welchem Ort du gerade lebst.

Warum hast du in der Therapie nicht über deine Umzugspläne gesprochen? Das ist ja auch bezeichnend, dass du so einen lebensverändernden Schritt komplett aussparst. Du hättest ja die Therapie auch dafür nutzen können, um dich auf diesen Schritt besser vorzubereiten, um zu überlegen, was du brauchst, um am neuen Ort gut anzukommen, und wo du es finden könntest.

Auf mich wirkt dieser Umzug (und ja, ich sehe hier ja nur einen Ausschnitt...) etwas trotzig. Und es hat etwas Kindliches von "ich mach das alleine" - auch wenn allen Umstehenden klar ist, dass ein Kind diese Aufgabe nicht "alleine" hinbekommt. Dass du dir selbst innerhalb der Therapie keine Unterstützung für diesen einschneidenden und lebensverändernden Schritt geholt hast, spricht ja auch nicht für deine Selbstfürsorge. Dein Ex-Therapeut hat das ja alles live mitbekommen und hat dir deinen Willen und deinen Weg gelassen.
Frances2 hat geschrieben: So., 22.12.2024, 20:21 Ich wollte nicht, dass er mir da rein redet und das kann man sich in einer Therapie auch anschauen, aber bei mir ist in dem Gespräch angekommen: Sie hätten es wissen können, aber Sie haben mich im Vorfeld nicht gefragt und jetzt sitzen Sie hier und wollen mit mir darüber sprechen.
Auch wenn es hart klingt: Ich kann die Haltung deines Therapeuten da verstehen. Dass du dich jetzt im Rechtfertigungszwang siehst, ist dein eigener Film. Du könntest es ja auch als Einladung begreifen, mal genauer drauf zu schauen, warum du seine Unterstützung in dieser Phase nicht wolltest. Dass du die Befürchtung hattest, der Therapeut hätte dir reinreden können, finde ich dabei auch zentral. Der Therapeut kann dich doch nicht vom Umzug abhalten. Was passiert denn bei dir, wenn bei solchen Plänen jemand eine andere Meinung vertritt? Fühlst du dich sofort angegriffen? Oder kannst du die Einwände vielleicht auch aufgreifen und dann damit arbeiten, zB damit du am neuen Ort besser für dich sorgen kannst, weil die Einwände vielleicht auch ihre Berechtigung haben?

Trotzdem denke ich, dass du dich besser nach einem neuen Therapieplatz umschauen solltest.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Shukria
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 11:58

Ich versteh noch immer nicht, was willst du von ihm, warum willst du zurück.

In einer Psychotherapie gibt es Ziele und du benennst als Ziel hier lediglich beziehungsstress mit deinem Therapeuten klären.

Ihr seid viel zu verstrickt, das löst sich nicht mehr gut.

Überlege dir Ziele für eine Therapie und such dir jemand neues.

Alles andere ist nur ein bleiben in nicht hilfreichen Mustern.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 12:54

Frances2 hat geschrieben: Mo., 23.12.2024, 11:40 Ist es in dem Fall ok, dass der Therapeut das als Vorwurf selbst wiederholt und das dann so stehen lässt?
Bei mir löst das im Moment ganz viel aus und damit habe ich echt zu kämpfen gerade.
War es denn ein Vorwurf oder ninmmst du das eben so wahr?
Es kann auch eine schlichte Feststellung des Therapeuten sein, eine Tatsachenbeschreibung. Etwas, das nicht wie in deinen alten Mustern als Vorwurf kommt, sondern als klare Benennung und Einladung, sich das anzuschauen. Dahinter zu blicken, die Gründe anzusehen.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 13:05

Shukria hat geschrieben: Mo., 23.12.2024, 11:58 In einer Psychotherapie gibt es Ziele und du benennst als Ziel hier lediglich beziehungsstress mit deinem Therapeuten klären.

Überlege dir Ziele für eine Therapie und such dir jemand neues.
das sehe ich genau so!
Klar gibt es in Therapien mal "Beziehungsstress" - jedenfalls in manchen. Und natürlich sollte man das klären.
Aber das ist nicht Sinn und Hauptzweck einer Therapie, im Gegenteil. Es bringt auch nichts ewig in schwierigen, verstrickten, anstrengenden Therapien zu verharren. Und ja, es ist nicht leicht einen neuen Therapieplatz zu finden, es ist aufwändig, nervig, mal frustrierend. Aber man lernt auch echt viel dabei, ich hab das ja nun mehrere Male hinter mir, in der Vergangenheit wie in den letzten Jahren. Mit mehreren Vorgesprächen wurde mir z.B. immer klarer was ich will und brauche und was nicht.
Und "frischer Wind" in einer neuen Therapie bringt einfach auch nochmal sehr viel, finde ich

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Frances2
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 14:19

Der Therapeut, bei dem ich hier einzelne Gespräche hatte, vermutete, dass es keinen geglückten Ablösungsprozess gab und dass mich der Gedanke an die Trennung von dem Therapeuten in Panik versetzt haben könnte und dass das bei dem Umzug eine Rolle gespielt hat ( ich trenne mich von ihm, indem ich umziehe, weil ich keine andere Möglichkeit sehe)
Wenn das so ist, wundert mich der Verlauf des letzten Gesprächs nicht mehr so sehr und dann ist der "alte" Therapeut wahrscheinlich der letzte, mit dem ich das bearbeiten könnte.
Ich weiß im Moment nicht, wie ich da wieder rauskomme, das ganze Jahr drehte sich nur um Verlust, Abschied und Trennung und jetzt kommen die ganz alten Geschichten wieder hoch.

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Frances2
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 14:28

Ich lese eure Beiträge und sie sind hilfreich, ich kann nur gerade nicht einzeln darauf eingehen.
Und ich weiß, dass manche von euch das auch schon klarer gesehen und geschrieben haben, bei mir kommt es jetzt erst so langsam an.
Zuletzt geändert von Frances2 am Mo., 23.12.2024, 14:37, insgesamt 1-mal geändert.

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Gespensterkind
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 14:35

Also wenn Du das alles mit Umzug und Therapieende vor allem wegen der Therapie und dem Therapeuten gemacht hast, dann solltest Du schauen, ob Du genau das als Thema mit ihm besprechen willst/kannst.
Hast Du denn überhaupt einen neuen Termin?
Wenn ihr nicht darüber gesprochen habt, ob die Therapie fortgesetzt wird, wie seid ihr denn nun verblieben?
Große Verstrickungen in Therapien lassen sich oft nur durch andere Therapeuten lösen.

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Frances2
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Beitrag Mo., 23.12.2024, 14:51

Ja, ich habe auf einem weiteren Termin bestanden, weil ich das nicht so stehen lassen wollte und weil wir ja gar nicht zum Thema weitere Therapie gekommen sind.
Ich bin gerade etwas fassungslos über die Ausmaße, die das hat.

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Frances2
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Beitrag Di., 24.12.2024, 12:34

Mein Therapieziel ist nicht Beziehungsstress klären, sondern ich wollte in dem Gespräch abzuklären, ob eine weitere Therapie bei dem Therapeuten möglich und sinnvoll ist. Das Gespräch lief aber in eine ganz andere Richtung und erst dann ging es um Beziehungsstress.
Ich denke, es ist auch nicht ungewöhnlich, dass vor allem bei Bindungstraumata die therapeutische Beziehung so eine Bedeutung hat.
Genau deshalb ist zum Ende Ende der Therapie der Ablösungsprozess so wichtig (für den ich aber nicht alleine zuständig bin).
Genau das würde ich gerne klären: Welche Rolle hat das gespielt bei meinem Umzug, warum bespreche ich solche Entscheidungen nicht mit ihm, wie lerne ich anders / besser mit den Themen Verlust, Trauer, Abschied und Trennung umzugehen, welche Strategien gibt es, wenn bei best. Auslösern die traumatischen Erinnerungen / Gefühle wieder hochkommen, die dann eine Intensität haben, die mich überfordert.
Das war zwar auch schon Thema in der ersten Therapie, aber in diesem Jahr war es so präsent, dass ich überhaupt keine Zeit hatte, das auch nur annähernd zu verarbeiten und dadurch bin ich in eine schwere Krise geraten.
Natürlich ist es wichtig, andere Beziehungen in meinem Leben zu haben und es ist nicht so, dass es die gar nicht gibt.
Ich habe auch hier wieder Menschen kennengelernt. Trotzdem fühle ich mich häufig einfach verloren.

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candle.
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Beitrag Di., 24.12.2024, 13:04

Frances2 hat geschrieben: Di., 24.12.2024, 12:34 warum bespreche ich solche Entscheidungen nicht mit ihm,
Hast du dazu schon eine Idee warum das so ist?

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Frances2
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Beitrag Di., 24.12.2024, 13:15

Ja, ich denke, ich schütze meine Entscheidung damit vor ihm, weil ich Angst habe, er könnte meine Entscheidung zu sehr beeinflussen. Offensichtlich bin ich nicht überzeugt, wie lisbeth geschrieben hat, dass er mich ja gar nicht von meinem Umzug abbringen könnte. Ich räume ihm damit viel zu viel Macht ein und ja, das ist ein ganz altes Muster.

Die und allen anderen hier wünsche ich auch frohe Weihnachten!

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candle.
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Beitrag Di., 24.12.2024, 13:31

Frances2 hat geschrieben: Di., 24.12.2024, 13:15 Ich räume ihm damit viel zu viel Macht ein und ja, das ist ein ganz altes Muster.
Ja, das ist das alte Muster. Ich würde versuchen da mal einen Bezug herzustellen wo und wie das angefangen hat- vermutlich ja in der Ursprungsfamilie. Und da hatte es sicher seinen Sinn das zu verbergen oder nicht mit einzubeziehen. In Bezug auf den Therapeuten macht das ja gar keinen Sinn mehr, denn der hat ja im Grunde gar nichts mitzureden und du bist erwachsen. Aber das könnte dann korrigiert werden, dass du merkst, dass du ganz alleine Entscheidungen triffst wo dir einfach niemand mehr reinreden kann und du selber absolut dahinter stehst.

Wie gesagt, das hat mit dem Therapeuten selber nichts zu tun, das ist tatsächlich dein Muster was du dann immer wieder "abspulst".

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Arakakadu
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Beitrag Di., 24.12.2024, 23:07

Frances, du hast vollkommen Recht.. mir hat ein Trauma Therapeut Mal gesagt, dass bei Bildungsstörungen Konflikte in einer Therapie unvermeidbar sind und so gut wie immer auftreten.. bin gespannt was bei deiner nächsten Stunde rauskommt

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lisbeth
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Beitrag Mi., 25.12.2024, 11:11

Frances2 hat geschrieben: Di., 24.12.2024, 12:34 Genau das würde ich gerne klären: Welche Rolle hat das gespielt bei meinem Umzug, warum bespreche ich solche Entscheidungen nicht mit ihm, wie lerne ich anders / besser mit den Themen Verlust, Trauer, Abschied und Trennung umzugehen, welche Strategien gibt es, wenn bei best. Auslösern die traumatischen Erinnerungen / Gefühle wieder hochkommen, die dann eine Intensität haben, die mich überfordert.
Und warum muss das für dich unbedingt bei deinem Ex-Therapeuten sein, Frances?
Wenn das deine altbekannten Muster sind, dann werden die sich recht zuverlässig auch in einer neuen Therapie bei einem anderen Therapeuten oder Therapeutin zeigen, aber mit weniger Verstrickung sollte es dann auch besser möglich sein, das gemeinsam aufzudröseln.

Wie seid ihr (du und der Ex-Therapeut) denn beim Abschied verblieben? Irgendwie scheint er nicht besonders erpicht drauf zu sein, die Therapie wieder aufleben zu lassen, wenn du schon auf einem erneuten Termin "bestehen" musst. Auf mich wirkt das fast, als ob du da mit der Brechstange deinen Weg in eine Therapie bei ihm bahnen willst. Wozu? Um dich dann permanent unwillkommen zu fühlen und dich dann wiederum in unzähligen Therapiesitzungen daran abarbeiten zu können?

Kann es sein, dass dieses Festhalten, ja Klammern, am Ex-Therapeuten auch mit Festhalten an alten, vertrauten Mustern zu tun hat? Dass du immer weiter an Menschen zerrst und rüttelst, wo es für dich nichts mehr zu gewinnen gibt, weil du es von früher her kennst und sich das deshalb für dich "normal" anfühlt? Als Kind ist dieses Verhalten Überlebensstrategie, weil die Bindungspersonen für das Kind überlebenswichtig sind. Du bist heute aber kein Kind mehr und hast Handlungsalternativen.

Warum fängst du nicht an, nach vorne zu blicken und diese ganze Energie in die Zukunft (und in eine neue therapeutische Beziehung) zu investieren?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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