Hallo Aufbruch,
es tut mir sehr leid für Dich, daß Du an eine so inkompetente Therapeutin geraten bist.
Und das liegt sicher nicht an einer Verhaltenstherapie allgemein.
Ich kann Montana nur zustimmen...
Du hast nichts falsch gemacht.
Die Tipps die Du von Deiner Therapeutin bekommen hast, sind nichts besonderes...
diese kannst Du nicht nur in Ratgebern lesen, sondern auch in jeder “Frauenzeitschrift“.
Aufbruch hat geschrieben: ↑Mi., 30.08.2023, 16:15
Ablenkung und Wegatmen – wäre ja schön, wenn es so einfach wäre.
Wenn das so einfach wäre, hätten wir alle nicht diese Probleme und die Therapeuten wären alle arbeitslos.
Ein guter Therapeut (egal welche Richtung) geht individuell auf seinen Patienten ein und passt die Therapie den Bedürfnissen des Patienten an.
Je erfahrener ein Therapeut ist, desto größer ist auch sein Repertoire, auf das er zurückgreifen kann.
Mein Therapeut macht offiziell bei mir eine Verhaltenstherapie. Jedoch in Wirklichkeit macht und versucht er sehr viele verschiedene Dinge bei/mit mir.
Ich bin wirklich kein einfacher Patient, daß weiß ich auch und trotzdem gibt er nicht einfach auf, nur weil es schwierig oder kompliziert mit mir ist.
Er ist scheinbar noch lange nicht mit seinem “Latein“ am Ende.
Oft habe ich das Gefühl, daß mein Therapeut mich besser versteht und kennt, als ich mich selber.
Und ein Guter Therapeut beleuchtet auch die Hintergründe für die Verhaltensweisen und Problematiken. Auch dies sollte ganz unabhängig von der eigentlichen Richtung sein.
Das Wichtigste ist eigentlich die Erfahrung des Therapeuten und eben auch das Zwischenmenschliche zwischen dem Therapeuten und Patienten.
Wenn man sich nicht “wohlfühlt“ oder kein Vertrauen aufbauen kann, kann man sich auch nicht öffnen, was wiederum aber eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist.
Und dieser Prozess des Vertrauens kann bei manchen auch länger brauchen, wenn man diesbezüglich eh schon Probleme hat.
Eine Therapie in nur 12 Sitzungen funktioniert vielleicht bei sehr kleinen Problematiken. Dies dürfte jedoch sehr selten der Fall sein. Denn wer geht schon bei wirklich kleinen Problemen gleich zu einem Therapeuten?
Um auch noch mal auf dieses “Verliebtheitsgefühl“ einzugehen...
oft ist dies kein Verliebtheitsgefühl im eigentlichen Sinne, sondern eher das Gefühl, da ist endlich mal jemand, der sich dafür interessiert wie es mir wirklich geht und will mir ehrlich helfen.
So ähnlich ist es zumindest bei mir. Ich hatte leider schon in meiner Kindheit die Erfahrungen machen müssen, daß es niemanden interessiert,...
wie ich mich fühle, was meine Bedürfnisse sind, oder auch ob ich Hilfe brauche.
Ich musste alles mit mir alleine ausmachen.
Und da sind wir auch schon bei den Bedürfnissen.
Aufbruch hat geschrieben: ↑Do., 24.08.2023, 21:09
Die Maßnahmen, die sie mir im Laufe der Zeit vorgeschlagen hat, waren
- soziale Kontakte reaktivieren (habe ich gemacht)
-
meine Bedürfnisse äußern (die kenne ich selbst nicht so gut)
- Entspannungsübungen machen (schaffe im Moment nur Atemübungen)
- Dinge tun, die mir gut tun (schwierig, wenn mir die Anspannung im Wege steht)
Das sollte man mal genauer schauen, warum Du Deine Bedürfnisse nicht, oder nicht gut kennst.
Denn jeder Mensch hat normalerweise Bedürfnisse.
Vielleicht traust Du Dich auch nur nicht, eigene Bedürfnisse zu haben und kannst diese deshalb nicht wahrnehmen oder benennen.
Da gibt es einige ursächliche Möglichkeiten, warum Du diese nicht kennst oder benennen kannst.
Auch Deine “dauerhafte“ Anspannung (Hyperarousal, ggf. auch Hypervigilanz) hat ja Ursachen/Hintergründe warum dies so ist.
Sicher können Atem- oder Entspannungsübungen helfen, aber das eigentliche Problem nicht lösen, somit kann es in den meisten Fällen eigentlich nur kurzfristig mal helfen.
Auch hier gibt es viele ursächliche Möglichkeiten, warum dies bei Dir so ist und die sollte man ergründen, denn die “Behandlung“ kann da auch sehr unterschiedlich sein.
Eine Verhaltenstherapie ist normalerweise keine reine Symptombekämpfung, sondern arbeitet auch an den Ursachen. Sollte zumindest so sein.
Um auch mal auf den Punkt von diagnostisch durchchecken lassen einzugehen.
Wichtig ist zuallererst körperliche Ursachen ausschließen zu lassen und wenn klar ist, daß es psychische Ursachen hat, sollte dies natürlich auch genauer diagnostiziert werden.
Da bei unterschiedlichen Ursachen eben auch die Therapie dessen unterschiedlich sein kann.
Ob man dazu gleich einen Psychiater oder gar eine Klinik braucht, bezweifel ich aber.
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